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Wizard

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Blogbeiträge von Wizard

  1. Wizard
    ADVOCACY CASE FILE: Assassination Contract
    (Übersetzung: Wizard)
    Anwaltschafts-Archiv
    Vorgang: #ES8593-DHC
    Zusammenfassung des Falls:
    Gerald Carno (PersonalDatei# ES2_77643_232) wurde lange verdächtigt, eine Schwarzmarkt-Handelstätigkeit hinter der Fassade seiner beiden Großhandelsniederlassungen im Ellis- und im Davian-System (siehe Auflistung) zu führen. Überwachungs- und Beobachtungsteams entlarvten Carno’s Bedürfnis, einen Spezialisten damit zu beauftragen, einen Rivalen zu eliminieren.
    SA [ZENSIERT] ging verdeckt in den Untergrund, um über einen unserer Informanten, unabhängiger InfoAgent [ZENSIERT], den Kontakt herzustellen.
    Carno arrangierte in einem Restaurant in Prime ein Treffen mit unserem Agenten. Taktische Teams und Beobachter waren anwesend, um den untenstehenden Wortwechsel mitzuschneiden und zu übertragen:
    [Carno, Gerald]: Schön, daß Sie’s geschafft haben.
    [Agent der Anwaltschaft]: Muß sagen, bin für Treffen schon in allen Sorten von Spelunken gewesen, aber noch nie in einem Familien-Restaurant.
    [Carno, Gerald]: Glauben Sie’s oder lassen Sie’s, aber hier kriegen Sie das beste Chaka im Universum.
    [Agent der Anwaltschaft]: Näh … hab‘ ich keinen Sinn dafür.
    [Carno, Gerald]: Sie verpassen da was. [Kellner nähert sich, keine Möglichkeit zum Retina-Scan] Lassen Sie mich eine Schüssel Chaka und’n Magnus Bier ordern.
    [Agent der Anwaltschaft]: Wasser tut’s auch, Danke.
    [Carno, Gerald]: Sicher, daß Sie nichts Stärkeres wollen ?
    [Agent der Anwaltschaft]: Nicht um diese Zeit.
    [Carno, Gerald]: Professionalität … mag ich.
    [Kellner entfernt sich]
    [Agent der Anwaltschaft]: Da wir gerade dabei sind, warum kommen wir nicht aufs Thema ?
    [Carno, Gerald]: [Audiosignal gestört] morgen. Was hat Ihnen [ZENSIERT] gesagt ?
    [Agent der Anwaltschaft]: Nur einen groben Abriß, das große Ganze will ich von Ihnen hören.
    [Carno, Gerald]: Sie vertrauen [ZENSIERT] nicht ?
    [Agent der Anwaltschaft]: Der Mann vertickt nebenbei Neon, also … Nein. Sie wollen, daß jemand angefaßt wird, sonst wäre ich nicht hier.
    [Carno, Gerald]: Cyrus Ishitaka, sagt Ihnen der Name was ?
    [Agent der Anwaltschaft]: Sollte er ?
    [Carno, Gerald]: Weiß man nie in diesem Geschäft. Der Mann könnte Ihr Cousin sein.
    [Agent der Anwaltschaft]: Viel Platz da draußen für Namen.
    [Carno, Gerald]: Gar nicht mal so viel. Jedenfalls, jemand zwitscherte ihm Informationen darüber, welche Ladung meine Schiffe tragen … extra Ladung für sie. Und er hat sie überfallen.
    [Agent der Anwaltschaft]: Welche Art von Schaden haben Sie für diesen Kerl denn so im Sinn?
    [Carno, Gerald]: Was ist denn im Angebot ?
    [Agent der Anwaltschaft]: Nun, ein einfacher Überfall kann ein wenig heilsame Angst in ihm auslösen. Ist billig und schlägt nicht in hohem Maß auf Sie zurück. Nächste Option, ich kann sein Schiff aus dem Verkehr ziehen. Wollen sie ein kleines Extra, kann ich ihm ein paar auf der Flucht verpassen. Wird ihm nicht körperlich wehtun, aber sein Ruf wird bei jedem im Arsch sein, bei dem er sich um Aufträge bemüht.
    [Carno, Gerald]: Wie sieht’s mit einer „Leerer Sarg“-Aktion aus ?
    [Agent der Anwaltschaft]: Nicht billig, kann aber gemacht werden. Sie wirbeln damit jedenfalls eine Menge Staub auf; Hoffe, Sie sind darauf vorbereitet.
    [Carno, Gerald]: Die gesamte Familie dieses Kerls hat mir nichts als Ärger bereitet. Ich glaube es ist an der Zeit, eine Botschaft zu übermitteln, die sie nicht vergessen werden.
    [Agent der Anwaltschaft]: Wenn Sie die Rechnung bekommen …
    [Carno, Gerald]: Kohle ist kein Problem.
    [Agent der Anwaltschaft]: Okay. Was können sie mir über ihn geben ?
    [Carno, Gerald]: Ich kann Ihnen seinen letzten bekannten Aufenthaltsort geben und ein paar seiner Hundemarken, die er zum Docken benutzt hat.
    [Agent der Anwaltschaft]: Das wird reichen. Ich schätze, Sie wollen eine Art Beweis haben, wenn die Angelegenheit erst erledigt ist, nicht ?
    [Carno, Gerald]: Das Gefechtsprotokoll Ihres Schiffes sollte ausreichen. Natürlich, wenn Sie mir seinen Kopf bringen wollen, würde es das natürlich auch tun.
    [Pause] Eigentlich … lassen Sie’s. Ich würde nur nicht wissen, was ich damit anfangen sollte.
    [Agent der Anwaltschaft]: Fein. Okay für Sie, mit Hälfte der Kohle im Voraus, die andere Hälfte nach Erledigung ?
    [Carno, Gerald]: Das ist absolut akzeptabel.
    [Agent der Anwaltschaft]: Seien Sie in genau einer Stunde wieder hier, zusammen mit Geld und Daten.
    [Carno, Gerald]: Sicher, daß Sie nicht zum Essen bleiben wollen ?
    [Agent der Anwaltschaft]: Nee, Boss, ich habe Dinge zu erledigen.


    [ENDE DER ÜBERTRAGUNG]

  2. Wizard
    Nachrichten Update: Die Kr’Thak
    (Übersetzung: Wizard)
    Auto-Transcript für S&P and NFSC Übertragung
    EP: 54:12 : “Der Feind meines Feindes“
    ERIA QUINT: Willkommen zu dieser Episode von Showdown ! Heute abend haben wir Mark Ko zu Gast, SSN’s Berater für außenpolitische Fragen.
    MARK KO: Freut mich, hier zu sein.
    ERIA QUINT: Zu Beginn der Sitzungen dieses Quartals, eröffnete der Senat offiziell die Diskussion darüber, ob die UEE den Versuch unternehmen sollte, Beziehungen zu den Kr-Thak aufzunehmen. Sie waren auch Topthema, seit ihre Existenz im vergangenen Jahr aufgedeckt wurde. Wegen ihrer recht unruhigen Historie mit dem Xi’An-Imperium, war diese Sache sowohl ein politisches als auch ein logistisches Minenfeld. Lassen Sie uns, Mark, daher mit der grundsätzlichen Frage beginnen: Sollte die UEE versuchen, Kontakt zu den Kr’Thak aufzunehmen ?
