Episode 9 - Schmerzhafte Gewissheit Part 1
Kapitel 1
Faith haderte mit sich selbst. Ihr Vorhaben grenzte an Selbstmord, doch genau genommen war sie ja bereits tod. Hatte sie wirklich an alles gedacht? Würde der Rat ihr den Rücken freihalten?
In all den Jahren hatte sie schon oft die Erfahrung machen müssen, das man sich auf das Wort dieser Möchtegernanführer, nicht uneingeschränkt verlassen konnte. Dabei ging es nicht nur um ihr Wohlergehen.
Die Zukunft ganz Cathcarts stand auf dem Spiel.
Denn sollte sie scheitern, könnte das brüchige Konstrukt, welches den Rest der Piraterie vor der puren Anarchie bewahrte, entgültig zusammenbrechen. Seit dem Sabotageakt des Typhon Clans auf die Waffenstillstandsverhandlungen, konnte jeder noch so kleine Funke ein Inferno auslösen. Die Clans würden sich gegenseitig zerfleischen und alles mit sich in den Abgrund reißen.
Es wäre keine gute Vorraussetzung für einen kleinen Jungen, gefahrlos aufzuwachsen.
Hätte sie Samuel von ihm erzählen sollen? Diese Frage beschäftigte sie schon lange, doch er war nicht der Typ, welcher einer solchen Verantwortung gewachsen wäre.
Faith war überzeugt, das richtige getan zu haben. Vielleicht, wenn irgendwann alles wieder in geregelten Bahnen verläuft, würde sie ihm die Wahrheit erzählen.
Die Kapuze ihres Mantels tief ins Gesicht gezogen, bewegte sie sich zügig auf ihr Ziel zu. Sie mied die belebten Trassen und Haupttunnel, denn die engen modrigen Seitengassen der Spider boten ihr einen besseren Schutz vor den Spähern des Fürsten. Dieser Mann, hatte einfach ein Gespür dafür, wenn ihm Gefahr drohte. Es war schon irgendwie unheimlich.
Schon zweimal, hatte er versucht sich Faith zu entledigen. Das erste mal rettete sie Samuel aus der Gefangenschaft. Damals sah das Oberhaupt der Clans die aufstrebende Piratin als aufkeimende Bedrohung und lockte sie in eine Falle. Ihr Ansehen unter den Clans musste auf ihn wie ein Angriff gewirkt haben.
Das er es ein weiteres Mal probierte, hatte Faith erst vor kurzem im Labor der Loge herausgefunden. Der Anschlag auf die Northstorm bei der Faith zum zweiten Mal eine Familie verloren hatte, ging eigentlich auf sein Konto. Die Loge half ihm nur dabei.
Aber jetzt, wo alles im Chaos zu versinken drohte, würde sie ihre Rache einfordern.
Sie erreichte die zentralen Aufbereitungsanlagen der Spider. Hier in diesen verwinkelten Röhrensystemen hatten die Northstorm Piraten lange Zeit ihren Unterschlupf. Damals waren sie nur eine kleine Schmugglerbande. Sie hatten einem kleinen Mädchen das Leben gerettet und sie bei sich aufgenommen. Faith erinnerte sich noch genau, wie sie damals durch ihre zerstörte Siedlung irrte und wie Carl und Freia sie damals zwischen den Trümmern fanden und mit hierher nahmen. Sie hatte eine solche Angst, das sie mehrere Wochen kein Wort sagte und selbst danach verheimlichte sie ihren Namen und sprach nie über die Geschehnisse.
Freia gab ihr den Namen Faith, was soviel bedeutete wie Schicksal.
Welch bittere Ironie, das dieses Mädchen, Jahre später tatsächlich zu ihrem Schicksal wurde. Heute wünschte sie sich nichts sehnlicher, als das man sie verstoßen oder besser noch, getötet hätte anstatt sie bei sich aufzunehmen.
Faith beschleunigte ihre Schritte. Sie wollte so schnell wie möglich hier raus.
Erinnerungen waren selten etwas gutes, das hatte sie schon oft erfahren müssen. Doch kaum hatte sie die einen verdrängt stoben die nächsten in ihren Geist. Die Spider war voll von Erinnerungen.
