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Spectrum Dispatch

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Mitwirkende

Drifters (Part Four)


Picollo

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Drifters (Part Four)

 

Anmerkung vom Verfasser des Original Dave Haddock: Drifters: Teil Drei wurde ursprünglich in Jump Point 5.4 veröffentlicht.

https://robertsspaceindustries.com/comm-link/serialized-fiction/17923-Drifters-Part-Four

 

 

 

Die Schüsse hallten immer noch in der massiven Landebucht wider. Das schrille Wimmern dröhnte in Mags Ohren, aber sie war auf Trin fixiert und beobachtete, wie das Blut aus ihrem Körper in das schmutzige Gitter sickerte. Sie spürte, wie Kel sich neben sie bewegte. Er hatte seine Hände hochgehalten, so hoch wie konnte.

Mags sah zu Ozzy auf. Er hatte die Pistole immer noch im Anschlag. Sein Gesicht war verzerrt, erfüllt von Wut. Kurz bevor er Trin erschoß, hatte er sie beschuldigt, ihn zurückgelassen zu haben. Vor Jahren, damals, als sie beide bei den Souther Titans waren, ging ein Job schief, und Ozzy wurde erwischt. Er verlor fünf Jahre seines Lebens in der Strafvollzugshölle von Quarterdeck, während sie davonkam. Mags konnte nicht sagen, daß es eine völlige Überraschung war. Trin hatte ihr mehr als einmal gedroht, zuletzt, sie zu erschießen und sie aus einer Luftschleuse zu werfen. Jedenfalls, hoffentlich in dieser Reihenfolge.

"Was willst du gegen sie unternehmen?", fragte der Typ, der wie ein Spektrum-Show-Opa aussah.

Ozzy löste sich endlich von Trin und sah Mags und Kel an. Die Wut verblasste, als er seine Pistole in den Halfter steckte.

"Laß sie gehen, Jack."

 

Der alte Mann lachte eines dieser tiefen, bauchigen Lacher.

 

"Du bist schon zu lange aus der Herde, Kleiner. Die Titans lassen keine Zeugen laufen."

 

"Jack." Ozzy starrte ihn an. "Laß sie in Ruhe."

 

Der blinde Jack Sticha, sie erkannte ihn wieder. Definitiv nicht das, was sie sich anhand seines Rufes vorgestellt hatte. Vielleicht war das sein Trick. Sie sah, wie er eine Pistole zog, außer Sichtweite von Ozzy.

 

"Wenn du Leute mit Groll weggehen lässt, handelst du die nur Kopfschmerzen ein", sagte er, als würde er einem Kind die Fakten des Lebens erklären. Sein Daumen klickte leise die Sicherung aus.

 

Mags wurde klar, daß sie nicht mehr viel Zeit hatte.

 

"Ich kann Euch hier rausholen", platzte sie heraus. Blind Jack zögerte. Sie fuhr fort, bevor er es sich anders überlegen konnte. "Levski ist abgeriegelt. Wißt Ihr denn einen Weg hier raus?"

 

Blind Jack sagte nichts. Ozzy gab ihr ein kurzes Kopfschütteln, das sagte, das willst du nicht wirklich tun.

 

"Ich weiß, wie wir Euch hier raus bringen." fuhr Mags fort. Ihre Gedanken rasten. Früher, als sie mit Frank McGarr unterwegs war, mußten sie schonmal die eine oder andere Hürde nehmen. Weiß der Teufel, ob die gleichen Tricks bei Delamar funktionieren würden. Außerdem, wenn sie sich an das Eriesium halten konnte, würde sie vielleicht eine Möglichkeit finden, es zurückzustehlen. "Scheint mir, als hättet Ihr gerne einen Vorsprung vor den Four Point-Kämpfern haben wollen, die hier herumstreifen."

 

Sie konnte sehen, dass Blind Jack ganz genau wußte, wovon sie sprach. Vielleicht war er sogar derjenige, der die Attentäter in ihre Richtung gelenkt hatte.

 

"Du lässt Kel laufen", sagte sie und machte einen Schritt auf Blind Jack und Ozzy zu, "und ich bringe Euch hier raus."

 

Blind Jack sah Kel an, der wie erstarrt da stand. Seine Hände griffen immer noch nach dem Himmel.

 

"Dein Glückstag, Banu", sagte er und winkte den anderen Titans zu. Sie ließen ihre Waffen sinken und begannen sich zurück zu ziehen. Ozzy warf Trin einen letzten Blick zu, dann hob er die Kiste mit dem Eriesium hoch.

 

"Nach Dir", winkte Blind Jack Mags zu. Sie blickte zurück zu Kel.

 

"Captain Mags . .", stammelte er, als er seine Hände senkte.

 

"Wir sehen uns wieder." Sie kniff seinen Arm, dann zog sie sich zurück und ging mit den Titans in die Luftschleuse.

 

Sie schenkte ihm ein letztes, beruhigendes Lächeln, als sich die Luftschleuse schloss.

 

 

 

 

 

Kel stand ein paar Augenblicke lang da, unsicher, was er tun sollte. Er schaute sich um. Die Mechaniker, die hier rumgehangen hatten, liefen wohl weg, als die Schießerei begann. Sie hatten ihre Musik laufen lassen. Seltsames menschliches Wimmern dröhnte und untermalte die Szene mit bizarren Klängen.

 

Schließlich handelte er und ging zu Trins Leiche, aber da war so viel Blut. Er wusste nicht einmal, wo er anfangen sollte, also drückte er einfach auf die Wunden.

"Heilige Scheiße!"

Kel zuckte bei der neuen Stimme zusammen. Er schaute zur Luftschleuse hinüber und sah Honan Yao, der eine Tüte mit Essen zum Mitnehmen umklammerte. Er mochte immer noch high sein, die schwarzen Drogenflecken an seinem Arm erstreckten sich jetzt bis runter zu seiner Hand, aber er verhielt sich nicht so.