    MARK KO: Absolut. Offen gesagt bin ich erstaunt, daß die Regierung sich gerade derart um diese Diskussion herumdrückt. Die Kr’Thak sind eine empfindungsfähige, raumfahrende Rasse und wir wissen geradezu gar nichts über sie. Wir sollten, als kleinste Anstrengung, diplomatische Beziehungen anstreben.
    ERIA QUINT: Unglücklicherweise ist das nicht ganz so einfach. Wir sprechen hier nicht gerade von den Banu oder sogar den Vanduul. Die Kr’Thak-Systeme befinden sich auf der anderen Seite des Xi’An-Imperiums. Was werden wir also den Xi’An erzählen ? ‘Hey, beachtet uns einfach überhaupt nicht, wir fliegen nur mal kurz durch, um mit euren Todfeinden Handelsbeziehungen einzufädeln.‘
    Ich bin ziemlich sicher, daß sie uns das schön durchgehen lassen werden.
    MARK KO: Sie sind derzeit nicht im Krieg. Warum sollte es ihnen also etwas ausmachen ? Ich glaube, Sie sind in Ihrer Haltung gegenüber den Xi’An zu ablehnend. Okay, sie haben eine sehr hohe Lebensdauer daher gibt es immer noch lebende Veteranen aus den Geistes-Kriegen, aber ich glaube, wir stimmen alle darin überein, daß die Xi’An nicht emotional agieren.
    ERIA QUINT: Fein. Dann werden sie also nicht überreagieren aber werden sie es nicht als strategischen Nachteil werten, zwei Zivilisationen, eine davon anständig, aber angespannt, die andere feindselig um sich herum zu wissen ?
    MARK KO: Nochmal … ich denke, Sie unterschätzen die Xi’An. Sicher, wir sind nicht die besten Freunde, aber Sie behandeln sie, als seien wir auf dem Höhepunkt der Messer-Ära. Ich denke es ist verrückt, keinen Kommunikations-Kanal zu einer anderen Spezies zu öffnen, in der Hoffnung, Gedanken auszutauschen, Geschichte, Kultur … nur weil es den Xi’An lästig sein könnte.
    ERIA QUINT: Nun, entschuldigen Sie, aber das ist Diplomatie. Es gibt nicht allzu viele Gelegenheiten für Rücknahmen –
    MARK KO: Ist das Ihr Ernst ?
    ERIA QUINT: Ich bin noch nicht fertig.
    MARK KO: In der Diplomatie geht es permanent um Rücknahmen-
    ERIA QUINT: Bitte lassen Sie mich ausreden. Der Imperator der Xi’An hat wiederholt klargemacht, daß die Kr’Thak ein Feind der Xi’An sind. Wenn wir versuchen, mit ihnen in Kontakt zu treten, wird das Auswirkungen auf die Beziehungen des Imperiums zu uns haben, was zur Zunahme seiner militärischen Präsenz entlang unserer Grenzen führen wird, selbst als reine Vorsichtsmaßnahme, was uns wiederum dazu bringen wird, mit ihnen militärisch gleichzuziehen. Das Nächste, das wir wissen ist, daß wir uns dann erneut in einem kräftemäßig gespiegelten Zustand zu den Xi’An befinden. Und ich höre nach wie vor keine Lösung außerhalb der puren Spionage darüber, ob wir schadlos Xi’An-Territorium überqueren können, um geradewegs zu den Kr’Thak zu gelangen.
    MARK KO: Dann schlagen Sie also vor, sie einfach zu ignorieren ?
    ERIA QUINT: Überhaupt nicht. Ich denke, wir sollten mitten durch die Xi’An durch.
    MARK KO: Was meinen Sie damit ?
    ERIA QUINT: Wir lassen die Xi’An unsere Absicht, die Kr’Thak zu kontaktieren wissen. Machen sie zu einem Teil des Prozesses.
    MARK KO: Sie sagten selbst, daß Imperator Kray die Kr’Thak als Feinde der Xi’An-Imperiums betrachtet. Glauben Sie wirklich sie würden das durchgehen lassen ?
    ERIA QUINT: Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber es wäre ein Weg zu kommunizieren, ohne sie zu verstimmen. Wer weiß, vielleicht würde es dabei helfen, zarte Bande zwischen den beiden zu knüpfen.
    MARK KO: Ich weiß nicht. Es klingt, als würden Sie ein großes Fenster für eine Gelegenheit der Xi’An öffnen, die Diplomatie zu gefährden.
    ERIA QUINT: Wer unterschätzt sie denn nun ?
    MARK KO: Nun, wenn Sie sie als Vermittler benutzen und es in ihrem Interesse wäre, uns vom Aufbau einer vorteilhaften Beziehung zu den Kr’Thak abzuhalten, warum sollten sie dann die Situation nicht zu ihrem Vorteil manipulieren ? Verdammt, ich wäre geradezu geschockt von der Tatsache, daß sie es nicht tun würden.
    ERIA QUINT: Aber es ist eine Lösung für das Problem ihrer astrographischen Lage.
    MARK KO: Vermutlich, aber es ist naiv zu glauben, daß die Xi’An Jahrhunderte des Krieges und der Anfeindungen vergessen werden und plötzlich auf Kuschelkurs gehen.
    ERIA QUINT: Immerhin besser, als überhaupt keinen Kontakt zu haben. [PAUSE] Wir werden nun eine kurze Pause machen. Wenn wir wieder zurück sind, werden wir den umstrittenen Lobbyisten Cornell Mars zu Gast haben. Mars machte unlängst Schlagzeilen mit seiner ‘einmaligen‘ Sicht der Kr’Thak-Situation.
    Seien Sie also dabei, wenn wir nachladen zu einem weiteren Showdown!


    Transscript unterbrochen ...


  3. Wizard
    The Lost Generation #1
    Übersetzung: Dip Lomat
    Heftiger Donner übertönte das Dröhnen der schweren Motoren. Der Gestank von Diesel und verbrannter Erde erfüllte die Atmosphäre. Die Pause eines Bohrarbeiters ging bereits ihrem Ende zu. Genüsslich kostete er den letzten Zug seines Stims voll aus. Er hätte schwören können das verdammte Ding gerade erst angezündet zu haben. Während er den Stim auf dem lockeren, schwarzen Geröll austrat, konnte er fühlen wie sein Körper bereits nach einem neuen verlangte. Er unterdrückte dieses Verlangen und schloss sich dem Rest seiner Schicht an, die sich an den langen Abstieg in den Schacht machte. Sie passierten eine Flotte von HaulerVats. Die massiven kugelförmigen Fahrzeuge glitten auf ihrem Antigravitationsfeld umher, während ihre Ansaugrohre die zertrümmerte Lava zur weiteren Verarbeitung einsammelten. Weiter vorne gingen die Schürfer ihrer schweren Arbeit nach. Ihre Schürfblätter kreischten wie Banshees, während sie sich tief in den Fels fraßen.
