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Picollo

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Blogbeiträge von Picollo

  1. Picollo
    Drifters (Part Four)
     
    Anmerkung vom Verfasser des Original Dave Haddock: Drifters: Teil Drei wurde ursprünglich in Jump Point 5.4 veröffentlicht.
    https://robertsspaceindustries.com/comm-link/serialized-fiction/17923-Drifters-Part-Four
     
     
     
    Die Schüsse hallten immer noch in der massiven Landebucht wider. Das schrille Wimmern dröhnte in Mags Ohren, aber sie war auf Trin fixiert und beobachtete, wie das Blut aus ihrem Körper in das schmutzige Gitter sickerte. Sie spürte, wie Kel sich neben sie bewegte. Er hatte seine Hände hochgehalten, so hoch wie konnte.

    Mags sah zu Ozzy auf. Er hatte die Pistole immer noch im Anschlag. Sein Gesicht war verzerrt, erfüllt von Wut. Kurz bevor er Trin erschoß, hatte er sie beschuldigt, ihn zurückgelassen zu haben. Vor Jahren, damals, als sie beide bei den Souther Titans waren, ging ein Job schief, und Ozzy wurde erwischt. Er verlor fünf Jahre seines Lebens in der Strafvollzugshölle von Quarterdeck, während sie davonkam. Mags konnte nicht sagen, daß es eine völlige Überraschung war. Trin hatte ihr mehr als einmal gedroht, zuletzt, sie zu erschießen und sie aus einer Luftschleuse zu werfen. Jedenfalls, hoffentlich in dieser Reihenfolge.

    "Was willst du gegen sie unternehmen?", fragte der Typ, der wie ein Spektrum-Show-Opa aussah.

    Ozzy löste sich endlich von Trin und sah Mags und Kel an. Die Wut verblasste, als er seine Pistole in den Halfter steckte.

    "Laß sie gehen, Jack."
     
    Der alte Mann lachte eines dieser tiefen, bauchigen Lacher.
     
    "Du bist schon zu lange aus der Herde, Kleiner. Die Titans lassen keine Zeugen laufen."
     
    "Jack." Ozzy starrte ihn an. "Laß sie in Ruhe."
     
    Der blinde Jack Sticha, sie erkannte ihn wieder. Definitiv nicht das, was sie sich anhand seines Rufes vorgestellt hatte. Vielleicht war das sein Trick. Sie sah, wie er eine Pistole zog, außer Sichtweite von Ozzy.
     
    "Wenn du Leute mit Groll weggehen lässt, handelst du die nur Kopfschmerzen ein", sagte er, als würde er einem Kind die Fakten des Lebens erklären. Sein Daumen klickte leise die Sicherung aus.
     
    Mags wurde klar, daß sie nicht mehr viel Zeit hatte.
     
    "Ich kann Euch hier rausholen", platzte sie heraus. Blind Jack zögerte. Sie fuhr fort, bevor er es sich anders überlegen konnte. "Levski ist abgeriegelt. Wißt Ihr denn einen Weg hier raus?"
     
    Blind Jack sagte nichts. Ozzy gab ihr ein kurzes Kopfschütteln, das sagte, das willst du nicht wirklich tun.
     
    "Ich weiß, wie wir Euch hier raus bringen." fuhr Mags fort. Ihre Gedanken rasten. Früher, als sie mit Frank McGarr unterwegs war, mußten sie schonmal die eine oder andere Hürde nehmen. Weiß der Teufel, ob die gleichen Tricks bei Delamar funktionieren würden. Außerdem, wenn sie sich an das Eriesium halten konnte, würde sie vielleicht eine Möglichkeit finden, es zurückzustehlen. "Scheint mir, als hättet Ihr gerne einen Vorsprung vor den Four Point-Kämpfern haben wollen, die hier herumstreifen."
     
    Sie konnte sehen, dass Blind Jack ganz genau wußte, wovon sie sprach. Vielleicht war er sogar derjenige, der die Attentäter in ihre Richtung gelenkt hatte.
     
    "Du lässt Kel laufen", sagte sie und machte einen Schritt auf Blind Jack und Ozzy zu, "und ich bringe Euch hier raus."
     
    Blind Jack sah Kel an, der wie erstarrt da stand. Seine Hände griffen immer noch nach dem Himmel.
     
    "Dein Glückstag, Banu", sagte er und winkte den anderen Titans zu. Sie ließen ihre Waffen sinken und begannen sich zurück zu ziehen. Ozzy warf Trin einen letzten Blick zu, dann hob er die Kiste mit dem Eriesium hoch.
     
    "Nach Dir", winkte Blind Jack Mags zu. Sie blickte zurück zu Kel.
     
    "Captain Mags . .", stammelte er, als er seine Hände senkte.
     
    "Wir sehen uns wieder." Sie kniff seinen Arm, dann zog sie sich zurück und ging mit den Titans in die Luftschleuse.
     
    Sie schenkte ihm ein letztes, beruhigendes Lächeln, als sich die Luftschleuse schloss.
     
     
     
     
     
    Kel stand ein paar Augenblicke lang da, unsicher, was er tun sollte. Er schaute sich um. Die Mechaniker, die hier rumgehangen hatten, liefen wohl weg, als die Schießerei begann. Sie hatten ihre Musik laufen lassen. Seltsames menschliches Wimmern dröhnte und untermalte die Szene mit bizarren Klängen.
     
    Schließlich handelte er und ging zu Trins Leiche, aber da war so viel Blut. Er wusste nicht einmal, wo er anfangen sollte, also drückte er einfach auf die Wunden.

    "Heilige Scheiße!"

    Kel zuckte bei der neuen Stimme zusammen. Er schaute zur Luftschleuse hinüber und sah Honan Yao, der eine Tüte mit Essen zum Mitnehmen umklammerte. Er mochte immer noch high sein, die schwarzen Drogenflecken an seinem Arm erstreckten sich jetzt bis runter zu seiner Hand, aber er verhielt sich nicht so.

    "Hat sie schwer erwischt?", fragte Kel hilflos. "Was ich tun?"
     
    Yao rannte zu Trin hinüber und begann, sie zu untersuchen, prüfte ihren Puls, sah sich ihre Pupillen an.
     
    "Sie lebt, aber nur gerade so." Er sagte es mit einer Selbstverständlichkeit, die Kel noch nie von ihm gehört hatte. "Wir müssen sie zum Schiff bringen. Sofort!"
     
    Kel packte Trins Beine und sie schafften sie schnell in die Harlequin. Drinnen angekommen, räumten sie den Tisch im Gemeinschaftsraum und legten sie ab. Yao machte sich auf den Weg zu seiner Koje.
     
    "Drück weiter auf die Wunden!", rief er, während er in seiner Schlafkoje herumwühlte und Tüten, leere Bierdosen und Essensverpackungen auf den Boden warf. Wenige Augenblicke später tauchte er wieder auf und trug einen seiner Kleidersäcke.
     
    Er warf ihn auf die Bank und wühlte sich durch die Kleidung, bis er eine Stofftasche fand, der ganz unten vergraben war. Er öffnete den Verschluss, fand eine einfache Feldapotheken-Ausrüstung und legte schnell ein Handbiometer an, das leise einen dezenten Herzschlag anzeigte.
     
    Kel trat zurück, während Yao sich an die Arbeit machte. Der Banu wusch sich das Blut von den Händen.
     
    Yao hängte sie an den Sauerstoff und führte eine Reihe von schnellen Injektionen durch. Trins Vitalwerte flatterten, während er einige makellose chirurgische Geräte bereit legte.
     
    Kel näherte sich vorsichtig und fummelte an der Captain-Levo-Figur herum, die er an dem Stand auf dem Grand Bazaar gekauft hatte.
     
    Yao bewegte sich präzise und gekonnt. Kel war beeindruckt; er schien kaum noch derselbe Mensch zu sein, der beim Flicken von Laserwunden eingeschlafen war. Er zog vorsichtig drei der Kugeln heraus, die noch in ihr steckten, und machte sich dann daran, die inneren Blutungen zu stillen.
     
    Kel blieb, bis ihm klar wurde, daß er nichts beizutragen hatte. Er ließ sich in den Nebenraum treiben und begann, Informationen über die Figur des Captain Levo nachzuschlagen, alles, um sich von der Tatsache abzulenken, daß Trins Leben auf dem Spiel stand. Mehr noch, er machte sich auch Sorgen um Mags und dachte an ihr tapferes Opfer, um ihn zu retten.
     
    Stunden vergingen. Kel hatte alles gelesen, was er in die Finger bekommen konnte, und hat schon ein paar Episoden der ersten Staffel von Voyage Beyond, der Serie, in der die Figur zum ersten Mal vorgestellt wurde, gesehen. Captain Levo mußte zwei Staffeln davon durchstehen, bevor er seine eigene Serie bekommen würde.
     
    Schließlich schlurfte Yao in den Raum und ließ sich auf die Bank neben Kel fallen. Er schleppte eine Dose Bier herbei, hebelte sie auf und nahm einen langen Schluck.
     
    "Ist sie repariert?" brachte Kel endlich den Mut auf, zu fragen.
     
    Yao nahm noch einen Schluck und lehnte sich vor.
     
    "Ja, alles gut", antwortete er.
     
    Kel nickte und klopfte Yao auf die Stirn, als menschliches Zeichen der Zuneigung, das er vor ein paar Monaten gelernt hatte.
     
    "Danke, Kumpel." Yao trank den Drink aus. "Ich werde sie im Auge behalten, aber ihre Vitalwerte sind gut und sie spricht gut auf die Medikamente an. Sie wird wahrscheinlich bald wieder aufstehen."
     
    "Das ist schön zu hören", sagte eine andere Stimme aus der seitlichen Luftschleuse. Kel und Yao sahen hinüber.
     
    Arno und Osane, Attentäter des Four PointsVerbrechersyndikats, traten vor. Ihre Waffen waren auf die beiden gerichtet. Kel nahm mal wieder die Hände hoch.
     
    Das wurde langsam zur Gewohnheit.
     
     
     
     
     
    Direktor Devin schritt vorsichtig durch den Tatort. Er konnte Spuren von Ozon in der Luft riechen, die von der EMP-Granate stammten. Nach dem, was er sich zusammenreimen konnte, waren es irgendwo zwischen drei und fünf Kämpfer, aber das war auch schon alles, was er sich zusammen reimen konnte. Vage Beschreibungen. Keiner war bereit, etwas Substanzielles anzubieten.
     
    Das ganze Chaos, weil ein Geschäft schief ging. Sechs Tote. Acht Verwundete.
     
    "Nur weil irgendein Geschäft schief ging." Er schüttelte den Kopf und sah sich die Szene noch einmal an. Das war die Art von Aggro-Nonsens, die ihn vor all den Jahren aus dem 'zivilisierten' Raum vertrieben hatte.
     
    Einer seiner örtlichen Beamten (die Volksallianz mochte den Begriff 'Polizei' nicht verwenden) namens Riegert trat in die Bar und winkte. Devin winkte ihn herein. Der junge Beamte ging leise die Treppe hinunter, vorsichtig um die Leichen und Blutlachen herum, um sich Devin zu nähern.
     
    "Direktor", sagte er mit einem ehrerbietigen Nicken. Er fühlte sich sichtlich unwohl in der Nähe der Leichen. Devin wünschte sich, er könnte sich an die Zeit erinnern, als sie ihn noch gestört hätten.
     
    "Was gibt es, Riegert?"
     
    "Wir haben Berichte über Schüsse auf einer der Landeplattformen."
     
    Devin murmelte vor sich hin.
     
    "Irgendwelche Zeugen?", fragte er schließlich.
     
    "Nein, Sir."
     
    "Natürlich nicht", sagte er und schüttelte erneut den Kopf.
     
    "Ist das alles?"
     
    Riegert zögerte.
     
    "Was."
     
    "Einige der Wartungstechniker untersuchten eine verstopfte Entlüftung in Unterabteilung zwei", schob Riegert unbehaglich nach. "Sie fanden Phillip Desmond darin. Tot."
     
    Devin zog einen der nahe gelegenen Barhocker hervor und setzte sich. Er nippte an einem verlassenen Drink an der Bar, während er nachdachte. Phil war ein langjähriger Einheimischer. Er trank nicht einmal, also kann er unmöglich hier gewesen sein, als der Kampf ausbrach. Das gerät aus dem Ruder.
     
    Er stieß sich vom Hocker ab und ging zum Ausgang. Riegert folgte ihm.
     
    "Ich möchte, daß Sie die Wohnbereiche abriegeln. Fordern Sie Freiwillige an, um den Frieden zu sichern."
     
    "Ja, Sir." Riegert beeilte sich, Schritt zu halten, ohne in Blut zu treten.
     
    Devin kam langsam zum Stehen, als ihm eine Erkenntnis kam.
     
    "Alle Hangars werden über das Notfallsystem geleitet, richtig?"
     
    "Ich glaube schon."
     
    "Schalten Sie die Notstromgeneratoren ab. Nur für den Fall." Devin begann wieder zu laufen.
     
    "Okay."
     
    Sie traten aus dem Café Musain und gingen zum Geländer mit Blick auf den Grand Bazaar, auf dem schon fast wieder der übliche Trubel herrschte. Direktor Devin musterte die Gesichter.
     
    "Trommelt alle Beamten zusammen, die wir noch haben. Wer immer das getan hat, ist immer noch hier. Da sie unserer Abriegelung nicht entkommen können, will ich in die Tunnel gehen, um sicherzugehen, daß sie keine anderen Auswege haben."
     
    "Verstanden."
     
    "Und gebt die Waffen aus", fügte Executive Devin leise hinzu. "Ich habe das Gefühl, wir werden sie brauchen."
     
     
     
     
     
    Die Souther Titans hatten eine große Landebucht übernommen und sie mit einer Handvoll kleinerer Jäger, Speedrunners und Frachtmaschinen vollgepackt. Es stellte sich heraus, daß der Hinterhalt bei der Harlequin nur ein kleiner Teil von ihnen war. Mags zählte etwa zehn weitere.
     
    Sie alle lungerten außerhalb ihrer Schiffe herum, als Blind Jack mit ihrer Beute zurückkehrte. Er hatte bereits Mags' MobiGlas und Waffe an sich genommen. Ozzy hatte auf dem ganzen Rückweg kein Wort zu Mags gesagt, er trug nur die Kiste mit der unbezahlbaren Beute an Eriesium. Sie konnte sehen, daß er den Titans auch nicht ganz traute.
     
    Drinnen angekommen, wandte sich Blind Jack wieder an Mags.
     
    "Na, wie sieht's aus, kleine Lady?", sagte er mit seinem typischen Grinsen. "Das ist jetzt deine Show."
     
    "Mit meinem Mobi wäre es einfacher", sagte sie schroff und hielt ihm die Hand hin.
     
    "Nee, ich glaube, das behalte ich."
     
    Mags warf einen Blick zu Ozzy und dann wieder zu Jack. Ein paar der anderen Titans standen auf, als sie begann, den Landeplatz zu überqueren. Auf der anderen Seite befand sich ein altes Büro, das ursprünglich für den Flugbetrieb auf diesem Landeplatz genutzt wurde. Das Innere war komplett entkernt worden, Drähte baumelten aus offenen Paneelen wie verrostete Eingeweide.
     
    In den frühen Tagen von Levski hatte jeder Landeplatz ein eigenes Flugkontrollsystem, wahrscheinlich um einen stetigen Strom von Frachtschiffen zu gewährleisten, die die Mineralien, die die Station aus dem Asteroiden gewann, abtransportierten. Als die Volksallianz die Station übernahm, faßte sie alle separaten Flugkontrollsysteme in einem einzigen Terminal zusammen.
     
    Mags stapfte durch den verstreuten Müll, die kaputten Maschinen und verbrauchten Flaschen in Richtung des klaffenden Lochs, in dem einst das Kontrollzentrum stand. Ein paar Titans hatten sich am Fenster postiert, um ein Auge auf sie zu werfen. Sie beobachteten sie mit der Art von Blicken, mit denen sie in der Vergangenheit zu kämpfen gehabt hatte. Sie taktierte ein paar behelfsmäßige Waffen, falls die Dinge nach hinten losgingen, und wühlte sich dann durch die Drähte in der Wand.
     
    Das war ein alter Trick, den sie früher angewandt hatte, als sie von hier aus Betrügereien durchführte. In ihren ersten Tagen hier hatte die People's Alliance gerade herausgefunden, daß jeder Kriminelle mit einem halben Gehirn ihre Gastfreundschaft ausnutzen und Levski als perfektes Versteck benutzen konnte. Wenn sie Wind davon bekamen, dass jemand etwas Böses im Schilde führte, versuchten sie mit dem gleichen Abriegelungstrick, das 'kriminelle Element' zu identifizieren, um es zu 'verbannen'.
     
    Frank hatte einen Weg gefunden, die Abriegelung zu umgehen. Obwohl sie alle Steuerungen von den verschiedenen Landebahnen in ein einziges, zentrales Terminal umgeleitet hatten, wußten sie nicht, dass ein Teil dieser Kabel mit Backup-Generatoren verbunden war, die sich bei einem katastrophalen Stromausfall automatisch öffnen oder schließen ließen. Man musste sie nur anzapfen, dann konnte man den Lockdown umgehen.
     
    Sie suchte in einem der alten Verstecke nach dem Handheld-Terminal, das sie zur Steuerung benutzt hatten. Zu ihrer Überraschung war es noch da und hatte sogar noch frische Batterien. Es muss noch einige Einheimische geben, die den gleichen Trick anwenden. Sie legte das Terminal beiseite und begann, die Handvoll Drähte nach denjenigen zu durchsuchen, die zur Flugkontrolle führten.
     
    Ozzy betrat den Raum. Er warf einen Blick auf die Titans, die Wache hielten, dann stellte er die Eriesium-Lockbox neben Mags ab und setzte sich darauf.
     
    "Was zum Teufel glaubst du, was du da tust?"
     
    "Deine neuen Freunde hier rausholen", antwortete sie, ohne sich umzudrehen. "Ist es nicht das, was du willst?"
     
    "Du solltest nicht hier sein."
     
    "Er wollte uns beide umbringen", schnauzte sie zurück. "Außerdem, warum zum Teufel kümmert dich das?"
     
    "Ich habe dir einen Gefallen getan", sagte Ozzy nach einer langen Pause.
     
    "Sie war deine Schwester", sagte sie, als sie ihn wieder ansah.
     
    "Als ich damals in QuarterDeck eingebuchtet war ...", er schweifte gedankenverloren ab, dann versuchte er, die Richtung zu wechseln. "Wir beide, Trin und ich, kamen in Jugendstrafanstalten im ganzen Verse. Die Schlimmsten der Schlimmen. Wir landeten in einem, fingen an es aufzumischen, und sie verfrachteten uns in ein anderes. Ich war also mein ganzes Leben lang in Gefängnissen. Aber nach einem Monat in QuarterDeck, einem. . . habe ich das gemacht."
     
    Er zeigte Mags seine Unterarme. Zwei lange, gezackte Narben waren zwischen dem Gewirr von Tätowierungen versteckt.
     
    "Die Dinge, die ich tun mußte, um da unten zu überleben ... Ich kann sie nie vergessen." Ozzy stand auf und schritt um das Schließfach herum. "Sie hat mich dorthin gebracht. Sie hat mich an diese Agenten verfüttert und hatte nicht mal den Mumm, es zuzugeben. Siehst du, Trin ist eine Überlebenskünstlerin, das war sie schon immer, aber sie denkt nie daran andere Leute in diese Scheiße einzubeziehen. Sie würde tun, was sie tun muss, um ihren Weg zu gehen. Andere Menschen sind nützlich, wenn sie nützlich sind. Wegwerfbar, wenn sie es nicht sind. Ich weiß, daß Du es in ihr gesehen hast."
     
    Mags war still. Das hatte sie durchaus. Das erste Mal, als sie Trin davon überzeugt hatte, daß die Harlequin ohne den vorherigen Kapitän besser dran war. Das zweite Mal, als Trin kurz davor war, sie aus der Luftschleuse zu werfen.
     
    "Sie hätte sich irgendwann gegen dich gewendet, Mags. Und wenn du wirklich glaubst, daß sie dir auch nur einen einzigen Credit aus diesem Eriesium überlassen hätte ... dann bist du noch verrückter als sie."
     
    Mags überlegte kurz und wandte sich dann wieder der Verkabelung zu. In der nächsten Bündel fand sie die richtigen. Sie trennte die Hangar-Steuerungsdrähte vom Rest und steckte die Anschlusspunkte in das Handterminal.
     
    "Gut", sagte sie, während sie das Terminal einschaltete. Es durchlief seine Startsequenz, während es sich den Protokollen des Hangars abglich. "Ich schätze, das spielt jetzt keine Rolle mehr."
     
    "Ja?"
     
    "Weil wir gleich frei sein werden", sagte sie und führte den Befehl zum Öffnen des Hangars aus.
     
    Es passierte nichts.
     
    "Tja, Scheiße."
     
     
     
     
     
    Geräuschfetzen durchdrangen die Dunkelheit. Es schien nichts anderes zu geben. Kein Gefühl. Die Geräusche begannen sich langsam zu kristallisieren, und bald konnte Trin einzelne Worte heraushören. Ihre Augen fühlten sich immer noch schwer an, als würde sie langsam aus einem tiefen Schlaf erwachen, aber ihr Körper war noch nicht bereit, aufzustehen.
     
    Schließlich öffnete sie ihre Augen. Das Licht flutete herein und überwältigte zunächst ihre Sinne, während sie darum kämpfte, sich zu konzentrieren. In diesem Moment schlug auch der Schmerz zu. Ein stechender Schmerz in ihrer Brust.
     
    Schmerzen überall sonst. Ihre Glieder waren größtenteils unempfindlich.
     
    Eine Gestalt trat ins Blickfeld. Es war Arno, der Syndikatsschläger aus dem Café Musain.
     
    "Hey, Sonnenschein", sagte er mit einem Grinsen.
     
    Trin sah sich um. Sie befand sich auf der Harlequin. Kel und Yao saßen in der Nähe. Osane, der andere Killer, bewachte sie. Kel winkte ihr zu.
     
    "Was zum Teufel ist hier los?" Trin versuchte, sich aufzusetzen.
     
    "Das würde ich nicht tun", Yao versuchte sich vorzubeugen, aber Osane fixierte ihn mit ihrer Waffe.
     
    Der Schmerz explodierte in Trins Körper, aber sie hatte nicht vor, vor diesen Four-Point-Arschlöchern zu zucken, also nahm sie es einfach hin. Ihre Kehle war auch verdammt trocken. Der Rest kam zurück, als sie nach einer nahe gelegenen Dose Bier griff: Ozzy, Blind Jack und die Titans, das Eriesium …
     
    Trin sah schließlich an sich herunter. Fünf Schüsse, gesäubert und genäht, punktierten ihre Brust. Ihre Kleidung war mit Blut getränkt.
     
    "Verdammt, Doc", sagte sie und stocherte in den Wunden herum. Sie fühlte sich bemerkenswert gut. "Schätze, Sie sind doch nicht so nutzlos. Ich spüre kaum etwas."
     
    "Das sind nur die Drogen", erwiderte Yao. "Wenn sie nachlassen, wird es eine Qual sein."
     
    "Wie auch immer", Trin trank das Bier aus und sah Arno an. "Du weißt, daß wir das Eriesium nicht haben, oder?"
     
    "Wissen wir", Arno schritt umher und inspizierte die verblasste und fleckige Vertäfelung an den Wänden. "Wir wollen wissen, wo sie sie hingebracht hat."
     
    "Wen?"
     
    "Captain Mags ist gehen mit", mischte sich Kel ein, während er nervös hin und her wippte. "Sie uns beschützt."
     
    Trin nickte und schwang ihre Beine vom Tisch, wobei einige verbrauchte blutige Bandagen auf den Boden fielen. Sie testete ihre Füße aus. Sie fühlten sich an wie Gelee. Als sie sich stabil genug fühlte, schlurfte sie hinüber zu ihrer Koje und begann, sich auszurüsten.
     
    "Was glaubst du, wo du hingehst?" Arno stützte seine Hand auf seine Waffe.
     
    "Um sie alle zu töten." Trin überprüfte den Patronenzähler an ihrer Schrotflinte. "Du kannst gerne helfen."
     
     
     
     
     
    "Ich sage dir, es hätte funktionieren müssen", sagte Mags, als sie vor Blind Jack zurückwich.
     
    "Wenn du uns nicht hier rausbringen kannst, dann haben wir nicht viel Verwendung für dich", sagte er, während er mit ihr Schritt hielt.
     
    "Gib mir eine Sekunde", sagte Mags und versuchte, an die anderen Möglichkeiten zu denken, mit denen sich ihre Crew von hier wegschleichen konnte. Das Problem war, daß alle anderen Tricks viel mehr technisches Wissen erforderten, als sie hatte. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Blind Jack seine Pistole zog. "Okay."
     
    "Okay, was?", erwiderte Jack und zögerte mit der Waffe.
     
    "Ich glaube, ich habe etwas", sagte sie, immer noch in Gedanken vertieft. In Wahrheit hatte sie nichts, aber jede Sekunde, die sie noch lebte, war eine weitere Gelegenheit, um zu versuchen, aus der Sache herauszukommen, also mußte sie ihn hinhalten.
     
    "Ich werde mehr als das brauchen", sagte Blind Jack mit einem Kichern. "Und wähle deine Worte sorgfältig."
     
    "Hast du irgendwelche Schiffe, die nicht gelandet sind?"
     
    Blind Jack blickte Ozzy nachdenklich an.
     
    "Klar, wir haben ein paar."
     
    "In den Tunneln gibt es alte Lagerschächte. Sie wurden benutzt, um das geförderte Erz von den Nutzfahrzeugen abzuladen. Sie liegen auf einer völlig anderen Ebene als die Hangarbuchten. Wenn wir da runterkommen, ist es leicht, die Drähte zu überbrücken und die Türen zu öffnen. Wir brauchen nur Anzüge, dann könnt Ihr rausschweben, Euch abholen lassen und weiterfliegen. Der Rest von Euch kann gehen, wenn der Lockdown vorbei ist."
     