Als sie am großen Platz im Zentrum ankam und Cathcarts Sonne die Hülle des alten, senkrecht in die Umgebung integrierten Trägerschiffes, golden Schimmern lies, fühlte sie sich klein. Zu klein, um eine solche Aufgabe zu bestehen. Sie wünschte Samuel wäre bei ihr. In seiner Nähe hatte sie niemals Angst gehabt. Mit ihm zusammen wäre alles möglich gewesen, zusammen hätten sie die Welt aus den Angeln heben können.
Doch sie hatte sich entschieden und ein Zurück stand nicht zur Debatte.
Heute würde sie sich anschicken, einen Gott zu töten.
Kapitel 2
Die Retaliator trieb langsam davon. Der Schaden war beträchtlich.
Die Außenhülle war regelrecht geschmolzen, die Strukturen zur Unkenntlichkeit verformt. Legard hatte alles dafür getan, das Schiff noch eine Weile am Leben zu halten. Vergebens.
Sie waren nichtmal ansatzweise in belebtes Gebiet vorgedrungen und jegliche Kommunikation war unmöglich.
Monkey blickte dem Schiff hinterher, während das schwache Glimmen der Notbeleuchtung in der Dunkelheit verschwand.
Tarek gesellte sich zu ihm.
"Was für ein Glück das der Typ hier aufgetaucht ist! In wenigen Minuten wäre uns da drinne die Luft ausgegangen."
Monkey schaute Ihm ernst ins Gesicht.
"Das war mit Sicherheit kein Glück. Ich würde alles darauf verwetten, das er nur auf uns gewartet hatte!"
Tarek wirkte skeptisch.
"Und warum hat er uns nicht einfach vom Himmel geblasen? Einfacher hätten er es ja nicht haben können!"
Monkey wandte sich wieder dem Ausblick zu und blieb für einige Zeit still ehe er antwortete.
"Da könntest du recht haben, aber ich traue der Sache nicht!"
Sophie war während des Schiffwechsels kurz erwacht, doch nun schlief sie wieder unruhig in einer der Schlafkabinen der Constellation. Ihr Gastgeber, ein gewisser Kyle Doran hatte sie mitten im Nirgendwo aufgelesen und befand sich grade auf der Toilette. Ein seltsamer Typ mit einem noch seltsameren Dialekt. Monkey konnte nicht zuordnen woher dieser stammte, aber er es war schwer ihn zu verstehen.
Vielleicht hatte Tarek ja recht. Irgendwie passte der Kerl nicht zur Loge. Zumindest nicht direkt. Eventuell nen Kopfgeldjäger oder sowas ähnliches.
Was auch immer er war, fürs erste waren sie gerettet und er hatte sich bereit erklärt sie auf Mc Artur abzusetzen.
Legard kam hektisch vom Cockpit in den Laderaum gewackelt.
"Ist der denn bald mal fertig? Ich muss auch mal! Und das dringend!"
Tarek schüttelte verzweifelt den Kopf.
"Stell dich nicht so an du Riesenbaby! Hast du gefunden wonach wir suchen?"
Nervös hampelte Legard von einem Bein aufs andere.
"Ja verdammt. Hab ihm die Koordinaten schon eingespeichert. Aber jetzt muss ich unbedingt auf dieses Klo, sonst gibt es hier gleich ne riesen Sauerei!"
Die Toilettentür zischte zur Seite und der hagere Captain des Frachters trat heraus, während er sich sich die Hose zuknöpfte. Bevor er auch nur einen weiteren Schritt getätigt hatte schob sich Legard an ihm vorbei und schloss die Tür.
"Was is denn mit dem? Ist wohl ne Pussy!" nuschelte Doran vor sich hin.
"Kommt mal mit, ich hab da was für euch!"
Doran huschte in den Aufenthaltsbereich und winkte den beiden zu.
Sie waren noch nicht durch die Tür, da hielt er ihnen schon zwei gefüllte Gläser entgegen.
"Is mein eigenes Rezept! Legger, müsst mal probieren!"