    Als er endlich seinen zugewiesenen Schürfer erreichte, hämmerte er an dessen Scheibe. Wenige Augenblicke später kam das schwere Schürfgerät zum Stillstand und ein erschöpfter Fahrer kletterte mühsam heraus. Auch diesen neuen Typen hatte der Bohrarbeiter noch nie gesehen. Aber bei der Geschwindigkeit mit der die Corporation ihre Angestellten verheizte, war es einfach sinnlos sich die ganzen Gesichter zu merken. Der Bohrarbeiter kletterte in die freigewordene Kabine und setzte seine Schicht fort.
    Innerhalb der nächsten Stunde fraß sich sein schwerer Schürfer durch weitere 30 Fuß der erkalteten Lava. Wegen des Brüllens der Schürfblätter und dem Dröhnen des Antriebsaggregats konnte er kaum die Musik hören die er in der Kabine spielte. Da kündigte sich definitiv ein baldiger Besuch beim Ohrenarzt an. Er musste wirklich schnellstens seine Zertifizierung erhalten um diesen Minen zu entkommen ... und so lange seine Ohren noch einigermaßen mitspielten.
    Unvermittelt brach die Wand vor seinem Fahrzeug in sich zusammen. Der Computer signalisierte sofort eine Warnmeldung und der Arbeiter stoppte schnellstens die leerlaufenden Schürfblätter. Er musste auf eine Lufttasche, oder die eines anderen Gases getroffen sein. Während er kurz wartete hoffte er inständig dass die Decke des Tunnels stabil bleiben würde. Nach einiger Zeit verebbte auch das letzte Rieseln von herabfallenden Steinchen. Er packte seinen Luftsensor und kletterte aus dem Fahrzeug. Die strikten Vorgaben der Company verlangten, dass jede dieser Taschen zuerst auf entflammbare Gase getestet werden müsse, bevor die Maschine wieder in Betrieb genommen werden durfte.
    Der Bohrarbeiter zwängte sich an den dampfenden Schürfblättern vorbei, und begann im vorderen Bereich der Maschine, mit den vorgeschriebenen Scans. Hier schien alles klar zu sein. Zumindest war nichts Gefährliches zu erkennen. Dabei bewegte er sich vorsichtig weiter vorwärts, und versuchte zu erkennen was den Zusammenbruch hervorgerufen haben könnte.
    Dann sah er es. Der Sensor fiel klappernd zu Boden.
    * * * * *
    Spider, eine wahre Schrottwelt im Cathcart System war angeblich eine neutrale Zone für Piraten, Flüchtlinge und viele andere von noch schlechterem Ruf. Aber es war im Moment alles andere als sicher für Tonya Oriel, als sie durch die engen gewundenen Korridore sprintete. Dies schien nun langsam zur Gewohnheit zu werden.
    Die Auszahlung des Kherium-Kontrakts auf Hades, war für die einzelgängerische Wissenschaftlerin und Forscherin sogar noch größer als sie gehofft hatte. Das meiste davon verschwand aber sofort im Schlund der Gläubiger und Kredithaie, die vehement an die sprichwörtliche Türe klopften. Ein weiterer Teil ging für den Kauf eines netteren Schiffs drauf, aber den Rest würde sie in einen Leckerbissen investieren: einen Tevarin Codex, den ursprünglichen Text ihrer Krieger-Religion. Nur ein paar Dutzend waren nach dem zweiten Tevarinkrieg noch existent. Verschiedenste Museen und Sammler haben alle verbleibenden Bände schnellstens in ihren Besitz gebracht, aber irgendwie fiel auch diesem Hehler einer davon in die Hände. Aber erst nachdem Tonya auftauchte und bezahlt hatte, realisierte er plötzlich den wahren Wert und verdreifachte seinen Preis.
    Also packte sich Tonya das Teil und rannte los. Unvermittelt blitzte ein Laserstrahl auf und versengte die Wand neben ihr. Tonya blickte zurück. Es war Nagia, der Plünderer, mit seinem schlechten Bein, einer Pistole und einem miesen Gesichtsausdruck.
    "Du kannst nirgendwohin laufen, Mädchen!" schrie er und feuerte einen weiteren Schuss ab.
    "Wir hatten einen Deal, Nagia!" brüllte sie zurück ohne ihren Lauf zu verlangsamen.
    "Geschäfte ändern sich!" Nagia feuerte erneut zur Bekräftigung seines Arguments.
    "Das macht keinen Sinn!" Tonya platzte mitten in eine der ankommenden Mannschaften, rappelte sich auf, und lief weiter auf die Hangars zu. Via Comm rief Nagia fieberhaft nach seiner Mannschaft. Glücklicherweise waren sie viel zu berauscht um dies überhaupt zu bemerken. Nagia keuchte schwer während seine Füße auf den Metallboden donnerten. Sein Kopf begann sich bereits leicht anzufühlen. Schon lange Zeit war er nicht mehr so gelaufen wie heute.
    Er bog gerade um die Ecke des Hangars, als lautstark Turbinen aufjaulten, und seinen Körper durch das Tor zurück hinaus katapultierten.
    Tonya startete die Beacon II mittels Fernsteuerung, eine der neuen Spielereien ihres Schiffes, die sie so liebte. Sie rannte die Einstiegsrampe hinauf und hieb auf den Schließmechanismus. Während sie sich in den Pilotensitz schob, humpelte Nagia zurück in den Hangar und feuerte auf das Cockpit. Die Schilde blitzten jedoch kaum auf, als sie seine Schüsse absorbierten. Genauso gut hätte er mit Steinen nach einem Schlachtschiff werfen können.
    Nagia versuchte die Deckwachen, die die Geschütztürme bemannten, auf sich aufmerksam zu machen. Doch Tonya hatte nicht vor herauszufinden, ob Nagia deren Aufmerksamkeit erregen konnte oder nicht. Ohne weiter zu Zögern hob sie ab. Nagia konnte nur noch die Flammen ihrer Triebwerke beobachten, welche in der Ferne verschwanden. Er würde sie sich holen, er musste nur herausfinden, wie ...
    Einige Augenblicke später gab er auf und kehrte in die Bar zurück.
    In einiger Distanz zu Spider setzte Tonya ihren weiteren Kurs. Sie wusste, eine Mahlzeit mit richtigem Essen, ein Glas Wein, und ihr neuer Codex waren alles, was sie benötigte, um die Unannehmlichkeiten ihres Geschäfts mit Nagia vergessen zu machen.
    Plötzlich erschien eine Meldung auf ihrem Bildschirm. Sie vermutete, das es sich um ein neues Jobangebot handelte. Die Details waren zwar in ausweichendem Juristendeutsch geschrieben aber die Bezahlung war jede Überlegung wert. Drei Tage Flug, wenn sie sofort aufbrach.
    Es sah so aus, als würde das richtige Essen wohl ein wenig warten müssen.