    Wieder hat sie sich das alles ausgedacht. Es klang aber logisch. Es gab ein paar große versiegelte Türen unten in den alten Tunneln. Sie dachte dabei an eine ganz bestimmte. Sie war noch nie hindurchgegangen, aber es würde die Lüge sicher gut verkaufen. Es gab nur eine Sache, die sie tun mußte.
     
    "Wir müssen uns aber trennen. Es wird auffallen, wenn wir uns in einer großen Gruppe bewegen." Mags ging zurück zu dem Handheld-Terminal, mit dem sie versucht hatte, die Tür zu hacken. Sie wechselte die Verbindungsdrähte von Daten zu lokalem Kommunikationsnetzwerk. "Ich überprüfe noch einmal, ob der Bereich noch mit Strom versorgt wird."
     
    Auf dem Bildschirm des Terminals rief sie das lokale Netzwerk auf und fand den Namen, den sie brauchte, um ihren Plan zu vollenden, und tippte hastig eine Nachricht ein.
     
    Sie hoffte, daß dies funktionierte ...
     
    Dann drückte sie auf "Senden".
     
     
     
     
     
    Trin wusste, daß Blind Jack immer mehrere Optionen haben wollte, wenn es um Fluchtwege ging. Das war einer der Grundsätze, die er seiner 'Familie' eingebläut hatte. Der Plan war, zuerst die anderen Landeplätze zu durchsuchen und dann zurück in den Grand Bazaar zu gehen. Sie stürzte sich in die Menge, begierig darauf, die besagten wandelnden Toten zu finden.
     
    Sowohl Arno als auch Osane bewegten sich leise. So leise, daß sie gelegentlich vergaß, daß sie da waren. Wer auch immer diese beiden waren, sie hatten ein gutes Training. Das wußte sie von ihrem Kampf im Musain. Sie konnte keine Chance vergehen lassen, wenn es darum ging, sie zu töten. Leider wußte sie auch, daß die Titans in großer Zahl angereist waren, also brauchte sie die beiden, zumindest für den Moment.
     
    Trin bahnte sich einen Weg durch die Menge und studierte dabei die Gesichter. Überall hatten sich Gruppen von schmuddeligen Piloten, die sich über den Startsperre geärgert hatten, in den Hallen versammelt, um sich kollektiv zu beschweren. Vor ihr hakte sich jemand in einem Gang unter.
     
    Irgendetwas an ihm stach Trin ins Auge.
     
    Sie eilte nach vorne und spähte um die Ecke, um einen besseren Blick zu erhaschen.
     
    Er trug einen klapprigen alten Patchwork-Fluganzug und fummelte immer noch an seinem Helm herum. Er schaute sich um, bevor er den Helm aufsetzte, aber das war alles, was Trin brauchte.
     
    Er hatte SoutherTitans-Tätowierungen.
     
    Sie warf einen Blick zurück zu Arno, der ein Auge auf ihn geworfen hatte.
     
    "Wir sind wieder im Geschäft."
     
     
     
     
     
    Mags versuchte, ihren Weg hinunter zu den Lagertüren so lange wie möglich hinauszuzögern, ohne daß es so aussah, als würde sie dies versuchen. Während die meisten Titans sich getrennt hatten, um weniger auffällig zu wirken, blieben Blind Jack, Ozzy und ein weiterer Titan an Mags hängen. Sie kamen an Überresten von Bergbauanlagen vorbei, von denen einige noch aus der Zeit der ursprünglichen Besitzer der Basis stammten. Nach dreißig Minuten des Abstiegs durch die gewundenen Tunnel konnte sie erkennen, dass Blind Jack ungeduldig wurde, also steuerte sie auf das Rendezvous zu.
     
    Der Gang bog ab und öffnete sich dann in einen großen Raum. Zwei massive Doppeltüren nahmen eine der Wände ein. Sie waren zum Glück noch geschlossen. Leere Kisten waren im ganzen Raum gestapelt. Der Boden war mit Steinen und Kieseln von abgebauten Mineralien übersät. Es gab einen erhöhten, versiegelten Laufsteg, der den Raum umgab. Dieses letzte Merkmal war der Grund, warum Mags diesen Raum ausgewählt hatte.
     
    Die meisten der anderen Titans waren bereits angekommen, vermutlich hatten sie einen direkteren Weg genommen. Mags warf einen Blick auf den Laufsteg, als sie sich auf den Weg zu der Schalttafel neben der Tür machte. Sie öffnete das Panel und fand das Terminal herausgerissen. Sie trat zurück, als ob sie den Schaden begutachten würde. In Wirklichkeit hatte sie keine Ahnung, wie man eine Tür kurzschließt, schon gar nicht diese.
     
    Zum Glück brauchte sie nicht lange zu warten.
     
    "Alles klar, Leute!", dröhnte eine Stimme vom Laufsteg. "Laßt uns Eure Hände sehen."
     
    Die Souther-Titans drehten sich alle um und sahen Direktor Devin und eine kleine Armee von PA-Beamten, die vom Laufsteg aus ihre Waffen richteten.
     
    Mags versuchte, genauso überrascht auszusehen wie alle anderen. Innerlich war sie jedoch froh, daß ihre Botschaft ankam. Sie war sich nicht ganz sicher, wie sie sich wieder aus Devins Gewahrsam herauswinden wollte, aber eins nach dem anderen. Zumal keiner der Titans Anstalten machte, seine Waffen fallen zu lassen.
     
    Blind Jack Sticha trat in die Mitte des Raumes und ließ seinen Blick über die Gesichter der Beamten schweifen.
     
    "Ich muss ehrlich sein", er zog langsam seine Pistole und hielt sie auf den Boden gerichtet. "Ich sehe keinen Mörder unter Euch. Aber wir ...", er wies auf seine Leute, die sich langsam aufrappelten. "Töten ist unser Metier."
     
    Das ist nicht gut, dachte sie bei sich.
     
    Eine angespannte Pause hing in der Luft. Die Visiere der Waffen suchten nach Zielen. Jede Bewegung fühlte sich an, als wäre sie der Anfang vom Ende.
     
    Sie bemerkte, wie sich einer der TItans langsam auf Ozzy zubewegte. Bekleidet mit einem schlecht sitzenden, geflickten Raumanzug, hatte ihr Gang etwas Seltsames an sich. Als sie an Mags vorbeigingen, bemerkte sie frisches Blut am Kragen des Anzugs und, was noch wichtiger war, sie erkannte das Gesicht darin.
     
    "Trin?!", rief sie, ohne zu überlegen.
     
    Trin riß ihre Schrotflinte hoch und richtete sie auf Ozzy. Mags' Schrei gab ihm genug Warnung, um die Eriesium-Lockbox hochzureißen, gerade als die Schrotflinte losging. Der Schuss erwischte die Lockbox bündig und brachte Ozzy aus dem Gleichgewicht.
     
    Das war der Moment, in dem alles zum Teufel ging.
     
    Ballistisches und Laserfeuer brach aus allen Richtungen aus. Die Titans rannten in Deckung, während sie auf die Volksallianz schossen.
     
    Mags versteckte sich hinter der nächsten Kiste. Sie konnte sehen, dass die Lockbox mit dem Eriesium zwischen Ozzy und Trin gelandet war, die ihn mit Schrotflintenschüssen niederstreckte.
     
    Die Titans und die Volksallianz hatten gleich viele Opfer zu beklagen. Geschosse sprengten die Deckung auseinander.
     
    Mags versuchte, sich rechtzeitig auf das Eriesium zu stürzen. In dem Moment, in dem sie sich in Bewegung setzte, eröffneten Schnellfeuer-Energiewaffen das Feuer zu beiden Gruppen und streckten Titans und PA-Kräfte gleichermaßen nieder. Mags huschte zurück hinter ihre Deckung und sah in Richtung der Quelle der Geschosse.
     
    Arno und Osane hatten sich ins Getümmel gestürzt. Sie waren mit Tarnwesten, Körperpanzerung und Granaten ausgerüstet und feuerten mit Sturmgewehren, die aussahen, als wären sie vom Typ Milspec, chirurgisch auf ihre Ziele. Osane stieß schnell durch die Titans vor und feuerte Schüsse aus ihrem Sturmgewehr ab, bis es keine Ladung mehr hatte. Ohne einen Schritt auszulassen, warf sie das Gewehr weg und zog ein Messer. Der Titan, dem sie sich näherte, gab verzweifelt mehrere Schüsse ab. Sie wich den Schüssen aus, als sie näher kam, und stürzte schließlich an ihm vorbei, während sie ihm die Kehle aufschlitzte.
     
    Osane schlüpfte hinter eine Deckung in geringer Entfernung vom Eriesium.
     
    "Nur zu, ich halte dir den Rücken frei." rief Trin.
     
    Mags konnte es nicht fassen. Sie hatte sich mit den Four-Points zusammengetan?
     
    Osane sprintete auf das Eriesium zu, während Trin ihre Schrotflinte in Richtung Ozzy hob. In letzter Sekunde richtete sie den Lauf auf Osane und feuerte. Die Schrotladung traf sie direkt in der Mitte. Blut spritzte aus ihrem Rücken und ihr Körper schlug schwer auf dem Boden auf.
     
    Trin grinste und lud die Schrotflinte noch einmal durch.
     
    Blind Jack stürmte auf Direktor Devins Position zu, zwei Granaten glühend in seinen Händen. Jack gackerte, während er schnaufte, um in Wurfweite zu kommen. Er warf eine Granate.
     
    Devin erwischte ihn an der Schulter, bevor er die andere werfen konnte. Die Granate landete mit einem dumpfen Krachen neben Jacks Füßen. Einer der PA-Beamten tauchte ab, um Devin abzuschirmen, genau als die erste Granate hochging.
     
    Die zweite Detonation bedeutete das Ende von Blind Jack Sticha.
     
    "Osane?" rief Arno aus seiner Schussposition. "Osane! Sprich mit mir!"
     
    Er muß wohl nicht gesehen haben, was passiert ist, dachte Mags und schaute zurück zum Schließfach. Sie saß einfach da, mitten in einem Kriegsgebiet, und sie hatte keine Waffe. Sie konnte Ozzy kaum sehen, aber es sah aus, als wäre ihm die Munition ausgegangen.
     
    Trin erkannte das und begann, auf seine Position vorzurücken. Die meisten anderen Gefechte hatten nachgelassen. Das Stöhnen der Verwundeten begann den Raum zu füllen.
     
    Mags nutzte ihre Chance. Sie stürmte aus ihrem Versteck und schob sich zu dem Schließfach neben Osanes Leiche. Trin bemerkte es zu spät. Sie richtete ihre Schrotflinte auf Mags. Es dauerte einen Moment, bis Trin sie erkannte, aber es änderte nichts. Sie hatte den gleichen Blick in den Augen, den sie hatte, als sie Mags fast aus der Luftschleuse geworfen hatte. Sie hob die Schrotflinte.
     
    Ozzy griff Trin genau in dem Moment an, als die Schrotflinte losging. Die Ladung streute weit. Mags konnte spüren, wie das Knistern der Energie ihren Kopf versengte, als sie vorbeiflog.
     
    Trin und Ozzy wälzten sich auf dem Boden. Er kämpfte, um ihr die Schrotflinte zu entreißen. Sie versuchte, ihn zu töten. Sie schlug ihm einmal in die Niere. Zweimal. Drei Mal. Rollte sich auf ihn und rammte ihre Stirn in seine Nase. Sie brach mit einem feuchten Knacken. Sein Griff um die Schrotflinte wurde schwächer, und sie nutzte das voll aus, riß ihm die Waffe aus dem Griff und stand auf.
     
    "Du konntest mich nicht einmal töten, stimmt's?", sagte sie, während sie um ihn herumschritt und eine weitere Ladung abfeuerte. "Was zum Teufel ist mit dir passiert? Wir waren doch mal ein Team. Weißt du noch? Was ist mit dem Kerl passiert? Der Typ, der knallhart war. Der mich dazu gedrängt hat, härter zu werden? Nein, mein Bruder ist in QuarterDeck gestorben."
     
    Sie spuckte etwas Blut aus und schnappte sich die Schrotflinte, um ihn hinzurichten.
     
    "Warte!" Mags schrie.
     
    Trin blieb stehen und sah hinüber. Mags stand da und hielt ihr das Schließfach hin.
     
    "Du willst das Eriesium? Nimm es."
     
    Mags warf das Schließfach vor Trins Füße.
     
    "Was?"
     
    "Du hast mich gehört." Mags trat einen Schritt zurück.
     
    "Was soll das?" fragte Trin, während sie sich mißtrauisch umsah. "Du würdest es einfach hergeben …"
     
    "Sicher", sagte Mags achselzuckend. "Zwischen dir, den verdammten Four Points, den Titans und den Bullen. Ich glaube sowieso nicht, dass ich damit hier rausgehen werde."
     
    Trin studierte Mags eine Sekunde lang, suchte ihr Gesicht nach Zeichen der Täuschung ab. Sie drehte die Schrotflinte von Ozzy zu Mags, während sie sich dem Schließfach näherte.
     
    "Also habe ich nachgedacht", Mags trat weiter zurück, die Hände immer noch erhoben. Trin griff nach unten, die Waffe immer noch auf Mags gerichtet, und klappte sie auf. "Wie du vorhin gesagt hast, ich kann damit leben, daß niemand es hat."
     
    Trin schaute in das Schließfach. Eine von Osanes Granaten saß neben dem Klumpen Eriesium. Der Stift war herausgezogen, und sie heulte in hoher Tonlage. Trin schleuderte die Lockbox in letzter Sekunde weg. Die thermische Explosion verwandelte das Eriesium, die Lockbox und sogar einen Teil des Bodens in geschmolzene Schlacke.
     
    Trins Schock verwandelte sich schnell in weißglühende Mordwut, als sie herumwirbelte, um sich Mags zu stellen. Sie hob die Schrotflinte, als eine Kugel seitlich in ihren Kopf einschlug. Ein feiner Nebel quoll auf der anderen Seite hervor. Trin stand eine Sekunde lang da, als hätte man ihr plötzlich den Stecker gezogen. Dann sackte sie auf den Boden.
     
    Direktor Devin, angekohlt und qualmend von Blind Jacks Granatenangriff, senkte sein Gewehr.
     
    Stille senkte sich über den Raum. Ein paar Titans, die noch mobil waren, flüchteten in die Tunnel, während die verbliebenen Beamten der People's Alliance anrückten, um die Gefangenen zu sichern und die Überlebenden zu behandeln.
     
    Mags ging hinüber und half Ozzy auf die Beine. Er umklammerte seine Nase, um zu versuchen, die Blutung zu stoppen.
     
    "Bist du okay?" fragte sie und zuckte angesichts des immer noch stetig fließenden Blutes zusammen.
     
    "Nein, aber es geht schon wieder."
     
    Keiner der Beamten schien sich für sie zu interessieren, also begann Mags, sich aus dem Raum zu schleichen. Dann sah sie sich Devin gegenüber.
     
    "Hey, danke für die Rettung", bot sie an.
     
    "Klar. Danke für den Tipp, Kristin", antwortete er. "Oh, warte, du heißt doch eigentlich Magdalene, oder?"
     
    "Ähm ... ja." Sie sah sich einen Moment lang um. "Also ..."
     
    "Verschwinden Sie", sagte er und ging an ihr vorbei zu seinem Team zurück.
     
    "Tun Sie mir einen Gefallen und kommen Sie nicht wieder?"
     
    "Geht klar."
     
    Mags gab Ozzy ein Zeichen, ihr zu folgen, und die beiden gingen hinaus.
     
     
     
     
     
    Arno eilte durch die Tunnel von Levski zum Landedeck, wo sein Schiff wartete.
     
    Er wurde nervös, als er das Eriesium hochgehen sah. Das ist nicht gut. Das war das Eigentum von Four Points, und er wußte, daß weder sein Boss, noch die anderen Four Points, 'eine beschissene Wendung der Ereignisse' als Entschuldigung für den Verlust eines Vermögens akzeptieren würden, also mußte er verschwinden. Und zwar sofort.
     
    Er arbeitete eine Route aus, um zu einem seiner sicheren Häuser zu gelangen, eine seiner persönlichen Rückzugsmöglichkeiten für den Fall, daß er jemals aussteigen mußte. Er hatte ein halbes Dutzend ähnlicher Unterschlüpfe, die über das ganze Verse verteilt waren, jeder mit Credits, einem sauberen Schiff und einer neuen Identität ausgestattet.
     
    Arno kletterte in sein Schiff, verstaute seine Ausrüstung und schlüpfte in den Pilotensitz, um seinen Start zu beginnen. Der Lockdown sollte jeden Moment enden und er wollte der Erste sein, der von hier abhaut.
     
    In diesem Moment piepte sein Mobi mit einer eingehenden Nachricht.
     
    Arno ignorierte es, aber vor seinem Schiff fiel ihm etwas auf.
     
    Ein Xi'an stand direkt vor der Luftschleuse zum Landeplatz. Es war derselbe wie im Cafe Musain .
     
    Er konnte sehen, wie der Außerirdische einen Befehl in sein Mobi eintippte.
     
    Arnos Schiff explodierte direkt auf dem Landeplatz.
     
    Soahm sah dem Wrack ein paar Augenblicke lang beim Brennen zu. Die automatischen Feuerlöschsysteme aktivierten sich, und die Löschvorrichtungen zielten auf die Flammen.
     
    Er drehte sich um und ging zurück in die Luftschleuse. Er dachte bereits darüber nach, was er in seinem Bericht an seine Vorgesetzten sagen würde.
     
     
     
     
     
    Zurück an Bord der Harlequin, heizten ihre Motoren in der Sekunde auf, in der die Abriegelung aufgehoben wurde. Mags konnte es kaum erwarten, von diesem Felsen herunterzukommen.
     
    Kel saß im hinteren Teil, ruhig, nachdem sie erklärte, dass Ozzy wieder auf ihrer Seite war, arbeitete sich durch irgendeine Spectrum-Show und gab Yao ständig Updates. Sie hatte den Doc schon eine Weile nicht mehr gesehen, wie er sich einen Schuß setzte. Irgendetwas schien anders an ihm zu sein. Sie würde herausfinden, was.
     
    Als der Staub und die Felsen über Levski der gähnenden Schwärze des Weltraums wichen, begannen all der Wahnsinn, der Stress und der Druck der letzten Tage zu verblassen und zurück blieb nur ein einziger Gedanken:
     
    „Heilige Scheiße, das hat Spaß gemacht.“
     
    Es stimmte zwar, daß es ihnen finanziell kaum besser ging als am Anfang, und auf lange Sicht wünschte sie sich verzweifelt die Art von finanzieller Sicherheit, die bedeutete, daß sie sich nie um Geld sorgen musste, aber ehrlich gesagt, war ihr auch klar, daß sie es nicht eilig hatte. Sie hatte eine Crew von Leuten gefunden, denen sie endlich vertraute. Die ihr den Rücken freihielten und sie die ihren. Sie waren jung und würden noch viele Gelegenheiten haben, den großen Coup zu landen.
     
    Sie mussten sich nur weiter anstrengen, bis sie es schafften.
     
    Zum ersten Mal war sie mit ihrer Situation völlig zufrieden.
     
    - ENDE -
     
     
    übersetzt von Picollo
    Verbesserungsvorschläge ? Nur zu ! 
  2. Picollo
    Drifters (Part Three)
     
    Anmerkung vom Verfasser des Original Dave Haddock: Drifters: Teil Drei wurde ursprünglich in Jump Point 5.3 veröffentlicht.
    https://robertsspaceindustries.com/comm-link/serialized-fiction/17875-Drifters-Part-Three
     
     
     
     
     
    "Tut mir leid, der Tisch ist besetzt", sagte Mags mit der Hand wedelnd zu den beiden Personen, die jetzt direkt hinter ihnen standen. Irgendetwas an dem Paar war beunruhigend. Sie waren viel zu ruhig, zu selbstsicher, um nur irgendwelche Menschen zu sein. Ihre andere Hand glitt leise unter den Tisch und schloss das Schließfach mit dem wertvollen Eriesium.
     
    "Hey, seid Ihr zwei taub oder nur dumm? Verzieht Euch. Es sei denn, Ihr wollt wissen, wie es sich anfühlt, wenn man von vorne eins ins Rückgrad kriegt." Trin verschwendete keine Zeit.
     
    Der Mann seufzte, während die Frau Trin wie ein Falke beobachtete. Trin starrte nur zurück.
     
    "Das da gehört uns", nickte er zum Schließfach.
     
    "Von wegen", schnippte Trin zurück.
     
    Mags Gedanken überschlugen sich. An den beiden sah sie keine sichtbaren Waffen, aber ihre schweren, übereinander gelegten Kleidungsstücke eigneten sich perfekt zum Verstecken derselben.
     
    "Ich verstehe, dass Sie verwirrt sind", sagte der Mann. Seine Stimme war angenehm und beruhigend. Mags merkte schon, daß er der ist, von den beiden, der redet.
     
    "Sie haben diesen . . . . Gegenstand . . . aus den Trümmern der Echo Calling gezogen, die für unseren Arbeitgeber geflogen ist. Soweit wir das beurteilen können, waren Sie nicht die Aggressoren in dem Kampf, der seine Zerstörung verursachte, und so sind Sie allem Anschein nach in dieses Chaos hineingetappt. Deshalb geben wir Ihnen die Chance, unser Eigentum zu übergeben und zu verschwinden. War es so? Dann sagen wir, wir sind quitt. War es so nicht? Dann bekommen wir Probleme."
     
    "Ich weiß es nicht. Wir sind problemorientierte Menschen." Mags blickte an den beiden vorbei zu der Stelle, an der Ozzy an der Bar Posten bezogen hatte. Er war verschwunden.
     
    "Ganz wie die Four Points?", antwortete er.
     
    Damit waren alle am Tisch eingefroren. Alle hatten auf die eine oder andere Weise von dem Four Points-Syndikat gehört. Mags kannte drei Leute, die verschwanden, nachdem sie einen Raubüberfall in Prime vermasselt hatten. Sogar Trin schien von der Erwähnung beunruhigt zu sein.
     
    "Diebin Magdalena", warf Soahm schließlich ein. Der ehemalige Polizist aus Xi'an, jetzt Sicherheitsberater, stand vom Tisch auf. Die Frau unterbrach ihren starren Blick auf Trin, um nun ihn im Auge zu behalten. Der Xi'an blickte kurz zurück zu Mags. "Ich überlasse Sie Ihren Geschäften."
     
    "Wie wäre es damit." Trin schlug ihre Hand auf den Tisch und zog damit die Aufmerksamkeit aller auf sich. Bis auf Soahm, der einfach weiterging. Sie hatte die momentane Ablenkung genutzt, um eine Granate zu ziehen. "Wie wär's, wenn ich diesen Schätzchen scharf mache und uns alle platt machen würde?"
     
    "Äh, Trin?" Mags entfernte sich langsam von dem Teil. Niemand sonst im Cafe Musain schien sie zu beachten. Sie zählte etwa acht sichtbare Waffen, auf die neuen Gäste gerichtet.
     
    "Nun gut", sagte der Mann und klang zum ersten Mal wirklich engagiert. Er trat näher an Trin heran. "Das ist interessant. Sind Sie wirklich bereit, uns alle in die Luft zu jagen?"

    "Klar, stell Dir vor, dann kriegt keiner das Eriesium. Ich denke, ich kann glücklich sterben, wenn ich das weiß."

    Der Mann sah aus, als würde ihm das Spaß machen. "Osane hier ist schnell. Wirklich schnell. Könnte Sie wahrscheinlich über den Haufen schießen, bevor Sie das Ding überhaupt scharfschalten."
     
    "Ja, da könntest Du Recht haben", sagte Trin, als er an dem Mann vorbei in Richtung Osane blickte. Sie drehte ihre Hand um, um mehr von der Granate zu zeigen. Sie piepte bereits. "Wenn ich erst warten würde, bis sie scharf ist."
     
    Mags zog ihre Minipistole aus ihrer Tasche und verpasste Osane zwei Schüsse in die Brust. Die Frau fiel schwer zu Boden. Der Mann stürzte auf den Tisch, um die Granate in Trin's Hand zu ergreifen. Alle in der Bar drehten sich um, als die Getränke auf den Boden krachten. Mags griff nach dem Schließfach mit dem Eriesium und verschwand aus der Kabine.
     
    Ihre Füße knallten auf den Boden, und sie war weg, drängte sich durch die verwirrten Schaulustigen. Eine Energiebündel schoß von hinten an ihr vorbei und traf einen Kerl direkt vor ihr ins Gesicht. Sein Kopf zersprang mit einem Zischen. Mags riskierte einen Blick zurück.
     
    Osane drängte sich auf die Füße, ihr kleines Sturmgewehr quälte sich zu einem weiteren Schuss. Aus den beiden Löchern in ihrer Kleidung stieg Rauch auf, der die darunter liegende Panzerweste freilegte.
     
     
     
     
     
    "Ja, ja. Sehr schön. Und das?" Kel zeigte auf eine kleine Kinder-Actionfigur am Boden einer Schachtel. Er hatte die letzte Stunde damit verbracht, akribisch nach jedem Gegenstand zu fragen, den er nicht wiedererkannt hatte. Der Standbesitzer, ein schmutziger Kerl Anfang zwanzig, mit den Füße auf dem Tresen. Vor fünfundfünfzig Minuten hatte er schon die Geduld mit dem Banu verloren.

    "Das ist eine Captain Levo-Actionfigur", sagte der Standbesitzer, ohne von seinem Mobi aufzuschauen.

    "Oooh. Captain Levo." Kel sah sich die Figur genau an, drehte die verschiedenen Gelenke und studierte die abgeplatzte Farbe.

    "Erklärs mir."

    "Ich weiß nicht, Mann", sagte der Standbesitzer mit einem unterdrückten Seufzer. "Er war eine Zeichentrickfigur von vor etwa fünf Jahren. Er hat Menschen gerettet, Abenteuer erlebt und so einen Scheiß."

