Normac – North Mc Raven
The Arrival
( oder wie Normac seine ersten Schiffe bekam )
Normac hatte das MAGNUS-System erreicht. Entspannt saß hinter den Kontrollen seiner Laddie.
Er sah sein Schiff immer als eine Art weiblichen Kumpel obwohl das der Name so gar nicht vermuten ließe.
Es würde nicht mehr all zulange dauern und er würde die Position des Headquarters erreichen.
Ein neuer Lebensabschnitt - ein neuer Anfang? In Gedanken ließ er die Ereignisse der letzten Zeit nochmal,
wie einen Film vor seinem inneren, geistigem Auge ablaufen.
Vor nicht ganz drei Jahren war er als Captain aus dem aktiven Dienst der UEE ausgeschieden und hatte die
Tiger‘s Claw, den Bengal-Klasse-Träger auf dem er zuletzt stationiert war, verlassen. Er war Kampfpilot,
einer der besten, wie seine Vorgesetzten sagten, er selbst war sich da nicht so sicher.
Normac erinnerte sich fast noch genau an jedes Detail der vergangen Zeit. In letzter Zeit war er immer häufiger
Spezialeinsätze für den Geheimdienst der UEE geflogen. Angefangen hatte es als reine Taxi-Mission indem er
Agenten der UEE auf seinem Co-Sitz irgendwo abgeliefert oder abgeholt hatte.
Dann waren die Einsätze brenzliger geworden und er hatte fast immer nur noch den selben Passagier.
Ron Tekener, Spezial-Agent. Es kam vor das er mit ausstieg und Ron auf seinen Einsätzen begleitete, so wurden
sie schließlich Freunde. Aber auch das war jetzt erstmal vorbei.
Die ersten Wochen im Zivilleben waren ziemlich hart, zwar hatte er Pläne gemacht was er alles so anfangen wollte,
aber trotzdem fühlte er sich leer und Antriebslos. Immer wieder träumte er von den letzten Einsätzen und den
Kameraden auf der Claw. Und dann kam der 23.04.2939, der Tag den er sein Leben lang nie vergessen würde!
Er stand morgens mal wieder viel zu spät auf und rief, noch am Bettrand sitzend, seine Nachrichten vom Privat Com ab.
Da war eine private Nachricht von Ron. Er wollte sich mit ihm treffen, hätte eine Überraschung für ihn. Und obwohl ihm,
nach allem was erlebt hatte eigentlich nichts mehr aufregen sollte, war er doch aufgewühlt wie ein Schuljunge.
Sie trafen sich am späten Nachmittag, in einem Pub, am alten Hafen von Stanton III. Nachdem sie sich in die Arme
gefallen waren und den üblichen Klatsch und Tratsch über alte Bekannte ausgetauscht hatten, und zwei „Laddie Ten“
später kam Ron endlich zur Sache.
Er warf eine Mappe auf den Tisch und sagte. „Mach auf!“ Er schüttete den Inhalt der Mappe auf den Tisch.
Lauter Papiere? Er nahm sie auf und traute seinen Augen kaum! Das waren Schiffsdokumente, Eigner-Dokumente
für eine F7C Super Hornet, aber nicht irgendeine Hornet! Nein, das war seine alte Laddie!
Er war ganz aus dem Häuschen: „Mensch Ron wie hast Du das gemacht?“. „Oh, das war gar nicht so schwer, aber
freu Dich nicht zu früh, die Laddie hatte ja wohl schon ein paar Jahre auf dem Buckel als Du Sie übernommen hast,
und geschont hast Du sie ja auch nicht gerade. Aber den Vogel abgeschossen hat Dein Nachfolger, im wahrsten Sinne
des Wortes. Er ist mit nem‘ Asteroiden kollidiert und hat sie zu Klump geflogen“.
„Die Papiere hier verbriefen nur was noch von ihr übrig ist. Aber ehe Dir jetzt die Tränen kommen, ganz so schlimm
wie das sich jetzt anhört ist es nun auch wieder nicht. Etwas Farbe, ein paar Ersatzteile, einen Teil deiner Abfindungen,
viel Arbeit und in n‘em halben Jahr fliegt sie wieder“.
„Wir suchen Dir n‘en netten kleinen Hangar und dann kanste loslegen. Ich werde doch nicht zulassen das mein bester
Kumpel hier versauert und vor lange Weile eingeht. Und wenn sie dann wieder fliegt habe ich vielleicht einen Job für Dich.
Ich hab dem Admiral die Laddie nicht ganz umsonst abgeschwatzt. Wir hätten da unter Umständen Bedarf an einem freien
Mitarbeiter. Überleg‘s Dir, aber jetzt lass uns erst mal Einen, auf die guten Neuigkeiten trinken.“
Normac wusste immer noch nicht ganz wie ihm geschah, er bedankte sich überschwänglich und sie fingen an die Flasche
„Laddie Ten“ zu leeren, zu flachsen und von alten Zeiten zu erzählen. Und dann platzte das zweite Highlight des Tages
unvermittelt in ihre Unterhaltung. Es näherte sich ihrem Tisch, schnell, rothaarig und mit grünen Augen. Normac war hin
und weg, aber sie beachtete ihn überhaupt nicht und steuerte schnurstracks auf Ron zu.
„He, Ron warum antwortest Du eigentlich nicht auf meine Nachrichten? Ich hab Dir, gefühlte 1000 mal, auf Deinen Com gepostet.