    * * * * *
    Die Beacon II stieß durch die Atmosphäre mitten in eine massive Gewitterfront. Bevor sie zur Landung beim interstellaren Raumhafen der Shubin Konzernzentrale ansetzen konnte, überquerte sie ein riesiges, extrem zerklüftetes Bergbaugebiet.
    Zwei Sicherheitsbeamte begleiteten sie zu einem kleinen weißen Raum. Ein großer, hagerer Anwalt lächelte freundlich, bevor sie sich über Dutzende von Vertraulichkeitsvereinbarungen und anderes rechtliches Kleingedrucktes hermachten. Sie las Texte, bis ihre Augen schmerzten. Nach einer Stunde, unterbrach sie ihn.
    "Könnten Sie mir wenigstens sagen, um was es sich bei dem Job handelt?"
    "Es tut mir leid, Miss", sagte der Anwalt mit einem schwachen Grinsen. "Ich bin verpflichtet, keine relevanten Details zu enthüllen, bis Sie alles richtig ausgefüllt ..."
    "In Ordnung, in Ordnung. Ich habe verstanden." Sie ließ sich gegen den Tisch fallen. Der Anwalt fuhr fort. Sie gab verbale Zustimmungen, eine Handvoll von Fingerabdrücken, und unterzeichnete so manches. Schließlich schien der Anwalt zufrieden zu sein. Tonya blickte ihn erwartungsvoll an. "Keine Blutprobe? Urin?"
    Der Anwalt sah sie verwirrt an.
    "Nein Miss. Ich glaube nicht, dass dies nötig sein wird."
    "Und was jetzt?"
    "Das Einführungshonorar wird derzeit auf Ihr Konto überwiesen." Der Anwalt stand auf und führte sie hinaus. Sie gingen durch makellose, weiße Hallen. Vor einer weiteren Tür blieb er stehen und drückte seinen Daumen gegen das Schloss. Dieses öffnete sich und enthüllte einen weiteren, größeren Konferenzraum. Ein dickes, rechteckiges Fenster gewährte einen guten Blick auf die Minenlandschaft.
    Tonya trat ein und musterte die Anwesenden. Sie kannte die meisten von ihnen. Deke Johnson, Squig Bentley, Arthur Morrow. Sie waren ebenfalls alle Forscher ... im weitesten Sinne. Eigentlich waren sie eher Grabräuber, Plünderer, Betrunkene und Junkies, die in der Geschichte herumstocherten. Wenn dies Tonya's Konkurrenten waren, musste sie sich leicht gedemütigt fühlen, da man sie scheinbar auf eine Stufe mit diesen degenerierten Kreaturen stellte.
    "Fein, fein, fein", sagte eine Stimme hinter ihr. Tonya erstarrte, denn sie erkannte sie sofort. "Interessant dich hier zu sehen."
    Tonya drehte sich um. Senzen Turov zeigte sein allerbestes Megawatt-Lächeln.
    "Schön dich zu sehen, Tonya." Er trat näher um sie zu umarmen. Mit einer abwehrenden Geste vor seiner Brust stieß Tonya ihn zurück. Mit gespielter Verärgerung fragte er. “Was ist los?”
    "Ich habe gerade geduscht."
    "Komm schon, Tonya. Du bist doch nicht noch immer sauer wegen ..."
    "Darüber das du mich hinterrücks bestohlen hast?" Tonya sah aus dem Fenster, "Ich glaube, darüber bin ich hinweg."
    "Das will ich hoffen, schließlich hast du mein Schiff gestohlen und es an Piraten weiterverkauft."
    "Mit den gestohlenen Xi'An Reliquien, konntest du dir sicher zwei weitere kaufen."
    "Eigentlich drei." sagte Senzen gedehnt und lehnte sich neben ihr gegen die Wand. Er überflog den Raum, sichtlich gelangweilt. "Irgendeine Ahnung, was das alles soll?"
    "Nope."
    "Vielleicht sollten wir uns zusammentun. So wie in alten Tagen?"
    "Da würde ich ja lieber mit Squig arbeiten." sagte Tonya. Genau im richtigen Moment, rülpste Squig und furzte zur gleichen Zeit. Er schien ganz zufrieden mit sich zu sein.
    "Tja, gut, die Tonya die ich kannte bevorzugte einen Mann der ihr ebenbürtig war, jemanden, der sie fordern konnte." Senzen beugte sich ein wenig vor. Tonya sah ihn an. Ihre Blicke trafen sich.
    "Denkst du, dass du das bist?"
    "Ein Mann?"
    "Mir ebenbürtig."
    Die Tür öffnete sich. Gavin Arlington, der CEO von Shubin, betrat den Raum. Er sah irgendwie fast nicht echt aus. Jedes Haar an ihm, jede Falte, und selbst der Anzug schien perfekt platziert zu sein, als ob er die gleiche Effizienz von seinem Körper, wie auch von seinen Arbeitern forderte. Ein Heer stoischer Assistenten und der Bauleiter flankierte ihn. Seine smaragdgrünen Augen beurteilten schnell das Gesindel im Raum.
    "Kommen Sie mit mir."
    Arlington führte sie nach draußen. All der Bergbau in Hörweite war eingestellt worden. Nur heulender Wind, entfernter Donner, und das Knirschen des Kies unter ihren Füßen war zu hören, als sie sich auf die Minen zubewegten.
    Die nächsten fünfundvierzig Minuten vergangen während eines stillen Marsches. Senzen blickte Tonya an, er schien echt ratlos zu sein. Sie zuckte die Achseln und schüttelte ihren Kopf. Die Situation war wirklich bizarr. Sie näherten sich einem frischen Schürfabschnitt, der noch in Dunkelheit gehüllt war, während weit vor ihnen bereits die Sonne aufging. Arlington blieb am Rand des Schattens stehen, direkt neben einer der Schürfmaschinen. Durch den jähen Halt stolperte Deke Johnson und fiel fast zu Boden. Arlington drehte sich wieder zu der Gruppe.
    "Ohne Zweifel, werden Sie sich fragen, warum ich sie hierher gerufen habe." Arlington sagte dies, während er einen abschätzigen Blick zu Deke warf. Dann nickte er dem Vorarbeiter zu.
    Der neue Schürfabschnitt erfüllte sich augenblicklich mit Licht. Sie brauchten alle eine Sekunde um sich erneut zurechtzufinden. Tonya kniff die Augen zusammen und konnte eine helle Unregelmäßigkeit in der Mitte der schwarzen Masse erkennen. Eingebettet in die Wand aus Lava, war eine glatte metallische Oberfläche zu sehen, doch war dies sicher keine Erz-, oder Mineralader. Es war eine geformte, eine maschinell erzeugte Platte. Tonya erster Eindruck war, dass es sich um irgendeine Art von Trümmern handeln musste. Doch nicht das war die überraschende Sache ...
    Es war ein verblichenes Wort, das auf der Plattenoberfläche prangte.
    Artemis.