    "Ich verstehe. Ja, ich verstehe. Also ein guter Mann. Ein Held."

    "Ja, ich denke schon."

    Kel nickte und studierte die Figur noch einen Moment lang.

    "Ich kaufen."
     
    Der Verkäufer hob seine Füße von der Theke und zeigte die Preisliste. Kel zahlte drei Credits.
     
    Plötzlich gingen Alarme los. Kel schaute sich um, kurzzeitig überzeugt, daß dieser Stand auf diese Weise die Verkäufe feierte. Er lächelte.
     
    Dann sah er die Leute aus einer Tür mit der Aufschrift "Cafe Musain" fliehen. Da waren die unverkennbaren Geräusche von Waffenfeuer.
     
    Er sah Captain Mag unter denen, die rannten. Sie trug das Eriesium.
     
    "Captain Mag!" Kel winkte ihr zu, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Er zeigte auf die Gestalt von Captain Levo, in der Hoffnung, daß sie hinsehen würde.
     
    Leider erschienen einige ‘Menschen‘ in Uniform um sie herum und richteten alle eine Art von Waffe auf sie. Mags bremste sofort zum Stillstand. Sie sah sich einen Moment lang um und kam mit Kel in Blickkontakt.
     
    Er zeigte wieder auf Captain Levo. Sie lächelte und zwinkerte, ließ dann das Schließfach fallen und hob die Hände.
     
    Kel sah zu, wie die uniformierten Menschen sie in Gewahrsam nahmen. Er sollte wohl besser herausfinden, wo sie sie hinbrachten...
     
    Dann sah er einen anderen Stand, umgeben von anderen schmutzigen Kerlen, die eine Art Tiefkühlkost aßen.
     
    Kel ging hin, um nachzuforschen.
     
     
     
     
    Das Cafe Musain war ein Kriegsgebiet. Einige der Einheimischen wechselten Schüsse mit Osane, die sich hinter einem umgeklappten Tisch verschanzt hatte.
     
    Trin wurde gegen die Wand geschleudert. Arno (Osane ließ übrigens seinen Namen fallen, als sie das Feuer auf einige der Stammgäste von Musain eröffnete) lockerte seinen Griff um ihre Hand und und auch die Granate nicht, während sie miteinander rangen. Sie konnte spüren, daß er ziemlich gut trainiert war und wohl auch sehr erfahren, aber dennoch ziemlich unbeweglich.
     
    "Ihr Freund hat Sie hier zum Sterben zurückgelassen", brüllte er, als er sie fester an die Wand drückte.
     
    Trin lachte ihm ins Gesicht. Er gab ihr einen Kopfstoß. Ihre Sicht wurde mit einem Blitz auf weiß zurückgesetzt. Blut tropfte aus ihrer Nase.
     
    Sie dachte: "Jetzt geht's los. Sie spuckte ihm Blut in die Augen und schlug ihn mit der freien Hand in die Achselhöhle. Sein vorher noch sehr fester Griff schwankte, zumindest so weit, daß sie sich befreien konnte. Trin wirbelte hinter ihm herum und trieb ihren Ellbogen in seine Schädelbasis. Dann wieder. Er sank auf ein Knie. Sie knüppelte ihn zur Sicherheit noch einmal nieder.
     
    Sie sah, wie Osane zurückblickte, ihr Gewehr hob und ein paar Schüsse abfeuerte. Trin zog Arno als Schild hoch. Die Schüsse trafen ihn direkt in die Brust.
     
    Er murmelte von den Einschlägen, verreckte aber einfach nicht. Er war nicht einmal verwundet. Das war eine Art Panzerung, die wohl beide an hatten. Sie stopfte die noch scharfe Granate in Arnos Weste und kickte ihn in Richtung Osane.
     
    Dann brach sie zur nächsten Tür auf und nahm sich einen Moment Zeit, um sich die genaue Geographie des Ortes und seine aktuellen Gäste einzuprägen.
     
    Arno grub sich schnell in seine Rüstung, bei dem Versuch, die Granate herauszufischen. Jede Sekunde erreichte das Pfeifen der Granate eine immer höhere Tonlage. Er war gerade im Begriff, sie zu werfen, als das Ding losging.
     
    Und da waren alle Lichter aus, alle Gerätschaften still.
     
    Trin dachte sich, daß sie vielleicht zwanzig Sekunden Zeit hätte, bevor, was immer für eine Art von Verstärkung in diesem Drecksloch aufschlagen würde. Sie verfolgte das geistige Bild von Musains Aufbau, als sie durch die Dunkelheit lief. Sie traf die Treppe etwas schneller als erwartet, griff aber schnell nach dem Geländer und zog sich hoch, ohne hinzufallen.
     
    Ihre Füße dröhnten die Stufen hinauf. Noch eine Drehung und sie konnte hören, wie sich die Akustik veränderte. Sie war wieder im Hauptbasar, als die Reservelichter wieder angingen. Ladenbesitzer schnappten sich Leute, die in der Dunkelheit ihre Stände ausgeraubt hatten. Trin tat ihr Bestes, um sich unter die Menge zu mischen. Eine alte Frau trat auf sie zu, schockiert über das Blut, das unweigerlich in Trin's Gesicht floss.
     
    "Oh mein Gott", keuchte sie, voller Sorge. "Sie brauchen einen Arzt ..."
     
    Trin schob sich an ihr vorbei. Sie dürfe nicht auffallen, bis sie wieder in der Harlequin ist.
     
    Eine Hand griff ihr Handgelenk. Sie drehte sich um, die Faust bereit.
     
    Es war Ozzy.
     
    "Komm schon. Wir sind noch nicht in Sicherheit."
     
     
     
     
    Dr. Honan Yao hatte sich shcon lange irgendwo in den Tunneln von Levski versteckt, als plötzlich die Lichter ausgingen. Er saß für einige Augenblicke in der Dunkelheit, bevor ihm klar wurde, daß sie tatsächlich ausgegangen waren. Die Dosis WiDoW in der Spritze hatte er sich ja noch nicht injiziert. Obwohl sich seine Nerven nach die Spritze sehnten, nach der kühlen Ruhe, die durch sein Organismus strömt, hatte er es nicht getan. Dieser Moment der Erkenntnis, als das Licht ausging und er beiläufig akzeptiert hatte, daß es wahrscheinlich nur eine weitere Nebenwirkung seiner neuen Normalität war, ließ ihn einen Blick auf sich selbst werfen. Diesmal sorgte er sich um das, was er sah.
     
    Er war nervös, seit sie Kallis verlassen hatten. Er dachte, es seien nur die Schmerzen, die damit einhergingen, dass er einen weiteren Schuss brauchte, aber seinen alten Freund Lev nach all dieser Zeit zu sehen ... das traf ihn härter, als er geahnt hatte. In diesen Tagen vor dem Medizinstudium lief es wie am Schnürchen ... die Universität fühlte sich allgemein wie ein ganzes Leben an. Sicherlich bevor . . .

    Da war es...

    Es war immer nur eine Frage der Zeit, bis seine Gedanken zu diesem Ort drifteten. Nach all dieser Zeit . . . schlug er frustriert den Kopf zurück an die Wand und versuchte, die Erinnerungen zu unterdrücken. Sie kamen immer wieder zurück. Bilder, die früher durch Schnaps und Drogen getrübt waren, tauchten mit kristallklarer Klarheit wieder auf. All diese gebrochenen Gesichter . . .

    Nein, das konnte er nicht. Nicht jetzt.
     
    Yao legte das geladene Hypo gegen seine Vene. Sein Daumen schwebte über dem Knopf. Er zögerte.
     
    Dann sah er eine schöne Sonne. Die Ringe der Vega II kaum sichtbar am Morgenhimmel. Und das Feld der Körper. Auseinander gerissen. Menschenfetzen, die im Gras verstreut waren. So viele Stücke, dass man nicht mehr erkennen konnte, was wem gehörte. Ein schreiendes Kind ...
     
    Sein Daumen drückte auf den Knopf.
     
    Die Erinnerung verschwand.
     
     
     
     
    Es war zwei Stunden her, als Mags in dieser Arrestzelle landete. Zumindest dachte sie, es sei eine Arrestzelle. Als sie das letzte Mal in Levski war, war dieser Bereich eine Art Sortieranlage oder so etwas gewesen.
     
    Vermutlich, es war jetzt ihre Polizeistation. Die Burnouts von Levski hatten sicherlich einen langen Weg hinter sich.
     
    Durch die verstärkte Metalltür konnte sie immer noch Alarme hören. Als der EMP losging, hatte sie versucht, nach dem Schließfach zu greifen und zu entkommen, aber die Wache hatte es überraschend fest im Griff. Glücklicherweise lag es auf dem Tisch vor ihr, also kein Totalschaden.
     
    Es waren diese Gangster, die sich ihnen im Cafe Musain näherten. Das war es, was sie immer beunruhigte. Wie lange waren sie ihr schon auf der Spur? Vielleicht war es dumm gewesen zu denken, dass niemand kommen würde, um etwas so Wertvolles wie das Eriesium, das vor ihr lag, zu suchen, aber diese Art von Geld? Es lohnt sich, ein bisschen dumm zu sein.
     
    Die Tür auf der Seite gegenüber entriegelte sich und knarrte auf. Ein Mann betrat den Raum. Ein älterer Mann. Menschlich. Kurze, tief geschnittene Salz- und Pfefferhaare, die auf ungleiche Längen geschnitten waren, was darauf hindeutete, dass er entweder sein eigenes Haar schnitt oder einen zweitklassigen Friseur aufsuchte. Er hatte eine schwere Jacke und einen Pullover an. Alles ziemlich normal für einen Raumhafen, der im Allgemeinen so kalt war wie dieser. Mags konnten das Oberteil eines T-Shirts von Los Imperators sehen, das unter dem Kragen des Pullovers hervorschaute.
     
    Eine Wache begann, ihm hinein zu folgen, blieb aber stehen, nachdem der Mann ein paar Worte geflüstert hatte. Die Wache warf Mags einen Blick zu und trat dann wieder heraus. Sie winkte ihm zu.
     
    "Ich bin Direktor Devin", sagte er, während er das Schließfach aufschlug, um den Stein im Inneren freizulegen. Nach einem kurzen Überblick setzte er sich auf den Sitz gegenüber von ihr und sah sie an. Er neigte den Kopf zur Seite. "Kenne ich Sie?"
     
    "Nein, ich glaube nicht." Mags zerbrach ihr das Gehirn. Sie hatte auf jeden Fall vor ein paar Jahren einige Zeit in Levski verbracht, mit ein paar schlechten Leuten wie -
     
    "Du warst in der truppe mit Frank McGarr."
     
    Scheiße!
     
    "Vielleicht?" Sie stieß das Wort regelrecht heraus, als ob sie verzweifelt versuchte, eine Verbindung herzustellen. Die Wahrheit war, daß sie sehr wohl mit Frank zusammengearbeitet hatte. Ihre Crew brachte Frachtschiffe auf, die an Transitstationen geparkt waren. Levski war ein großartiger Ort, um unterzutauchen. "Ich meine, ich bin in den letzten Jahren nur ein paar Mal hier gewesen, aber ich habe hier einige interessante Leute getroffen. Weshalb ich auch immer wieder zurückkomme, schätze ich. Kannten Sie Frank?"
     
    "Ja, ich ließ ihn ins Exil gehen. Er hatte Verbrechen im UEE-Raum begangen und uns als Tarnung benutzt."
     
    "Ah. Das wusste ich nicht. Uns verband hauptsächlich die Musik. Er war kein Fan von Los Imperators. Ich musste ihn erst belehren."
     
    Devin reagierte nicht, sondern beobachtete sie nur. Sie beschloss, die Chance zu ergreifen und fuhr fort.
     
    "Habe ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen. Ich bin viel gereist. Sie wissen schon, auf der Suche nach Arbeit. Ich habe mich im UEE-Raum nie wirklich wohl gefühlt, wissen Sie? Man hat immer das Gefühl, daß man beobachtet wird."
     
    "Nun, wahrscheinlich tun sie das auch." Devin antwortete mit einem Achselzucken. Sein Mobi piepste. Er überprüfte es kurz und schaute sie noch einmal an. "Ich habe Ihren Namen nicht verstanden."
     
    "Kristin Breen", schoß gleich aus ihr heraus. Kristin war eine Zivilistin, die sie einmal bei einem Sataball-Spiel traf. Ein Typ, der hinter ihnen saß, sagte, sie sähen aus wie Schwestern. Es gab definitiv eine Ähnlichkeit, und so wurde sie Mags quasi sauberer Ausweis, wann immer sie in der Klemme war.
     
    "Also Cafe Musain . . ." dumme Sache.
     
    "Verrückt, nicht wahr?" Sie schüttelte den Kopf. "Meine Mutter sagte immer: Bleibe niemals stehen, wenn sich die Leute an einem öffentlichen Ort prügeln. Irgendwas stimmt nicht in deren Köpfen."
     
    "Haben Sie gesehen, wer angefangen hat?"
     
    Mags dachte eine Sekunde darüber nach, um es überzeugend zu machen.
     
    "Um ehrlich zu sein, habe ich mir meine Sachen geschnappt und meinen Arsch in Bewegung gesetzt, als ich den ersten Schuss hörte."
     
    "Ziemlich gute Reflexe."
     
    "Wie bitte?"
     
    "Um so schnell zu reagieren", antwortete Devin, als er die Arme verschränkte und sich wieder in den Stuhl zurücklehnte. "Ausgehend von den anderen Aussagen, die ich bekommen habe gab es nicht viel Zeit zu reagieren."
     
    "Oh, nein. Ich schätze nicht."
     
    "Ein Zeuge sagte, einer der Schützen hätte auf Sie geschossen."
     
    "Ja, ziemlich verrückt. Ich muss sie irgendwie verärgert haben. Wie ich schon sagte, bin ich nicht lange genug geblieben, um es herauszufinden." Mags sah zu, wie er sich Notizen über sein Mobi machte. "Also, besteht die Möglichkeit, dass ich bald hier rauskomme? Ich habe eine Chance auf einen möglichen Auftrag, die ich nicht verpassen möchte."
     
    "Wir haben alles abgeriegelt. Die People‘s Alliance mußte sich stark dafür einsetzen, die schädlichen Einflüsse in unserer Gemeinschaft zu beseitigen, deshalb wird niemand abheben, bis wir dieses Chaos beseitigt haben.“ Devin stand auf. "Sie sollten es sich vielleicht bequem machen."
     
    "Toll", was Mags so enthusiastisch wie möglich klingen zu lassen versuchte.
     
     
     
     
    "Wo zum Teufel warst du? Mir wurde dort so richtig in den Arsch getreten.“
     
    Ozzy reagierte nicht, sondern bahnte sich einfach einen Weg durch die dünner werdende Menschenmenge zu den alten Bergwerksstollen. Je weiter er sich vom zentralen Basar entfernten, desto mehr wurde der Klang von Rufen und Verwirrung durch das schwere Brummen von Bergbaumaschinen ersetzt, die immer noch versuchten, profitables Erz aus dem Asteroiden herauszuhacken. Auch die Temperatur fiel. Hausbesetzer, zusammengekauert in schmutzigen Decken, scharten sich um die wenigen Öffnungen in den Tunneln, die die Wärme abpumpten.
     
    Trin wischte sich das Blut mit ihrem Ärmel vom Gesicht, während sie sich vergewisserte, dass sie nicht verfolgt wurden. Schwere Schritte hallten durch den Flur wider.
     
    "Wir werden kriegen Gesellschaft."
     
    Ozzy duckte sich auf eine Tür zu, zog sie auf und winkte sie hinein.
     
    "Komm schon."
     
    Trin ging hinein. Es war ein kleiner Lagerraum. Alle Geräteregale waren ausgeräumt worden. Auf dem Boden lag ein umgestürzter, verrosteter Stuhl. Sie zog ihn hoch, sackte hinein und untersuchte ihre Nase. Sie fühlte sich nicht gebrochen an.
     
    " Siehst du noch jemanden?" Sie sah zu ihm auf.
     
    "Nein", Ozzy schlug einen weiteren Riegel zu, drehte sich dann um und starrte sie an.
     
    "Und?"
     
    "Was?"
     
    "Wo warst du denn?"
     
    "Ich habe jemanden getroffen", antwortete er. "Jack Sticha."
     
    Trin verkrampfte sich. Ihre Hände ballen sich zu Fäusten.
     
    "Ist er hier?"
     
    "Ja", Ozzy rührt sich nicht. Er sah ihr nur einen Moment lang dabei zu, wie sie vor Wut schmorte. "Weißt du noch, als ich geschnappt wurde?" Trin sah zu ihm zurück.
     
    "Was?"
     
    "Als ich von der Polizei geschnappt wurde. Erinnerst du dich daran?"
     
    "Ja."
     
    "Erzähl es mir." Ozzy verschränkte die Arme.
     
    "Ist das dein Ernst?" Trin zwang sich zu einem Lacher und lehnte sich auf ihrem Sitz zurück.
     
    "Erklär's mir noch mal", sagte er etwas energischer. "Ist das dein Ernst?
     
    Draußen polterten schwere Schritte zur Tür hinauf. Jemand drückte von außen darauf, aber sie rührte sich nicht. Es gab ein gedämpftes Gespräch. Jemand versuchte es noch einmal.
     
    "Wir waren dabei, ein Frachtschiff zu überfallen. Du hast ihr Quantum unterbrochen, bevor sie sich verziehen konnten. Ich ging hinüber, durchbrach die Luftschleuse, brachte die Besatzung auf und versuchte, die Triebwerke wieder in Gang zu bringen, als ein Haufen lokaler Gesetzeshüter auftauchte. Du hast versucht, mich dazu zu bringen, das Schiff zu verlassen, aber ich blieb an Bord und brachte es schließlich zum Laufen. Wir kamen davon, du wurdest geschnappt."
     
    "Wie?"
     
    "Wie?" "Wie was?"
     
    "Wie wurde ich geschnappt?"
     
    Die Stimmen draußen entfernten sich. Die schweren Stiefel verschwanden langsam in der Ferne. Ozzy beobachtete Trin die ganze Zeit und wartete erwartungsvoll.
     
    "Ich weiß es nicht."
     
    "Ich wurde von eben jenem erwischt. Ich kam näher, damit du rüberspringen konntest. Stattdessen hast du die Triebwerke in Betrieb genommen, den scheiß Frachter herumgeschwenkt, unser Schiff gerammt und bist dann verschwunden. Du bist entkommen, aber ich saß für Jahre ein."
     
    Trin blieb still.
     
    "Warum bist fort?" Ozzy trat vor. Seine Stimme wurde leiser, ruhiger, was die Sache noch ominöser machte.
     
    "Machst du Witze? Du erinnerst dich, wie viel Feuerkraft auf uns zukam."
     
    "Und du wurdest noch nie so verängstigt ?"
     
    "Das war keine Angst. Das war nur clever."
     
    "Hast du mich zurückgelassen?"
     
    "Was? Nein."
     
    "Hast du mich zurückgelassen?"
     
    "Blind Jack ist in deinen Kopf eingedrungen, Bruder." Sie versuchte, darüber zu lachen. Er machte aber weiter.
     
    "Sag mir die Wahrheit." Ozzy ließ nicht locker. Er beugte sich über sie. "Hast du mich verlassen?"
     
    "Ich weiß es nicht."
     
    "Blödsinn. Du hast den Profit mir vorgezogen!"
     
    "Ich weiß es nicht mehr. Alles klar?" Trin stieß sich aus dem Stuhl, um von ihm wegzukommen. "Diese Scheiße ging so schnell, Mann. Wir mußten da raus. Ich wusste nicht mal, daß du nicht hinter mir warst, bis sie dich hatten."
     
    Ozzy sah zu, wie seine Schwester sich den Weg zur Tür bahnte und lauschte. Verzweifelt versuchte sie etwas anderes zu tun als genau dieses Gespräch zu führen.
     
    "Wir müssen verdammt noch mal hier raus." Sie prüfte noch einmal ihre Nase und zwinkerte.
     
    "Ja", sagte Ozzy schließlich. Er ging hinüber und lauschte an der Tür. Es schien ruhig zu sein. Er entriegelte die Bolzen und öffnete sie. Trin's mobiGlas summte. Sie sah schnell nach.
     
    "Komm schon", sagte sie, als sie in den Flur hinausstürmte, zurück zu ihrem alten Selbst. Ozzy folgte ihr.
     
    Die beiden machten sich auf den Rückweg durch die Tunnel. Sie traten auf eine Plattform mit Blick auf den Großen Basar. Der Eingang des Cafe Musain war von neugierigen Schaulustigen und Vollzugsbeamten der People's Alliance umgeben.
     
    Kel wartete, umklammerte eine Figur von Captain Levo und leckte an etwas, das wie Eiscremeflecken um seinen Mund aussah.
     
    "Sehr schlecht. Menschliche Gesetzeshüter haben Captain Mag."
     
    "Hat sie das Eriesium?" erwiderte Trin fast sofort. Ozzy warf ihr einen Blick zu. Es war offensichtlich, daß das wertvolle Mineral ihre Hauptsorge war.
     
    Ja", nickte Kel, sehr viel öfter als nötig.
     
    "Dann müssen wir sie wohl rausholen", schmunzelte Trin Ozzy an.
     
     
     
     
    Arno schob die Leiche in den Lüftungsschacht und paßte seine neue, gestohlene Kleidung an. Es war ihm gelungen, den vorherigen Besitzer zu töten, ohne einen Tropfen auf die Kleidung zu verschütten. Es gab Zeiten, da beeindruckte er sogar sich selbst. Er nahm seine Waffen aus den weggeworfenen Kleidungsstücken und warf die Kleidung zusammen mit der Leiche in den Schacht.
     
    Er trat aus dem Nebenraum heraus und machte sich auf den Weg zurück in die Öffentlichkeit. Dank seiner neuen Kleidung zog er keine Aufmerksamkeit auf sich. Er roch immer noch nach Ozon aus der Granate, aber bei all den anderen Gerüchen, die an diesem Ort verblieben, dachte er nicht, dass es jemand bemerken würde. Arno hielt an, um sich einen Drink zu holen und die Menge zu beobachten. Er erblickte Osane an einem der Aussichtspunkte, die dasselbe tat. Auch sie trug andere Kleidung.
     
    Er bezahlte und machte sich auf den Weg zu ihr.
     
    "Irgendetwas?" fragte er, als er sich näherte.
     
    "Nein", sagte sie, während sie noch die vielen Gesichter absuchte. "Das ganze hat sich doch zu einer ziemlichen Scheiß-Show entwickelt."
     
    "Ja", sagte er, trank aus und warf die Plastikflasche in eine Ecke. "Sie haben das Starverbot noch nicht aufgehoben, oder?"
     
    "Nein, die Harlequin ist noch angedockt. Ich habe es selbst gesehen."
     
    "Ich spiele ungern den Pessimisten, aber wir sollten einen Sender anbringen."
     
    "Schon erledigt."
     
    "Sehen Sie? Die Synergie." Arno sah seinen Mobi an. "Deshalb sind wir so effektiv bei dem, was wir tun."
     
     
     
     
    Mags rieb ihre Schultern. Sie haßte es, wie kalt Levski werden konnte. Nun, eigentlich alle Stationen. Sicher, sie konnten die Temperatur erhöhen, aber es war immer künstliche Hitze. Es war nie wirklich warm. Deshalb sagte sie immer, daß sie sich an einem tropischen Ort zur Ruhe setzen würde. Irgendwo, wo sie mit einer dünnen Decke auskommen könnte, und selbst das wäre nur für den schlimmsten Fall. Irgendwo, wo sie nie die Fenster schließen müsste.
     
    Ein Schwall gedämpfter, erregter Stimmen kam vor der Tür näher. Plötzlich öffnete sich die Tür. Mags schnappten sich das Schließfach und wich zurück. Kel schreitete in den Raum, völlig anders gekleidet als beim letzten Mal, als sie ihn sah. Er hatte seine "Menschenkleider" gegen die traditionelle Kleidung der Banu getauscht, die er nur trug, wenn sie ins Protektorat einflogen. Der Vollstrecker Devin folgte kurz darauf zusammen mit einigen verwirrten Wachen der Volksallianz.
     
    Kel warf einen Blick auf Mags und drehte sich dann zu Devin.
     
    "Inakzeptabel. Ja. Sehen Sie. Seht her!" Er winkte mit der Hand zu Mags. "Sie ist in einem völlig inakzeptablen Zustand. Ich bin schockiert, dass Eigentum auf diese Weise behandelt wird."
     
    "Sie ist eine Person. Kein Eigentum", versuchte Devin zu intervenieren, aber Kels Augen weiteten sich vor Schock und Entsetzen.
     
    "Kein Eigentum?! Ich sie direkt gekauft von Essosouli Prit", Kel wurde immer erregter während er sprach.
     
    "Sie war drei Jobs davon entfernt, ihre Schulden zu begleichen, als sie mir mein Eigentum wegnahm.". Er zeigte auf das Schließfach. "Soe wagen zu sagen, sie mir nicht gehört! Widerspricht jeder Tradition der Banu. Schande!"
     
    "Sehen Sie", Devin machte einen Schritt zurück. "Ich versuche nicht, Ihre Kultur zu verunglimpfen."
     
    "Doch! Doch, Sie tun!"
     
    "Ich versuche nicht …"
     
    "Dann gib sie her. Sofort. Jetzt, sage ich."
     
    Devin, völlig verwirrt, winkte schließlich einem der Wächter zu, Mags die Handschellen abzunehmen, der genauso verblüfft war wie der Rest. Kel sah sie mit Verachtung an.
     
    "Du draußen warten. Werden besprechen Konsequenzen."
     
    Mags schaute nach unten, spielte in ... welche Rolle ihr Kel auch immer einbrachte, mit ... und ging leise aus der Zelle. Als sie vorbeiging, drehte sich Kel wieder zu Devin um und klopfte ihm auf die Stirn.
     
    Mags folgte ihm, als er nach draußen ging. Sie war sich nicht genau sicher, wie die Sklavendynamik in der Banu-Kultur funktionierte, hielt es aber für eine sichere Sache.
     