Ich könnte jetzt echt mal Deine Hilfe brauchen!“ Ron ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „He, he Schwesterchen, jetzt komm mal
wieder runter setzt Dich hin und trink was mit uns. Das ist übrigens mein alter Freund Normac.
Normac das ist Gwyn meine kleine Schwester.“
Sie setzte sich zu ihnen an den Tisch. „North McRaven“ stellte sich Normac vor. „Hi“ antwortete sie. Und während sie gerade
begannen sich miteinander bekannt zu machen, machte sich plötzlich Ron's Com lautstark bemerkbar. Er nahm das Gespräch an
und man konnte sehen wie er ganz blass wurde. „He Leute, da ist gerade ne' mittlere Katstrophe passiert. Ich muss sofort weg.
Ich melde mich sobald ich kann“. Ron schnappte sich seine Sachen und verschwand.
Gwyn machte einen resignierten und leicht niedergeschlagenen Eindruck. „Das macht er ständig mit mir. Dabei ist es diesmal
wirklich wichtig. Ich habe Angst die Beauty zu verlieren“. Und sie fing an Normac ihre Geschichte zu erzählen.
Gwyn war freier Frachter Captain. Sie hatte die „Beauty of the Sky's“ von ihren Eltern geerbt. In letzter Zeit liefen die Geschäfte
aber nicht so gut, sie stotterte noch immer die Kosten des letzten Dockaufenthalts der Beauty ab und jetzt hatte sie auch noch ein
Geschäftspartner übers Ohr gehauen. Sie stand kurz davor die Beauty, die ja sowieso schon zur Hälfte der Bank gehörte, zu verlieren.
Sie begannen die Probleme zu analysieren und nach Lösungen zu suchen. Normac bot seine Hilfe an und über Gwyns Probleme hinaus
entwickelte sich ein sehr intensives Gespräch, die Zeit verging wie im Flug. Schließlich vereinbarten sie das Normac sich an der Beauty
beteiligen würde, zunächst nur als stiller Teilhaber. Er könnte ja einspringen wenn mal Not am Mann bzw. an der Frau war. Erst brauchte
er ja mal Zeit um die Laddie wieder flott zu machen.
Gwyn war jetzt deutlich entspannter und man merkte ihr die Erleichterung aber auch ihre Müdigkeit an. Sie verabschiedeten sich und
verabredeten sich für den nächsten Tag um alles genau zu regeln und den Papierkram zu erledigen.
Obwohl es schon recht spät war und er schon einiges getrunken hatte war Normac noch kein bisschen müde. Nein ganz im Gegenteil
er war plötzlich richtig unternehmenslustig. Und so richtete sich seine Aufmerksamkeit auf einen der Nachbartische an dem ein Pokerspiel im Gang war.
Er war eigentlich kein besonders guter Poker-Spieler, bei den Spielen auf der Claw, an denen er bisher teilgenommen hatte, war es ja
auch nie um größere Einsätze gegangen. Trotzdem hatte er plötzlich Lust auf ein Spielchen und so lud er sich selbst kurzerhand in die
Poker-Runde am Nachbartisch ein.
Der Hauptgrund für die fröhliche Stimmung an seinem neuen Tisch war offenbar ein junger Ensign der UEE mit einem ziemlich losen
Mundwerk der nicht merkte wie ihn die Veteranen am Tisch auf die Schippe nahmen. Normac schätzte ihn als Angeber ein der vermutlich
von Beruf Sohn war, wenn er gerade keine Uniform trug.
Es entwickelte sich eine lebhafte Poker-Runde bei der sich seine Gewinne und Verluste in Grenzen hielten. Und dann kam es ganz plötzlich
und völlig unerwartet, das dritte Highlight des Tages. Es lag schon ein ziemlicher Pott auf dem Tisch und da hatte er dieses super Blatt
auf der Hand. Alle was ihm durch den Kopf ging war „Hoffentlich sieht man mir nicht an was ich jetzt denke“.
Ganz im Gegensatz dazu schien sich das Greenhorn von der UEE keine Gedanken darüber zu machen, denn obwohl er offensichtlich
mittlerweile Pleite war, schien er der Meinung zu sein das jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen war den Pott einzusacken. Er war
sich sogar so sicher, das er die Eigner-Papiere einer Origin 325a setzte. Hatte Papi ihm wohl zum Abschluss der Militärakademie
geschenkt. Man musste die Familie Kohle haben.
Aber er hätte mal besser auf Normac's Gesicht geachtet denn da das heute Normac's Glückstag war, war Normac's Blatt auch das höchste.
Und so kam es das Normac am Ende des 23.04.2939 Eigner seiner F7C Super Hornet, einer halben Freelancer und einer nagelneuen
Origin 325a war. Zudem hatte er Gwyn kennen gelernt, er war Gwyns Geschäftspartner und demnächst auch um einen großen Teil seiner
Abfindung, die er von der UEE erhalten hatte, ärmer.
Am nächsten Tag traf er sich mit Gwyn in einem netten kleinen Kaffee am Rande eines Industrie Komplexes in der Nähe des Raumhafens.
Sie besprachen alles noch einmal in Ruhe, unterzeichneten alle notwendigen Dokumente und kamen sich dabei auch menschlich näher.
Aber das ist eine andere Geschichte.