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Spectrum Dispatch

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Mitwirkende

Drifters (Part Two)


Picollo

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Anmerkung vom Verfasser des Original Dave Haddock: Drifters: Teil Zwei wurde ursprünglich in Jump Point 5.2 veröffentlicht.

https://robertsspaceindustries.com/comm-link/serialized-fiction/17836-Drifters-Part-Two

 

 

 

'Vielleicht ein Starliner . . .'

 

Mags dreht sich auf die Seite und stellte ein Szenario zusammen:

 

'Einen neuen Starliner nehmen, ihn schön dekorieren und die Passagiere von Hotspot zu Hotspot laufen lassen, aber - und das war das Wichtigste - ihn nicht jedem Trottel öffnen, der das Ticket bezahlen kann. Behalte es exklusiv. Wähle ein Klientel aus, das es stilvoll hält. Machen es zum Party-Erlebnis des Universums ... Obwohl...'

 

je mehr sie darüber nachdachte. 'Jeden Tag Party zu machen, klingt so, als würde es nach ein paar Monaten ziemlich anstrengend werden.'

 

Sie war schon seit Stunden dabei. Seit sie das Eriesium aus dem Schließfach identifiziert hatten, übernahm die potenzielle Auszahlung immer wieder ihre Gespräche. Jetzt war alles ein Witz: die schrecklichen Lebensmittelpakete, der beschissene Zustand der Harlequin, alles. Denn jetzt sahen sie einen Ausweg. Kaum vorstellbar, daß sie Stunden zuvor darüber stritten, ob sie Mags eine Kugel verpassen sollten.

 

Aber sie hatten natürlich Recht. Es war schwer, nicht aufgeregt zu sein. Das seltsame, seltene Element war nicht nur eine Art nette Entschädigung, das war lebensverändernd.

 

Sie konnte es selbst nicht glauben. Von der Jugend, die sie damit verbrachte, den Touristen auf namenlosen Bahnhöfen Taschen zu klauen und in Frachtschlepper einzubrechen, um zwischen den Paletten und Kisten zu schlafen, bis hin zum Erwachsenwerden, von einer Hetzjagt zur Nächsten, und einem Kratzer nach dem Anderen. All das stand kurz vor dem Ende. Sie war tatsächlich im Begriff, durchzuatmen und sich zu entspannen . . .

 

Aber noch nicht. Sie mußte noch einen Käufer finden. Jemanden, der ihnen bezahlen konnte, was dieser schöne Erzklumpen wert war. Eine Summe, die all den Verrat, die Morde und die Verzweiflung wegspülen würde, die die Besatzung durchgemacht hatte, um an diesen Punkt zu gelangen.

 

Sie entsicherte ihre Pistole mit dem Daumen, während sie mit der anderen Hand das Messer ergriff, und öffnete vorsichtig die Luke zu ihrer Schlafkoje. Die Tür zischte langsam, während sie glitt. Mags schaute hinaus. Der Flur war leer.

 

Mags wartete noch eine Sekunde, um sicherzugehen. Unter dem anhaltenden Brummen des Reaktors konnte sie das intermittierende Klopfen des Antriebs in der Halle hören, aber immer noch nichts anderes. Trin wartete auch nicht mit einer Schrotflinte.

 

Sie legte das Messer zurück in sein Versteck, zog ihre Stiefel an und stieß sie auf den Boden. Immer noch kein Hinterhalt. Schließlich entspannte sich Mags, zuversichtlich in dem Wissen, daß Trin nicht so geduldig war. Sie sicherte die Pistole, steckte sie in ihren Hosenbund und zog einen schweren Pullover an, um sie vor den Blicken zu verstecken.

 

Auf der Brücke des Harlequin war es still. Ozzy war allein dort oben und flog lässig mit dem riesigen Schiff durch die scheinbar endlose Leere. Er blickte hinüber, als Mags die Brücke betrat. Sie konnte nicht lesen, was sich hinter diesem Blick verbarg. Vielleicht gar nichts. Sie hatte den Kerl noch nicht richtig im Visier. Abgesehen von seiner offensichtlichen Loyalität zu seiner Schwester Trin schien er nur das Nötigste zu sagen. Selbst als sie ihn vom von der Quarterdeck Knastanlage abholten, sagte er nichts. Nachdem er fünf Jahre in diesem Höllenloch verbracht hatte, stieg er einfach in die Harlequin und setzte sich hin.

 

"Irgendetwas Aufregendes?", fragte sie.

 

"Nein", antwortete er und knackte eine Dose Smoltz auf.

 

"Brauchst du eine Pause?"