    Kel ignorierte alle, während sie gingen, und spielte seine Rolle perfekt.
     
    Als sie aus der provisorischen Wachstation herauskamen, drehte Kel sich um, um sicherzustellen, daß sie allein waren, und sah dann Mags an. Er griff in die Falten seiner Kleidung.
     
    Und zog die Figur von Captain Levo heraus, um sie ihr zu zeigen.
     
    "Captain Mag, schau mal, was ich gefunden", sagte er mit ungebändigter Begeisterung.
     
    "Kel, das war unglaublich", Mags umarmte ihn.
     
    "Oh, nein, Captain Mag, du frei sein mußt." Er schaute auf die Figur hinunter und spielte ein wenig damit.
     
    "Heilige Scheiße", sagte eine Stimme aus der Ecke. Sie sahen hinüber, um Trin und Ozzy herauskommen zu sehen. Trin lachte. "Ich kann nicht glauben, daß er es geschafft hat. Und du hast die Kiste?"
     
    "Schön zu sehen, dass ihr es geschafft habt", nickte Mags sowohl Trin als auch Ozzy zu. "Ist Levski immer noch im Lockdown?"
     
    "Ja, soweit wir wissen", Trin nahm die Kiste von Mags und drapierte sie über ihre Schulter. "Glaubst du, daß du mit diesem Xi'an noch einen Deal machen kannst?"
     
    "Vielleicht, ich weiß es nicht. Vielleicht ist er schon lange weg." Sie warf einen Blick auf die vorbeigehenden Gesichter in der Menge. "Irgendeine Spur von diesen Abgesandten des Syndikats?"
     
    "Nein, nichts." Trin begann, zurück zu den Hangar-Lifts zu laufen. "Wir sollten zurück zur 'quin gehen, alles abriegeln und von hier verschwinden, sobald sie uns rauslassen." Mags sah sich um.
     
    "Hat jemand den Doc gesehen?" fragte Mags, während sie zu Ozzy und Kel blickte. Sie schüttelten den Kopf.
     
    "Nein, aber er weiß, wo wir geparkt haben", sagte Trin, während sie einem Einheimischen, der einen Blick auf das Schließfach geworfen hatte, in die Augen schaute. Er wandte seinen Blick schnell ab und duckte sich weg.
     
    "Wir können nicht weg, bevor wir ihn gefunden haben", sagte Mags, als sie sich beeilte, um Trin einzuholen.
     
    "Wenn er nicht da ist, wenn wir starten, ist das seine Schuld. Ich riskiere diesen Coup nicht für seinen Junkie-Arsch."
     
    Mags überprüfte ihren Mobi und tippte schnell eine Nachricht ab. Kel folgte ihr.
     
    Ozzy blieb stehen und starrte Trin hinterher. Er tippte ebenfalls eine Nachricht auf seinem Mobi.
     
     
     
     
    Die Harlequin wartete auf dem weitläufigen Landeplatz. Ein paar einheimische Mechaniker saßen am hinteren Ende des Platzes bei der Tankstelle, mit kettenschleppenden Stößen und Blasmusik. Ein kleines Labyrinth aus neuen und alten Kisten umgab die Ränder des Landeplatzes. Hohe Plattformen befanden sich in der Nähe der Felswand, die in Levski hinein führte. Ein Banner der People’s Alliance hing an der Wand, wo ihre Lebensregeln, eine Liste von aufstrebenden Mantras, nach denen die Bewohner lebten, hilfsbereit an der Luftschleuse angebracht waren.
     
    Ein Warnlicht über der Schleusentür begann zu blinken, bevor sich die Schleusentüren zischend öffneten. Mags, Kel, Trin und Ozzy traten heraus und begannen auf die Landeplattform zuzugehen.
     
    Mags schien mit ihrem Mobi beschäftigt zu sein.
     
    "Immer noch kein Wort vom Doktor."
     
    "Was soll's, Mags, wahrscheinlich stolpert er irgendwo über das fantastische Leben. Laß ihn in Ruhe." erwiederte Trin, als sie das Schließfach in ihrer Hand neu balancierte. "Wir haben größere Fische zu braten."
     
    "Kann man wohl sagen", ertönte eine Stimme vor ihnen. Die Gruppe verlangsamte sich bis zum Stillstand.
     
    Der blinde Jack Sticha, Anführer der Southern Titans, trat hinter einer der Kisten hervor, als er einen Zigarette anzündete. Rundherum tauchte der Rest der Southern Titans aus ihren Verstecken auf und richteten ihre Waffen auf die Gruppe.
     
    "Hey Jack", sagte Trin mit Zähneknirschen. "Ist schon eine Weile her."
     
    "Hey, Trin." Jack lächelte dieses warme großväterliche Lächeln, das den diebischen Mörder im Inneren geschickt verdeckte. "Warum tust du uns nicht den Gefallen und lässt die Kiste fallen?"
     
    "Warum leckst du mich nicht am Arsch?"
     
    Jack lachte einen dieser Bauchlacher, die von den Höhlenwänden widerhallten.
     
    Trin begann mit der anderen Hand nach ihrer Pistole zu greifen, als ihr etwas hart in den Hinterkopf traf. Sie fiel in einen Müllhaufen. Das Schließfach klapperte auf den Boden. Ozzy trat um sie herum und zielte mit seiner Pistole auf ihren Kopf.
     
    Mags und Kel starrten ihn schockiert an. Er starrte zurück und schüttelte den Kopf, „Nicht“
     
    Ozzy drehte sich wieder zu Trin um und trat sie in die Seite. Der Stoß ließ sie über den Boden gleiten, während der Atem aus ihrem Körper entwich.
     
    "Ich wußte, daß du mich absichtlich gestreift hast", sagte er ruhig, als er sich das Schließfach schnappte. "Du warst in diesem Spiel immer nur an dich selbst gedacht, Schwesterchen. Ich hatte immer so ein Gefühl, aber jetzt weiß ich es."
     
    "Du gottverdammter Verräter", sie fauchte zwischen den Atemzügen.
     
    Ozzy gab ihr einen Tritt an den Kopf und drehte sich dann zu Blind Jack und den anderen Titans um.
     
    "Du . . . .glaubst du, du kommst einfach so davon?" Trin keuchte.
     
    Ozzy blieb stehen. Trin kam langsam wieder auf die Beine. Ihr Kopf wankte, während sie versuchte, das Gleichgewicht zu halten.
     
    "Ich werde dich finden", murmelte sie, während das Blut aus ihrem Kopf in eine Lache auf dem Boden tropfte. "Ich werde Euch alle finden."
     
    "Nein, Schwester", sagte Ozzy leise. "Dieses Mal nicht."
     
    Ozzy schnappte seine Pistole und schoß ihr fünf Kugeln in die Brust. Bei jedem Schuss rüttelte ihr Körper und sie knallte zurück auf den Boden. Danach bewegte sie sich nicht mehr.
     
     
    übersetzt von Picollo
    Verbesserungsvorschläge ? Nur zu ! 
  3. Picollo
    Anmerkung vom Verfasser des Original Dave Haddock: Drifters: Teil Zwei wurde ursprünglich in Jump Point 5.2 veröffentlicht.
    https://robertsspaceindustries.com/comm-link/serialized-fiction/17836-Drifters-Part-Two
     
     
     
    'Vielleicht ein Starliner . . .'
     
    Mags dreht sich auf die Seite und stellte ein Szenario zusammen:
     
    'Einen neuen Starliner nehmen, ihn schön dekorieren und die Passagiere von Hotspot zu Hotspot laufen lassen, aber - und das war das Wichtigste - ihn nicht jedem Trottel öffnen, der das Ticket bezahlen kann. Behalte es exklusiv. Wähle ein Klientel aus, das es stilvoll hält. Machen es zum Party-Erlebnis des Universums ... Obwohl...'
     
    je mehr sie darüber nachdachte. 'Jeden Tag Party zu machen, klingt so, als würde es nach ein paar Monaten ziemlich anstrengend werden.'
     
    Sie war schon seit Stunden dabei. Seit sie das Eriesium aus dem Schließfach identifiziert hatten, übernahm die potenzielle Auszahlung immer wieder ihre Gespräche. Jetzt war alles ein Witz: die schrecklichen Lebensmittelpakete, der beschissene Zustand der Harlequin, alles. Denn jetzt sahen sie einen Ausweg. Kaum vorstellbar, daß sie Stunden zuvor darüber stritten, ob sie Mags eine Kugel verpassen sollten.
     
    Aber sie hatten natürlich Recht. Es war schwer, nicht aufgeregt zu sein. Das seltsame, seltene Element war nicht nur eine Art nette Entschädigung, das war lebensverändernd.
     
    Sie konnte es selbst nicht glauben. Von der Jugend, die sie damit verbrachte, den Touristen auf namenlosen Bahnhöfen Taschen zu klauen und in Frachtschlepper einzubrechen, um zwischen den Paletten und Kisten zu schlafen, bis hin zum Erwachsenwerden, von einer Hetzjagt zur Nächsten, und einem Kratzer nach dem Anderen. All das stand kurz vor dem Ende. Sie war tatsächlich im Begriff, durchzuatmen und sich zu entspannen . . .
     
    Aber noch nicht. Sie mußte noch einen Käufer finden. Jemanden, der ihnen bezahlen konnte, was dieser schöne Erzklumpen wert war. Eine Summe, die all den Verrat, die Morde und die Verzweiflung wegspülen würde, die die Besatzung durchgemacht hatte, um an diesen Punkt zu gelangen.
     
    Sie entsicherte ihre Pistole mit dem Daumen, während sie mit der anderen Hand das Messer ergriff, und öffnete vorsichtig die Luke zu ihrer Schlafkoje. Die Tür zischte langsam, während sie glitt. Mags schaute hinaus. Der Flur war leer.
     
    Mags wartete noch eine Sekunde, um sicherzugehen. Unter dem anhaltenden Brummen des Reaktors konnte sie das intermittierende Klopfen des Antriebs in der Halle hören, aber immer noch nichts anderes. Trin wartete auch nicht mit einer Schrotflinte.
     
    Sie legte das Messer zurück in sein Versteck, zog ihre Stiefel an und stieß sie auf den Boden. Immer noch kein Hinterhalt. Schließlich entspannte sich Mags, zuversichtlich in dem Wissen, daß Trin nicht so geduldig war. Sie sicherte die Pistole, steckte sie in ihren Hosenbund und zog einen schweren Pullover an, um sie vor den Blicken zu verstecken.
     
    Auf der Brücke des Harlequin war es still. Ozzy war allein dort oben und flog lässig mit dem riesigen Schiff durch die scheinbar endlose Leere. Er blickte hinüber, als Mags die Brücke betrat. Sie konnte nicht lesen, was sich hinter diesem Blick verbarg. Vielleicht gar nichts. Sie hatte den Kerl noch nicht richtig im Visier. Abgesehen von seiner offensichtlichen Loyalität zu seiner Schwester Trin schien er nur das Nötigste zu sagen. Selbst als sie ihn vom von der Quarterdeck Knastanlage abholten, sagte er nichts. Nachdem er fünf Jahre in diesem Höllenloch verbracht hatte, stieg er einfach in die Harlequin und setzte sich hin.
     
    "Irgendetwas Aufregendes?", fragte sie.
     
    "Nein", antwortete er und knackte eine Dose Smoltz auf.
     
    "Brauchst du eine Pause?"
     
    "Nein". Ozzy nahm einen langen Schluck von dem Bier und lehnte sich zurück.
     
    Einige Momente der Stille vergingen.
     
    "Okay, cool. Schrei, wenn doch." Mags ging zu einem der Seitenterminals hinüber und ließ sich in den Sitz fallen.
     
    Es war Zeit, an die Arbeit zu gehen.
     
     
     
     
     
    Zur gleichen Zeit aber anderswo:
     
    “Und was machen Sie so ?“ die schroffe aber freundliche Stimme über die Comm.
     
    "Hauptsächlich kommerzielle Transporte", antwortete Trevor. Als Kapitän der Veronica's Dream hatte er den Notrufübertragung von einem ausgefallenen Schlepper etwa eine halbe Stunde nach dem Ablegen von Port Red Oak über Angeli im Croshaw-System erhalten. Auch er hatte verdammtes Glück, denn er war gerade dabei, seinen Quantum-Drive zu laden, als die Verbindung hergestellt wurde. Seitdem hatten sie sich unterhalten.
     
    "Cool, cool. Sie arbeiten für eine dieser großen Firmen? Covalex oder so?"
     
    "Früher schon, aber ich bin ausgestiegen, sobald ich meine eigene Bergbaugenehmigung erhalten hatte", Trevor sah schließlich das schwache Leuchtfeuer auf seinen Scans. "Ich bin es wohl einfach leid, für andere Leute zu arbeiten."
     
    "Habe endlich Ihr Signal aufgefangen. Ich korrigiere jetzt den Kurs. Sollte sehr bald da sein. Wie halten Sie sich sonst so?"
     
    "Oh, mir geht es gut. Habe viel Luft und viel Musik. Alles, was ich brauche."
     
    "Ist nicht zu überhören, Bruder." Trevor starrte weiter auf seinen Scanner. Es stellte sich heraus, daß der Schlepper, den er suchte, in einen kleinen Asteroidenhaufen abgedriftet war. "Du hast dich da ganz schön in die Klemme gebracht."
     
    "Ja, wie meine Mama immer sagte: Ich bekomme nichts, wenn ich nicht ein Händchen dafür habe, Ärger zu finden."
     
    "Mein Onkel hat immer dasselbe gesagt." Trevor drehte sein Schiff herum, um einen ersten Blick auf den havarierten Schlepper zu werfen.
     
    "Glaube Ich", sagte die alte Stimme über die Comm.
     
    Trevor umkreiste den letzten Asteroiden, der ihm die Sicht versperrte, er konnte endlich einen Blick auf . . .
     
    . . . . Nichts.
     
    Eine Lücke im Raum zwischen mehreren lautlos baumelnden Felsen. Da draußen schwebte etwas Kleines, das blinkte, aber das war es auch schon. Kein Schiff.
     
    Kein Schiff. Nichts.
     
    Sein Terminal bimmelte und machte ihn freundlich darauf aufmerksam, daß sich die hintere Luftschleuse geöffnet hatte. Trevor blickte hinüber, um zu sehen, ob es sich um einen Fehler handelte. Scheinbar hatte jemand eine Ablenkung gestartet, denn er sah nicht, wie die ankommende Rakete von einem der Asteroidenhaufen vor ihm gestartet wurde, bevor sie durch die Haube der Veronica's Dream schlug. Die Explosion verwüstete schlagartig das gesamte Cockpit. Das Schiff regte sich leicht.
     
    Blind Jack Sticha kratzte sich mit seiner fehlerhaften kybernetischen Hand durch seinen zerfetzten Bart am Kinn, während er beobachtete, wie der beschädigte Frachter langsam zu treiben begann.
     
    "Alles klar, Southers. Legt euch ins Zeug."
     
    Der Rest der Souther Titans tauchte einer nach dem anderen aus seinen Verstecken auf. Schrille und helle Farben überzogen ihre Rüstungen in rituellen Zeichen. Der führende Brecher bewegte sich innerhalb des Wracks, während zwei weitere aus Luftschleusen auf das beschädigte Schiff zusprangen, um dann zu versuchen, es wieder flugfähig zu kriegen.
     
    Jack lehnte sich zurück und riß eine Packung Ma's Chicken Patty auf, während seine Mannschaft an die Arbeit ging.
     
     
     
     
     
    Dr. Honan Yao wachte mit dem Gesicht nach unten auf einem Gitterrost auf. Er hatte sich seltsamerweise einigermaßen daran gewöhnt, an seltsamen Orten aufzuwachen, aber es gab doch immer diesen ersten Schock. Es fühlte sich an wie der Moment, in dem man anfängt zu fallen, ein Ruck durch den Körper geht, als ob er sich aufrichten wollte. Dann passierten zwei Dinge: Die Realität setzte ein, zusammen mit dem dumpfen Schmerz in den Adern nach einem langen Hochgefühl. Seine Professoren an der medizinischen Fakultät sagten, es sei der WiDoW, der die Wände der Venen verbrennt und zu den schwarzen Flecken beiträgt, die den Körper beflecken. Er blickte nach unten; die tintenschwarzen Linien waren bis zu seinem Handgelenk hinaufgezogen.
     
    Yao rollte sich auf den Rücken und sah sich um. Als seine Augen sich fokusierten und sein Kopf sich beruhigte, konnte er sehen, daß er sich im Maschinenraum der Harlequin befand, so daß es alles in allem viel schlimmer hätte sein können. Da war das eine Mal, als er in der Luftschleuse aufwachte . . .
     
    Ein Schraubenschlüssel klapperte zu Boden. Er sah hinüber. Trin arbeitete am Rohrleitungssystem. Ihr Mobi pulsierte zu irgendeiner Melodie irgendeines Liedes, das es durch ihre Kopfhörer schallen ließ.
     
    Yao schleppte sich auf seine Füße. Sein Kopf schwamm ein wenig, während er sich an den Höhenunterschied gewöhnte, aber er hielt das Gleichgewicht. Nichts von all diesen Dingen überraschte ihn. Obwohl es heute Morgen etwas schlimmer war; sein Kopf etwas schwerer, der Nebel in seinem Gehirn etwas dichter ... im Laufe des vergangenen Jahres war dies mehr oder weniger zu einem Standardritual des Aufwachens geworden.
     
    Er schlurfte langsam durch das Schiff. Kel war im Frachtraum und studierte etwas, das wie ein Stein aussah . . .
     
    Das rüttelte eine Erinnerung wach. Yao wurde langsamer, als er versuchte, die Spinnweben seiner Erinnerungen zu durchforsten. Ja . . . da war vor kurzem irgendetwas passiert. Etwas Großes . . .
     
    Das würde erklären, warum er etwas langsamer war. Sie hatten etwas gefeiert.
     
    "Hallo, Herr Doktor!" sagte Kel fröhlich. "Unglaublich, nicht wahr? Es ist sehr aufregend, hier zu sein."
     
    Yao nickte und machte sich auf den Weg in Richtung Brücke. Während er einen Zwischenstop am Schlafplatz machte, um sich umzuziehen und schnell zu duschen, kehrten die Erinnerungen an das Eriesium und die anschließende Party in sein Bewusstsein zurück. Etwa nach der Hälfte der Dusche erinnerte sich Yao an das, was beinahe geschehen wäre, bevor man das Wrack fand.
     
    Auf der Brücke fand er Mags, verschanzt mit einem Haufen Geschäftsseiten auf ihrem Terminal, während Ozzy auf dem Steuerknüppel schlief.
     
    "Hey Mags."
     
    "Doc . . ." sagte sie, ohne aufzuschauen, und klickte sich durch eine weitere Seite.
     
    "Hast Du Glück bei der Suche nach einem Käufer?"
     
    "Ich finde so gut wie gar nichts." Sie lehnte sich auf ihrem Sitz zurück und rieb sich die Augen. "Niemand scheint etwas zu wissen. Jedes Bergbauunternehmen, das ich gefunden habe, führt es nicht einmal als etwas auf, das sie kaufen würden. TDD hat es nicht einmal auf ihren Rohstofflisten. Es ist, als gäbe es das Zeug gar nicht."
     
    Yao nickte und schaute aus dem Fenster ins Leere, als er nach den Worten suchte.
     
    "Es tut mir leid."
     
    "Was tut Dir leid?"
     
    "Die ganze Sache mit Trin. Ich hätte dabei sein sollen."
     
    "Wenn du jemanden kennst, mit dem ich über Eriesium reden könnte, würde das alles wieder gutmachen." Mags kicherte und wendete sich wieder dem Spektrum zu um weitere Bisunessseiten zu durchkämmen.
     
    Yao hielt einen Moment inne.
     
    "Eigentlich könnte ich ..."
     
    "Warte, wirklich?"
     
    "Ozzy!" rief Yao und rüttelte Ozzy von seinem Nickerchen auf. "Könnest Du uns nach Kallis bringen?"
     
     
     
     
     
    Der Willoughby Housing Exchange war bei den Bergarbeitern, die den Daedulus-Cluster in Croshaw abbauten, äußerst beliebt gewesen. Das ist jetzt über hundertfünfzig Jahre her. Seit die HEX im Jahr 2863 geschlossen wurde, verfiel die Station langsam. Langjährige Bewohner, die nicht gehen konnten oder wollten, starben schließlich aus, und die Station verstummte, ein weiterer Koloß, der ins Dunkle abtrieb.
     
    Das war, bis die Souther Titans einrückten. Der blinde Jack konnte sein Glück kaum fassen, als er eine perfekt funktionierende Station fand, die nur noch mit aktualisierten Teilen wieder in Betrieb genommen werden musste ... oder zumindest funktionsfähig war. Es schien ein ebenso guter Ort wie jeder andere zu sein, um das ganze Rudl aufzunehmen. Sie hatten es auch klug hergerichtet. Sie setzten Totmannschalter ein, um automatisch den Strom, die Schwerkraft und die Luftschilde abzuschalten, falls jemand anderes als die Titans die Kontrolle übernehmen wollte. Nach Jahren der Wanderschaft mußte er zugeben, dass es schön war, einen Ort zu finden, den er sein Zuhause nennen konnte.
     
    Der blinde Jack Sticha und der Rest der Souther Titans setzten sich auf den verschiedenen Landeplätzen ab und brachten ihre Schiffe schnell außer Sichtweite. Am besten war es, den Anschein zu wahren, dass der Ort verlassen war. Sie brachten das Wrack des Frachters auf eine der größeren Plattformen. Skivner und Leedy waren nicht in der Lage, die Ladeliste nach der Explosion zu retten, unternahmen aber eine schnelle Kontrolle durch den Laderaum. Das Ding war bis unter die Decke beladen. Das war das Tolle an Indie-Piloten, jeder Run mußte sich rechnen. Natürlich neigen diese auch dazu sich besser zu verteidigen, aber Jack hatte nichts gegen eine kleine Rauferei al Belohnung.
     
    Das war auch nur die Hälfte der Ausbeute. Sobald sie die Ware entladen hatten, nahmen sie das Schiff auseinander. Der blinde Jack wühlte sich durch die Teile, behielt einen Teil zum Unterhalt der eigenen Flotte und verkaufte den Rest. Alles in allem konnten sie einen netten kleinen Gewinn machen.
     
    Blind Jack schaltete seine Anzuglichter an, als er auf die Luftschleuse der HEX zuging. Alle Timer waren abgelaufen, so daß er die Station wieder mit Strom versorgen musste. Etwa nach der Hälfte der Anlaufroutine . . .
     
    kam ein "Blinder Jack Sticha" über die Haupt Comm.
     
    Jack machte eine kurze Pause und setzte dann den Startprozedur fort. Die versteckten Reaktoren liefen an. Die Lichter in der Luftschleuse erwachten zum Leben, und die Systeme gingen in Betrieb. Sein Knie schmerzte, als er wieder auf die Beine kam.
     
    Als die Luftschleuse sich drehte, zog er seine Pistole, eine handelsübliche Coda-Pistole mit Kompensatoren, und entsicherte sie. Wer immer ihn gerufen hatte, musste in der Nähe sein. Leedy rückte auf, die Waffe bereit. Die anderen Southers hatten es auch gehört.
     
    "Das ist nicht nötig", sagte die Stimme. "Wir sind hier, um zu reden."
     
    Jack sah zu den Sicherheitskameras in der Luftschleuse auf. Sie müssen im System sein. Jack steckte die Pistole ins Holster und forderte Leedy auf, das Selbe zu tun.
     
    Die Luftschleuse zischte auf. Musik hallte durch die Hallen. Der blinde Jack zog seinen Helm ab und warf ihn auf den Boden.
     
    "Augen auf, Junge", murmelte er. Er riß seine Handschuhe ab und warf sie neben den Helm. "Wenn etwas schief geht, streichst du die Wände, hörst du?"
     
    Sie gingen in Richtung des Wohnbereichs, wo ihre beiden Gäste warteten. Sie waren menschlich. Einer war männlich, saß mit überkreuzten Beinen auf einem Sofa. Eine weiblich, stand daneben. Wirklich schöne Fluganzüge. Der Mann war sichtlich bewaffnet. Die Frau war es nicht, aber sie sah definitiv nicht nervös aus.
     
    Blind Jack ging locker zu einem der zu einer Kühlbox umgebauten Frachtcontainer und holte eine Dose Smoltz heraus. Er bot sie dem Duo an.
     
    "Einen Drink?"
     
    Die Frau rührte sich nicht. Der Mann lächelte und schüttelte den Kopf. Blind Jack zuckte mit den Schultern, hebelt die Dose auf und schüttelte das Ganze in einem lang anhaltenden Drink hinunter. Er zerknüllte die Dose und schleuderte sie in die Dunkelheit.
     
    "Also, wer zum Teufel seid Ihr?"
     
    "Wir sind Zuhörer, wirklich. Unser Arbeitgeber schickt uns, um Fragen zu stellen und zuzuhören. Wir sind dann beauftragt, entsprechend zu handeln."
     
    "Uh huh", sagte Blind Jack mit einem flüchtigen Blick zu Leedy.
     
    "Aber wir sind keine Kopfgeldjäger oder Advokaten, wenn es das ist, was Ihnen Sorgen macht. Betrachten Sie uns eher als Berufskollegen."
     
    "Also, was willst Du?"
     
    "Nicht viel. Wir haben zwei Fragen an Sie. Die zweite ist wesentlich schwieriger als die erste, aber beide müssen zu unserer Zufriedenheit beantwortet werden oder ...", der Mann zuckte mit den Achseln. "Wir werden entsprechend handeln."
     
    Blind Jack brach in Gelächter aus. Sein Lachen hallte in der verlassenen Station wider. Der Mann lächelte. Die Frau rührte sich weiterhin nicht. Das Lachen verstummte schließlich.
     
    "Du kommst in unsere Höhle und drohst uns?" Blind Jack hatte sich bereits eine weitere Dose geholt, ließ sie aber dann fallen. "Das ist ein schneller Weg zu einem kurzen Leben, mein Freund."
     