    ... wird fortgesetzt

  4. Wizard
    Clean Shot Shipping Update #3
    Hey Leute. Hier sind wir wieder mit Craig Burton und Clean Shot. Heute kommen wir zu dem alten Thema, das die Planeten sich immer weiter drehen läßt. Ich spreche von den Buckaroos, den Rhinos und den Spondulicks. Hier kommt Handel oder Halde, wo wir über Wirtschaft, Guthaben und im Allgemeinen darüber sprechen, welche Güter sich profitabel handeln lassen und welche man lieber aus dem Laderaum werfen sollte.
    Die heutige Folge wird Ihnen präsentiert von Kel-To ConStores.
    Auf dem Weg durch die Systeme ist, gibt es nichts Besseres, als ein wenig Geschmack der Heimat. Legen Sie einen Stop bei einem der Kel-To Mini-Märkte ein, Heimat des Klassikers HydroFroz. Hier finden Sie alles, für Ihre Einkaufsbedürfnisse.
    Kel-To – Es ist ein langer Weg da draußen – Wir machen ihn ein wenig kürzer.
    Okay, stürzen wir uns rein. Stufe Eins im Geschäftsleben … ich weiß nicht, ob Ihr das Gerücht aufgeschnappt habt, daß Goldsucher ein massives Rhenium-Vorkommen auf Osiris II entdeckt haben sollen. Nun sind alle Planeten im Osiris-System zu erschließbaren Planeten erklärt worden aber, da Leben nur auf Osiris V entdeckt wurde kann es sein, daß der Senat eine offizielle Bieter-Runde für Schürfrechte eröffnen wird.
    Der Antrag wird vermutlich vorgebracht werden, wenn der Senat wieder aus seiner Pause zurückkehrt, also haltet ein Auge auf unsere Updates um mitzubekommen, welche Gesellschaft sich diese Goldgrube sichert. Eins ist mal sicher …Osiris für derlei Geschäfte zu öffnen wird Wunder wirken in dieser Ecke der UEE, die so verzweifelt eine Finanzspritze benötigt.
    Als nächstes, Asteroiden-Bergbau. Es gab bereits einen Haufen Gerede darüber. Die Technik wurde in letzter Zeit immer erschwinglicher für Transporter und Händler und ermöglichte dem Einen oder Anderen somit ein nettes Extra-Einkommen. Es gibt aber auch eine Kehrseite dieser Medaille. In der Mehrzahl der Fälle besteht ein Großteil der Ausbeute eines durchschnittlichen Asteroiden aus Eisen und Nickel. Offensichtlich kommen zwar auch seltene Metalle vor, aber grundsätzlich bekommt man mehr von diesem Eisen/Nickel-Kram als sonst irgend etwas. Je mehr Leute also mit dem Schürfen beginnen, desto mehr Eisen und Nickel erscheint auf dem Markt und die Preise eben dafür fallen.
    Wenn Ihr also meinen Ratschlag wollt, und das hoffe ich, da Ihr ja zuhört, ich würde Nickel und Eisen rausschmeißen. Wenn Ihr angeheuert werdet, den Kram als Fracht zu transportieren, stellt sicher, daß Ihr Euer Geld im Voraus bekommt. Und übernehmt ja keine Kommissionware für den Verkauf an den Endabnehmer.
    Da wir’s gerade davon haben … begleitet uns bei einem extra dafür erstellten Rechenmodell, in dem wir Asteroiden-Bergbau mal auseinandernehmen um zu sehen, ob es sich für Dich und die Deinen lohnt. Wir werden uns ansehen, welche Zielsysteme dir die besten die saubersten Schürfergebnisse liefern um zu vermeiden, daß die wertvollen Metalle einfach nur verdampfen und wir stellen uns der endlosen Debatte darüber, ob es besser ist, abgebaute Mineralien zur Weiterverarbeitung ins Schiff zu schaufeln oder mit dem Traktorstrahl einzuholen.
    Die Liste der besonderen Gäste beinhaltet unter anderem Wilton Tchuss, Ex-Raumfahrer und frischgebackener Unternehmer, Norman Colton von RSI’s Astro Entwicklungs-Team und Dr. Fah Teller, der kürzlich ziemlich Wellen machte mit der Aussage, ohne offizielle Schadensberichte bestehe die Gefahr planetarer Kollisionen, herbeigeführt durch Asteroiden-Bergbau. Das wird ein recht geistreiches Gespräch geben, also fangt an, Eure Comm-Nachrichten herzuschicken, damit wir die Diskussion über die Themen abhalten können, die Ihr auch hören wollt.
    Nun habe ich während er letzten Wochen eine ganze Menge Comm-Nachrichten von euch bekommen. Einige von Euch erhitzten sich ein wenig an unserer letzten Episode über die Transporter-Gilden und Netzwerke, daher will ich mir die Zeit nehmen, um die Gemüter ein wenig abzukühlen. Ihr alle wißt, daß ich letztendlich für EUCH da bin. Ich versuche, Informationen jedweder Art zu präsentieren, egal ob gute oder schlechte, damit Ihr für Euch entscheiden könnt, was das Beste ist. Wen ich nun darüber spreche, ob es kostengünstig ist, einem Frachter-Netzwerk beizutreten, dann stelle ich damit eine Frage. Um Zugriff auf die Netzwerk-interne Kontaktliste und die verfügbaren Jobs zu erhalten, muß man einen Betrag, irgendwo zwischen 15 und 20% seines Lohns zahlen. Meine Kritik an diesem System ist, daß das Netzwerk den gleichen Betrag dem in Rechnung stellt, der das Frachtverzeichnis einbucht. Versteht mich nicht falsch … das Netzwerk kann durchaus ein Lebensretter sein, indem es die einzige Quelle für einen Job zur Verfügung stellt, aber das ist ein ziemlicher Batzen an Kohle, der von Eurem sauer verdienten abgeht. Sicherlich, die Alternative wäre, entsprechende Kontaktlisten auf eigene Faust zu erstellen und zu pflegen … aber es war eben eine Frage.
    Mein alter Herr war ein geborener Gilden-Mann, also hatte ich nichts als Respekt für meine Brüder und Schwestern am längeren Hebel, aber wenn die Zeiten derart angespannt sind und jeder Credit, den du einnimmst bereits verplant ist, dann sollte man genau solche Fragen stellen. So, nun habe ich mir das von der Seele gesprochen und hoffentlich haben wir damit alle Unklarheiten beseitigt und können weiterhin Freunde sein.
    Abschließend noch, mein Handels-Tip für diese Episode ist Thorium. Aufgrund des wachsenden Bedarfs sowohl als Komponente des Mag-Thor Baumaterials, als auch seine Anwendung im planetaren Kraftwerksbau, sind die Preise dafür während der letzten Wochen stetig nach oben gegangen. Haltet also ein Ohr frei für Nachrichten von irgendwelchen Leuten, die Thorium zu verschiffen haben.
    Das soll’s für heute gewesen sein, Leute. Nochmals, vergeßt nicht, Eure Fragen zu unserem Special über Asteroiden-Bergbau zu schicken.
    Kommt an, wo immer Ihr hin wollt. Mein Name ist Craig Burton.