Der Typ hatte zwar eindeutigt einen an der Klatsche, aber man solllte seinen Retter besser nicht entäuschen. Sie nahmen die Gläser entgegen, tranken jedoch nichts. Der beisende Geruch und die seltsam anmutende Farbe weckten wenig Vertrauen.
Doran grinste über beide Ohren und wartete gespannt, das die beiden probierten.
"Was solls! Runter damit!"
Tarek trank als erster und sein Gesicht verzog sich zu einer grotesken Grimasse.
"Alter was ist das denn bitte?" keuchte er und stellte sein Glas angewiedert auf den Tisch.
"Du bist dran Monkey! Guten Durst!"
Monkey kniff die Augen zusammen und versuchte nicht zu atmen während er das Gesöff hinunter kippte.
Es war abartig. Eine Mischung aus alten Socken, verdorbenem Fisch und Unmengen reinen Alkohols. Wie konnte irgendwer in diesem Universum, so einen Dreck mögen?
"Und was sagt ihr? Euem Freund hats jedenfalls geschmeckt!
So ich kümmer mich mal um das Schiff. Da drüben im Schrank is noch ein Schluck."
Keiner der Beiden konnte mehr antworten. So schnell sie konnten rannten sie zum Klo und schubsten sich gegenseiten zur Seite.
"Legard mach sofort diese Tür auf!" brüllten sie noch im Lauf.
Kapitel 3
Rinako erwachte aus ihrem unruhigen Schlaf. Die Geschehnisse des letzten Tages wirkten grotesk und unwirklich, so als wären sie einem Albtraum entsprungen. Die Bilder spukten in ihrem Kopf herum und liesen sie nicht mehr los. Der Angriff, die einstürzenden Wände, Freunde die in die Tiefe stürzten, die außer Kontrolle geratenen Drohnen und das alles vernichtende Inferno. Nur um sie aus dem Weg zu räumen?
Noch immer verstand sie die Zusammenhänge nicht, aber sie durfte jetzt nicht aufgegeben, sonst wäre das alles umsonst gewesen. Rinako unterdrückte ihr Gefühle und nahm allen Mut zusammen. Vielleicht würde sie bald eine Antwort erhalten, wenn sie Monkeys Vater ausfindig gemacht hatte.
Rin kletterte ins Cockpit wo Brigs bereits dabei war, den Eintritt in die Atmosphäre vorzubereiten.
"Hey Rinako! Alles klar bei dir? Siehst wirklich beschissen aus." sprach Brigs mit ruhigem Tonfall, als er sich kurz zu ihr umdrehte.
"Ja alles klar."
Sie wusste das ihre Stimme diese Aussage nicht stützen konnte, aber Brigs belies es dabei, wofür sie ihm sehr dankbar war.
"Wo genau müssen wir eigentlich hin? McArthur ist groß."
Rin hoffte das dieser Gábor Brown weiterhin bei der UEE tätig war.
Laut den Daten, welche sie im Hauptquatier gefunden hatte, war er Leiter der Forschungsabteilung für experimentelle Antriebssysteme und einen solchen Job behielt man für gewöhnlich auf Lebenszeit.
"Wir müssen zur Global Research Facility. Ich hoffe das wir dort ein paar Antworten bekommen werden."
Brigs fütterte den Bordcomputer mit den Zielkoordinaten und überflog die Anzeigen.
"Alles klar. Wir sind schon unterwegs. Allerdings müssen wir etwas außerhalb landen. Das ist ein Sperrgebiet. Mit dem Schiff können wir da nicht rein."
"Was sind unsere Alternativen?" wollte Rin wissen.
"Etwa drei Kilometer vom Ziel entfernt gibt es einen kleinen Verladehafen. Dort sollten wir ohne Probleme landen könne. Wie es weiter geht, sehen wir dann. Zur Not können wir ja laufen."
Bei seiner letzten Aussage konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen.
"Na Lust auf eine kleine Wanderung?"
Rin nickte ihm zu, blieb aber ernst.
"Ok, wenn es anders nicht geht. Uns läuft die Zeit davon! Sie werden uns sicher bald finden."