 

"Nein". Ozzy nahm einen langen Schluck von dem Bier und lehnte sich zurück.

 

Einige Momente der Stille vergingen.

 

"Okay, cool. Schrei, wenn doch." Mags ging zu einem der Seitenterminals hinüber und ließ sich in den Sitz fallen.

 

Es war Zeit, an die Arbeit zu gehen.

 

 

 

 

 

Zur gleichen Zeit aber anderswo:

 

“Und was machen Sie so ?“ die schroffe aber freundliche Stimme über die Comm.

 

"Hauptsächlich kommerzielle Transporte", antwortete Trevor. Als Kapitän der Veronica's Dream hatte er den Notrufübertragung von einem ausgefallenen Schlepper etwa eine halbe Stunde nach dem Ablegen von Port Red Oak über Angeli im Croshaw-System erhalten. Auch er hatte verdammtes Glück, denn er war gerade dabei, seinen Quantum-Drive zu laden, als die Verbindung hergestellt wurde. Seitdem hatten sie sich unterhalten.

 

"Cool, cool. Sie arbeiten für eine dieser großen Firmen? Covalex oder so?"

 

"Früher schon, aber ich bin ausgestiegen, sobald ich meine eigene Bergbaugenehmigung erhalten hatte", Trevor sah schließlich das schwache Leuchtfeuer auf seinen Scans. "Ich bin es wohl einfach leid, für andere Leute zu arbeiten."

 

"Habe endlich Ihr Signal aufgefangen. Ich korrigiere jetzt den Kurs. Sollte sehr bald da sein. Wie halten Sie sich sonst so?"

 

"Oh, mir geht es gut. Habe viel Luft und viel Musik. Alles, was ich brauche."

 

"Ist nicht zu überhören, Bruder." Trevor starrte weiter auf seinen Scanner. Es stellte sich heraus, daß der Schlepper, den er suchte, in einen kleinen Asteroidenhaufen abgedriftet war. "Du hast dich da ganz schön in die Klemme gebracht."

 

"Ja, wie meine Mama immer sagte: Ich bekomme nichts, wenn ich nicht ein Händchen dafür habe, Ärger zu finden."

 

"Mein Onkel hat immer dasselbe gesagt." Trevor drehte sein Schiff herum, um einen ersten Blick auf den havarierten Schlepper zu werfen.

 

"Glaube Ich", sagte die alte Stimme über die Comm.

 

Trevor umkreiste den letzten Asteroiden, der ihm die Sicht versperrte, er konnte endlich einen Blick auf . . .

 

. . . . Nichts.

 

Eine Lücke im Raum zwischen mehreren lautlos baumelnden Felsen. Da draußen schwebte etwas Kleines, das blinkte, aber das war es auch schon. Kein Schiff.

 

Kein Schiff. Nichts.

 

Sein Terminal bimmelte und machte ihn freundlich darauf aufmerksam, daß sich die hintere Luftschleuse geöffnet hatte. Trevor blickte hinüber, um zu sehen, ob es sich um einen Fehler handelte. Scheinbar hatte jemand eine Ablenkung gestartet, denn er sah nicht, wie die ankommende Rakete von einem der Asteroidenhaufen vor ihm gestartet wurde, bevor sie durch die Haube der Veronica's Dream schlug. Die Explosion verwüstete schlagartig das gesamte Cockpit. Das Schiff regte sich leicht.
 

Blind Jack Sticha kratzte sich mit seiner fehlerhaften kybernetischen Hand durch seinen zerfetzten Bart am Kinn, während er beobachtete, wie der beschädigte Frachter langsam zu treiben begann.

 

"Alles klar, Southers. Legt euch ins Zeug."

 

Der Rest der Souther Titans tauchte einer nach dem anderen aus seinen Verstecken auf. Schrille und helle Farben überzogen ihre Rüstungen in rituellen Zeichen. Der führende Brecher bewegte sich innerhalb des Wracks, während zwei weitere aus Luftschleusen auf das beschädigte Schiff zusprangen, um dann zu versuchen, es wieder flugfähig zu kriegen.

 

Jack lehnte sich zurück und riß eine Packung Ma's Chicken Patty auf, während seine Mannschaft an die Arbeit ging.