"Hat sie schwer erwischt?", fragte Kel hilflos. "Was ich tun?"

 

Yao rannte zu Trin hinüber und begann, sie zu untersuchen, prüfte ihren Puls, sah sich ihre Pupillen an.

 

"Sie lebt, aber nur gerade so." Er sagte es mit einer Selbstverständlichkeit, die Kel noch nie von ihm gehört hatte. "Wir müssen sie zum Schiff bringen. Sofort!"

 

Kel packte Trins Beine und sie schafften sie schnell in die Harlequin. Drinnen angekommen, räumten sie den Tisch im Gemeinschaftsraum und legten sie ab. Yao machte sich auf den Weg zu seiner Koje.

 

"Drück weiter auf die Wunden!", rief er, während er in seiner Schlafkoje herumwühlte und Tüten, leere Bierdosen und Essensverpackungen auf den Boden warf. Wenige Augenblicke später tauchte er wieder auf und trug einen seiner Kleidersäcke.

 

Er warf ihn auf die Bank und wühlte sich durch die Kleidung, bis er eine Stofftasche fand, der ganz unten vergraben war. Er öffnete den Verschluss, fand eine einfache Feldapotheken-Ausrüstung und legte schnell ein Handbiometer an, das leise einen dezenten Herzschlag anzeigte.

 

Kel trat zurück, während Yao sich an die Arbeit machte. Der Banu wusch sich das Blut von den Händen.

 

Yao hängte sie an den Sauerstoff und führte eine Reihe von schnellen Injektionen durch. Trins Vitalwerte flatterten, während er einige makellose chirurgische Geräte bereit legte.

 

Kel näherte sich vorsichtig und fummelte an der Captain-Levo-Figur herum, die er an dem Stand auf dem Grand Bazaar gekauft hatte.

 

Yao bewegte sich präzise und gekonnt. Kel war beeindruckt; er schien kaum noch derselbe Mensch zu sein, der beim Flicken von Laserwunden eingeschlafen war. Er zog vorsichtig drei der Kugeln heraus, die noch in ihr steckten, und machte sich dann daran, die inneren Blutungen zu stillen.

 

Kel blieb, bis ihm klar wurde, daß er nichts beizutragen hatte. Er ließ sich in den Nebenraum treiben und begann, Informationen über die Figur des Captain Levo nachzuschlagen, alles, um sich von der Tatsache abzulenken, daß Trins Leben auf dem Spiel stand. Mehr noch, er machte sich auch Sorgen um Mags und dachte an ihr tapferes Opfer, um ihn zu retten.

 

Stunden vergingen. Kel hatte alles gelesen, was er in die Finger bekommen konnte, und hat schon ein paar Episoden der ersten Staffel von Voyage Beyond, der Serie, in der die Figur zum ersten Mal vorgestellt wurde, gesehen. Captain Levo mußte zwei Staffeln davon durchstehen, bevor er seine eigene Serie bekommen würde.

 

Schließlich schlurfte Yao in den Raum und ließ sich auf die Bank neben Kel fallen. Er schleppte eine Dose Bier herbei, hebelte sie auf und nahm einen langen Schluck.

 

"Ist sie repariert?" brachte Kel endlich den Mut auf, zu fragen.

 

Yao nahm noch einen Schluck und lehnte sich vor.

 

"Ja, alles gut", antwortete er.

 

Kel nickte und klopfte Yao auf die Stirn, als menschliches Zeichen der Zuneigung, das er vor ein paar Monaten gelernt hatte.

 

"Danke, Kumpel." Yao trank den Drink aus. "Ich werde sie im Auge behalten, aber ihre Vitalwerte sind gut und sie spricht gut auf die Medikamente an. Sie wird wahrscheinlich bald wieder aufstehen."

 

"Das ist schön zu hören", sagte eine andere Stimme aus der seitlichen Luftschleuse. Kel und Yao sahen hinüber.

 

Arno und Osane, Attentäter des Four PointsVerbrechersyndikats, traten vor. Ihre Waffen waren auf die beiden gerichtet. Kel nahm mal wieder die Hände hoch.

 

Das wurde langsam zur Gewohnheit.

 

 

 

 

 

Direktor Devin schritt vorsichtig durch den Tatort. Er konnte Spuren von Ozon in der Luft riechen, die von der EMP-Granate stammten. Nach dem, was er sich zusammenreimen konnte, waren es irgendwo zwischen drei und fünf Kämpfer, aber das war auch schon alles, was er sich zusammen reimen konnte. Vage Beschreibungen. Keiner war bereit, etwas Substanzielles anzubieten.

 

Das ganze Chaos, weil ein Geschäft schief ging. Sechs Tote. Acht Verwundete.

 

"Nur weil irgendein Geschäft schief ging." Er schüttelte den Kopf und sah sich die Szene noch einmal an. Das war die Art von Aggro-Nonsens, die ihn vor all den Jahren aus dem 'zivilisierten' Raum vertrieben hatte.

 

Einer seiner örtlichen Beamten (die Volksallianz mochte den Begriff 'Polizei' nicht verwenden) namens Riegert trat in die Bar und winkte. Devin winkte ihn herein. Der junge Beamte ging leise die Treppe hinunter, vorsichtig um die Leichen und Blutlachen herum, um sich Devin zu nähern.

 

"Direktor", sagte er mit einem ehrerbietigen Nicken. Er fühlte sich sichtlich unwohl in der Nähe der Leichen. Devin wünschte sich, er könnte sich an die Zeit erinnern, als sie ihn noch gestört hätten.

 

"Was gibt es, Riegert?"