Kapitel 4
Tilgorn lief im Stechschritt die Brücke auf und ab. Er machte sich nicht mehr die Mühe seine Anspannung zu verbergen. Sie waren der feindlichen Flotte bis hierher gefolgt. Und jetzt ging es einfach nicht weiter.
Eine Handvoll Systeme hatten sie durchquert und konnten unbemerkt zu den schwarzen Schiffen aufschließen.
Doch hier am Rande des Hades Systems, waren sie ihnen entwischt.
Ohne Vorwarnung verschwanden sie von den Scannern.
Sie konnten die Energiesignaturen bis zu einem bislang unbekannten Wurmloch zurückverfolgen. Doch jegliche Bemühungen eine Passage durch die Singularität zu finden waren gescheitert.
Drei Jäger hatten sie schon in dem Schlund verloren und ihnen gingen langsam die Reserven aus. Zu hoch waren die Verluste, beim Kampf um den Mars gewesen.
Tilgorn hatte bereits Verstärkung angefordert, doch würden noch einige wertvolle Stunden vergehen, ehe diese hier eintreffen würde.
Zeit die ihnen nicht blieb, wenn sie die Spur Ihrer Feinde nicht verlieren wollten.
"Wieviele Jäger haben wir noch übrig?" wandte sich Tilgorn an Kardan, seinen ersten Offizier.
"Wir selbst haben noch vier Hornet und einen Gladiator. Auf den anderen Schiffen bleiben uns insgesamt sechs Hornet und zwei Gladiator. Der Rest wurde zerstört oder ist nicht mehr flugbereit."
Tilgorn blieb stehen und blickte hinaus in die Leere.
Was sollte er nur tun? Selbst wenn eines der Schiffe es hindurch schaffen würde, was erwartet seinen Flotte auf der anderen Seite? Es wäre das reinste Selbstmordkommando. Doch wenn der Feind entkommen würde, hätte er einen vollkommenen Sieg errungen. Tilgorn konnte das nicht akzeptieren.
Sie hatten die Zerstörung von New Washington nicht verhindern können und waren es den abertausenden Opfern schuldig, die Verantworlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Aber er wollte keinen weitern seiner Männer diesem Monster zum Frass vorwerfen.
"Ich gehe selber da raus. Irgendwie muss man dieses Ding doch passieren können."
"Captain? Halten sie das wirklich für eine gute Idee?" wandte Kardan ein.
Tilgorn winkte ab und fauchte ihn an.
"Halten sie mich nicht für einen Narren! Ich werde zurückkehren und dann reißen wir denen den Arsch auf!"
Kardan zuckte zurück, erschrocken über die harschen Worte.
"Ähmm, jawohl Sir!"
Tilgorn lief zum Ausgang und rief Kardan zu bevor er die Brücke verlies.
"Kardan, sie haben das Kommando!"
Kapitel 5
"Wir können da nicht landen, das ist ne Sperrzone!"
Dieses Gebrabbel ging Monkey mittlerweile mächtig auf den Zeiger. So nett Doran auch zu sein schien, er musste weg von ihm.
"Was heißt hier Sperrzone? Dafür haben wir keine Zeit. Stell mir ne Verbindung her, sofort!"
Doran tat wie ihm geheißen.
"Ist keine gute Idee, aber wenn du meinst!"
Es dauerte nur wenige Sekunden ehe sich eine gelangweilte Stimme über das Kom meldete.
"Hier Flugkontrollzone 12. Womit kann ich ihnen helfen?"
"Ich wollte ihnen nur mitteilen das wir jetzt in ihrem Sperrgebiet landen!" platschte es aus Monkey heraus.
Tarek schlug ihm mit der flachen Hand auf den Hinterkopf und gestikulierte wild in der Luft herum, während Monkey nur schulterzuckend weitersprach.
"Also wie sieht es aus? Bekomme ich die Freigabe?"
Sein Gegenüber wurde schlagartig ernster.
"Dies ist eine UEE Sperrzone Stufe 6. Ein Versuch in das Gebiet einzudringen, wird nicht tolleriert. Drehen sie ab, oder wir holen sie runter!"