    "Ich tue nichts für mich selbst", der Mann stand auf und ging zu Leedy hinüber. Der dürre, tätowierte Gesetzlose stand aufrecht und begegnete dem Blick des Mannes, ohne mit der Wimper zu zucken. "Wie ich bereits erwähnte, sind wir Repräsentanten. Alles, was Sie wissen müssen, ist, daß im Grunde genommen Damien Martel von den Four Points die Fragen stellt.
     
    Der blinde Jack Sticha hustete. Leedy blickte zu seinem Chef hinüber, dessen Verhalten sich völlig verändert hatte.
     
    Die Four Points waren eines jener Syndikate, die nie zu sterben schienen. Sie haben die kriminelle Hierarchie nie dominiert, aber irgendwie über Jahrzehnte durchgehalten und einen ebenso berechnenden wie skrupellosen Ruf bewahrt. Die Führung repräsentierte jeweils einen Teil des Territoriums und bildete einen Viererrat, der ihren Fußsoldaten die Befehle diktierte. Damien Martel war einer dieser 'vier Punkte'.
     
    "Ich sehe, ich brauche keine weitere Erklärung", sagte der Mann nach einem Blick in Blind Jacks Gesicht. "Gut."
     
    Der Mann ging zu Jack hinüber und studierte ihn einen Moment lang.
     
    "Waren Sie für den Angriff auf Mr. Martels Schiff verantwortlich?"
     
    "Wer?"
     
    "Möchten Sie, dass ich die Frage wiederhole?"
     
    "Was? Nein." Blind Jack blickte die Frau an. Sie war in Leedys toten Winkel gewechselt. "Ich habe nichts von einem Angriff gehört."
     
    "Lügst du mich an?" Sagte der Mann, ohne seine Mimik zu verziehen. Seine Stimme war gleichmäßig, ohne jeglichen Tonfall.
     
    "Zur Hölle, nein", verneinte Blind Jack sofort. "Meine Leute sind alle hier. Alle sind vollzählig und niemand würde eine solche Aktion durchführen, ohne daß ich davon wüßte."
     
    Der Mann betrachtete Jack einige Augenblicke lang. Er bearbeitete ihn. Schließlich:
     
    "Ihr Titans habt eine interessante Reihe an Tätowierungen", sagte der Mann, als er seinen Mobi heranzog und begann, die Menüs durchzugehen. "Ich selbst habe den Reiz nie ganz verstanden, aber mehr noch, ich konnte mich nie einfach auf nur ein Design festlegen, mit dem ich den Rest meines Lebens gut leben konnte.“
     
    Der Mann fand ein Bild und hielt es hoch, damit Jack es sehen konnte. Es war ein Überwachungsfoto.
     
    "Zweite Frage", er zeigte auf das Standbild des Überwachungsvideos. Irgendein Schrottplatz, auf dem Blind Jack in der Vergangenheit Schrott abgeladen hatte. Wardlow Rec oder so ähnlich. Der Mann zeigte auf eine Frau im Bild; es sah aus, als ob sie mit Titanium-Tinte tätowiert war. "Wissen Sie, wer das ist?"
     
    Blind Jack brauchte eine Sekunde, um sie zu erkennen.
     
    "Ich will verdammt sein", sagte er mit einem zärtlichen Lächeln. "Ihr Name ist Trin Liska. Es ist eine Weile her, daß wir mit ihr unterwegs waren. Was hat sie getan?"
     
    "Etwas von Wert mitgenommen."
     
    Blind Jack nickte und legte den kleinen Schnappschuß für zukünftige Betrachtung auf seinem Mobi ab. Er nahm noch einen Drink aus seiner Dose.
     
    "Soweit ich weiß, hat sie auf Reza Malcolms Schiff angeheuert. Ein wiederlicher Schrotthaufen namens Harlequin."
     
    "Ich will dieses Schiff."
     
    Blind Jack ließ sich Zeit, darüber nachzudenken. Er ging an dem Mann vorbei und setzte sich in seinen kaputten Ledersessel.
     
    "Sicher, ich kann helfen", sagte er mit einem zufriedenen Grinsen.
     
    Dreißig Minuten später gingen die beiden Auftragskiller des Syndikats ohne Zwischenfall und voll beladen mit den vielen Registrierungsnummern der Harlequin und allem, was die Southers über Trin wußten.
     
    "Was zur Hölle sollte das, Jack?"
     
    "Sag, was du denkst, Leedy."
     
    "Trin war eine von uns."
     
    "War, Junge, war." Der blinde Jack setzte sich wieder auf seinen Platz und warf sich noch eine Dose ein. "Sie ging weg. Ich habe Dir schon mal gesagt, daß wir keine Loyalität für Drückeberger haben, und außerdem übersiehst Du das große Ganze."
     
    "Und das wäre?"
     
    "Wenn die Four Points auf sie aufmerksam wurden", es breitete sich ein Grinsen hinter Blind Jacks Bart aus, "dann geht es um sehr viel Geld."
     
    Die Titans sahen sich an. Die Aussicht auf ein Vermögen entfachte das vertraute Feuer hinter ihren Augen.
     
    "Nehmt eure Schiffe aus und reist mit leichtem Gepäck", sagte Blind Jack, als er die nächste Dose aufriß. "Gehen wir uns unser Geld."
     
     
     
     
     
    Die Harlequin verließ den Sprungpunkt Bremen-Kallis in der Nähe einer Gruppe von Frachtversorgungsschiffen, die auf dem Weg aus dem System waren. Kürzlich installierte CommRelais schwebten nun in der Nähe des Absprungpunktes, und die Armeestation wurde mit dem Schutz dieses sich entwickelnden Systems beauftragt.
     
    Die gesamte Besatzung hatte sich auf der Brücke des Schiffes versammelt. Mags und Trin waren ganz auf den Armeestützpunkt konzentriert und suchten nach Anzeichen dafür, dass das Militär ihnen die gleiche Aufmerksamkeit schenkte. Ozzy flog mit seiner üblichen mürrischen Gleichgültigkeit. Yaos Hand zitterte, als er an einem Nagel kaute. Den anderen schien es wie das übliche Begleiterscheinung, wenn man eine so lange Strecke ohne eine Art chemisches Gleichgewicht zurücklegt. Sie wussten nicht, dass es etwas anderes war.
     
    Kel war der einzige, der ganze Aussicht genoß. Draußen, vor dem Schiff war eine umwerfend schöne Darstellung von Zerstörung und Schöpfung. Kallis war die wahre Definition eines sich entwickelnden Systems. Es wurde entdeckt, als die Planetenkörper noch im Entstehen begriffen waren, und war zu einem Knotenpunkt für Astronomen und Wissenschaftler geworden, die diese einzigartige Gelegenheit zur Beobachtung eines Sonnensystems in seinen Anfängen nutzen wollten. Das System hatte sogar einen beachtlichen Anteil an Philosophen und Spiritualisten angezogen, die gekommen waren, um Zeugen zu werden und über alle möglichen Fragen der Existenz nachzudenken.
     
    "Hübsch . . . ." war alles, was Kel heraus brachte.
     
    "Bist du da wirklich sicher, Doc?" fragte Mags, ihre Augen richteten sich immer noch auf die vorüberziehende Militärstation.
     
    "Ja... Ich glaube schon", antwortete Yao. Er merkte, daß er an seinen Nägeln kaute und hörte damit auf. "Nein, wird alles gut."
     
    "Dieser Typ ist also Arzt?" fragte Trin, während sie auf einem Stück Pökelfleisch kaute.
     
    "Ein Kumpel von mir hat Medizin studiert, bis er das Studium abbrach und sich der Physik und Geologie zuwandte. Aber er ist cool."
     
    "Äh hä", antwortete Trin und nahm einen weiteren Bissen.
     
    Yao machte sich auf den Weg zu einem der Stühle und aktivierte den Commlink. Er isolierte die OB-Station Gryphon und schickte eine Comm. Es dauerte einige Augenblicke, bis ein triefäugiger Verwalter antwortete.
     
    “Vermittlung.“
     
    "Ja, hallo, Lev Dennis, bitte..."
     
    Der Verwalter hatte ihn bereits getrennt und neu verbunden. Nach einigen Sekunden des Wartens, in denen ihn der Rest der Harlequin-Crew anstarrte, nahm jemand Neues an. Lev antwortete auf die Comm, ohne wirklich hinzusehen. Aufgrund des rapiden tippens war er noch deutlich mehr daran interessiert, etwas zu schreiben.
     
    "Ja?"
     
    "Was gibt's, Mann? Hier ist Honan."
     
    Lev hörte auf zu tippen und drehte sich um, um auf das Comm zu schauen. Sein Gesicht wurde heller.
     
    "Heilige Scheiße", rieb er sich die Augen und sah genauer hin. "Was zur Hölle machst du hier?"
     
    "Eigentlich brauchte ich etwas von deinem Fachwissen."
     
    "Ja, klar."
     
    Yao zuckte die Achseln und nickte.
     
    "Wirklich?" Lev klang echt schockiert. "Oh, verdammt, ja, okay. Komm vorbei. Ich reserviere die ein Landepad."
     
    Zwanzig Minuten später setzte die Harlequin auf dem Landepad der Beobachtungsstation auf. Die Tür der Landebucht öffnete sich, als Lev Dennis in die Bucht stürmte.
     
    "Yaooooooo-" Beim Anblick des Rests der Harlequin-Crew blieb er kurz stehen. Lev war etwa so alt wie Yao, aber da er nahe der Isolation von der Zivilisation lebte, hatte er offensichtlich nicht viel für seine persönliche Hygiene getan. Er ging rückwärts in Richtung Tür.
     
    "Was ist los, Mann?" Yao trat schnell nach vorne und schüttelte ihm die Hand. Lev blieb auf halber Strecke stehen. Yao blickte nach unten und sah die WiDoW-Spuren unter seinem Ärmel hervorschauen.
     
    "Was machst du, Mann?" sagte Lev im Flüsterton. "Das sieht echt übel aus."
     
    "Nein, ist schon okay, Maan."
     
    "Scheiße sieht nicht gut aus."
     
    "Machen Dir nichts draus", sagte Yao und lächelte so viel es ging, aber er erkannte, wie sehr er sich wahrscheinlich seit dem letzten Mal, als er seinen Freund sah, verändert hatte. Es war so viel passiert ... aber darüber wollte er jetzt nicht mehr nachdenken. "Komm, ich stelle Dir meine Crew vor."
     
    Lev zwang sich ein Lächeln auf und schaute an Yao vorbei. Obwohl Trin und Ozzy nicht (sichtbar) bewaffnet waren, waren sie für den Wissenschaftler mehr als einschüchternd. Kel kam schnell näher.
     
    "Hallo, Lev Dennis. Es ist mir ein Vergnügen, Euch kennenzulernen. „Ich Kel." Er klopfte Lev auf die Stirn und umarmte ihn dann. "Schöner Station hier. Solide Konstruktion."
     
    "Hey..." Lev antwortete schüchtern. Yao merkte, dass Lev nervös wurde, also hielt er den Ball am Rollen.
     
    "Können wir irgendwo ungestört reden?" Er zog Lev Richtung Hallen und brachte sie in Bewegung. Lev schien sich zu beruhigen, je weiter sie kamen, und begann bald, die verschiedenen Forschungsunternehmen und gemeinnützigen Organisationen zu erklären, die in den Jahren, in denen er dort gewesen war, um verschiedene Facetten des wachsenden Systems zu studieren, gekommen und gegangen waren.
     
    Als sie in seinem Labor ankamen, schien er mit der Gruppe entspannt zu genug sein einige Fragen von Trin zu den Sicherheitsprotokollen der Station zu beantworten. Im Inneren befanden sich mehrere Scanfelder, die um ein massives, vom Boden bis zur Decke reichendes Fenster herum positioniert waren und den Wirbel von Flammen und Trümmern draußen übersahen. Im Inneren befanden sich mehrere Scanfelder, die um ein massives, vom Boden bis zur Decke reichendes Fenster herum positioniert waren und den Wirbel von Flammen und Trümmern draußen überlagerten.
     
    "Also, warum wolltet Ihr mich sehen?" fragte Lev schließlich.
     
    Yao nickte Mags zu, die die Schließfachbox trug. Sie stellte sie auf einen Tisch und öffnete sie, wobei sie den massiven Klumpen Eriesium darin zum Vorschein brachte.
     
    Lev warf Yao einen Blick zu, bevor er in die Kiste schaute. Zuerst bemerkte er nicht wirklich etwas Besonderes. Als er versuchte, näher heranzukommen, und das Licht die violetten Schimmer direkt unter der Oberfläche des Erzes auffing, hielt er inne und schaute ungläubig in die Gesichter um ihn herum.
     
    "Ist das . . ."
     
    Yao grinste. Lev bewegte sich auf das Eriesium zu.
     
    "Darf ich?"
     
    "Darum sind wir hier, Mann."
     
    Lev schnappte sich aufgeregt ein paar Handschuhe und hob das Erz auf. Er verlagerte es zwischen den Händen, testete sein Gewicht und warf dann einen genaueren Blick darauf.
     
    "Wo hast du das gefunden?", fragte er und ließ das kostbare Mineral nicht aus den Augen.
     
    "Das ist eine lange Geschichte", antwortete Mags, während sie ihm dabei zusah, wie er es studierte. "Aber es ist Eriesium, richtig?“
     
    "Ja, ich denke schon", Lev stellte das Erz unter eine Tischlampe, um es näher zu untersuchen. "Man darf nicht vergessen, daß sie in der UEE nur vier oder fünf Mal Eriesium gefunden haben. Jemals. Und ich glaube nicht, dass einer von ihnen so groß war wie dieser. Es ist also nicht so, als gäbe es ein Reichhaltiges Fachwissen über das Zeug."
     
    "Kennst Du jemanden, der es kaufen würde?" murmelte Trin von hinten rein, offensichtlich gelangweilt. Yao warf ihr einen Blick zu. Sie zuckte die Achseln und nahm eine kleine Statue aus einem Regal. Lev sackte auf einem Hocker in der Nähe zusammen.
     
    "Reichlich, aber sie wollen lieber nichts damit zu tun haben. Die Regierung hat jede Art von offenem Markt unterdrückend reguliert. Bis sie mehr darüber wissen, müssen alle Entdeckungen und Verkäufe gemeldet werden. Man muss angeben, wo man es gefunden hat, wie es gewonnen wurde, Grabungsgenehmigungen vorlegen. Es ist also nicht so einfach, wie in eine TDD zu gehen und etwas Erz abzuladen.“
     
    "Sekunde!" Trin stellte die Statue zurück auf das Regal und begann, den Raum in Richtung Lev zu durchqueren: "Du willst mir sagen, daß wir das wertvollste Mineral im Universum haben und es nicht verkaufen können?
     
    "Ähm ... ja?" sagte Lev, als er vor Trin wegschrumpfte. Sie blieb direkt vor ihm stehen und starrte ihn an, bevor sie Mags böse anstarrte und wegging. "Ich meine, vielleicht könnt Ihr es an irgendeinen Xi'an verkaufen. Die würden es wahrscheinlich kaufen, aber das wäre Verrat . . ."
     
    "Was hast du gesagt?" fragte Mags ganz aufgeregt.
     
    "Das wäre Hochverrat?"
     
    "Ach was, davor!"
     
    "Anscheinend ist Eriesium im Xi'an-Reich etwas verbreiteter. Sie haben ein bisschen mehr damit gearbeitet."
     
    Mags wandte sich an die Gruppe.
     
    "Ich glaube, ich weiß einen Käufer."
     
     
     
     
     
    Die Suche nach der Harlequin ging ins Leere. Seit Tagen hatte Arno Maas seinen ganzen Katalog von Spitzeln, korrupten Zollbeamten, lokalen Milizionären und sonstigen Abschaum mit den Registrierungsnummern überschwemmt, aber bisher nichts. Blind Jack war offen und umfassend mit dem umgegangen, was er über Trin Liska wusste, aber Arno blieb offen für die Möglichkeit, daß der alte Bandit einige Schlüsseltatsachen zurückhalten würde, um ihre Suche zu behindern.
     
    Er schaltete sein Terminal ab und machte sich auf den Weg zum Cockpit, wo Osane flog.
     
    "Hatten Sie Glück?" fragte er, als er sich näherte.
     
    "Ich warte auf Nachricht von Masterson. Er durchsucht die Advocacy-Archive nach bekannten Komplizen von diesem Malcolm."
     
    Arno saß für einige Augenblicke still da.
     
    "Ich frage mich, ob wir ein oder zwei Titans hätten killen sollen. Sie wissen schon, unseren Standpunkt unterstreichen."
     
    "Blind Jack ist von der alten Schule." Osane stellte das Schiff auf Autopilot und drehte sich zu ihm um. "Es hätte verzweifelt ausgesehen, wenn wir ihn eingeschüchtert hätten."
     
    Ein eingehender Funkspruch ertönte auf beiden Terminals. Arno aktivierte sofort die Verschlüsselungsprotokolle und antwortete darauf.
     
    "Mr. Martel."
     
    Es dauerte einen Moment, bis das Bild erschien. Ein Mann in den späten Fünfzigern mit stark eckigen Zügen flackerte herein. Die Verschlüsselung der Kommunikation verursachte einige Synchronisierungsprobleme, so dass sein Gesicht manchmal sprang, um seine Worte einzuholen. Damien Martel blickte mit völlig emotionslosen Augen in die Kommunikation.
     
    "Status". Ein Sync-Sprung ließ es so aussehen, als hätten sich seine Lippen nicht einmal bewegt.
     
    "Wir haben jeden Hinweis auf den Echoruf von diesem Schrottplatz entfernt und das Ding so inszeniert, daß es wie Sklavenhändler aussah, also ist das erledigt. Wir haben nur ein Schiff und einen Namen bekommen, der das Ding jetzt hat, aber wir glauben, dass die Titans ihre Antworten gefälscht haben könnten.“ Arno überprüfte seinen Mobi doppelt, um zu sehen, ob er irgendwelche eingehenden Nachrichten erhalten hatte. "Wir haben die Nachricht verbreitet und warten auf Antwort."
     
    Martel starrte sie schweigend an, sein Gesichtsausdruck undurchschaubar.
     
    "Wir haben ein Vermögen an Four Points Eigentum auf Abwegen und Sie warten darauf, daß die Leute Sie zurückrufen?"
     
    Arno warf einen Blick auf Osane.
     
    "Ich weiß nicht, was..."
     
    "Sie treten jede Tür ein, die man eintreten kann, machen Städte dem Erdboden gleich. Das ist mir egal. Finden Sie es, oder wir sind alle tot."
     
    Martel hat abgebrochen.
     
    Arno und Osane tauschten einen Blick aus. Sie drehte ihren Sitz zurück und deaktivierte de Autopiloten des Schiffes.
     
    "Wir hätten wohl doch ein paar Titans killen sollen."
     
    Eine Funknachricht hing an Arnos mobiGlas. Er blickte es an und atmete aus.
     
    "Nun, das hier ist witzig . . .”
     
     
     
     
     
    Die Freigabe zum Srungpunkt Bremen-Nyx brauchte ewig. Die Bremer Miliz, die an ihren besten Tagen schon paranoid war, muß heute die doppelte Dosis ihrer Paranoia-Pille genommen haben. Mags hatte eine alte Registrierungsnummer verschickt, den sie schon lange nicht mehr benutzt hatte und der für "saubere Reisen" reserviert war.
     
    Das Gezerre der Milizen machte den angespannten Flug durch den gesetzlosen Raum beinahe noch angenehmer. Mags steuerte die Harlequin, während Ozzy in der P52 als Eskorte flog. Sie passierten das Wrack einer Hull. Mags konnte nicht sagen, um welches Modell es sich handelte, das Ding wurde in hunderte von Teilen gesprengt. Eine Gruppe von Gesetzlosen, vermutlich diejenigen, die die Sprengung vornahmen, durchwühlte den Schutt. Einer von ihnen, ein schwer bewaffnetes Gunship, drehte sich um, um die Passage der Harlequin zu bewachen.
     
    Mags war sich ziemlich sicher, daß ein privates Gespräch stattfand, in dem sie abwägte, ob sie an diesem Tag genug Ladung gestohlen hatten oder ob es noch Platz für ein bisschen mehr gab.
     
    Sie hielt die Geschwindigkeit gleichmäßig, beschleunigte oder verlangsamte nicht, sondern flog einfach vorbei, und steuerte weiter auf den Glaciem-Ring und ihr Ziel zu: Levski.
     
    Mags hatte dort als Kind einige Zeit verbracht. Sie hatte sich mit Frank McGarr's Crew zusammengetan: mit Gaunereien, kleinen Betrügereien und gelegentlichen Raubüberfällen. Sie hatten sich aus dem 'Burnout-Kollektiv' (wie Frank die Bewohner von Levski gern nannte) herausgehalten, schon weil auch sie andere Leute unter dem Vorwand, ihre Privatsphäre zu respektieren, in Ruhe ließen. Für eine Bande von Lügnern und Dieben war das perfekt.
     
    Der Rest des Fluges nach Levski verlief ohne Zwischenfälle. Ozzy dockte noch an die Harlequin an, bevor sie den Endanflug einleiteten. Als sie aufsetzten, hatte sich der Rest der Gruppe bereits im Frachtlift versammelt. Trin wartete mit dem Fuß auf dem Schließfach mit dem Eriesium. Yao lehnte an der Wand und kaute geistesabwesend wieder an seinem Nagel. Kel trug all seine "Menschenkleider": eine ungleiche Collage aus Sataball-Team-Swag, einen UEE-Schal und ein Sweatshirt mit dem beliebten Gag-Zitat ("I'm With Mom") aus einer zehn Jahre alten Fernsehserie.
     
    Mags zog ihren Mantel an und stieg hinunter, um sich ihnen anzuschließen.
     
    "Ich denke, wir sollten uns trennen, mein Kontakt kann sehr nervös sein." Mags griff nach dem Schließfach, aber Trin rührte sich nicht vom Fleck.
     
    "Es bleibt bei mir."
     
    "Ja, okay", sagte Mags und drückte den Liftknopf. Die Plattform zitterte und begann zu sinken. Sie drehte sich zu Kel um. "Erinnere dich, worüber wir gesprochen haben."
     
    "Ich bin ein Freund. Nicht Sklave." Er antwortete mit einer sorgfältig geübten Tonlage.
     
    Der Aufzug knallte auf den Boden. Die Gruppe lief auf die Luftschleuse zu, als die massiven Hangartüren begannen, sich kreischten zu schließen. Die Luft hatte einen würzigen Geschmack, wahrscheinlich war es Jahre her, dass sie die Reinigungsanlagen in den Hangars säuberten.
     
    Sie gingen an einem Transparent vorbei, auf dem die "Regeln" der People’s Alliance umrissen waren. In jedem der Hangars hing eines davon, aber dieses war mehrfach genäht worden, vermutlich von den Leuten, die vorher Steine oder Flaschen durch das Schild warfen.
     
    Yao huschte sofort weg, als sie hineinkamen, und begab sich in die Tunnel. Kel stürzte sich daraufhin auf die grobe Karte der verlassenen Bergbaustation und begann sofort in ein ziemlich einseitiges Gespräch mit einem Einheimischen, der zufällig in der Nähe stand. Mags, Trin und Ozzy fuhren mit dem Aufzug hinunter in das Hauptgeschoss.
     
    Der Grand Barter war, wie üblich, lebhaft. Vorbeiziehende Händler schrieen jeden an, der zufällig in ihrer Augenlinie trieb. Bei der geringsten Rückmeldung stürzte sich der Händler auf ihn.
     
    Die drei pirschten durch die Stände und wurden von Waren aus allen Ecken der UEE und darüber hinaus überschwemmt. Jeder Satz enthielt die Zusicherung von Qualität und Seltenheit.
     
    Schließlich verließen sie ihn auf der andere Seite. Ozzy schubste einen besonders hartnäckigen Händler weg, und sie alle traten auf die Bar zu.
     
    Das Café Musain war gesteckt voll. Eine Frachtermannschaft feierte lautstark in einem der Nebenräume und ließ nach einem Großauftrag deutlich Dampf ab. Der Rest des Platzes war voll mit Bergarbeitern, Einheimischen in selbstgemachter Kleidung und Durchreisenden, die für eine Rast und einen Drink Halt gemacht hatten. Die Barkeeper beeilten sich, die Gläser voll zu halten.
     
    Mags musterte die Kabinen, die den Raum umgaben. Sie stieß Trin zu einer abgelegenen Kabine in der Ecke, in der ein Xi'an ruhig saß.
     
    "Ozzy, meinst du, du könntest dich zurückhalten?" fragte Mags etwas zögerlich. Ozzy warf Trin einen Blick zu, der nickte. Er riß sich los und ging zur Bar.
     
    Mags durchbrach die Menge in Richtung Xi'an, während Trin ihm folgte.
     
    "Nyasēng's.uo S.oam", sagte Mags, als sie sich näherte.
     
    Die Xi'an blickte auf.
     
    "xē'sueren, Diebin Magdalena." Soahm lehnte sich zurück und nahm sich einen Moment Zeit, um Trin und das Schließfach zu begutachten. ".axyoa? Ich hoffe, es geht dir gut."
     
    "Du weißt schon ... Höhen und Tiefen."
     
    "Ich denke, ich kenne die Bedeutung." Soahm hielt seine Augen auf Trin gerichtet. "Was kann ich für Euch tun?"
     
    "Ich bin froh, daß Du fragst."
     
    Die beiden setzten sich.
     
     
     
     
     
    Soweit Ozzy sagen konnte, waren zwar etwa ein Dutzend Personen bewaffnet, aber vielleicht drei von ihnen wirkten durchaus seriös. Zwei saßen allein an der Bar, aber so, wie sie den Raum absuchten, sahen sie wie Geier aus. Der letzte saß in der Nähe eines Hinterzimmers und versuchte, nicht so auszusehen, als würde er es bewachen.
     