 

"Wir haben Berichte über Schüsse auf einer der Landeplattformen."

 

Devin murmelte vor sich hin.

 

"Irgendwelche Zeugen?", fragte er schließlich.

 

"Nein, Sir."

 

"Natürlich nicht", sagte er und schüttelte erneut den Kopf.

 

"Ist das alles?"

 

Riegert zögerte.

 

"Was."

 

"Einige der Wartungstechniker untersuchten eine verstopfte Entlüftung in Unterabteilung zwei", schob Riegert unbehaglich nach. "Sie fanden Phillip Desmond darin. Tot."

 

Devin zog einen der nahe gelegenen Barhocker hervor und setzte sich. Er nippte an einem verlassenen Drink an der Bar, während er nachdachte. Phil war ein langjähriger Einheimischer. Er trank nicht einmal, also kann er unmöglich hier gewesen sein, als der Kampf ausbrach. Das gerät aus dem Ruder.

 

Er stieß sich vom Hocker ab und ging zum Ausgang. Riegert folgte ihm.

 

"Ich möchte, daß Sie die Wohnbereiche abriegeln. Fordern Sie Freiwillige an, um den Frieden zu sichern."

 

"Ja, Sir." Riegert beeilte sich, Schritt zu halten, ohne in Blut zu treten.

 

Devin kam langsam zum Stehen, als ihm eine Erkenntnis kam.

 

"Alle Hangars werden über das Notfallsystem geleitet, richtig?"

 

"Ich glaube schon."

 

"Schalten Sie die Notstromgeneratoren ab. Nur für den Fall." Devin begann wieder zu laufen.

 

"Okay."

 

Sie traten aus dem Café Musain und gingen zum Geländer mit Blick auf den Grand Bazaar, auf dem schon fast wieder der übliche Trubel herrschte. Direktor Devin musterte die Gesichter.

 

"Trommelt alle Beamten zusammen, die wir noch haben. Wer immer das getan hat, ist immer noch hier. Da sie unserer Abriegelung nicht entkommen können, will ich in die Tunnel gehen, um sicherzugehen, daß sie keine anderen Auswege haben."

 

"Verstanden."

 

"Und gebt die Waffen aus", fügte Executive Devin leise hinzu. "Ich habe das Gefühl, wir werden sie brauchen."

 

 

 

 

 

Die Souther Titans hatten eine große Landebucht übernommen und sie mit einer Handvoll kleinerer Jäger, Speedrunners und Frachtmaschinen vollgepackt. Es stellte sich heraus, daß der Hinterhalt bei der Harlequin nur ein kleiner Teil von ihnen war. Mags zählte etwa zehn weitere.

 

Sie alle lungerten außerhalb ihrer Schiffe herum, als Blind Jack mit ihrer Beute zurückkehrte. Er hatte bereits Mags' MobiGlas und Waffe an sich genommen. Ozzy hatte auf dem ganzen Rückweg kein Wort zu Mags gesagt, er trug nur die Kiste mit der unbezahlbaren Beute an Eriesium. Sie konnte sehen, daß er den Titans auch nicht ganz traute.

 

Drinnen angekommen, wandte sich Blind Jack wieder an Mags.

 

"Na, wie sieht's aus, kleine Lady?", sagte er mit seinem typischen Grinsen. "Das ist jetzt deine Show."

 

"Mit meinem Mobi wäre es einfacher", sagte sie schroff und hielt ihm die Hand hin.

 

"Nee, ich glaube, das behalte ich."

 

Mags warf einen Blick zu Ozzy und dann wieder zu Jack. Ein paar der anderen Titans standen auf, als sie begann, den Landeplatz zu überqueren. Auf der anderen Seite befand sich ein altes Büro, das ursprünglich für den Flugbetrieb auf diesem Landeplatz genutzt wurde. Das Innere war komplett entkernt worden, Drähte baumelten aus offenen Paneelen wie verrostete Eingeweide.

 

In den frühen Tagen von Levski hatte jeder Landeplatz ein eigenes Flugkontrollsystem, wahrscheinlich um einen stetigen Strom von Frachtschiffen zu gewährleisten, die die Mineralien, die die Station aus dem Asteroiden gewann, abtransportierten. Als die Volksallianz die Station übernahm, faßte sie alle separaten Flugkontrollsysteme in einem einzigen Terminal zusammen.

 

Mags stapfte durch den verstreuten Müll, die kaputten Maschinen und verbrauchten Flaschen in Richtung des klaffenden Lochs, in dem einst das Kontrollzentrum stand. Ein paar Titans hatten sich am Fenster postiert, um ein Auge auf sie zu werfen. Sie beobachteten sie mit der Art von Blicken, mit denen sie in der Vergangenheit zu kämpfen gehabt hatte. Sie taktierte ein paar behelfsmäßige Waffen, falls die Dinge nach hinten losgingen, und wühlte sich dann durch die Drähte in der Wand.

 

Das war ein alter Trick, den sie früher angewandt hatte, als sie von hier aus Betrügereien durchführte. In ihren ersten Tagen hier hatte die People's Alliance gerade herausgefunden, daß jeder Kriminelle mit einem halben Gehirn ihre Gastfreundschaft ausnutzen und Levski als perfektes Versteck benutzen konnte. Wenn sie Wind davon bekamen, dass jemand etwas Böses im Schilde führte, versuchten sie mit dem gleichen Abriegelungstrick, das 'kriminelle Element' zu identifizieren, um es zu 'verbannen'.

 

Frank hatte einen Weg gefunden, die Abriegelung zu umgehen. Obwohl sie alle Steuerungen von den verschiedenen Landebahnen in ein einziges, zentrales Terminal umgeleitet hatten, wußten sie nicht, dass ein Teil dieser Kabel mit Backup-Generatoren verbunden war, die sich bei einem katastrophalen Stromausfall automatisch öffnen oder schließen ließen. Man musste sie nur anzapfen, dann konnte man den Lockdown umgehen.