 

 

 

 

 

Dr. Honan Yao wachte mit dem Gesicht nach unten auf einem Gitterrost auf. Er hatte sich seltsamerweise einigermaßen daran gewöhnt, an seltsamen Orten aufzuwachen, aber es gab doch immer diesen ersten Schock. Es fühlte sich an wie der Moment, in dem man anfängt zu fallen, ein Ruck durch den Körper geht, als ob er sich aufrichten wollte. Dann passierten zwei Dinge: Die Realität setzte ein, zusammen mit dem dumpfen Schmerz in den Adern nach einem langen Hochgefühl. Seine Professoren an der medizinischen Fakultät sagten, es sei der WiDoW, der die Wände der Venen verbrennt und zu den schwarzen Flecken beiträgt, die den Körper beflecken. Er blickte nach unten; die tintenschwarzen Linien waren bis zu seinem Handgelenk hinaufgezogen.

 

Yao rollte sich auf den Rücken und sah sich um. Als seine Augen sich fokusierten und sein Kopf sich beruhigte, konnte er sehen, daß er sich im Maschinenraum der Harlequin befand, so daß es alles in allem viel schlimmer hätte sein können. Da war das eine Mal, als er in der Luftschleuse aufwachte . . .

 

Ein Schraubenschlüssel klapperte zu Boden. Er sah hinüber. Trin arbeitete am Rohrleitungssystem. Ihr Mobi pulsierte zu irgendeiner Melodie irgendeines Liedes, das es durch ihre Kopfhörer schallen ließ.

 

Yao schleppte sich auf seine Füße. Sein Kopf schwamm ein wenig, während er sich an den Höhenunterschied gewöhnte, aber er hielt das Gleichgewicht. Nichts von all diesen Dingen überraschte ihn. Obwohl es heute Morgen etwas schlimmer war; sein Kopf etwas schwerer, der Nebel in seinem Gehirn etwas dichter ... im Laufe des vergangenen Jahres war dies mehr oder weniger zu einem Standardritual des Aufwachens geworden.

 

Er schlurfte langsam durch das Schiff. Kel war im Frachtraum und studierte etwas, das wie ein Stein aussah . . .

 

Das rüttelte eine Erinnerung wach. Yao wurde langsamer, als er versuchte, die Spinnweben seiner Erinnerungen zu durchforsten. Ja . . . da war vor kurzem irgendetwas passiert. Etwas Großes . . .

 

Das würde erklären, warum er etwas langsamer war. Sie hatten etwas gefeiert.

 

"Hallo, Herr Doktor!" sagte Kel fröhlich. "Unglaublich, nicht wahr? Es ist sehr aufregend, hier zu sein."

 

Yao nickte und machte sich auf den Weg in Richtung Brücke. Während er einen Zwischenstop am Schlafplatz machte, um sich umzuziehen und schnell zu duschen, kehrten die Erinnerungen an das Eriesium und die anschließende Party in sein Bewusstsein zurück. Etwa nach der Hälfte der Dusche erinnerte sich Yao an das, was beinahe geschehen wäre, bevor man das Wrack fand.

 

Auf der Brücke fand er Mags, verschanzt mit einem Haufen Geschäftsseiten auf ihrem Terminal, während Ozzy auf dem Steuerknüppel schlief.

 

"Hey Mags."

 

"Doc . . ." sagte sie, ohne aufzuschauen, und klickte sich durch eine weitere Seite.

 

"Hast Du Glück bei der Suche nach einem Käufer?"

 

"Ich finde so gut wie gar nichts." Sie lehnte sich auf ihrem Sitz zurück und rieb sich die Augen. "Niemand scheint etwas zu wissen. Jedes Bergbauunternehmen, das ich gefunden habe, führt es nicht einmal als etwas auf, das sie kaufen würden. TDD hat es nicht einmal auf ihren Rohstofflisten. Es ist, als gäbe es das Zeug gar nicht."

 

Yao nickte und schaute aus dem Fenster ins Leere, als er nach den Worten suchte.

 

"Es tut mir leid."

 

"Was tut Dir leid?"

 

"Die ganze Sache mit Trin. Ich hätte dabei sein sollen."

 

"Wenn du jemanden kennst, mit dem ich über Eriesium reden könnte, würde das alles wieder gutmachen." Mags kicherte und wendete sich wieder dem Spektrum zu um weitere Bisunessseiten zu durchkämmen.

 

Yao hielt einen Moment inne.

 

"Eigentlich könnte ich ..."

 

"Warte, wirklich?"

 

"Ozzy!" rief Yao und rüttelte Ozzy von seinem Nickerchen auf. "Könnest Du uns nach Kallis bringen?"

 

 

 

 

 

Der Willoughby Housing Exchange war bei den Bergarbeitern, die den Daedulus-Cluster in Croshaw abbauten, äußerst beliebt gewesen. Das ist jetzt über hundertfünfzig Jahre her. Seit die HEX im Jahr 2863 geschlossen wurde, verfiel die Station langsam. Langjährige Bewohner, die nicht gehen konnten oder wollten, starben schließlich aus, und die Station verstummte, ein weiterer Koloß, der ins Dunkle abtrieb.