    Das war eine Angewohnheit, die er sich auf dem Quarterdeck angewöhnt hatte. Eine Angewohnheit, die sich jeder angewöhnt hatte. Man musste jeden Raum und jeden Augenblick beurteilen, um zu wissen, wer eine Bedrohung darstellte und wer nicht. Vielleicht war es ein wertvolles Training. Sicherlich war es nicht wert, dorthin geschickt zu werden, um es zu lernen.
     
    Er leerte das Glas und winkte den Barkeeper zu einem weiteren.
     
    "Ozzy Liska", sagte eine Stimme hinter ihm. Irgendwie kam ihm das bekannt vor.
     
    Ozzy blickte zurück, als der blinde Jack Sticha auf den nächsten Hocker stieg.
     
    "Hey, Jack, wie geht's?"
     
    "Ich bin alt, ansonsten wie immer, weißt du."
     
    "Jaja."
     
    "Habe schon gehört, daß du wieder rauß bist.", sagte Blind Jack, als er für beide Drinks bezahlte. Wahrscheinlich mit der Kreditkarte eines Toten.
     
    "Jupp."
     
    "Und wieder mit Trin unterwegs."
     
    "Jupp."
     
    "Hab gehört, ihr zwei habt einen guten Coup gelandet."
     
    Ozzy drehte sich zu Jack um und bereitete sich mental darauf vor, Jack notfalls die Klinge in seinen Hals zu rammen.
     
    "Wo hast du das gehört?"
     
    "Gerüchte, Junge." Der blinde Jack grinste und nahm einen Schluck. "Gerüchte findet immer den Weg zu mir."
     
    "Dann weißt du auch die Antwort."
     
    "Ich kann dir helfen." Blind Jack polierte den Rest seines Glases. "Ich helfe dir, es zu versetzen."
     
    "Ich glaube, das haben wir im Griff", Ozzy blickte sich um, um zu sehen, ob irgendwo Jack's Leute lauern. Dort, irgendein großer, schlaksiger Drecksack, der an der Vorderseite postiert war.
     
    "Schon gut." Der blinde Jack bestellte zwei weitere Gläser. Er stellte sie beide vor Ozzy auf. "Erstaunlich, daß du so erpicht darauf warst, wieder zu Trin einzusteigen, nachdem du rauskamst."
     
    "Was soll das heißen?"
     
    Der blinde Jack ließ sich vom Hocker fallen, achtete darauf, seine Hände frei zu halten, und lächelte.
     
    "Nun, sie war doch diejenige, die dich vor dem Advokaten im Stich gelassen hat."
     
    "Aha." Ozzy schaffte es, sich zwischen den zusammengebissenen Zähnen zu sammeln. Die Wut begann sich zu steigern. "Sie hatte also das Sagen bei den Titans? Ich dachte, es wäre deine Crew, Jack."
     
    "Das war nicht mein bester Moment, Ozzy, aber du weißt ja, wie sie werden kann", sagte der blinde Jack mit einem Achselzucken. "Sie hat dieses Temperament, das sie wirklich überzeugend macht. Das Angebot steht noch immer offen, wenn Du zurückkommen willst. Familie ist eine Sache, aber das Crew ist eine andere. Denke darüber nach."
     
    Blind Jack ging auf den schlaksigen Handlanger in der Ecke zu und sie verzogen sich.
     
    Ozzy drehte sich um und sah sich den Stand in der Ecke an, als Trin das Schließfach aufhob. Sie blickte um die Bar herum, bevor sie sie öffnete. Ihre Augen trafen sich mit denen von Ozzy. Sie grinste und blickte dann zurück zum Xi'an.
     
     
     
     
     
    Mags hatte Soahm noch nie so beeindruckt gesehen. Als ehemaliger Polizist im Xi'an-Reich arbeitete er nun als Sicherheitsberater für denjenigen, der sein Honorar bezahlen würde, aber er war stolz auf seine Souveränität.
     
    "Du hast dich selbst übertroffen, Magdalena", war alles, was er immer wieder wiederholte, während er das Eriesium untersuchte.
     
    "Komisch . . ." sagte eine Stimme hinter ihnen. Mags, Trin und Soahm drehten sich um und sahen Arno und Osane an den Tisch treten. "Wir dachten dasselbe."
     
    übersetzt von Picollo
    Verbesserungsvorschläge ? Nur zu !
  4. Picollo
    CLEAN SHOT Shipping Update #2


    Willkommen zurück, Fliegerjungs und –mädels. Hier ist Euer alter Kumpel Craig Burton, Beifahrer auf allen Langstrecken.
    Wir probieren hier bei Clean Shot gerade etwas Neues für’s Programm aus. TechCorner nennt sich die Sache und dort testen wir die neuesten und coolsten Lafetten-Aufrüstungen, die der Markt hergibt. Mal sehen, wie lange wir das durchhalten, denn … hier kommt der Schocker, Leute … es gibt einen Haufen Schrott da draußen, der nichts ist, außer Ballast für Euer Schiff.
    Dieser Programmteil wird Euch präsentiert von MaxOx … die Zukunft ist maximal mit MaxOx.
    Wir werden sehen, wie lange dieser Sponsor bei uns bleibt, denn als Allererstes haben wir das Neueste von MaxOx aus ihrem Sortiment an Abwehrtechnologie.

    Das neue MaxOx 5250 Verteidigungssytem ist eine Erweiterung zu ihrem sehr beliebten 5000er Modell. Leider ist es nur dem Namen nach eine Weiterentwicklung. Vorbei ist es mit dem „Alles passt“-Täuschkörper-Bojen-System, das gemischte Bestückung zuließ. Jetzt ist das System lediglich für „Eins oder gar keins“ konzipiert. Vorbei ist auch die kompakte Ein-Platz-Aufhängung, jetzt werden drei Lafettenplätze benötigt UND eine Standleitung zum Energieversorger. Alleine diese zu installieren wird weitere 300 – 400 Credits kosten. Tut mir leid, aber das ist einfach nur Mißbrauch getrieben an all den guten Leuten da draußen, die das 5000er-System täglich nutzen. Mein Regisseur wirft mir gerade einen dieser Blicke zu, deshalb werde ich jetzt besser aufhören, aber ich mußte einfach etwas sagen.

    Was soll’s … kommen wir zu ASD’s neuester Erweiterung P12 “Klette“ Minenwerfer, enthüllt letzte Woche auf der 3E Technik-Konferenz. Einmal ausgeworfen, kann sich die “Klette“ entweder an das nächstgelegene Schiff anhängen oder, für 2.000 Credits Aufpreis, mit einem Infrarot-Zielsystem ausgestattet werden. Die Mine hängt sich mittels magnetischer Klammern an das Schiff und geht dann erst richtig an die Arbeit. Der Kern ist gefüllt mit Osmium, das seine unglaubliche Massendichte an das Schiff anhängt und so dessen Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit drastisch herunterzieht. Klinke zwei, drei von den Dingern an ein Schiff und es wird froh sein, dir noch hinterherkriechen zu können. Klar, es ist kostspielig, aber eine prima Art, sich davon zu machen, wenn mal wieder irgendein Abschaum ein Auge auf deine Fracht geworfen hat. Und das sogar ohne den üblichen Selbstverteidigungs-Totschieß-Kram.

    Nächste Woche werden wir mit Trevor Fahr sprechen, dem Berater von Senator Kendrick Tsu von Idris, um mit ihm die bevorstehende Wahl zu einem Freihandels-Abkommen mit den Xi’An zu diskutieren. Also stellt sicher, daß Ihr irgendwo eingeparkt seid, wo es ein gutes Signal gibt, denn DAS werdet Ihr mitbekommen wollen.

    Das war’s von mir. Ich laß‘ Euch jetzt ein bißchen schlauer zurück. Wenn Ihr fünfzehn Stunden auf einer Strecke unterwegs seid, die Euch durch gefährliches Gebiet führt und Ihr denkt, daß Euch jedes Schiff scannt, dann denkt an das, was mein Vater mir einst immer sagte: “Sohn,“ sagte er, “Jeder da draußen hat ein Recht, zu leben, sogar die Idioten mit den nervösen Abzugsfingern“

    Bis zum nächsten Mal. Bleibt am Funkeln, Leute.

    Danke an Wizard für diese Übersetzung
  5. Picollo
    Vierzig Prozent Schilde. Vier seiner Monitoren haben Störungen. Nur zwei Raketen im der rechten Abschußrampe übrig. Munition und Treibstoff vorhanden. Das waren die guten Nachrichten. Die schlechte Nachricht? Cal Mason konnte nicht mehr viel länger auf Black Talon einhämmern.

    Penny und die anderen waren noch im Gewirr mit dem Rest des Stoßtrupps. Der Himmel war ein Durcheinander von auflösenden Kondensstreifen und Rauchsäulen aus den brennenden Wracks am Boden. Cal musste sein Ziel im Auge behalten. Ihm war klar, daß sich der Spieß jederzeit umdrehen könnte.

    Black Talon links hart geschnitten. Cal blieb an ihm drann. Er feuerte einen Salve ab, aber Black Talon pirouettierte um die Geschosse, als wäre das eine Kleinigkeit. Cal sah, wo er hingeführt wurde. Der letzte Anvil war weit weg, Artillerie auf einen Raider ballernd.

    Black Talon steuerte rechts in Richtung der Bahn explodierender Granaten.

    An Bord der Gemini, war Admiral Showalter zwischen dem Vanduul Flaggschiff und der Anziehungskraft Yar's gefangen. Der massive Träger konnte den beiden Gewalten nicht mehr lange standhalten. Er starrte nur auf die Kartensphere, jede Möglichkeit studierend, auf den richtigen Spielzug wartend, der sich selbst offenbart. Die Steuerbord-Seite des Vanduul Schiffs leicht angehoben. Sie richteten es aus, um sie mit ihren großen Geschützen zu treffen. Der Planet war genau unter dessen Backbordrand.

    "Sir. Wir können hier nicht bleiben.", schrie der Deckpilot. Showalter ignorierte ihn, sein Verstand wühlte durch so etwas wie einen Plan.

    "Sir!" Er schrie wieder. Showalter drehte sich um, "es könnte funktionieren".

    "Kappt Positionstriebwerke drei bis neun. Schwächt acht, zehn und zwölf um 60 Prozent. "

    "Aber Sir, das treibt uns ..."

    "In Richtung Planet, richtig. Es ist das, was ich von Euch erwarte und ich sage das nur dieses eine Mal." Jeder hat's gehört. Deren Gesichtern nach zu urteilen, dachten sie der alte Mann hatte den Verstand verloren.

    Die Hauptwaffen auf dem Vanduul Flaggschiff begannen sich aufzuheizen. Energie sammelte sich an den Spitzen der Geschützrohre, Bestandteile aus der Atmosphäre anziehend. Plötzlich kippt die Gemini zum Planeten runter, die Backbordtriebwerke brannten auf, das gewaltige Schiff in eine Drehung zwingend. Es schlüpfte entlang der Kante der Atmosphäre, unter Verwendung der Schwerkraft, um es herum zu schleudern, bis seine Backbordseite direkt unterhalb des Vanduul Schiffs stoppte.

    Die Gemini feuerte, mit allen Waffen die es zur Verfügung hatte, in die schwache Unterseite. Die Vanduul Schilde flammte auf während den Versuchen alle Angriffe abzulenken, schafften es aber nicht. Energiesalven brachen durch den Rumpf gefolgt von AP Raketen. Zum ersten Mal wurden die Vanduul schwer getroffen.

    Auf Yar mußte Cal jetzt schwerer Munition ausweichen. Heller, der Anvil Pilot, wollte Black Talon anführen, aber der Vanduul erwies sich als geschickter im Ausweichen indirektes Feuers, als direkten.

    Penny fiel hinter Cal. Es wurde immer offensichtlicher, daß obwohl der Vanduul in der Defensive war, er den Kampf anführte. Das sollte sich ändern. Sie wollten Black Talon gemeinsam treffen.

    "Bist du bereit, Penny?"

    "Laß uns diesen Kerl erledigen.", grinste Cal.

    Irgendwie wußte Black Talon das. In dem Moment, als Penny und Cal sich in Angriffspositionen aufteilten, warf die Black Talon Abdeckplatten ab und enthüllte sechs versteckte Steuertriebwerke. Er zündete sie, um sich in einem Höllentempo vollständig herum zu drehen und raste auf sie zu. Cal torkelt herum, um genau dem Flügelangriff zu entgehen, der Poll zweiteilte. Black Talon haute seine Nachbrenner rein und schoß in die Ferne, um sich dem zweiten Geschwader von Vanduul Scythe und Crawler anzuschließen das direkt und ohne Umwege zu der alten Siedlung flog, und verschwand in der Atmosphäre.

    Penny und die restlichen Flügel flogen hinterher. Cal tat das nicht. Etwas nagte an ihm. Er änderte den Kurs und steuerte auf die Gebäude zu.

    Das Vanduul Flaggschiff flog mehr oder weniger intakt fort. Die Gemini hatte das Blatt gewendet und diesem ein paar mächtige Einschlagslöcher verpaßt, aber sie konnte nicht aufholen. Showalters gewagtes Manöver hatte die Gemini im Gravitationsfeld des Planeten gefangen. Wie ein Geländewagem im Schlamm versuchte es alles, um sich zu befreien. Showalter konnte die Raider sehen, die Yar verlassen und in den vielen Landebuchten verschwinden. Das Flaggschiff zündete seine massiven Triebwerke und hob ab.

    Zurück an der Oberfläche, kletterte Cal die Leiter hinunter. Er entsicherte seine Seitenarmwaffe, als er sich einem Gebäude näherte. Das Eingangsschild war verkrustet mit dem roten Staub, der immer durch die Luft gewirbelt wurde. Cal wischte die oberste Schicht ab. Das war eine Art geologische Forschungsstation.

    Er stieß die Schwingtür aus. Ein paar Lichtstrahlen, durch den Staub sichtbar gemacht, scheinen durch Löcher in der Decke. Aber ansonsten war es dunkel. Der rote Staub war überall. Aber so sehr wie Cal das Zeug haßte, so sehr tat es ihm jetzt einen großen Gefallen. Es zeigte ihm Fußspuren und, noch besser, die Umrisse von Dingen die fehlten.

    Cal durchstöberte die Anlage. Es sah so aus, als hätten sie vier Maschinen geholt, rund vier Meter hoch und ein Paar Meter breit. Er nahm ein paar Bilder von der Szene mit seinem Visier auf, dann richtete er sein Augenmerk auf die Maschinen, die den Fehlenden nahe waren. Alles, was er herausfand schnürrte den Knoten in seinem Magen noch enger zu. Das war kein Überfall. Das war ein Raub. Was waren das für Maschinen? Was konnte der Vanduul Clan wohl mit dieser veralteten Technik anfangen? Was hatten sie vor?

    Penny jagte Black Talon und den Rest so weit sie konnte. Geich als sie aus der Atmopshäre brachen, hagelte es Sperrfeuer vom Flagschiff um die Raider zu decken. "Sieht aus als hätte Großvater denen ziemlich hinten rein getreten. Hoffentlich denken die jetzt zweimal darüber nach, ob sie dieses System so schnell wieder angreifen."

    "Also gut, Piloten. Zurück nach Hause." Das Geschwader beendete die Jagt und flog zurück zur Gemini, die sich zwar stabilisiert hat, aber noch immer versucht der Anziehungskraft zu entgehen. Penny sah auf den Rest ihres Geschwaders. Sie ging die Liste der Piloten durch, die sich nicht meldeten. Wo war ...

    "Cal, hörst du mich?"

    "Hey Penny. Sind die Vanduuls noch im System? "

    "Noch, aber die machen sich gerade vom Acker. "

    "Irgendetwas stimmt nicht, Penny. Das war kein Überfall. "

    "Was redest du da, Cal?"

    "Tu mir einen Gefallen."

    "Ich mag keine Sätze, die auf diese Weise beginnen."

    "Du mußt mich vor Großvater in Schutz nehmen."

    "Das soll wohl ein Witz sein, Cal."

    "Ich komme zurück, wenn ich mehr Infos habe. Es ist hier etwas anderes passiert, Penny. "

    Stille für ein paar Augenblicke.

    "Weißt du, Cal, eines Tages werde ich all diese Gefälligkeiten einfordern."

    Von der Brücke des Gemini aus beobachtete Admiral Showalter die Rückkehr von Penny und den anderen Piloten, viel weniger, als er sich gewünscht hätte. Dann sah er Cal's Schiff das Yar verläßt. Er war hinter dem Vanduul Flaggschiff her.

    "Cal, du dämlicher Sohn einer ..."
  6. Picollo
    Cal's Schiff wurde in der Sekunde als es auf Yar's Atmosphäre traf durchgerüttelt. Penny und der Rest ihres Geschwaders waren bereits durchgestoßen und verschwand in den dichten Wolken der oberen Atmosphäre.

    Seine Instrumente spielten verrückt als er durch die Wolken schnitt. Cal riß sich zusammen und hielt Kurs, bis er hindurchbrach.

    Direkt in die Mitte des Gefechts.

    Kampfjäger auf beiden Seiten heulten durch die Luft, während sie sich gegenseitig übereinander drehten und windeten, der verkraterte Planet aus rötlichbraunem Gestein unter ihnen. Einer ihrer Zipper erhielt einen Treffer in seine Triebwerke, was seine Geschwindigkeit, seine einzige Stärke, reduzierte. Bevor Cal auch nur reagieren konnte, stürzten sich zwei Vanduulauf ihn und lenkten ihn ab. Er bemerkte Penny, die sich ein Gefecht mit einem Raider lieferte und beschloß, daß es an der Zeit war einzugreifen.

    Auf der Brücke der Gemini beobachtete Admiral Showalter das herannahende Vanduul Flaggschiff.

    "Sprechen Sie mit mir, Corporal." sagte Showalter, seine Miene kaum verändernd. Corporal Whitacre starrte gebannt auf seine SIG-INT Scanner.

    "Waffensysteme wurden hochgefahren, noch bevor die Schutzschilde oben waren, Sir. Sieht aus als ändert es seinen Kurs gerade um ein paar Grad. "

    Showalter warf einen Blick auf die aktualisierte Flugbahn auf der Holosphäre. "Es will uns von Yar abschneiden." Er trug eine eigene Flugbahn in das Nav ein und übermittelte es dem Deckpiloten. Der bekam große Augen.

    "Sir, das wird uns in die oberen Atmosphäre bringen. Ich glaube nicht, dass wir in der Lage sein werden, der Schwerkraft des Planeten zu widerstehen, wenn es uns packt.", rief der Deckpilot.

    "Es ist mir egal. Ich lasse unsere Leute hängen. Backbordschilde auf Maximum, ich will reingehn bevor sie sich positionieren und diese ARC-Kanonen in Stellung bringen. "

    Die gewaltigen Typhoon-Triebwerke donnerten und schoben die Gemini in Richtung Yar.

    Weiter unten dreht sich Cal durch die Luft um Raider Feuer von Achtern zu entgehen. Er zündete seine Steuerdüsen, um kontrolliert auszubrechen. Der Vanduul Raider an seinen Heck schwang plötzlich in seinen Sichtfeld. Cal drückte ab. Laserstrahlen brannten durch den Himmel, der Vanduul versuchte ihnen auszuweichen, aber es waren einfach zu viele. Sechs Schüsse schlugen in seine Flügle ein. Der Siebte traf die Pilotenkanzel. Der Vanduul trat den langen feurigen Weg nach unten an.

    Cal brauchte einen Moment, die Lage zu peilen. Im Augenblick war jeder in einen Kampf verwickelt. Einer der Anvil war verschwunden. Der andere haute schwere Artillerie raus, langsam, aber er verursacht Schaden in großem Umkreis. Zwei Cestus Piloten waren in einen Kampf mit einem Raider verwickelt. Sein Hauptflügel sah aus, als wäre is in schwarze Kriegsfarbe getaucht worden. Er hatte noch nie Vanduul-Markierungen wie diese gesehen, aber es war egal. Der Raider würde nichtmehr länger standhalten. Cal kannte einen der Piloten, Poll, er zählte zu den Besten.

    Penny schoß gerade ihren zweiten Raider ab. An ihr vorbei im Hintergrund sah Cal das Aufblitzen weiterer Schiffe in der Ferne, die die Atmosphäre durchbrechen. Die Wolken brachten seine Scanner immer noch durcheinander, so bekam er keine klaren Ziele. Er ging auf Abfangkurs. Wenn das Vanduul waren, würde er sie sich nicht unbemerkt nähern lassen.

    Es waren Vanduul! Über ein Dutzend weitere Scythe und ein paar Crawler.

    "Aufgepaßt. Wir haben Gesellschaft bekommen." Cal blickte gerade rechtzeitig nach unten, um den Vanduul Raider Mr Black Talon zu sehen, der seine Steuerdüsen wild in verrückten Kombination zündete um sich duch die kombinierte Feuerkraft von Poll und einem anderen Piloten zu fädeln. Er schlitzte Polls Schiff mit seinem Flügel in der Mitte auf und feuerte eine gezielte Salve auf den anderen Cestus. Die Lasersalve dezimierte den Schild weit genug, daß eine Rakete einschlagen konnte. Cal hatte noch nie Manöver wie diese gesehen. Wer immer dieser Pilot war, er war gefährlich.

    Inzwischen heulten auf der Gemini die Einschlagsalarme. Einige Unteroffiziere versuchten verzweifelt, sie abzuschalten. Showalter hatte die Gemini in unmittelbare Nähe des Vanduul-Flaggschiff geschwenkt.

    Diese beiden gigantischen Schiffe befanden sich in einem Boxkampf, Auge in Auge, Volltreffer aus kürzester Entfernung austeilend. Der Raum zwischen ihnen leuchtete auf, als die mächtigen Schilde aufblitzten, um die schweren Schläge abzulenken oder zu absorbieren, die gesamte Brücke erhellend.

    Der Plan hatte jedoch funktioniert. Für den Augenblick hatte die Gemini genug von sich selbst zwischen das Vanduul Schiff und den Planeten gezwängt, um eine Fluchtkorridor offen zu halten, aber die Steuerbordkompensatoren der Gemini liefen am Limit, um es vor dem Absturz in Yars Atmosphäre zu bewahren.

    "Sir, Schilde bei 30 Prozent. Die Generatoren werden nicht in der Lage sein, den Vollschub und unsere Abwehr aufrechtzuerhalten." berichtete der Deck-Pilot.

    "Notiert, Leutnant. Finch, wie groß sind die Schäden? "

    Finch, der Waffen-Offizier, konzentrierte sich auf seine Scanner, den enorme Umfang an Feuerkraft koordinierend.

    "Wir schießen die in Stücke, Sir."

    "Nicht gut genug. Die müssen sich zurückziehen, also feuern Sie alles ab, was wir haben. Wenn Sie sich einen Raumanzug anziehen, rausklettern und mit Ihrer Seitenwaffe auf sie schießen müssen, tun Sie es. Verstanden?"

    "Aye, aye, Sir."

    Auf dem Planete Yar wandte Cal sich wieder der Vanduul Verstärkungen zu, bereit um ...
    Sie griffen nicht an. Sie beschleunigten in Richtung einer alten Siedlung am Boden.

    "Penny. 'Ne Idee, was da drüben ist?"

    "Keine Zeit, Cal", murmelte sie. Ihre Zielerfassungs-Systeme piepten endlich mit Missle-Lock. Sie drückte ab. Ein Strom winziegr AP Raketen zischte von der Abschußrampe, sie erfassten und zerstörten weitere Raider. Cal sah etwas anderes.

    Black Talon flog auf sie zu.

    "Penny! Sechs Uhr! "

    Penny zögerte nicht und ging mit ihrem Schiff in den Sturzflug. Eine volle Salve Artilleriegeschosse pfiff an der Stelle vorbei, an der sie sich millisekunden vorher befunden hatte.

    Cal feuerte selbst ein paar Schüsse ab. Acht verfehlt, drei getroffen, aber die Schilde schluckten sie.

    "Oh verdammt", seufzte Cal.

    Jetzt hatte er Black Talon's Aufmerksamkeit.
  7. Picollo
    Anmerkung vom Verfasser des Originals David Haddock: Drifters: Teil Eins wurde ursprünglich in Jump Point 5.1 veröffentlicht.
    https://robertsspaceindustries.com/comm-link/serialized-fiction/17794-Drifters-Part-One
     
     
     
    Vor etwa fünf Minuten riß ein EMP seine Retaliator, die Echo-Calling, aus dem Quantum Flug. Fünf Schiffe, eine Freelancer und vier Raumjäger, die wie mit Klebeband, Klebstoff und bösen Absichten zusammengeflickt, in Angriffsformation warteten. Der Hinterhalt hatte ihn überrascht. Sie hatten diese Route wochenlang ausgekundschaftet, um eben genau das vermeiden. Was aber die Angreifer überraschte, war, daß die Echo noch immer Waffen und Schilde hatte. Nickels hatte sich endlich einmal dazu durchgerungen, einen Backup-Reaktor zu installieren, sodaß die Triebwerke der Echo, obwohl vom EMP betroffen, immernoch mehr als fähig waren sie aufzumischen. Diese kleine Tatsache ließ ihre Angreifer innehalten.

    "Cap! Zwei weitere Kontakte Achtern, driften um dreißig Grad nach unten.", rief Nickels von seinem Terminal aus.
     
    "Deaktiviere Deine Waffen, werfe die Ladung aus und lasse Dich dann abtreiben", sagte der Sprecher der Angreifer über Funk. Von der Erscheinung im Hintergrund des Cockpits ausgehend, schien er die ramponierte Freelancer zu fliegen. Wahrscheinlich ihr Anführer ... oder derjenige, der die Gemeinschaftsbälle dieser Woche austrägt. Reynolds erkannte ihn nicht, aber wer auch immer das war, wußte alles Wichtige über die Echo, insbesondere was sie transportierte.
     
    "Hören Sie mir zu", Reynolds richtete seinen Blick direkt in die Kamera. “Sagen wir, Du nimmst uns auf die schnelle hoch und Du weißt wen Du hier bestiehlst. Wirklich? Du handelst dir eine Menge Ärger ein.
     