 

Sie suchte in einem der alten Verstecke nach dem Handheld-Terminal, das sie zur Steuerung benutzt hatten. Zu ihrer Überraschung war es noch da und hatte sogar noch frische Batterien. Es muss noch einige Einheimische geben, die den gleichen Trick anwenden. Sie legte das Terminal beiseite und begann, die Handvoll Drähte nach denjenigen zu durchsuchen, die zur Flugkontrolle führten.

 

Ozzy betrat den Raum. Er warf einen Blick auf die Titans, die Wache hielten, dann stellte er die Eriesium-Lockbox neben Mags ab und setzte sich darauf.

 

"Was zum Teufel glaubst du, was du da tust?"

 

"Deine neuen Freunde hier rausholen", antwortete sie, ohne sich umzudrehen. "Ist es nicht das, was du willst?"

 

"Du solltest nicht hier sein."

 

"Er wollte uns beide umbringen", schnauzte sie zurück. "Außerdem, warum zum Teufel kümmert dich das?"

 

"Ich habe dir einen Gefallen getan", sagte Ozzy nach einer langen Pause.

 

"Sie war deine Schwester", sagte sie, als sie ihn wieder ansah.

 

"Als ich damals in QuarterDeck eingebuchtet war ...", er schweifte gedankenverloren ab, dann versuchte er, die Richtung zu wechseln. "Wir beide, Trin und ich, kamen in Jugendstrafanstalten im ganzen Verse. Die Schlimmsten der Schlimmen. Wir landeten in einem, fingen an es aufzumischen, und sie verfrachteten uns in ein anderes. Ich war also mein ganzes Leben lang in Gefängnissen. Aber nach einem Monat in QuarterDeck, einem. . . habe ich das gemacht."

 

Er zeigte Mags seine Unterarme. Zwei lange, gezackte Narben waren zwischen dem Gewirr von Tätowierungen versteckt.

 

"Die Dinge, die ich tun mußte, um da unten zu überleben ... Ich kann sie nie vergessen." Ozzy stand auf und schritt um das Schließfach herum. "Sie hat mich dorthin gebracht. Sie hat mich an diese Agenten verfüttert und hatte nicht mal den Mumm, es zuzugeben. Siehst du, Trin ist eine Überlebenskünstlerin, das war sie schon immer, aber sie denkt nie daran andere Leute in diese Scheiße einzubeziehen. Sie würde tun, was sie tun muss, um ihren Weg zu gehen. Andere Menschen sind nützlich, wenn sie nützlich sind. Wegwerfbar, wenn sie es nicht sind. Ich weiß, daß Du es in ihr gesehen hast."

 

Mags war still. Das hatte sie durchaus. Das erste Mal, als sie Trin davon überzeugt hatte, daß die Harlequin ohne den vorherigen Kapitän besser dran war. Das zweite Mal, als Trin kurz davor war, sie aus der Luftschleuse zu werfen.

 

"Sie hätte sich irgendwann gegen dich gewendet, Mags. Und wenn du wirklich glaubst, daß sie dir auch nur einen einzigen Credit aus diesem Eriesium überlassen hätte ... dann bist du noch verrückter als sie."

 

Mags überlegte kurz und wandte sich dann wieder der Verkabelung zu. In der nächsten Bündel fand sie die richtigen. Sie trennte die Hangar-Steuerungsdrähte vom Rest und steckte die Anschlusspunkte in das Handterminal.

 

"Gut", sagte sie, während sie das Terminal einschaltete. Es durchlief seine Startsequenz, während es sich den Protokollen des Hangars abglich. "Ich schätze, das spielt jetzt keine Rolle mehr."

 

"Ja?"

 

"Weil wir gleich frei sein werden", sagte sie und führte den Befehl zum Öffnen des Hangars aus.

 

Es passierte nichts.

 

"Tja, Scheiße."

 

 

 

 

 

Geräuschfetzen durchdrangen die Dunkelheit. Es schien nichts anderes zu geben. Kein Gefühl. Die Geräusche begannen sich langsam zu kristallisieren, und bald konnte Trin einzelne Worte heraushören. Ihre Augen fühlten sich immer noch schwer an, als würde sie langsam aus einem tiefen Schlaf erwachen, aber ihr Körper war noch nicht bereit, aufzustehen.

 

Schließlich öffnete sie ihre Augen. Das Licht flutete herein und überwältigte zunächst ihre Sinne, während sie darum kämpfte, sich zu konzentrieren. In diesem Moment schlug auch der Schmerz zu. Ein stechender Schmerz in ihrer Brust.

 

Schmerzen überall sonst. Ihre Glieder waren größtenteils unempfindlich.

 

Eine Gestalt trat ins Blickfeld. Es war Arno, der Syndikatsschläger aus dem Café Musain.

 

"Hey, Sonnenschein", sagte er mit einem Grinsen.

 

Trin sah sich um. Sie befand sich auf der Harlequin. Kel und Yao saßen in der Nähe. Osane, der andere Killer, bewachte sie. Kel winkte ihr zu.

 

"Was zum Teufel ist hier los?" Trin versuchte, sich aufzusetzen.

 

"Das würde ich nicht tun", Yao versuchte sich vorzubeugen, aber Osane fixierte ihn mit ihrer Waffe.

 

Der Schmerz explodierte in Trins Körper, aber sie hatte nicht vor, vor diesen Four-Point-Arschlöchern zu zucken, also nahm sie es einfach hin. Ihre Kehle war auch verdammt trocken. Der Rest kam zurück, als sie nach einer nahe gelegenen Dose Bier griff: Ozzy, Blind Jack und die Titans, das Eriesium …

 

Trin sah schließlich an sich herunter. Fünf Schüsse, gesäubert und genäht, punktierten ihre Brust. Ihre Kleidung war mit Blut getränkt.