    Bleibt am Funkeln, Leute.
  5. Wizard
    Geschichten von Kid Crimson: Ausgabe #3
    (Übersetzung: Wizard)
    Nicht gut. Ich fühlte mich wie auf einer Landmine stehend. Ich konnte nicht sagen, ob sich der Angreifer davongemacht hatte oder nicht, egal, welchen Scan ich durchlaufen ließ. Es sah nun ganz danach aus, als sei ich das Opfer meiner eigenen tollen Idee geworden. Der Hauptgrund nämlich, warum ich genau diesen Punkt ausgewählt hatte, um den Schlepper anzuspringen, war die Nähe zu einem Sonnensturm. Tja und nun nagelte der Sturm meine Scanner genauso, wie zuvor die seinen.
    Fünf weitere Minuten vergingen. Zur Hölle mit dem Angreifer. Ich würde überhaupt nichts tun. Wenn sie mir das Licht ausblasen wollten, könnten sie das zu jeder beliebigen Zeit tun. Inzwischen kann ich mir überlegen, welches Blatt ich auf der Hand halte.
    Zuallererst gab es da mal ein gutes Dutzend Sklaven, eingesperrt in einen Frachtcontainer, schlafen gelegt und gestapelt zum leichteren Transport. Ein netter Batzen Trinkgeld. Möglicherweise hatte der Schlepper einen Schatten, der ein Auge darauf hatte, daß er nichts Verdächtiges anstellte. Als er dann geschnappt wurde, knipste der Schatten ihn aus. Solche Leute kümmerten sich nur um’s Produkt, nicht um den Arbeiter. Wenn das so war, warum hatten sie mich dann nicht angefunkt ? Ich hätte vermutet, sie würden mich davon „überzeugen“ wollen, den Schlepper seinen Weg fortsetzen zu lassen.
    Mein Computer beendete seinen Abgleich mit dem Kontrollsystem des Frachtcontainers. Mein Bildschirm leuchtete auf und füllte sich mit Daten zu Vitalzeichen der Insassen, dazu zeigte er den Zugriff auf den Medikamentenfluß, um sie ruhig zu stellen, auf Temperatur- und Druckregelung usw. Hundemarken hatten sie keine umhängen, vielleicht waren die eingesammelt und wiederverwendet worden, oder eben gestohlen und ausradiert.
    Ich ließ einen erneuten Umgebungs-Scan laufen, nur um zu sehen, ob mein Freund noch irgendwo auf der Lauer lag. Offenbar nicht. Nichts, gar nichts. Es schien lächerlich, daß sie erst den Schlepper in die Luft jagen und dann einfach abhauen würden. Aber nochmal, wer weiß, welche Bekloppten hier draußen umher fliegen ?
    Ich versetzte dem Steuerknüppel einen kleinen Stoß. Eins der Hilfstriebwerke am Flügel sprang an.
    Und mit ihm blitzten all meine Defensivsysteme auf, voll von Zielerfassungswarnungen sich nähernder Raketen. Das Blut kochte mir schlagartig in den Ohren und ich schlug die Warn-Anzeige auf Lautlos, wobei das Gehäuse des Bildschirms zerbrach. Klasse. KLASSE.
    Ich konnte es gar nicht abwarten, einen Weg aus diesem Schlamassel zu finden und diese Schnecke zu zertrampeln.
    Aber die Wahrheit war, ich hatte nichts in der Hand. Ich hatte einen Angreifer mit einer lächerlichen Tarnkappe, der mich auf frischer Tat erwischte. Ich hatte eine Kiste voll komatöser Sklaven ohne jegliche Herkunft oder Registrierungsmarken, die genausogut aus dem Wunderland hätte stammen können. Alles in Allem war ich ziemlich im A… .
    „Unidentifizierte Freelancer-Klasse. Unter Berufung auf Artikel 43 des Advocacy-Autoritätsgesetzes fordere ich Sie auf, Ihre Maschinen runterzufahren.“ Das war eine Frau. Die Agentin vom Frachthafen ?
    Mir fehlen die Worte. In diesem Moment kann ich gar nicht mehr wütender werden. Ich bin mir ziemlich sicher, daß die nette Advocacy Agentin schrecklich angetan wird von meiner Geschichte vom unsichtbaren Angreifer, mich NICHT wegen Menschenhandel dran kriegen will und mir nicht zu dreißg Jahren auf einer Gefängniswelt verhelfen möchte.
    Vielleicht war SIE der Angreifer ? Ich bezweifelte das. Meine Scanner waren immer noch ganz kirre von dem Sturm und das sah nach einer Menge Extra-Arbeit aus … wofür ? Nee, ich bezweifelte es wirklich. Vielleicht hatte der Angreifer einen Funkspruch an die Advocacy abgesetzt …
    „Unidentifizierte Freelancer-Klasse. Sie haben eine Minute!“
    Scheiß drauf. Ich hämmerte die Nachbrenner auf Vollschub und ließ das Schiff herumschwingen. Wenn sie mich erschießen wollten, dann konnten sie mich auf der Flucht erschießen.
    Der Interceptor der Advocacy-Agentin sprang an und raste hinter mir her. Laserfeuer blitzte an meinem Cockpit vorbei. Ich zog alle Schildenergie auf die Heckschilde. Sollte ausreichen um ihre Schüsse abzuhalten, außerdem versuchte sie nicht, mich zu zerstören.
    Sie zielte nicht auf die Haupttriebwerke, sondern auf Hilfstriebwerke und alles andere, was mich ins Straucheln bringen konnte.
    Das war auch ein Zeichen dafür, daß sie wußte, was sich in dem Frachtcontainer befand.
    Ich schob mich nach und nach wieder in Richtung Zivilisation. Ich schaute mir gerade die in Frage kommenden Schiffsrouten an, als meine Schilde aufflammten und das Schiff durchgeschüttelt wurde. Sie hatte mich mit einer Dumbfire-Rakete getroffen. Nun denn … ziemlich sicher, daß DAS nicht zum Standard Procedere gehörte.
    Ich steckte eine ganze Reihe Lasertreffer ein, bevor ich aus ihrem Feuervektor abtauchen konnte. Die Schilde brauchten ein wenig Zeit zur Erholung, die ich ihnen verschaffte, indem ich das Schiff in kontrollierte Überschläge steuerte, welchen der Interceptor folgte. Die Agentin flog ein sehr bewegliches Schiff, viel beweglicher als meines, aber ich hatte ein paar Überraschungen für sie parat.
    Ich hatte meine Waffen, aber ich liefere mir keine Schlacht mit einem Advocacy-Agenten. Ich brauche diese Art von Aufmerksamkeit nicht, deshalb habe ich auch einen Großteil der Modifikationen in das Flugverhalten des Schiffs gesteckt. Versteckte Hilfstriebwerke, Ersatzmotoren, Selbstmord-Bremsen. Dieser ganze Kram eben. Sie würde die breite Palette bekommen.