Doran begann zu schwitzen, aber Monkey drängte ihn den Kurs zu halten.
"Ich wollte nur höflich sein und meinen Besuch anmelden und sie zicken nur rum. Glauben sie eigentlich das mein Vater sowas gutheisen würde? Ihren Job sind sie mit Sicherheit los!"
"Was interresiert mich ihr Vater? Wenn sie den Kurs nicht sofort ändern, gebe ich den Abschussbefehl!"
Doran wollte grade das Steuer rumreißen, als Monkey eingriff und selbiges fest im Griff hielt. Doran kam nicht dagegen an.
"Nunja, mein Vater ist Leiter dieser Einrichtung und daher wohl auch ihr Vorgesetzter! Hier spricht Samuel Brown und Gábor Brown ist mein Vater!
Können sie gerne prüfen!"
Es kam keine Antwort.
"Sag mal hast du sie noch alle?" wollte Legard wissen.
"Wir dringen jeden Moment in das Sperrgebiet ein und dann werden uns dutzende Raketen vom Himmel blasen!"
"Ach was! Du wirst schon sehen!"
Die Schiffsanzeigen stießen mehrere Warnsignale aus, als die Constellation die Grenze überschritt. Dann wurde es wieder ruhiger und nur die roten Warnleuchten verrichteten unermüdlich ihre Arbeit.
"Na siehst du! Keine Raketen! Kannst mir auch mal etwas mehr Vertrauen schenken!"
"Ähhm Monkey!" warf Tarek dazwischen "Sieht das da auf dem Radar nicht verdächtig nach Raketen aus?"
Kaum hatte Tarek ausgesprochen, schrillte der Annäherungsalarm los.
"Scheiße Mann, hät ich euch nur da draußen steben lassen!" flucht Doran los.
Monkey lies das Steuer los.
"Ist ja gut, hab ich mich halt geirrt! Nen Versuch wars ja wohl wert. Kannst du uns hier raus holen?" wandte er sich an Doran.
"Die sind fast da! Keine Chance!"
Tarek stieß den unfähigen Piloten zur Seite und gab der Constellation die Sporen. Er riss das Steuer zur Seite und versuchte ein Ausweichmanöver zu starten.
"Wirf die Täuschkörper ab!" rief er Legard zu.
"Sowas hab ich net" gab Doran zu bedenken.
"Bitte was?" entfuhr es Tarek, als die Raketen im Sichtfeld auftauchten.
"Tja Leute, dann bereitet euch mal lieber auf den Einschlag vor!"
Man konnte schon den UEE Schriftzug der Geschosse erahnen als ein grelles Licht das Cockpit erhellte und eine Druckwelle das Schiff erbeben lies.
Kurz darauf krächzte die Stimme von eben über das Kom.
"Verdammt das war knapp! Warum sind sie einfach reingeflogen? Sie hätten mir auch eben die Zeit für die Überprüfung geben können. Wie dem auch sei, es ist ja grade nochmal gut gegangen. Ihr Vater erwartet sie!"
Die Erleichterung war dem Offizier förmlich anzumerken.
"Landen sie das Schiff in Sektor 3a. Ich sende ihnen die Koordinaten. Einen schönen Tag noch."
"Na was hab ich euch gesagt! Ihr könnt mir ruhig mal vertrauen!"
Alle drei sahen ihn stirnrunzelnd an und schüttelten verzweifelt den Kopf!
"Du bist wirklich nicht zu retten Monkey! Aber dafür liebe ich dich!" lachte Tarek los.
"So jetzt aber hop. Wir haben ja schließlich noch was vor!"
Monkey ging Richtung Laderaum.
"Ich seh mal nach Sophie! Die kleine sollte wohl langsam mal aufwachen."
Sophie lag noch immer zusammengekauert in der Schlafkabine und zuckte ab und an, während sie unverständliche Worte murmelte.
Sie schien in einem heftigen Alptraum zu stecken.
Monkey streichelte ihr sanft durch das zerzausete schwarze Haar.
"Hey Sophie! Wach auf! Wir sind angekommen. Die Stunde der Wahrheit rückt näher."