 

"Verdammt, Doc", sagte sie und stocherte in den Wunden herum. Sie fühlte sich bemerkenswert gut. "Schätze, Sie sind doch nicht so nutzlos. Ich spüre kaum etwas."

 

"Das sind nur die Drogen", erwiderte Yao. "Wenn sie nachlassen, wird es eine Qual sein."

 

"Wie auch immer", Trin trank das Bier aus und sah Arno an. "Du weißt, daß wir das Eriesium nicht haben, oder?"

 

"Wissen wir", Arno schritt umher und inspizierte die verblasste und fleckige Vertäfelung an den Wänden. "Wir wollen wissen, wo sie sie hingebracht hat."

 

"Wen?"

 

"Captain Mags ist gehen mit", mischte sich Kel ein, während er nervös hin und her wippte. "Sie uns beschützt."

 

Trin nickte und schwang ihre Beine vom Tisch, wobei einige verbrauchte blutige Bandagen auf den Boden fielen. Sie testete ihre Füße aus. Sie fühlten sich an wie Gelee. Als sie sich stabil genug fühlte, schlurfte sie hinüber zu ihrer Koje und begann, sich auszurüsten.

 

"Was glaubst du, wo du hingehst?" Arno stützte seine Hand auf seine Waffe.

 

"Um sie alle zu töten." Trin überprüfte den Patronenzähler an ihrer Schrotflinte. "Du kannst gerne helfen."

 

 

 

 

 

"Ich sage dir, es hätte funktionieren müssen", sagte Mags, als sie vor Blind Jack zurückwich.

 

"Wenn du uns nicht hier rausbringen kannst, dann haben wir nicht viel Verwendung für dich", sagte er, während er mit ihr Schritt hielt.

 

"Gib mir eine Sekunde", sagte Mags und versuchte, an die anderen Möglichkeiten zu denken, mit denen sich ihre Crew von hier wegschleichen konnte. Das Problem war, daß alle anderen Tricks viel mehr technisches Wissen erforderten, als sie hatte. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Blind Jack seine Pistole zog. "Okay."

 

"Okay, was?", erwiderte Jack und zögerte mit der Waffe.

 

"Ich glaube, ich habe etwas", sagte sie, immer noch in Gedanken vertieft. In Wahrheit hatte sie nichts, aber jede Sekunde, die sie noch lebte, war eine weitere Gelegenheit, um zu versuchen, aus der Sache herauszukommen, also mußte sie ihn hinhalten.

 

"Ich werde mehr als das brauchen", sagte Blind Jack mit einem Kichern. "Und wähle deine Worte sorgfältig."

 

"Hast du irgendwelche Schiffe, die nicht gelandet sind?"

 

Blind Jack blickte Ozzy nachdenklich an.

 

"Klar, wir haben ein paar."

 

"In den Tunneln gibt es alte Lagerschächte. Sie wurden benutzt, um das geförderte Erz von den Nutzfahrzeugen abzuladen. Sie liegen auf einer völlig anderen Ebene als die Hangarbuchten. Wenn wir da runterkommen, ist es leicht, die Drähte zu überbrücken und die Türen zu öffnen. Wir brauchen nur Anzüge, dann könnt Ihr rausschweben, Euch abholen lassen und weiterfliegen. Der Rest von Euch kann gehen, wenn der Lockdown vorbei ist."

 

Wieder hat sie sich das alles ausgedacht. Es klang aber logisch. Es gab ein paar große versiegelte Türen unten in den alten Tunneln. Sie dachte dabei an eine ganz bestimmte. Sie war noch nie hindurchgegangen, aber es würde die Lüge sicher gut verkaufen. Es gab nur eine Sache, die sie tun mußte.

 

"Wir müssen uns aber trennen. Es wird auffallen, wenn wir uns in einer großen Gruppe bewegen." Mags ging zurück zu dem Handheld-Terminal, mit dem sie versucht hatte, die Tür zu hacken. Sie wechselte die Verbindungsdrähte von Daten zu lokalem Kommunikationsnetzwerk. "Ich überprüfe noch einmal, ob der Bereich noch mit Strom versorgt wird."

 

Auf dem Bildschirm des Terminals rief sie das lokale Netzwerk auf und fand den Namen, den sie brauchte, um ihren Plan zu vollenden, und tippte hastig eine Nachricht ein.

 

Sie hoffte, daß dies funktionierte ...

 

Dann drückte sie auf "Senden".

 

 

 

 

 

Trin wusste, daß Blind Jack immer mehrere Optionen haben wollte, wenn es um Fluchtwege ging. Das war einer der Grundsätze, die er seiner 'Familie' eingebläut hatte. Der Plan war, zuerst die anderen Landeplätze zu durchsuchen und dann zurück in den Grand Bazaar zu gehen. Sie stürzte sich in die Menge, begierig darauf, die besagten wandelnden Toten zu finden.

 

Sowohl Arno als auch Osane bewegten sich leise. So leise, daß sie gelegentlich vergaß, daß sie da waren. Wer auch immer diese beiden waren, sie hatten ein gutes Training. Das wußte sie von ihrem Kampf im Musain. Sie konnte keine Chance vergehen lassen, wenn es darum ging, sie zu töten. Leider wußte sie auch, daß die Titans in großer Zahl angereist waren, also brauchte sie die beiden, zumindest für den Moment.

 

Trin bahnte sich einen Weg durch die Menge und studierte dabei die Gesichter. Überall hatten sich Gruppen von schmuddeligen Piloten, die sich über den Startsperre geärgert hatten, in den Hallen versammelt, um sich kollektiv zu beschweren. Vor ihr hakte sich jemand in einem Gang unter.