    Der Sprecher zögerte. Es war nur ein Moment, in dem die Fassade aus Mut und Stärke nachließ. Nur ein Funken, aber Reynolds überlebte nur deswegen, weil er genau diese Dinge bemerkte.
     
    "Gebe die Ladung frei und vierziehe Dich." Die Fassade war wieder in voll da.
     
    "Das wird nicht passieren." Reynolds blickte auf seine Bildschirme. Vielleicht eine Minute, bis die Triebwerke wieder online waren. Er schaltete auf das interne Kommunikationsnetz der Echo um. "Wie sieht's aus, Leute?"
     
     
     
     
    Im obersten Geschützturm starrte O'Neil entsetzt auf die kreisenden Schiffe. Es dauerte eine Sekunde, bis ihm klar wurde, dass Reynolds' Frage ihn mit einschloss.
     
    “Oberes Geschütztürm geladen und entsichert” schaffte er hinauszustottern. Der Schweiß rollte an seinem Gesicht herunter und in seine Augen. Instinktiv versuchte er, ihn wegzuwischen, aber seine Hand schlug immer wieder auf das Visier seines Anzugs. Er blinzelte heftig, als er hörte, wie Reynolds sich mit demjenigen stritt, der sich auf der anderen Seite der auf ihn ausgerichteten Geschütze befand.
     
    "Sei nicht bescheuert, Mann. Du musst hier heute nicht sterben", sagte der Captain der Freelancer.
     
    "Mit dem, was du hast?" erwiederte Reynolds.
     
    "Flieg weg. Fliege einfach weg . . ." O'Neil murmelte vor sich hin. Seine Hände begannen zu zittern.
     
     
     
     
    “Unterer Geschützturm bereit, Cap. Wann immer Sie diese Bitches hochgehen lassen wollen", antwortete Frears über das Funkgerät, während er seinen Blick ruhig durch die Schiffe in seinem Schussfeld schweifte.
     
    "Was ich habe, sind fünf Raumschiffe gegen Deines. Rechne es Dir aus", antwortete der Captain der Freelancer. Dieser Kerl gab nicht auf.
     
    "Was Sie haben, ist ein aufgeblasener Abschlepper und ein Haufen unfähiger Piloten".
     
    Frears kicherte. Wer auch immer diese Idioten waren, sie waren Schwächlinge gewohnt, die ihre Ladung beim ersten Anzeichen von Ärger abwerfen würden. Diesmal haben sie sich die falsche Crew ausgesucht.
     
    Da bemerkte er einen Fleck auf der Rückseite seines Helms, der an seinen Füßen verstaut war. Er nahm seine Augen von den Idioten draußen ab, um genauer hinzusehen. Ein Fleck aus Motoröl. Der Hurensohn, dachte er. Nickels muss ihn anprobiert haben. Seit er seine Credits für den neuen CDS-Anzug rausgeworfen hatte, kreiste die Besatzung wie Geier darüber.
     
     
     
     
    Zurück im Cockpit der Echo, Reynolds erhielt Berichte von den übrigen Stationen. Die Antriebe fuhren hoch und sollten in dreißig Sekunden einsatzbereit sein. Dieser Freelancer-Kapitän wollte offensichtlich keinen Kampf, sonst hätte er schon das Feuer eröffnet. Reynolds brauchte nur genug Zeit, um mobil zu werden. Sobald sie in Bewegung waren, konnten sie alles, was der Gegner gegen sie aufbrachte , lange genug wegstecken, um von dort wegzukommen.
     
    "Das ist das letzte Mal, dass ich frage. Du weißt, was wir wollen." Der Captain der Freelancer wirkte so bedrohlich wie er konnte.
     
    "Sie wiederholen sich", antwortete Reynolds. Seine Augen waren auf seine Anzeige gerichtet, er beobachtete den Anstieg des Leistungsmessers der Maschinen und wartete darauf, dass gerade genug Leistung vorhanden war, um sich in Bewegung zu setzen.
     
    "Sie machen ihre Raketen scharf!" rief Nickels plötzlich.
     
    O'Neils Geschützturm schwang bereits auf ihn zu.
     
    "Warte", forderte der Captain der Freelancer.
     
    Da platzte alles heraus.
     
     
     
     
    Der Raum erhellte sich durch den Austausch von Laserstrahlen und Kugeln. Der erste Schußwechel war verheerend. Die Echo wurde durch den Sturm des eintreffenden Feuers beschädigt, aber seine Schilde und seine dicke Panzerung hielten den tödlichen Schlägen des ersten Angriffs stand. Mit dem Gegenfeuer der Retaliator ging die 300 als erste hoch, zerfetzt von O'Neils Turmfeuer.
     
    Die Freelancer feuerte eine volle Ladung Raketen ab. Die Triebwerke der Echo erwachten plötzlich zum Leben, und der massive Bomber erwachte und setzte Gegenmaßnahmen ein. Die Geschütztürme konzentrierten das Feuer auf die Freelancer, zerstückelten die Schilde und feuerten eine Reihe von Schüssen durch dessen Cockpit, bevor es reagieren konnte.
     
    Die Echo taumelte und drehte sich, von Jägern umschwärmt, vom Verlust ihres furchtlosen Anführers nicht abgeschreckt. Laserfeuer sprühte aus seinen Türmen, drehte wunderschöne Pirouetten durch den Raum, bis eine durchschlagende Rakete die Schilde schwächte und das Cockpit der Echo vernichtete. Die wunderschönen Ausweichmanöver der Retaliator verwandelten sich in eine Todesspirale, und die Jägerpiloten stürzten sich auf ihr Ziel. Der letzte verbliebene Geschützturm zerstörte den letzten Jäger kurz bevor eine Explosion die Echo in zwei Hälften riss.
     
    Dann, Stille. Die massiven Raumschifffragmente drifteten leise an ihren Platz. Gelegentliche sekundäre Explosionen aus Bereichen der Schiffe, die noch unter Druck standen, platzten und schleuderten die letzten Sauerstoff- und Flammenmengen in den Weltraum.
     
    Und dann war es wieder ruhig im Weltraum.
     
     
     
     
    Ein Lichtpunkt, der zunächst nicht von einem Stern zu unterscheiden war, wuchs langsam und näherte sich schließlich so weit, daß er als Schiff erkennbar war. Kritiker hatten die Constellation 2918 bekanntlich als "den einen Fehltritt in der stolzen Abstammungslinie von RSI" bezeichnet, und es war für viele schwer dagegen zu argumentieren. Die Rumpfbeplankung der Gondeln war oft falsch dimensioniert, wodurch seltsame Lücken entstanden, aus denen das Glühen des Motors schien. Irgendwie flog diese 2918 Connie immernoch, obwohl sie so aussah, als hätte das Universum nicht zumindest verucht, sie zu beseitigen.
     
    Das Schiff trieb langsam auf das sich ausbreitende Schlachtfeld zu. Retro-Triebwerke pulsierten sanft, um es zum Stillstand zu bringen.
     
    Magdalena "Mags" McCann entfernte sich von der Navigationsstation auf dem Deck und trat an die Vorderseite des Beobachtungsfensters. Gekleidet in Pyjama, Bademantel und Raumschiffstiefel (sie hasste kalte Füße), schwenkte sie ihren Löffel um ihre Schüssel und jagte einige verbliebene RumblePops-Getreide, die sich in den trüben Tiefen zuckerhaltiger Milch versteckten. Kennelworths "Where We Go" dröhnte über die blechernen Lautsprecher der Brücke.
     
    Mags blickte über die gewaltige Zerstörung, zermalmte den letzten RumblePop in ihren Mund und grinste.
     
    "Ach, wie süß."
     
     
     
     
    Im Inneren der Harlequin war Kennelworths einzigartige Marke von Gutbucket Rock nicht auf die Brücke beschränkt; es wurde zum Nutzen aller das ganze Schiff beschallt. Während die Außenseite der angeschlagenen Connie rau aussah, sah die Innenseite noch noch viel schlimmer aus. Zufällig ausgefranste Drähte baumelten an freiliegenden Verkleidungen, die mit Kaugummi und Klebeband zusammengeklebt waren. Um ein besonders klaffendes Loch in der Wand war ein Kreis gezeichnet, um den in der Nähe hilfreich "Don't Touch" geschrieben stand. Im Inneren des Lochs funkte sporadisch etwas.
     
    Die Musik verschwand abrupt aus der Sprechanlage. Mags räusperte sich.
     
    "Hallo, alle zusammen. Tut mir leid, euch zu stören. . .”
     
    In einer der Schlafkojen durchwühlte Honan Yao einen Beutel mit weggeworfenen Ampullen und suchte nach einem, das noch ein bisschen flüssiges in sich hatte. Er steckte alle potenziellen Kandidaten in seinen Hypo, um den Füllstand zu überprüfen, aber nichts.
     
    "Ich weiß, dass die Dinge seit meiner Übernahme etwas schwierig waren." Mags' Stimme hallte aus dem winzigen Wandlautsprecher. Yao war aber zu sehr auf seine Suche konzentriert, um sich darum zu kümmern. Seine Gedanken begannen zu alternativen Injektionsmethoden abzudriften, für den Fall, dass dies am Ende ein Reinfall werden würde. Keine der Lösungen war ideal, aber verzweifelte Zeiten …
     
    Schließlich warf er die Tüte beiseite. Er überlegte in die Technik zu gehen, aber aufstehen mußte er- Dann traf es ihn …
     
    Yao ging in ein anderes Abteil und holte seine alte medizinische Feldtasche heraus.
     
    Ein Erfolg. Zumindest für einen Schuß. Sein Adrenalinspiegel begann zu steigen, als er die kleine Ampulle mit der tintenschwarzen Flüssigkeit schnell in das Hypo steckte.
     
    "In den letzten Wochen haben wir -" Yao schaltete den Lautsprecher aus und lehnte sich zurück. Als das WiDoW seinen Kreislauf eintrat, war es, als ob er in einen Abgrund aus warmen Kissen gefallen wäre.
     
    Und er begrüßte es, weil er jetzt vergessen konnte.
     
     
     
     
    Wie der Rest des Schiffes hatte auch der Frachtraum schon bessere Tage gesehen. Die weite offene Fläche war genau das, weit und offen. Nur ein einziger Container enthielt tatsächlich Bergungsgut, aber selbst für die Bergung war es nur Schrott.
     
    Kel hat ihn trotzdem durchsucht. Er bewegte sich methodisch durch jedes Stück und untersuchte jeden Millimeter auf strukturelle Integrität, Potenzial für Ersatzteile und elementare Zusammensetzungen. Der Banu war an einer der besten Bergbau Soulis (Gilde) im Protektorat ausgebildet worden. Der Essosouli (Zunftmeister) selbst hatte sich sogar zu Kels scharfsinnigen Beobachtungsfähigkeiten geäußert und behauptet, Kel habe das Potenzial, innerhalb der Gilde zum Meister aufzusteigen.
     
    Als der frühere Kapitän der Harlekin ihn von den Souli angworben hatte, war er ein wenig enttäuscht, seine fortgeschrittenen Studien zu unterbrechen, aber er wollte nicht darauf verzichten, mit echten Menschen zu reisen.
     
    Er holte eine zerbrochene Lampe aus dem Behälter und betrachtete die ausgefransten Drähte, die heraustraten.
     
    "...jedenfalls habe ich etwas, das alles verbessern könnte. Kommt auf die Brücke."
     
    Kels Augen haben geleuchtet. Er legte die Lampe sanft hin ‘müsste innen komplett neu aufgebaut werden, aber die Struktur war zumindest ästhetisch ansprechend’ und hüpfte zur Brücke hinauf.
     
     
     
     
    Eine Batterie klappte in eine kleine Handfeuerwaffe. Der Handgriff brummte kurz, als die Waffe Energie bekam und Munitionszähler anstieg. Trin "Dropshot" Liska steckte die Pistole in ihren Hosenbund und ging hinüber zu ihrem Spind. Als kleine, gedrungene Frau Anfang dreißig, war jeder Augenblick des Kampfes in ihrem Leben in jeden finsteren Gesichtsausdruck und in jede Tätowierung auf ihrem Körper eingebrannt. Selbst auf den ersten Blick war es also offensichtlich, dass sie einfach viel Scheiße durchgemacht hatte.
     
    Sie zog die schwere ballistische Kanone aus dem obersten Regal heraus. Das Wort "Diplomatie" war in den Lauf geritzt worden. Sie überprüfte den Lauf und durchwühlte dann die Magazine auf dem Regal, bis sie ein vollgeladenes fand, rammte es rein und lud einmal durch.
     
    Ihr Bruder Ozzy beobachtete sie von seinem Platz an der Reling im Maschinenraum aus. Sein Bein hüpfte schnell auf und ab, das einzige äußerliche Anzeichen für irgendwelche Emotionen. Ebenso leer und wütend teilte er die gleiche Litanei von Narben und Tätowierungen wie seine Schwester. Beide teilten sich Rudel-Tattoos der Souther Titans, einer zerlumpten Bande, die angeblich als Ableger der "Tooth & Nails on Spider" angefangen haben soll, aber für viele klang das wie Bockmist. Ozzy hatte nur drei blutende Narbentattoos, was auf drei Jahre "Rauben und Herumlungern" hinweist, während Trin ganze Acht hatte.
     
    Zu seinem Unglück hatte er Tätowirungen von QuarterDeck (Knastanlage), die seine Schwester nicht hat.
     
    Die Stimme von Mags überwältigte kaum das laute Wimmern des massiven Antriebs des Schiffes.
     
    "Ja, so aufregende Zeiten. Ich sehe euch Jungs hier oben."
     
    Trin sah ihren Bruder an. Er sprang von der Reling, als sie ihm eine weitere Pistole zuwarf, und sie machten sich auf den Weg nach oben.
     
     
     
     
    Mags untersuchte die Anzeige auf dem Terminal, wobei die Trümmerfragmente sorgfältig markiert und nach Priorität geordnet wurden. Kel stand am vorderen Fenster auf und rief aufgeregt, was er sah.
     
    Die Tür zur Brücke zischte auf. Mit einem kurzen Blick zurück sah Mags Trin an der Wand sitzen.
     
    "Hey Trin, ist der Doc auf dem Weg nach oben?" fragte sie, während sie ein paar Markierungen anbrachte.
     
    "Da! Dort!" rief Kel und wies auf einige Trümmer hin. "Energiezellen. Sehr geringer Verschleiß. Ganz frisch. Sehr frisch."
     
    Trin warf einen Blick auf das vordere Fenster. Die zerstörte 300er befand sich in dem Moment genau davor.
     
    "Was geht hier vor?", fragte sie.
     
    "Heute ist unser Zahltag." Mags konnte ihre Aufregung kaum zügeln, als sie einige weitere Fragmente auf ihrem Terminal markierte. Trin schielte auf ihren Hinterkopf. Ozzy ging auf die andere Seite der Brücke, die Pistole locker an seiner Seite gehalten.
     
    "Ja? So wie der letzte?" erwiderte Trin.
     
    "Hör zu, ich habe mich dafür entschuldigt, okay?"
     
    "Entschuldigungen füllen mein Konto nicht auf."
     
    "Mein Hehler hat geschworen, er ..." Mags drehte den Kapitänsstuhl, um sich ihr zuzuwenden während sie sprach. Ihre Sprache verging allerdings, als sie Trin und Ozzy sich in Stellung bringen sah. Sie schaute zwischen den beiden hin und her. Ozzy hielt die Pistole außer Sichtweite, aber seine Hand zu verstecken war ebenso offensichtlich.
     
    "Was geht hier vor, Trin?"
     
    "Wonach sieht es denn aus?" erwiderte Trin.
     
    "Sieht aus, als wärst du am selben Ort, an dem du gestanden hast, bevor wir Malcolm aus der Luftschleuse geworfen haben."
     
    "Tolles Gedächtnis", sagte Trin und kicherte. Sie kratzte sich mit der Hand, die die Diplomatie hielt, ein Jucken an der Lippe.
     
    "Jungs, im Ernst. Ich bin erst seit etwa zwei Monaten verantwortlich." Mags setzte sich in den Stuhl zurück und blickte beiläufig auf einen Bildschirm. Innerlich rang ihr Verstand nach einer Art Ausweg. Das Letzte, was sie tun wollte, war, die Situation unnötig eskalieren zu lassen; sie hatte gesehen, wie Dropshot viele Leute umbrachte. Kel war leider zu sehr damit beschäftigt, aus dem Fenster zu klaffen, um eine große Hilfe zu sein. "Du musst mir eine Chance geben."
     
    "Bevor Malcolm die Leere berührte, sagtest Du, es würde anders werden." Trin trat vor, während sie sprach. "Das ist es, was Du uns gesagt hast. Weniger Aufsehen, mehr Erfolg."
     
    "Sei still und smart, das hat sie gesagt, Schwesterchen." Ozzy beschloss schließlich, sich einzumischen.
     
    "Danke, Oz. Du weißt, wie mein Gedächtnis reagiert, wenn ich verärgert bin." Sie wandte sich wieder Mags zu. "Der Punkt ist, die Scheiße hat sich nicht geändert." Es herrschte eine hässliche, angespannte Stille ... außer:
     
    "XT-20-Rumpf. Nein. Schlechter Zustand. Sehen Sie sich die Versenkungen an. Unbrauchbar." brüllte Kel im Hintergrund, bevor er sich schließlich umdrehte. "Ich würde nicht . . ."
     
    Da wurde ihm endlich klar, was los war. Ozzy brachte die Pistole in Sichtweite, so daß der Banu nicht auf dumme Gedanken kam. Trin räusperte sich.
     
    "Wie auch immer, hier sind wir nun und vegetieren immer noch rum, ohne etwas vorzuweisen zu haben."
     
     
     
     
    ”Der Doc kriegt mich nicht mal mehr richtig high.” murmelte Ozzy. Trin schüttelte enttäuscht den Kopf.
     
    "Okay. In Ordnung." Mags erhob sich langsam mit erhobenen Händen. "Wir können Deine Probleme lösen und weitermachen."
     
    Trin lächelte.
     
    "Ja . . ." Sie trat vor und hob ihre Waffe.
     
    "Warten!" rief Kel, als er vorwärts taumelte, wobei er auch die Hände ausstreckte. Trin blieb stehen. Mags erhob langsam die Augen und sah sich um, angenehm überrascht, dass das Paar tatsächlich auf den Banu gehört hatte. Kel wartete ein paar Augenblicke und überlegte seine Worte sorgfältig, bevor er sprach. Schließlich:
     
    "Ich weiß, ich nur Schiffssklave."
     
    Mags sackt zusammen.
     
    “Du bist nicht unser Skalve, Kel” sagte sie mit einem Seufzer.
     
    “Ja, ja", winkte Kel sie ab und fuhr fort. "Captain Mag viel besser als der alte Captain. Sie will Geld wie wir. Der alte Captain mag auch Geld und wir mögen Geld."
     
    "Häh?" murmelte Ozzy, als er Trin ansah.
     
    "Aber Captain Mag hört zu. Der alte Captain nie spricht mit uns. Schreit nur." Kel ging vorwärts, als er sprach, und flehte Trin fast an. "Captain Mag hilft Trin Liska. Der alte Kapitän geht nicht durch Hölle, um Ozzy Liska zu holen. Captain Mag tut."
     
    Mags nickte ein wenig zustimmend. Sie hätte beinahe Kels kleine Rede verpasst, als sie versuchte, herauszufinden, ob sie immer noch eine Pistole auf der Brücke versteckt hatte. Damals, als Malcolm die Show leitete, fühlte sie sich nie sicher, wenn sie mehr als drei Schritte von einer Waffe entfernt war.
     
    "Wir müssen Captain vertrauen", sagte Kel schließlich. Er ging zu Mags hinüber. "Wir vertrauen, und gute Dinge kommen."
     
    Dann klopfte er ihr auf die Stirn. Mags weichte aus. Vor drei Wochen hatte Kel bei einer Transferstation gesehen, wie ein Vater seine Tochter sanft auf den Kopf klopfte, bevor er sie zum Spielen wegrennen ließ, seitdem macht er das immer.
     
    Es war süß . . . aber irgendwie nervig.
     
    Das Wichtigste war, dass es bei Trin zu funktionieren schien. Sie hatte Mags nicht erschossen, also war das schon ein Sieg. Ozzy warf einen Blick auf Trin und suchte nach dem Startschuss für das Schießen. Trin blickte aus dem vorderen Fenster auf die zerstörte 300er.
     
    "Das ist also die große Neuigkeit? Ein Kampfjet?"
     
    Mags machte eine große Show, während sie ihre Hände offen zeigend nach dem Steuerknüppel griff. Sie zog das Schiff sanft nach unten und enthüllte das Wrackmeer: die Retaliator, die Freelancer und den Rest der Raumschiffe.
     
    Dieser Anblick ließ Trin und Ozzy innehalten, als sie die gewaltige Zerstörung bestaunten. Sie starrten für einige Augenblicke schweigend, senkten aber ihre Waffen nicht.
     
    "Also . . ." sagte Mags schließlich. "Können wir an die Arbeit gehen?"
     
     
     
     
    Der Innenraum der Harlequin berstete vor Aktivität. Der Boden quietschte auf und gab den Blick auf das darunter liegende Cockpit des Merlin frei. Trin führte einige abschließende Systemprüfungen an dem Snub durch und füllte den Treibstoff nach. Ozzy begann, die letzten Teile seines Flight Suits anzuziehen, als er sich dem offenen Cockpit näherte. Er setzte seinen Helm auf und schlüpfte ins Cockpit.
     
    "Auf geht's, auf geht's. Wir müssen anfangen zu schneiden, bevor noch jemand hierüber stolpert", übertrug Mags' Stimme die blecherne Gegensprechanlage.
     
    Ozzy schlug zweimal auf das Armaturenbrett des Cockpits, um zu signalisieren, dass er bereit war. Die Raumvertäfelungen krächzten, bis die Merlin außer Sichtweite war. Trin schaltete die Comm ein.
     
    "Der Vogel fliegt."
     
    Sie machte sich mit den anderen EVA-Anzügen auf den Weg zum Lagerraum. Kel war bereits angezogen und überprüfte seine Werkzeuge sorgfältig und dreifach.
     
    Trin zog ihren Anzug aus dem Behälter und knallte ihn auf den Boden. Sie überprüfte ihn noch einmal kurz auf Risse oder Einstiche, bevor sie anfing, ihn anzuziehen.
     
    "Wie siehts aus, Kel?"
     
    "Gut vorbereitet, Trin Liska." Kel wechselte sorgfältig und fachmännisch jedes Werkzeug im Feldkasten. "Werkzeuge bereit sind."
     
    Trin versiegelte ihren Anzug und warf sich eine Schrotflinte über.
     
    "Meins auch."
     
     
     
     
    Auf der Brücke saß Mags immer noch auf dem Captains-Chair. Seit der unterbrochenen Meuterei war sie damit beschäftigt, die Harlekin für den einfachen Einsatz und die Bergungder Wrackteile zu positionieren. Sie sah zu, wie Ozzy's Schiff gemächlich an den Rand des Wrackfeldes flog und eine weiträumige Suche begann.
     
    Ohne Vorwarnung kippte ihr Magen um. Dieser Moment des Innehaltens beim Blick auf die weit entfernte Merlin reichte aus, um die Anspannung der Situation, der sie knapp entgangen war, schwinden zu lassen.
     
    Sie klappte auf dem Stuhl ein und versuchte zu verschnaufen. Es war bei weitem nicht das erste Mal, dass sie eine Pistole im Gesicht hatte, aber da war etwas in diesem Moment ... es gab eine Endgültigkeit, als wäre ihr das Glück endlich ausgegangen, die sie erschaudern ließ.
     
    Vielleicht könnte sie flüchten. Warten Sie, bis Trin sich abgesetzt hat, dann einfach davon. Ozzy war ein großartiger Pilot, aber er konnte es wahrscheinlich nicht mit der Harlequin aufnehmen und überleben. Im schlimmsten Fall konnte sie ihn so weit schlagen, dass sie ihm entkommen konnte. Das würde bedeuten, dass sie Kel wahrscheinlich verlassen müsste, was unfair erschien. Doc... Sie war sich nicht sicher, wie er reagieren würde…
     
    "Hey", sagte eine schläfrige Stimme.
     
    Mags riss sich zusammen und drehte sich wieder zur Schalttafel um, als Yao auf die Brücke schlurfte und in einen der Sitze kippte.
     
    "Doc . . ." Sie öffnete ein weiteres Scan-Fenster an ihrem Terminal und versuchte, beschäftigt auszusehen. "Sie haben eine interessante Diskussion verpasst."
     
    "Wann war das?" fragte Yao mit einem Gähnen.
     
    "Vor ein paar Stunden", blickte Mags ihn an, unsicher, ob er sich mit ihr angelegt hatte. Er sah wirklich ignorant aus. "Ich habe dich angerufen, habe alle angerufen."
     
    "Richtig . . ." Er schnippte mit den Fingern und nickte. "Das war heute?"
     
    "Ja . . ."
     
    "Das ist cool", Yao tippte mit seinen Fingern auf sein Terminalfenster und weckte es aus dem Schlaf. Sie tanzten über den Bildschirm und wählten geschickt eine Reihe von Ordnern und Programmen aus. Er startet eine Episode von "Lost Squad". "Worüber habt Ihr gesprochen?"
     
    "Oh ja. Trin war ziemlich sauer."
     
    "Du wusstest es?"
     
    "Sicher."
     
    "Danke für die Vorwarnung, Doc."
     
    "Komm schon, Mags. Trin ist nicht so gut darin, ihre Gefühle zu verbergen." Er setzte sich wieder auf seinen Platz, völlig zufrieden, dass das Problem gelöst war.
     
    "Ich habe auch einen Job für uns gefunden", offenbarte sie schließlich.
     
    "Cool. Und wo?" sagte er faul. Er war zu sehr auf den Film fixiert.
     
    "Hier ..." sie schaute Yao an. Er hatte den Film nicht aus den Augen gelassen. "… Wir machen es."
     
    Yao nickte und drückte den Daumen hoch.
     
    Die Comm der Luftschleuse quietschte.
     