Kapitel 6
Brigs war jetzt schon eine Weile in dem Büro der örtlichen Sicherheit verschwunden und Rinako began sich ernsthaft Sorgen zu machen. Nach ihrer Landung mussten sie eine Möglichkeit finden in die Forschungseinrichtung zu gelangen. Sie brauchten einen fahrbaren Untersatz und im besten Fall, falsche Papiere. Brigs war der Überzeugung beides von seinen Kollegen hier auf Mc Arthur bekommen zu können.
Rinako konnte seine Zuversicht nicht teilen, doch gab es nur wenig Alternativen und keine wollte ihr einfallen.
Daher hatte sie seinem Plan zugestimmt und wartete nun im Aufenthaltsberich des kleinen Hafens und verfluchte sich selbst.
Wann war ihr die Kontrolle über die Geschehnisse entglitten? Wie blind musste sie gewesen sein, die Gefahren ihres Handelns so falsch einzuschätzen.
Früher wäre ihr das nicht passiert, doch der Erfolg hatte sie Überheblich werden lassen. Vor ihren Kollegen hatte sie immer geprahlt, das sie dieses große Geheimniss lüften würde. Die Loge zerschlagen würde. Ihre Machenschaften aufdecken würde. Jetzt befiel sie das Ungute Gefühl, das die spöttischen Reaktionen und das Verleugnen ihrer Existenz, reiner Selbstschutz gewesen waren. Die anderen hatten vieleicht einfach Angst vor dem was hinter den Gerüchten stecken könnte.
Rinako beobachtete weiterhin die Menschen um sich herum. Jeder schien sie anzustarren. Ihr Misstrauen wurde von Minute zu Minute stärker und nahm bald paranoide Züge an.
Der Mann mit der großen Ledertasche? Würde er jeden Moment eine Waffe hervorziehen und sie töten? Die zwei Arbeiter, die aus ihrem Liefergleiter ausstiegen? Würden sie sie gleich packen und hineinzerren? Oder die junge Frau auf dem Steg über ihr? Was hatte sie vor? Sie zuckte zusammen, als hinter ihr Schritte lauter wurden.
Sie versuchte sich zu beruhigen und tief durch zu atmen.
Vieleicht ist es Brigs. Rinako drehte sich um.
"Brigs?"
Zwei Männer in dunklen Mänteln beschleunigten ihre Schritte und kamen schnell näher. Rinako sprang auf und wich zurück.
Sie musste zu Brigs. Man hatte sie gefunden.
Als die beiden Männer ihren Lauf beschleunigten, rannte sie los.
So schnell sie konnte hetzte sie zu dem Büro in dem Brigs sich aufhalten musste. Sie gewann etwas Abstand zu ihren Verfolgern und stürmte brüllend durch den Eingangsbereich.
"Brigs? Wo bist du? Sie sind.......!"
Zwei Männer der Sicherheit, waren grade dabei den Körper ihres letzten verbleibenden Freundes aus dem Raum zu zerren und blickten verdutzt auf die schreiende Frau im Eingang. Dort wo sich Brigs Gesicht befinden sollte, klaffte nur ein großes blutiges Loch. Sie hatten ihm von hinten in den Kopf geschossen. Er hatte keine Chance gehabt.
Zwei weitere Sicherheitskräfte sprangen herbei und veruchten Rinako in die Zange zu nehmen. Sie zog sich zurück, warf einen Stuhl nach den beiden Angreifern und rannte zum Ausgang, doch kaum hatte sie ihn erreicht, waren auch ihre Verfolger zur Stelle.
Sie saß in der Falle. Einen Ausweg suchend, versuchte sie ihre Situation einzuschätzen. Langsam zog sich die Schlinge zu.
Rinako sprang über einen der Schreibtische in den letzten freien Bereich des engen Büros und versuchte die Tür in den nächsten Raum zu erreichen.
Grade als sie flüchten wollte, traf sie etwas im Rücken und innerhalb von Sekunden verlor sie jegliches Gefühl in ihrem Körper und sank bewusstlos zu Boden.