 

Irgendetwas an ihm stach Trin ins Auge.

 

Sie eilte nach vorne und spähte um die Ecke, um einen besseren Blick zu erhaschen.

 

Er trug einen klapprigen alten Patchwork-Fluganzug und fummelte immer noch an seinem Helm herum. Er schaute sich um, bevor er den Helm aufsetzte, aber das war alles, was Trin brauchte.

 

Er hatte SoutherTitans-Tätowierungen.

 

Sie warf einen Blick zurück zu Arno, der ein Auge auf ihn geworfen hatte.

 

"Wir sind wieder im Geschäft."

 

 

 

 

 

Mags versuchte, ihren Weg hinunter zu den Lagertüren so lange wie möglich hinauszuzögern, ohne daß es so aussah, als würde sie dies versuchen. Während die meisten Titans sich getrennt hatten, um weniger auffällig zu wirken, blieben Blind Jack, Ozzy und ein weiterer Titan an Mags hängen. Sie kamen an Überresten von Bergbauanlagen vorbei, von denen einige noch aus der Zeit der ursprünglichen Besitzer der Basis stammten. Nach dreißig Minuten des Abstiegs durch die gewundenen Tunnel konnte sie erkennen, dass Blind Jack ungeduldig wurde, also steuerte sie auf das Rendezvous zu.

 

Der Gang bog ab und öffnete sich dann in einen großen Raum. Zwei massive Doppeltüren nahmen eine der Wände ein. Sie waren zum Glück noch geschlossen. Leere Kisten waren im ganzen Raum gestapelt. Der Boden war mit Steinen und Kieseln von abgebauten Mineralien übersät. Es gab einen erhöhten, versiegelten Laufsteg, der den Raum umgab. Dieses letzte Merkmal war der Grund, warum Mags diesen Raum ausgewählt hatte.

 

Die meisten der anderen Titans waren bereits angekommen, vermutlich hatten sie einen direkteren Weg genommen. Mags warf einen Blick auf den Laufsteg, als sie sich auf den Weg zu der Schalttafel neben der Tür machte. Sie öffnete das Panel und fand das Terminal herausgerissen. Sie trat zurück, als ob sie den Schaden begutachten würde. In Wirklichkeit hatte sie keine Ahnung, wie man eine Tür kurzschließt, schon gar nicht diese.

 

Zum Glück brauchte sie nicht lange zu warten.

 

"Alles klar, Leute!", dröhnte eine Stimme vom Laufsteg. "Laßt uns Eure Hände sehen."

 

Die Souther-Titans drehten sich alle um und sahen Direktor Devin und eine kleine Armee von PA-Beamten, die vom Laufsteg aus ihre Waffen richteten.

 

Mags versuchte, genauso überrascht auszusehen wie alle anderen. Innerlich war sie jedoch froh, daß ihre Botschaft ankam. Sie war sich nicht ganz sicher, wie sie sich wieder aus Devins Gewahrsam herauswinden wollte, aber eins nach dem anderen. Zumal keiner der Titans Anstalten machte, seine Waffen fallen zu lassen.

 

Blind Jack Sticha trat in die Mitte des Raumes und ließ seinen Blick über die Gesichter der Beamten schweifen.

 

"Ich muss ehrlich sein", er zog langsam seine Pistole und hielt sie auf den Boden gerichtet. "Ich sehe keinen Mörder unter Euch. Aber wir ...", er wies auf seine Leute, die sich langsam aufrappelten. "Töten ist unser Metier."

 

Das ist nicht gut, dachte sie bei sich.

 

Eine angespannte Pause hing in der Luft. Die Visiere der Waffen suchten nach Zielen. Jede Bewegung fühlte sich an, als wäre sie der Anfang vom Ende.

 

Sie bemerkte, wie sich einer der TItans langsam auf Ozzy zubewegte. Bekleidet mit einem schlecht sitzenden, geflickten Raumanzug, hatte ihr Gang etwas Seltsames an sich. Als sie an Mags vorbeigingen, bemerkte sie frisches Blut am Kragen des Anzugs und, was noch wichtiger war, sie erkannte das Gesicht darin.

 

"Trin?!", rief sie, ohne zu überlegen.

 

Trin riß ihre Schrotflinte hoch und richtete sie auf Ozzy. Mags' Schrei gab ihm genug Warnung, um die Eriesium-Lockbox hochzureißen, gerade als die Schrotflinte losging. Der Schuss erwischte die Lockbox bündig und brachte Ozzy aus dem Gleichgewicht.

 

Das war der Moment, in dem alles zum Teufel ging.

 

Ballistisches und Laserfeuer brach aus allen Richtungen aus. Die Titans rannten in Deckung, während sie auf die Volksallianz schossen.

 

Mags versteckte sich hinter der nächsten Kiste. Sie konnte sehen, dass die Lockbox mit dem Eriesium zwischen Ozzy und Trin gelandet war, die ihn mit Schrotflintenschüssen niederstreckte.

 

Die Titans und die Volksallianz hatten gleich viele Opfer zu beklagen. Geschosse sprengten die Deckung auseinander.

 

Mags versuchte, sich rechtzeitig auf das Eriesium zu stürzen. In dem Moment, in dem sie sich in Bewegung setzte, eröffneten Schnellfeuer-Energiewaffen das Feuer zu beiden Gruppen und streckten Titans und PA-Kräfte gleichermaßen nieder. Mags huschte zurück hinter ihre Deckung und sah in Richtung der Quelle der Geschosse.