    "Wir verlassen jetzt die Luftschleuse", sagte Trin. Mags konnte Kel im Hintergrund aufgeregt reden hören.
     
    "Verstanden. Wir haben Euch verstanden."
     
    Mags hat die Verbindung unterbrochen. Trin klang wieder normal, als wäre der Vorfall von vorhin nie passiert. Mags wusste, dass sich dieser Job auszahlen würde und dass sie gleich danach schnell etwas organisieren musste. Sonst wäre sie wieder in der gleichen Situation. In der Zwischenzeit erkannte sie, daß sie wahrscheinlich wieder anfangen sollte, Waffen auf dem Schiff zu verstecken.
     
    Yao begann sanft zu schnarchen.
     
     
     
     
    Trin und Kel traten in die Leere. Manche Leute verwirrt der Moment, wenn die Schwerkraft wegfällt. Für sie ist die Schwerkraft Sicherheit. Eine Fessel, die sie an Ort und Stelle hielt. Der Mangel hat Trin nie gestört. Sie war immer amüsiert, wenn sie andere darüber jammern hörte. Es war ein Gespräch, das sie immer dann führte, wenn sie auf einem Planeten war. Gerade viel ihr ein, daß sie das Gespräch noch nie auf einer Station geführt hatte. Sobald die Leute festen Boden unter den Füßen, fangen sie an darüber nachzudenken. Sie hat es nie verstanden.
     
    Trin hatte nicht diese Art von Angst. Es war nicht aus einer angeborenen Härte heraus, sondern aus dem Bewusstsein heraus, dass der Weltraum ständig versuchte, dich zu töten. Das war nur etwas, das man entweder akzeptierte oder nicht. Trin hatte zu viel Zeit ihres Lebens damit verbracht, herauszufinden, wer noch versucht hatte, sie zu töten. Sogar in ihrer besten Zeit bei den Titanen musste sie sich zu viel mit Kopfgeldjägern, Advokaten, ganz zu schweigen mit ihrer eigenen Crew, auseinandersetzen, um sich überhaupt über den Weltraum Gedanken machen zu können. Darauf konnte sie sich immer verlassen.
     
    Die massive Hülle der Retaliator hatte sich selbst in eine ziemlich heftige Drehung versetzt. An Bord zu gehen, geschweige denn sie zu bergen, wäre so gut wie unmöglich, es sei denn, man würde die Drehung verlangsamen.
     
    Trin passte ihren Rucksack an und begann, sich der Drehgeschwindigkeit des Wracks anzupassen. Sie pulsierte die EVA-Triebwerke, um sich immer näher und näher an das Wrack heranzudrücken, bis sie in der Lage war, es zu bergen. Trin zog sich an den Rumpf und aktivierte ihre Magnetstiefel zum anzukoppeln. Sie grub eine ihrer speziell angefertigten tragbaren Ferntriebwerke aus ihrem Koffer und aktivierte die magnetische Versiegelung, um sie an dem gesprengten Metall zu befestigen.
     
    Kel arbeitete hart am anderen Ende der Trümmerstücks und tat das Gleiche. Als er fertig war, winkte er Trin herunter und drückte enthusiastisch den Daumen nach oben.
     
    "Du kannst auch einfach die Comm benutzen, Kel."
     
    "Entschuldige, Trin Liska." antwortete er schnell und drückte erneut begeistert den Daumen nach oben.
     
     
    Trin aktivierte ihr Mobi und schloss sie an die Schnittstelle an, die die Fernsteuerung der Triebwerke steuerte. Sie hatte diese in ihrem früheren Leben gebaut, und obwohl sie nur eine begrenzte Menge an Treibstoff hatten, hatten sie doch eine gewisse Antriebskraft. Sie neigten jedoch auch dazu, zu explodieren.
     
    Sie steuerte die Triebwerke gegen die Rolle und schließlich verlangsamte sich die Tali. Als sie schließlich zum Stillstand kam, holte Kel sein Bergungsgerät heraus und brach es auf.
     
    "Alles klar bei dir, Kel?"
     
    "Gut, ja, ok."
     
    "Ich überprüfe den Laderaum", sagte sie, als sie ihre Schrotflinte auspackte.
     
    "Gut, ok."
     
    Trin hielt ihre Diplomatie hoch und verschwand durch ein klaffendes Loch in der Seite.
     
    Kel sah zu, wie ein Stück eines Geschützturms langsam vorbeischwebte. Ein Paar Hände griffen noch immer nach den Abzugknüppeln. Kel starrte sie einen Moment lang neugierig an, zündete dann den Schneidbrenner an und machte sich an die Arbeit.
     
     
     
     
    Die Hallen der Retaliator waren ein zertrümmertes Labyrinth aus verdrehtem Metall. Trin schwebte vorsichtig durch die Gänge und fegte die Schrotflinte hin und her. Aufgrund der Zerstörung war es unmöglich, dass hier drinnen etwas hätte überleben können, aber sie ging kein Risiko ein.
     
    Sie bewegte sich vorwärts, Meter für Meter, kontrollierte die Ecken und war auf alles vorbereitet. Sie driftete zurück in ihre Tage bei den Titanen. Während sie allen möglichen Unfug trieben, konzentrierten sie sich in erster Linie darauf, Schiffe zu zerhacken. Als Hauptverantwortliche im Rudel war es ihre Aufgabe, kampfunfähige Schiffe zu entern, alle Überlebenden zu töten und dann genug Reparaturen durchzuführen, um sie zum Fliegen zu bringen.
     
    Dieses Schiff flog definitiv nie wieder irgendwo hin. Sie kam an einigen Mannschaftsschränken vorbei und öffnete jeden einzelnen. Nichts als Reserveanzüge.
     
    "Natürlich . . ." murmelte sie vor sich hin.
     
    Vorne beugte sich der Flur nach links. Dort sollte es ein Schott und dann eine Tür zur Frachtabteilung geben. Trin hoffte, dass das, was diesen Kampf auslöste, es wert war. Als sie sich der Kurve näherte, nahm ihre Taschenlampe in der nächsten Abteilung des Schiffes eine Form auf.
     
    Sie ließ ihre Waffe darauf gerichtet und richtete eine Schussposition hinter dem Türrahmen ein. Bei näherem Hinsehen war es höchstwahrscheinlich ein Mensch. Der EVA-Anzug, den er trug, war makellos, wie einer dieser neuen CDS-Anzüge. Sie aktivierte die Com ihres Anzugs.
     
    "Generalruf. Gibt es Überlebende der Retaliator? Identifizieren Euch."
     
    Die Form schwebte einfach da. Keine Bewegung.
     
    Trin griff nach einem schwebenden Metallstück und schleuderte es auf den Körper. Es prallte am Bein ab.
     
    Immer noch nichts.
     
    Sie schoss ihm eine Kugel in den Rücken. Die Druckwelle wirbelte den Körper herum und enthüllte das blasse, gefrorene Gesicht eines der Schützen. Er schien nicht in der Lage zu sein, seinen Helm aufzusetzen, bevor das Vakuum ihn erwischte.
     
    "Jemanden gefunden?" rief Mags über die Com.
     
    "Nein", antwortete Trin, als sie eine weitere Patrone in ihre Schrotflinte lud und vorrückte. Sie fegte die Leiche zur Seite, um ein kleines Eingangspaneel freizulegen, das in den Frachtraum führte. Interessanterweise war das Panel mit einer Art Notstromversorgung verkabelt.
     
    "Oh, hallo." Trin hängt sich die Flinte um und grub sich durch einen Beutel für ein Schnittstellenkabel. Sobald ihr mobiGlas und die Tür verbunden waren, startete sie das Programm Knock², um ein voreingestelltes Hacking-Protokoll auszuführen. Nach einigen Sekunden wurde das Panel grün. Die Tür stieß einen Teil der eingeschlossenen Atmo aus, als sie anfing, aufzugehen.
     
    Trin hatte ihre Schrotflinte hochgehalten und sicherte sich ab, bevor sich die Tür öffnete. Sie trat sich vom Boden ab und schwebte in den Frachtraum der Tali. Ein Schwenken der Taschenlampe genügte ihr, um eine sehr unangenehme Wahrheit zu entdecken.
     
    Sie war leer.
     
    "Denn natürlich ist sie . . ."
     
    Trin sicherte ihre Schrotflinte und legte sie sich um, bevor sie ihre Com aktivierte. "Tali ist sauber." Trin drehte sich zum Ausgang, als sie einen Blick auf etwas erhaschte, das in der Dunkelheit taumelte. Sie zog ihre Taschenlampe, um nachzusehen. Es handelte sich um ein Schließfach, wie eines dieser militärischen Schließfächer, die sie auf diesen Fachsendungen gesehen hatte.
     
    Sie schnappte ihn sich und überprüfte die Schließung, aber sie konnte es nicht öffnen. Ein kleines Zugangspaneel enthüllte eine weitere digitale Schnittstelle mit einem Tastenfeld. Trin schloss ihr Mobi wieder an und startete einen weiteren Hack. Während sie wartete, untersuchte sie das Schließfach ein wenig genauer. Das Ding sah solide aus, als könnte es einen explosiven Feststoff vertragen. Alles sehr gute Anzeichen dafür, was sich darin befinden könnte.
     
    Sie warf einen Blick auf ihr mobiGlas. Das Hacking-Programm versuchte immer noch, das Passwort zu knacken. Plötzlich war ihr Mobi tot.
     
    "Verdammte Scheiße."
     
     
     
     
    Zurück an Bord der Harlequin waren alle um die geheimnisvolle Kiste versammelt. Der Laderaum war bereits voll mit ausgesuchten Teilen der verschiedenen Schiffe, die von Kel fachmännisch zerlegt und arrangiert worden waren. Trin ordnete ihre Werkzeuge für eine gründliche Untersuchung der Kiste, während Mags im Hintergrund auf und ab ging. Der entschlossene Blick auf Trin's Gesicht ließ erkennen, dass sie die Herausforderung der Kiste eindeutig angenommen hat.
     
    "Sage es schon. Es muss etwas Wertvolles sein", sagte Mags nervös, während sie lief. "Ich bin doch nicht verrückt, oder?"
     
    "Sehr aufregend, Captain Mags. Ja." sagte Kel, als er Trin zusah, wie sie ein Terminal an die Schalttafel des Schließfachs anschloss.
     
    "Um das klarzustellen: Du hast keine Hinweise darauf gesehen, was sich darin befindet?" Mags' Nerven fingen an, sie zu überwältigen. "Ich meine, wir glauben nicht, dass es chemische Waffen sind, oder? Oder wie ein Virus?"
     
    "Titangeflecht Koffer ist sehr gut zu schützen, aber nicht geeignet für biologische Eindämmung. Wäre es ein tödlicher Virus, wären wir alle jetzt schon tot", antwortete Kel fröhlich.
     
    "Könntet ihr beide die Klappe halten?" rastete Trin aus, als sie den ungefilterten Code auf ihrem Bildschirm durchsah.
     
    "Sicher, Entschuldigung", sagte Mags und zwang sich, sich zu setzen.
     
    "Ja, entschuldige dich." Kel ging auf Trin zu und klopfte ihr auf die Stirn. Trin machte sich nicht die Mühe, seine Hand wegzuschlagen.
     
    Weitere zwanzig Minuten des Wartens vergingen. Trin versuchte jeden Trick in ihrem umfangreichen und bewährten Buch. Jedes Mal rührte sich die Schließung kein Stück.
     
    "Scheiß drauf. Kel, nimm deine Bohrer."
     
    Der Banu rannten aufgeregt davon.
     
     
     
     
    Stunden später, das stand Schließfach auf dem Tisch des Gemeinschaftsraums. Um sie herum waren verschiedene Werkzeuge benutzt und weggeworfen worden. Die Oberfläche des Kastens war wie bei einer Art mechanischer Autopsie zerstückelt worden, um das Schloss zu umgehen, ohne das, was sich darin befand, zu beschädigen. Yao war zu seiner Koje zurückgekehrt und sah sich gelegentlich die Show an.
     
    Mags betrat den Laderaum in einem EVA-Anzug. Darin angekommen, nahm sie den Helm ab und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Ozzy war immer noch im Laderaum und ordnete die Kisten, ebenfalls mit EVA-Ausrüstung ausgestattet.
     
    "Ich habe noch eine Ladung Schrott drinnen", sagte sie zwischen Wasserspritzern. Sie warf einen Blick auf Yao. "Haben Sie etwas?"
     
    "Nein", murmelte er und nippte an seinem Tee.
     
    Mags begab sich in den Laderaum und begann, den EVA-Anzug abzuziehen.
     
    "Alles klar, Kel", murmelte Trin, während sie die Programmierung des Sicherheitspanels durchsah. "Versuch, die Energiezelle wieder anzuschließen."
     
    Kel zog eine festverdrahtete Batterie mit einem Paar freiliegender Kabel heraus und platzierte sie chirurgisch neben das bestehende Versorgungssystem.
     
    Das Schloss klickte. Trin und Kel sahen einander an. Ein Grinsen breitete sich über Trin's Gesicht aus.
     
    "War es das, wofür ich es hielt?" schrie Mags aus dem anderen Raum. Schwere Stiefelschritte kamen näher, bevor sie plötzlich in der Türöffnung auftauchte.
     
    Kel begann, seine Werkzeuge zu reinigen und in ihre Koffer zurückzubringen. Trin schloss das Fach auf. Sie warf einen Blick auf die Gesichter im Raum und klappte dann den Deckel auf …
     
    Es war ein Stein. Ungefähr so groß wie ein menschlicher Kopf. Einige violett schillernde violette Flecken darin, aber nur ein Stein. Ozzy driftete leise in den Raum, um zu sehen, was es mit der Aufregung auf sich hatte.
     
    "Was ist das?" murmelte Yao, während er versuchte, es von seinem Bett aus zu spähen.
     
    "Sieht für mich wie ein Stein aus", antwortete Ozzy und ging zu seiner Koje.
     
    "Das dachte ich auch." Yao bauschte sein Kissen auf und lehnte sich zurück.
     
    Trin sagte nichts, stand einfach auf und ging aus dem Zimmer.
     
    "Nein, nein, nein!" Mags eilte nach vorne und ließ sich neben den Kasten fallen. "Für einen gewöhnlichen Stein macht man sich nicht so viel Mühe."
     
    Mags hob ihn vorsichtig auf und schaute ihn sich näher an. Im Licht tanzten die violetten Flecken etwas heller.
     
    "Kel, hast du deinen Scanner?"
     
    Der Banu reichte ihr einen Handscanner aus seiner Ausrüstung. Sie schaltete das Teil an und begann zu scannen. Nach einem Moment keuchte sie.
     
    Ozzy schaute rüber.
     
    "Was...?"
     
    Mags beginnt halb zu lächeln, halb zu lachen, als könne sie sich nicht entscheiden, auf was sie sich festlegen soll, und dreht das Scannerdisplay auf Kel. Sofort begann er zu klatschen.
     
    "Sprich!" schrie Ozzy. "Was zum Teufel ist das?"
     
    Mags legte den Stein zurück in die Kiste und ging zu ihrem mobiGlas. Ein Galactapedia-Eintrag erschien an jedermanns Handgelenk.
     
    "Man nennt es Eriesium. In seinem veredelten Zustand glauben sie, dass es als Energiequelle dienen kann, aber die Menschen waren bisher nicht wirklich in der Lage es zu nutzen."
     
    "Was ist es wert?" Die Stimme von Trin kam aus der Tür.
     
    "Sehr selten", warf Kel ein.
     
    "Beantworte die Frage." Trin starrte weiterhin auf Mags.
     
    "Das Letzte, was ich hörte, waren etwa 80.000." Mags konnte die Worte kaum bilden.
     
    "Nicht wirklich beeindruckt."
     
    "Pro Unze." Mags fuhr mit ihren Fingern über die Umrisse des Steins. "Achtzigtausend pro Unze."
     
    Das erregte jedermanns Aufmerksamkeit. Sie sahen sich schweigend an, bis Trin endlich aussprach, was allen durch den Kopf ging.
     
    "Wir sind reich."
     
     
     
     
    Wardlow Reclamation war ein Dead-End Schrottplatz am Arsch der Welt. Der schäbige Teppich im Wartezimmer war von dem Ungeziefer zerfressen worden, das den Ort befallen hatte, und es gab kein Bild an der Wand, das in diesem Jahrhundert aufgenommen worden war. Interessanterweise hatte es im Jahr 2921 einen Preis für Kundenservice von einer Publikation gewonnen, die wahrscheinlich schon lange nicht mehr im Geschäft war. Die Auszeichnung war gedruckt und in einem selbstgemachten Rahmen in der Nähe der Ladentheke ausgestellt worden.
     
    Mags hatte ihn zehn Minuten lang angestarrt, als ihr eine Idee kam.
     
    Trin saß ihr gegenüber, ebenso gelangweilt.
     
    Sie hatten die Harlequin ein paar Stunden vorher gelandet, um den Schrott von den Schiffen abzuladen. Der Eigner und seine Mannschaft gingen langsam alles durch und stellten ein Gutachten zusammen. Das Eriesium war in die Standard-Schlossbox gebracht worden, die Trin als Fußstütze benutzte.
     
    "Ich muss zugeben, Mags", sagte Trin. "Das ist genau der Ruck, den wir brauchen, um die Dinge zum Guten zu wenden. Verkaufe das für ein paar schnelle Credits und wir machen uns auf den Weg."
     
    Der Plan war gewesen, das Eriesium bis zur Fertigstellung des Gutachtens zu verstecken, damit es die Schätzung nicht durcheinander bringt. Doch Mags zog nun eine andere Option in Betracht.
     
    "Was wäre, wenn wir das nicht täten?"
     
    Trin schloss ihre Augen und stöhnte.
     
    "Ich meine. Wir warten auf den richtigen Zeitpunkt ab, um den richtigen Käufer zu finden. Schau wo wir hier sind", wies Mags auf die Auszeichnung für den Kundenservice hin. "Glaubst du, wir kriegen nur einen Bruchteil von dem, was er hier wert ist? Die können es sich nicht leisten, und wir betrügen uns selbst, indem wir es in das erste Drecksloch abladen, in das wir kommen."
     
    "Tu das nicht... nicht." Trin rieb sich die Schläfen, um die plötzlich auftretende Migräne zu lindern. "Einen Tag lang hatte ich vergessen, dich aus einer Luftschleuse zu werfen zu wollen."
     
    "Ja, aber stell dir vor, du könntest mich aus deiner eigenen Luftschleuse werfen", antwortete Mags mit einem Grinsen. "Das ist die Art von Geld, über die wir hier reden."
     
    Eine Tür hinter der Theke öffnete sich und der gedrungene, verschwitzte Besitzer stampfte hinein. Er schlug auf eine Ketfliege, die in der Nähe seines Kopfes schwirrte, als er sich am Schalter zum Terminal drehte. Das System begann, sich mit seinem Mobi zu synchronisieren. Der Besitzer sichtete die Liste, als er von einem Anfall nassen Hustens erfasst wurde.
     
    Er stöberte einen Inhalator aus seiner Tasche und nahm einen Zug. Der Husten ließ nicht nach. Er schüttelte den Inhalator und versuchte es erneut. Ohne Erfolg. "Bevin", schrie er zwischen den Hustenanfällen die offene Tür hinaus.
     
    "Bevin! Schicke jemanden zu Kel-To. Ich brauche mehr Medizin."
     
    Der Anfall endete schließlich. Der Besitzer spuckte etwas Dickflüssiges auf den Boden und sah Mags und Trin an.
     
    "Ja, okay. Habe Ihren Schrott bewertet. Haben Sie sonst noch was?"
     
    Mags sah Trin an, die zurückstarrte. Trin gab schließlich nach und sank auf ihren Sitz zurück. Mags sprang auf und ging zur Theke.
     
    "Schau auf die Liste, die Auszahlung steht unten", drehte der Besitzer das Terminal zu ihr um. "Drücken Sie Akzeptieren, um zu akzeptieren."
     
    "Ja, klar. Sieht gut aus."
     
    Der Besitzer sah sie an.
     
    "Dann drücken Sie auf Akzeptieren."
     
    "Richtig, sorry." Sie drückte den Knopf. Der Besitzer des Schrottplatzes schnüffelte und druckte einen Überweisungsbeleg aus.
     
    Trin schnappte sich das Schließfach und machte sich auf den Weg zur Tür. Der Besitzer bemerkte es zum ersten Mal.
     
    "Was ist da drin?"
     
    "Vier abgebrochene Zähne", antwortete Trin ohne den Rythmus zu verlieren.
     
    Mags und Trin traten nach draußen in die pralle Sonne. Der Geruch von Öl und verbranntem Metall erfüllte die Luft. Die Harlequin wartete auf einem der nahegelegenen Pads. Alle Kisten mit Schrott waren ausgeladen und zur Verarbeitung ordentlich gestapelt worden. Als er sah, wie seine Kameraden aus dem Büro kamen, winkte Kel der Besatzung des Landeplatzes die etwas benebelt aussahen zum Abschied.
     
    "Ich hasse es, wie glücklich Du bist, vor dem Geld davon zu laufen", murmelte Trin.
     
    "Falsch, Trin. Ich bin glücklich, weil wir auf echtes Geld zugehen."
     
    "Weißt du überhaupt, wie man das verkauft?"
     
    "Nein, aber wir kriegen das schon hin." Mags nahm Trin die Schlosskiste ab, um sie den Rest des Weges zum Schiff zu tragen. Gerade als sie die Rampe erreichten . . .
     
    … sagte er: "He!"
     
    Mags und Trin drehten sich um, um die Gruppe zu sehen, die Kel gerade verlassen hatte.
     
    "Was soll der Scheiß, dass du einen Sklaven besitzt?"
     
    Mags und Trin tauschten einen müden Blick aus.
     
    "Er ist kein Sklave", war alles, was Mags auftreiben konnte. Die Landungsmannschaft beginnt vorzurücken. "Verdammt . . ."
     
    Mags drückte den Knopf für die Rampe. Die Rampe bewegte sich nicht. Die Landungsmannschaft brach in einen Sprint aus, als sie merkten, was sie vorhatte.
     
    Sie schlug härter zu, und die Rampe begann plötzlich in das Schiff zu steigen. Die ersten Landungsmannschaften kamen eine Nanosekunde zu spät. Dumpfe Geräusche von Felsen, die auf den Rumpf geschleudert wurden, drangen durch den Laderaum. Kels Kopf tauchte in der Türöffnung auf.
     
    "Gut verkaufen?"
     
     
     
     
    Der Schrottplatzbesitzer beendete die Buchprüfung für die Transaktionen des Tages. Die Sonne war kurz vor dem Untergehen. So schrecklich der Tag für seine Krankheit war, so schlimm war die Kälte der Nacht. Er spürte ein leichtes Kratzen im hinteren Teil seiner Kehle, das einen weiteren Hustenanfall auslösen würde.
     
    "Bevin! Hat jemand meine verdammte Medizin geholt?", schrie er in die Sprechanlage. Es gab keine Reaktion.
     
    Der Besitzer stieß sich von seinem Sitz und schlurfte nach draußen. Er schirmte seine Augen vor der untergehenden Sonne ab.
     
    "Bevin, glaubst du, dass es tatsächlich möglich wäre, dass jemand etwas tut, wenn ich es dir sage?"
     
    Als der Besitzer die Hand senkte, erstarrte er. Seine gesamte Belegschaft, vierzehn Personen, war tot, mit beiläufiger Präzision um den Schrottplatz herum hingerichtet. Er sah Bevin unter ihnen.
     
    Der Besitzer stolperte zurück, rannte ins Büro und knallte die Tür zu. Er drehte sich um und lehnte sich schwer gegen die Tür. Sein Herz klopfte und verursachte einen weiteren Hustenanfall.
     
    Er bemerkte nicht einmal die beiden Personen, die sich jetzt in seinem Wartezimmer befanden. Ein Mann und eine Frau, die eine makellose, unmarkierte Kampfrüstung trugen und schweigende Waffen in der Hand hielten.
     
    "Hi." Der Mann sprach zuerst. Der Besitzer hätte fast die Decke getroffen. Er nahm schwach die Hände hoch und fing an zu weinen.
     
    "Sie haben kürzlich eine Retaliator geborgen."
     
    Der Besitzer sprach keine Worte, nur Geräusche. Der Mann schoss eine Kugel durch seinen Oberschenkel. Er fiel zu Boden.
     
    "Ja! Ja!" Der Besitzer erlangte schließlich die Sprachfähigkeit zurück.
     
    "Wer hat sie Ihnen verkauft?", fragte der Mann, als er den Raum durchquerte und den noch heißen Lauf der Pistole an die Schläfe des Eigentümers hielt. "Und seien Sie ganz genau."
     
    "Das kam heute früh rein. Irgendein alter Schlag von Raumschiff. Zwei Frauen, ein Mann. Ich habe sie noch nie gesehen." Der Besitzer tippte auf seinem Mobi rum. Die Frau studierte die eingehenden Daten, während der Mann sich weiter auf den Besitzer konzentrierte. "Die beiden hatten nicht zufällig ein Schließfach bei sich, oder?"
     
     
    "Ja, ich meine, ja. Doch, das hatten sie", sagte der Besitzer zwischen den Hustenanfällen. "Sie wollten es nicht verkaufen."
     
    "Haben diese Frauen einen Namen genannt?"
     
    "Nur die Registrierungsnummer des Schiffs."
     
     
    "Ja, die sind gefälscht", sagte die Frau, ohne von ihrem Mobi aufzublicken. Der Mann sah den Besitzer an und seufzte.
     
    "Warten Sie -"
     
    Peng. Der Mann stand auf und wischte die Blutspritzer vom Lauf ab.
     
    "Haben wir etwas Handfestes, um fortzufahren?" fragte er.
     
    "Nur das hier." Sie zeigte auf ein Video.
     
    Im Wartezimmer war noch eine Sicherheitskamera mit Mags und Trin zu sehen. Der Mann sah sie genau an. Er stieß auf eines von Trin's SoutherTitan-Tattoos.
     
    "Lass uns gehen."
     
    übersetzt von Picollo
    Verbesserungsvorschläge ? Nur zu !
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