    Wir pflügten und schraubten uns durchs All, nie vom Kurs zurück in Richtung Verkehrsrouten abkommend. Ich wollte den Sprung-Punkt erreichen und ich bin sicher, sie vermutete genau das. Sie kämpfte um einen Raketentreffer und ich für meinen Teil bemühte jeden Trick, um genau das zu vermeiden.
    Weiter voraus brachen Polizei-Schiffe aus ihren Stationen auf und gingen auf Abfangkurs. Schätze, die Lady hatte sie über Funk zur Party eingeladen. Zu ihrem Pech hätte ich mich darauf nicht eingelassen, wenn ich nicht ein, zwei Kreuzer von ihnen austricksen könnte.
    Ihr Wendekreis ist ziemlich mies, daher Lektion Eins, direkt auf sie zuhalten und knapp an ihnen vorbeizischen und sie brauchen gute fünf Minuten zum Umdrehen. Allerdings muß man das entgegenkommende Sperrfeuer und die Raketenangriffe überleben.
    Die zwei Kreuzer legten los mit allem, was sie hatten. Ich teilte die Schilde wieder auf und prüfte, was sie mir da alles entgegen schleuderten. Der Trick dabei, Manöver wie dieses zu überleben ist, sein Schiff zu kennen. Zu wissen, was es einstecken kann und vor allem, was nicht. Dann teilt man die Verteidigungssysteme so auf, daß alles abgefangen wird, was das Schiff nicht mehr verkraften wird.
    Allerdings würde ich in Kürze zerkaut werden.
    Ich zog in eine Rolle und warf eine Reihe Täuschkörper ab, um einige der Raketen abzulenken. Ich feuerte sogar eine meiner eigenen Raketen ab, bevor ich die Motoren schlagartig ausschaltete, um ein Freund/Feind-Geschoß auszutricksen.
    Ich ging wieder auf Vollschub, wobei ich Waffenenergie auf die Schilde umleitete, um ihre Entladung auszugleichen. Plötzlich wechselten sie auf Kanonen. Schätze, die Agentin hatte ihnen gesagt, was sich im Frachtcontainer befand.
    Ich raste an ihnen vorbei, hin zu dem stetigen Strom an Pendlern und Handelsschiffen, die sich in die Schlange einreihten, um ins nächste System überzuwechseln. Ich ließ mich unter einen Frachter sacken und raste am Aussichtsdeck entlang. Ich konnte beinahe die aufgerissenen Augen der Kinder sehen, die auf ihrer Reise, raus in die verschiedenen Systeme waren. Ich schnippte den Elektroskin aus, um in der Masse der normalen Zivilschiffe zu verschwinden, dann lud ich den Navigationspfad für dieses Sprungtor und gab ihn frei.
    Die Advocacy-Agentin schwenkte ihren Interceptor genau zwischen mich und das Sprungtor ein. Ihre Waffen flammten auf. Ich schlängelte mich durch die Zivilistenschiffe. Wenn sie einen Schuß absetzen wollte, dann wollte ich ihn zu einem unmöglichen machen.
    Ich rollte über ihr Schiff hinweg und warf dabei ein kleines Geschenk für sie ab, bevor ich in die Öffnung des Sprungtores stürzte. Unmittelbar nachdem ich verschwunden war, explodierte meine EMP-Bombe.
    Es war nicht tödlich. Die Systeme der betroffenen Schiffe würden von alleine wieder hochfahren, aber es war genug Chaos entstanden, um mir die Zeit zum Abhauen zu verschaffen.
    Auf der anderen Seite wieder aufgetaucht, schoß ich so schnell und so weit weg, wie ich nur konnte.
    Darüber zufrieden, daß ich noch in einem Stück war, hatte ich endlich einen Moment zum Nachdenken. Diese ganze Situation hatte neue Wege aufgezeigt, mein Nervenkostüm zum Flattern zu bringen. Ich mußte mich ein bißchen zurücknehmen und mir über einige Dinge klar werden.
    Eine Sache wußte ich jedoch, da draußen war jemand, der mich zum Tanzen bringen wollte. Nun mußte ich herausbekommen, wie ich die Pfeife
    meine Melodie spielen lassen konnte.


    … wird fortgesetzt.

  6. Wizard
    Geschichten von Kid Crimson: Ausgabe #2
    (Übersetzung: Wizard)
    Der kalte Ozean des Raums. Einige Leute lieben ihn. Gedeihen in ihm. Mich befremdet er. Sie sehen ihn als Inbegriff von Freiheit an. Für mich ist er ein Gefängnis, schlimmer sogar, ein Scharfrichter, der über dir steht und genau auf DEN Riß in der Hülle wartet, der dir das Licht ausbläst.
    Aus irgendeinem Grund verfalle ich immer in trübsinnige, morbide Gedanken, wenn ich dabei bin zu landen. Der Covalex Umschlaghafen tauchte auf. Eine Stimme knisterte aus meinem Com-Lautsprecher.
    „Bereit für Identifikation.“ Ich wühlte in meinen ID-Marken, bis ich eine saubere gefunden hatte und sendete ihre ID. An ihr kauten sie eine Weile … dann „Danke Frau Bally-Wa. Trakt 2, Hangar Vier, Bucht 32.“ Mit einem Klicken verstummte der Sender.
    Mehrere Transportvereinigungen hatten sich in der Vergangenheit zusammengetan, und einen Haufen dieser Verteilstationen aufgemacht, die als Übergabepunkte für Fracht dienten oder als Anlaufpunkt für Händler und Transporter, die sich nicht mit den Problemen und der Physik einer Planeten-Landung herumschlagen wollten.
    „Hey Ethan“ Oh Mann … gerade erst war ich angekommen.
    Ich drehte mich langsam um. Raj Benny. Wenigstens glaubte ich, daß er keinen Grund hatte, auf mich sauer zu sein.
    „Hey Raj, auch mal am Reinschauen ?“
    „Jou, weißt du, mal sehen, was so läuft.“
    So weit schwere Jungs auch manchmal gehen mögen, Raj war kein allzu schlechter. Obwohl er eine gemeine Ader hatte. Während das grundsätzlich der Fall bei Tevarin ist, habe ich erlebt, wie ihn sein Temperament ein ums andere Mal in unnötige Situationen gebracht hatte. War mit der Grund für einige Spannungen in der Vergangenheit zwischen uns gewesen, aber ganz klar, heute nicht. Eines schönen Tages werden wir uns sicherlich gegenseitig über den Haufen schießen. Aber bis dahin gibt es keinen Grund, nicht zivilisiert miteinander umzugehen.
    „Was Lukratives gesehen ?“ fragte ich, während ich mich wieder zum Gewimmel an Menschen umdrehte. Raj zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck HydroFroz.
    „Nicht wirklich.“ Der Blick seiner tiefschwarzen Augen blieb an etwas haften und gleich darauf nickte er mir kurz zu. Eine Advocacy-Agentin. Kannte sie nicht. Auch sie versuchte unauffällig unterzutauchen.
    „Später.“ Damit machte sich Raj davon und verschwand in der Menge. Ich tat es ihm nach.