 

Arno und Osane hatten sich ins Getümmel gestürzt. Sie waren mit Tarnwesten, Körperpanzerung und Granaten ausgerüstet und feuerten mit Sturmgewehren, die aussahen, als wären sie vom Typ Milspec, chirurgisch auf ihre Ziele. Osane stieß schnell durch die Titans vor und feuerte Schüsse aus ihrem Sturmgewehr ab, bis es keine Ladung mehr hatte. Ohne einen Schritt auszulassen, warf sie das Gewehr weg und zog ein Messer. Der Titan, dem sie sich näherte, gab verzweifelt mehrere Schüsse ab. Sie wich den Schüssen aus, als sie näher kam, und stürzte schließlich an ihm vorbei, während sie ihm die Kehle aufschlitzte.

 

Osane schlüpfte hinter eine Deckung in geringer Entfernung vom Eriesium.

 

"Nur zu, ich halte dir den Rücken frei." rief Trin.

 

Mags konnte es nicht fassen. Sie hatte sich mit den Four-Points zusammengetan?

 

Osane sprintete auf das Eriesium zu, während Trin ihre Schrotflinte in Richtung Ozzy hob. In letzter Sekunde richtete sie den Lauf auf Osane und feuerte. Die Schrotladung traf sie direkt in der Mitte. Blut spritzte aus ihrem Rücken und ihr Körper schlug schwer auf dem Boden auf.

 

Trin grinste und lud die Schrotflinte noch einmal durch.

 

Blind Jack stürmte auf Direktor Devins Position zu, zwei Granaten glühend in seinen Händen. Jack gackerte, während er schnaufte, um in Wurfweite zu kommen. Er warf eine Granate.

 

Devin erwischte ihn an der Schulter, bevor er die andere werfen konnte. Die Granate landete mit einem dumpfen Krachen neben Jacks Füßen. Einer der PA-Beamten tauchte ab, um Devin abzuschirmen, genau als die erste Granate hochging.

 

Die zweite Detonation bedeutete das Ende von Blind Jack Sticha.

 

"Osane?" rief Arno aus seiner Schussposition. "Osane! Sprich mit mir!"

 

Er muß wohl nicht gesehen haben, was passiert ist, dachte Mags und schaute zurück zum Schließfach. Sie saß einfach da, mitten in einem Kriegsgebiet, und sie hatte keine Waffe. Sie konnte Ozzy kaum sehen, aber es sah aus, als wäre ihm die Munition ausgegangen.

 

Trin erkannte das und begann, auf seine Position vorzurücken. Die meisten anderen Gefechte hatten nachgelassen. Das Stöhnen der Verwundeten begann den Raum zu füllen.

 

Mags nutzte ihre Chance. Sie stürmte aus ihrem Versteck und schob sich zu dem Schließfach neben Osanes Leiche. Trin bemerkte es zu spät. Sie richtete ihre Schrotflinte auf Mags. Es dauerte einen Moment, bis Trin sie erkannte, aber es änderte nichts. Sie hatte den gleichen Blick in den Augen, den sie hatte, als sie Mags fast aus der Luftschleuse geworfen hatte. Sie hob die Schrotflinte.

 

Ozzy griff Trin genau in dem Moment an, als die Schrotflinte losging. Die Ladung streute weit. Mags konnte spüren, wie das Knistern der Energie ihren Kopf versengte, als sie vorbeiflog.

 

Trin und Ozzy wälzten sich auf dem Boden. Er kämpfte, um ihr die Schrotflinte zu entreißen. Sie versuchte, ihn zu töten. Sie schlug ihm einmal in die Niere. Zweimal. Drei Mal. Rollte sich auf ihn und rammte ihre Stirn in seine Nase. Sie brach mit einem feuchten Knacken. Sein Griff um die Schrotflinte wurde schwächer, und sie nutzte das voll aus, riß ihm die Waffe aus dem Griff und stand auf.

 

"Du konntest mich nicht einmal töten, stimmt's?", sagte sie, während sie um ihn herumschritt und eine weitere Ladung abfeuerte. "Was zum Teufel ist mit dir passiert? Wir waren doch mal ein Team. Weißt du noch? Was ist mit dem Kerl passiert? Der Typ, der knallhart war. Der mich dazu gedrängt hat, härter zu werden? Nein, mein Bruder ist in QuarterDeck gestorben."

 

Sie spuckte etwas Blut aus und schnappte sich die Schrotflinte, um ihn hinzurichten.

 

"Warte!" Mags schrie.

 

Trin blieb stehen und sah hinüber. Mags stand da und hielt ihr das Schließfach hin.

 

"Du willst das Eriesium? Nimm es."

 

Mags warf das Schließfach vor Trins Füße.

 

"Was?"

 

"Du hast mich gehört." Mags trat einen Schritt zurück.

 

"Was soll das?" fragte Trin, während sie sich mißtrauisch umsah. "Du würdest es einfach hergeben …"

 

"Sicher", sagte Mags achselzuckend. "Zwischen dir, den verdammten Four Points, den Titans und den Bullen. Ich glaube sowieso nicht, dass ich damit hier rausgehen werde."

 

Trin studierte Mags eine Sekunde lang, suchte ihr Gesicht nach Zeichen der Täuschung ab. Sie drehte die Schrotflinte von Ozzy zu Mags, während sie sich dem Schließfach näherte.

 

"Also habe ich nachgedacht", Mags trat weiter zurück, die Hände immer noch erhoben. Trin griff nach unten, die Waffe immer noch auf Mags gerichtet, und klappte sie auf. "Wie du vorhin gesagt hast, ich kann damit leben, daß niemand es hat."

 

Trin schaute in das Schließfach. Eine von Osanes Granaten saß neben dem Klumpen Eriesium. Der Stift war herausgezogen, und sie heulte in hoher Tonlage. Trin schleuderte die Lockbox in letzter Sekunde weg. Die thermische Explosion verwandelte das Eriesium, die Lockbox und sogar einen Teil des Bodens in geschmolzene Schlacke.