Kapitel 7
"Bist du dir da wirklich sicher?"
Tarek wollte seinen Freund nicht alleine lassen. Er traute diesen Lackaffen nicht über den Weg.
Ihr Empfangskomitee war nicht das was sie erwartet hatten. Kein schwer bewaffneter Sicherheitsdienst und auch kein Söldnertrupp, der ihnen einen Hinterhalt vorbereitet hatte. Nur zwei Schnösel in feinem Anzug und Sonnenbrille auf dem ausdruckslosen Gesicht. Eine Nacktschnecke hätte nicht schmieriger daherkommen können.
"Macht euch keine Sorgen. Ich komm schon klar. Sophie ist ja bei mir und mit ihr legt man sich besser nicht an."
Monkey konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, bei dem Gedanken die zwei Lackaffen zappelnd in der Luft hängen zu sehen. Nichtsahnend was sie da grade gepackt hat.
Tarek fand das ganze weniger zum Lachen. Seine Miene verfinsterte sich zunehmend.
"Ach komm schon. Sorgt ihr lieber dafür, das unser Plan auch aufgeht."
Monkey klopfte seinem Freund auf die Schultern und wandte sich dem netten Empfang zu.
"So ihr zwei Turteltäubchen. Könnte ich jetzt bitte meinen Vater sprechen? Er wartet nicht gern und ich hab keine Lust mir wieder eine Standpauke anhören zu können, nur weil ich zu spät gekommen bin!"
Ohne eine wahrnehmbare Muskelzuckung kam die knappe Antwort.
"Hier entlang."
Monkey zuckte mit den Schultern.
"Ihr zwei wärt wirklich der Knüller auf jeder Party! Na dann nach euch!"
Wie auf Schienen gezogen, gingen die beiden Männer vorraus.
Noch einmal drehte sich Monkey zu seinen Begleitern um.
"Ihr wisst was ihr zu tun habt!"
Er packte Sophie bei der Hand und folgte den Anzugträgern.
"Keine Sorge Kleine, ich passe auf dich auf."
Ihre kleinen Hand umklammerten die seine mit aller Kraft. So als wäre es der letzte Halt vor einem drohendem Abgrund.
Die rötliche Haut ihrer Finger färbte sich bereits weiß und Monkey befiel ein ungutes Gefühl. Mutete er diesem kleinen Wesen zu viel zu? Er musste sie um alles in der Welt beschützen. Ihm durfte kein Fehler unterlaufen.
"Hier entlang."
Einen großen Wortschatz schienen die zwei Männer nicht zu haben. Monkey folgte ihnen durch den Eingangsbereich in einen großen Wartesaal. Der Boden war glatt polliert und spiegelte die gesamte Umgebung wieder.
Fasziniert betrachtete er die verzerrten Spiegelungen der Deckenbemalung und der herbeieilenden Männer in Kampfmontur.
Kampfmontur? Monkey schreckte auf. Tarek hatte recht behalten.
Er war in eine Falle getappt.
"Bleib hinter mir!"
Er schob das zitternde Mädchen zurück und packte den ersten Angreifer an der Schulter und rammte ihm das Knie in die Weichteile. Stöhnend sackte der Mann zusammen, als bereits zwei weitere Männer herbei stürmten.
Den ersten entwaffnete Monkey geschickt und brach ihm mit einem gezielten Tritt den Unterschenkel, wirbelte herum und feuerte zwei Salven auf den dritten, welcher sofort zu Boden ging.
Es verschaffte Monkey ein oder zwei Sekunden, ehe der nächste Angriff bevorstand.
"Sophie? Alles klar bei dir?"
Monkey schaute sich zu der Kleinen um. Sie war weg.
Entsetzt musste er mit ansehen, wie die zwei Anzugsträger, den leblosen Körper des Mädchens, durch eine Tür weiter hinten hinaustrugen.
Monkey rannte los.
Er durfte sie nicht verlieren, das hatte er ihr doch versprochen. Was hatte er nur getan?
Eine Antwort auf seine Frage fand er nichtmehr. Ein zwickender Schmerz im Nacken, war das letzte was er wahrnahm.
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