    „The Door“ war eine Spelunke für Schlepper, Frachterkapitäne und Händler, in der man einen Drink, einen Happen zu essen oder auch ein, zwei Stunden Schlaf in einer engen Einzelkoje im Hinterzimmer bekommen konnte. War lustig zu beobachten. Zu sehen wie ein Haufen Gammler auf einem Fleck, mit Kohle in der Tasche, wie ein Magnet auf Abstauber wirkt … eine Gruppe, die unglücklicherweise auch Leute wie mich einschließt.
    Ich besorgte mir ein RealWater und postierte mich in einer Ecke, um einen guten Überblick über den Schankraum zu haben.
    Drei gepflegte Gläser später, sah es dann nicht mehr so rosig aus. Irgendwo zersprang klirrend ein Glas und ein paar Köpfe drehten sich, meiner eingeschlossen. Einer der Schlepper taumelte gerade wieder auf seine Füße und schlingerte seitwärts. Auf seiner Stirn pulsierten Adern, als wollten sie ausbrechen. Schien wohl eine Partie Trigger aus dem Ruder zu laufen.
    „Ich nannte dich einen Betrüger, wenn du mich schon darum bittest, es nochmal zu sagen. Ich werd’s dir am Besten in die Visage schnitzen, mal sehen, ob du mich dann verstehst.“ Der Sicherheitsdienst setzte sich in Bewegung. Die anderen Spieler verharrten auf der Stelle in der Befürchtung, die kleinste Bewegung oder Reaktion ihrerseits könnte den Kerl noch weiter reizen.
    „Werft ihn raus!“ Der Barkeeper schrie regelrecht.
    „Schnauze, es sei denn, du willst mittanzen.“ Der Sicherheitsdienst schnappte den Besoffenen an den Armen und schleppte ihn zum Ausgang. Der Kerl trat dabei heftig gegen vereinzelte Tische und vergoß damit einige der darauf stehenden Drinks. Er kicherte dabei und genoß sichtlich den Umstand, ein Störfaktor zu sein.
    Der Typ hatte Potential. Die Kerle vom Sicherheitsdienst warfen ihn hinaus, wo er wieder auf seine Füße stolperte und einen ca. 5 Minuten anhaltenden Strom von Obszönitäten ausstieß, bevor er davon stolperte.
    Ich folgte ihm, als sei er nicht bei vollem Bewußtsein, nur für den Fall, daß ein paar Aasgeier die Show mitbekommen hatten. Schließlich bummelte er zurück zu den Schiffs-Buchten. Er kletterte in eine verbeulte MISC Fiera, wobei er zweimal auf den Trittstufen der Leiter ausrutschte. Unterhalb seines Schiffs befand sich ein abnehmbares Frachtmodul.
    Langsam fuhren die Triebwerke hoch.
    Die Registrierungsnummer des Schleppers immer wieder vor mich hinmurmelnd, trabte ich zu meiner eigenen Bucht und hob sofort ab.
    Direkt außerhalb der Startrampe hatte ich ihn eingeholt. Die Haupttriebwerke der Fiera zündeten und das Schiff nahm langsam Fahrt auf. Ich hielt Abstand zu ihm, allerdings wiederum mehr aus den Bedenken heraus, potentielle Gegner zu bekommen, als aus der Annahme, dieser Idiot könne mich bemerken.
    Es brauchte drei Stunden, bis der Verkehr sich lichtete. Ich hatte keine Ahnung, wo sein Ziel lag, aber es war offensichtlich, daß er nicht auffallen wollte. Gut für mich. Machte meinen Job hundertmal einfacher. Ich ließ ihn noch eine Weile vor sich hin treiben. Stellte sicher, daß es schön ruhig um uns war. Dann war ich am Zug.
    Ich schoß vor das Cockpit der Fiera, den ElectroSkin einschaltend, während meine Hauptwaffen warmliefen. Die Lackierung auf meinem Schiffsrumpf änderte sich in das blutbespritzte Design unter dem man mich kannte.
    Ich konnte ihn in seinem Cockpit sehen, den Unterkiefer runtergeklappt, in absolutem Schockzustand. Ich rief ihn über Funk.
    „Deinem Gesichtsausdruck entnehme ich, daß du weißt, wer ich bin.“ Er war kaum in der Lage, sich ein Kopfnicken abzuringen. „Okay, hier sind die Regeln. Du haust ab, du stirbst. Können wir uns in diesem Punkt einigen ?“
    Wieder nickte er. Ich gab ihm einen schnellen Überblick über den Rest meiner Regeln. Sie endeten so ziemlich alle wie die erste. Zum Zeitpunkt, an dem ich ihm sagte, er solle seine Fracht abwerfen, war er bereits absolut gefügig. Er entriegelte den Ladecontainer und entfernte sich langsam von ihm.
    Ich manövrierte ein wenig und die Ladung klinkte sich an meinem Schiff ein.
    „Und jetzt, verzieh‘ dich.“ Er jagte davon wie die Hölle.
    Ich würde keinen Komplett-Check der Fracht unternehmen, für den Fall, daß sich der Schlepper gleich an die Cops wendete, aber ich mußte zumindest einen Blick riskieren.
    Das System meines Schiffs brauchte ein Weilchen, um das Rechner-Protokoll des Fracht-Containers zu akzeptieren, aber dann würde ich Zugriff auf die Innenansicht haben.
    „Na komm‘ schon, Zahltag …“
    Das Bild poppte auf meinem Bildschirm auf. Ich mußte den Empfangsverstärker hochdrehen, um etwas zu erkennen. Endlich sah ich, was drinnen war …
    Leute. Halb verhungert. Degeneriert. Einige Menschen, einige wenige Banu, Tevarin und ein paar, die ich nicht zuordnen konnte. Ich sah Rot. Er war ein Sklaven-Händler. Größte scheißefressende Bastarde im ganzen …
    Ich drosch den Schubregler nach vorn und das Schiff schwang herum. Ich konnte gerade noch das schwache Glühen seiner Düsen weit entfernt erkennen. Er würde mir nicht entkommen. Zur Hölle mit ihm.
    Ich kam ihm immer näher und ich würde mir viel Zeit für ihn nehmen, ihn so langsam und ausdauernd auseinandernehmen, daß er sich ein Leben ohne Qual schon gar nicht mehr vorstellen kann. Zuerst würde ich …
    Zwei Raketen schossen an mir vorbei in Richtung des Sklavenhändlers. Die Erste ging in seinem Triebwerk hoch, die Zweite direkt hinter seinem Cockpit. Die Antimaterie-Detonationen loderten hell auf und ließen von der Fiera nur kalte Asche übrig. Meine Polarisations-Kompensatoren sprangen blitzartig an und als sie wieder schwächer wurden, war das Schiff verschwunden. Ebenso verschwunden war, wer auch immer diesen Kerl abgeschossen hatte. Keine Spur mehr von ihnen auf dem Scanner zu sehen.
    Da war ich also. Alleine mit einer Ladung voll Sklaven. Mein Blut immer noch am Kochen.
    Raj war nicht der Einzige, der ein Problem mit seinem Temperament hatte.
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