 

Trins Schock verwandelte sich schnell in weißglühende Mordwut, als sie herumwirbelte, um sich Mags zu stellen. Sie hob die Schrotflinte, als eine Kugel seitlich in ihren Kopf einschlug. Ein feiner Nebel quoll auf der anderen Seite hervor. Trin stand eine Sekunde lang da, als hätte man ihr plötzlich den Stecker gezogen. Dann sackte sie auf den Boden.

 

Direktor Devin, angekohlt und qualmend von Blind Jacks Granatenangriff, senkte sein Gewehr.

 

Stille senkte sich über den Raum. Ein paar Titans, die noch mobil waren, flüchteten in die Tunnel, während die verbliebenen Beamten der People's Alliance anrückten, um die Gefangenen zu sichern und die Überlebenden zu behandeln.

 

Mags ging hinüber und half Ozzy auf die Beine. Er umklammerte seine Nase, um zu versuchen, die Blutung zu stoppen.

 

"Bist du okay?" fragte sie und zuckte angesichts des immer noch stetig fließenden Blutes zusammen.

 

"Nein, aber es geht schon wieder."

 

Keiner der Beamten schien sich für sie zu interessieren, also begann Mags, sich aus dem Raum zu schleichen. Dann sah sie sich Devin gegenüber.

 

"Hey, danke für die Rettung", bot sie an.

 

"Klar. Danke für den Tipp, Kristin", antwortete er. "Oh, warte, du heißt doch eigentlich Magdalene, oder?"

 

"Ähm ... ja." Sie sah sich einen Moment lang um. "Also ..."

 

"Verschwinden Sie", sagte er und ging an ihr vorbei zu seinem Team zurück.

 

"Tun Sie mir einen Gefallen und kommen Sie nicht wieder?"

 

"Geht klar."

 

Mags gab Ozzy ein Zeichen, ihr zu folgen, und die beiden gingen hinaus.

 

 

 

 

 

Arno eilte durch die Tunnel von Levski zum Landedeck, wo sein Schiff wartete.

 

Er wurde nervös, als er das Eriesium hochgehen sah. Das ist nicht gut. Das war das Eigentum von Four Points, und er wußte, daß weder sein Boss, noch die anderen Four Points, 'eine beschissene Wendung der Ereignisse' als Entschuldigung für den Verlust eines Vermögens akzeptieren würden, also mußte er verschwinden. Und zwar sofort.

 

Er arbeitete eine Route aus, um zu einem seiner sicheren Häuser zu gelangen, eine seiner persönlichen Rückzugsmöglichkeiten für den Fall, daß er jemals aussteigen mußte. Er hatte ein halbes Dutzend ähnlicher Unterschlüpfe, die über das ganze Verse verteilt waren, jeder mit Credits, einem sauberen Schiff und einer neuen Identität ausgestattet.

 

Arno kletterte in sein Schiff, verstaute seine Ausrüstung und schlüpfte in den Pilotensitz, um seinen Start zu beginnen. Der Lockdown sollte jeden Moment enden und er wollte der Erste sein, der von hier abhaut.

 

In diesem Moment piepte sein Mobi mit einer eingehenden Nachricht.

 

Arno ignorierte es, aber vor seinem Schiff fiel ihm etwas auf.

 

Ein Xi'an stand direkt vor der Luftschleuse zum Landeplatz. Es war derselbe wie im Cafe Musain .

 

Er konnte sehen, wie der Außerirdische einen Befehl in sein Mobi eintippte.

 

Arnos Schiff explodierte direkt auf dem Landeplatz.

 

Soahm sah dem Wrack ein paar Augenblicke lang beim Brennen zu. Die automatischen Feuerlöschsysteme aktivierten sich, und die Löschvorrichtungen zielten auf die Flammen.

 

Er drehte sich um und ging zurück in die Luftschleuse. Er dachte bereits darüber nach, was er in seinem Bericht an seine Vorgesetzten sagen würde.

 

 

 

 

 

Zurück an Bord der Harlequin, heizten ihre Motoren in der Sekunde auf, in der die Abriegelung aufgehoben wurde. Mags konnte es kaum erwarten, von diesem Felsen herunterzukommen.

 

Kel saß im hinteren Teil, ruhig, nachdem sie erklärte, dass Ozzy wieder auf ihrer Seite war, arbeitete sich durch irgendeine Spectrum-Show und gab Yao ständig Updates. Sie hatte den Doc schon eine Weile nicht mehr gesehen, wie er sich einen Schuß setzte. Irgendetwas schien anders an ihm zu sein. Sie würde herausfinden, was.

 

Als der Staub und die Felsen über Levski der gähnenden Schwärze des Weltraums wichen, begannen all der Wahnsinn, der Stress und der Druck der letzten Tage zu verblassen und zurück blieb nur ein einziger Gedanken:

 

„Heilige Scheiße, das hat Spaß gemacht.“

 

Es stimmte zwar, daß es ihnen finanziell kaum besser ging als am Anfang, und auf lange Sicht wünschte sie sich verzweifelt die Art von finanzieller Sicherheit, die bedeutete, daß sie sich nie um Geld sorgen musste, aber ehrlich gesagt, war ihr auch klar, daß sie es nicht eilig hatte. Sie hatte eine Crew von Leuten gefunden, denen sie endlich vertraute. Die ihr den Rücken freihielten und sie die ihren. Sie waren jung und würden noch viele Gelegenheiten haben, den großen Coup zu landen.

 

Sie mussten sich nur weiter anstrengen, bis sie es schafften.

 

Zum ersten Mal war sie mit ihrer Situation völlig zufrieden.

 

- ENDE -

 

 

übersetzt von Picollo

Verbesserungsvorschläge ? Nur zu ! :)

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