 

Das war, bis die Souther Titans einrückten. Der blinde Jack konnte sein Glück kaum fassen, als er eine perfekt funktionierende Station fand, die nur noch mit aktualisierten Teilen wieder in Betrieb genommen werden musste ... oder zumindest funktionsfähig war. Es schien ein ebenso guter Ort wie jeder andere zu sein, um das ganze Rudl aufzunehmen. Sie hatten es auch klug hergerichtet. Sie setzten Totmannschalter ein, um automatisch den Strom, die Schwerkraft und die Luftschilde abzuschalten, falls jemand anderes als die Titans die Kontrolle übernehmen wollte. Nach Jahren der Wanderschaft mußte er zugeben, dass es schön war, einen Ort zu finden, den er sein Zuhause nennen konnte.

 

Der blinde Jack Sticha und der Rest der Souther Titans setzten sich auf den verschiedenen Landeplätzen ab und brachten ihre Schiffe schnell außer Sichtweite. Am besten war es, den Anschein zu wahren, dass der Ort verlassen war. Sie brachten das Wrack des Frachters auf eine der größeren Plattformen. Skivner und Leedy waren nicht in der Lage, die Ladeliste nach der Explosion zu retten, unternahmen aber eine schnelle Kontrolle durch den Laderaum. Das Ding war bis unter die Decke beladen. Das war das Tolle an Indie-Piloten, jeder Run mußte sich rechnen. Natürlich neigen diese auch dazu sich besser zu verteidigen, aber Jack hatte nichts gegen eine kleine Rauferei al Belohnung.

 

Das war auch nur die Hälfte der Ausbeute. Sobald sie die Ware entladen hatten, nahmen sie das Schiff auseinander. Der blinde Jack wühlte sich durch die Teile, behielt einen Teil zum Unterhalt der eigenen Flotte und verkaufte den Rest. Alles in allem konnten sie einen netten kleinen Gewinn machen.

 

Blind Jack schaltete seine Anzuglichter an, als er auf die Luftschleuse der HEX zuging. Alle Timer waren abgelaufen, so daß er die Station wieder mit Strom versorgen musste. Etwa nach der Hälfte der Anlaufroutine . . .

 

kam ein "Blinder Jack Sticha" über die Haupt Comm.

 

Jack machte eine kurze Pause und setzte dann den Startprozedur fort. Die versteckten Reaktoren liefen an. Die Lichter in der Luftschleuse erwachten zum Leben, und die Systeme gingen in Betrieb. Sein Knie schmerzte, als er wieder auf die Beine kam.

 

Als die Luftschleuse sich drehte, zog er seine Pistole, eine handelsübliche Coda-Pistole mit Kompensatoren, und entsicherte sie. Wer immer ihn gerufen hatte, musste in der Nähe sein. Leedy rückte auf, die Waffe bereit. Die anderen Southers hatten es auch gehört.

 

"Das ist nicht nötig", sagte die Stimme. "Wir sind hier, um zu reden."

 

Jack sah zu den Sicherheitskameras in der Luftschleuse auf. Sie müssen im System sein. Jack steckte die Pistole ins Holster und forderte Leedy auf, das Selbe zu tun.

 

Die Luftschleuse zischte auf. Musik hallte durch die Hallen. Der blinde Jack zog seinen Helm ab und warf ihn auf den Boden.

 

"Augen auf, Junge", murmelte er. Er riß seine Handschuhe ab und warf sie neben den Helm. "Wenn etwas schief geht, streichst du die Wände, hörst du?"

 

Sie gingen in Richtung des Wohnbereichs, wo ihre beiden Gäste warteten. Sie waren menschlich. Einer war männlich, saß mit überkreuzten Beinen auf einem Sofa. Eine weiblich, stand daneben. Wirklich schöne Fluganzüge. Der Mann war sichtlich bewaffnet. Die Frau war es nicht, aber sie sah definitiv nicht nervös aus.

 

Blind Jack ging locker zu einem der zu einer Kühlbox umgebauten Frachtcontainer und holte eine Dose Smoltz heraus. Er bot sie dem Duo an.

 

"Einen Drink?"

 

Die Frau rührte sich nicht. Der Mann lächelte und schüttelte den Kopf. Blind Jack zuckte mit den Schultern, hebelt die Dose auf und schüttelte das Ganze in einem lang anhaltenden Drink hinunter. Er zerknüllte die Dose und schleuderte sie in die Dunkelheit.

 

"Also, wer zum Teufel seid Ihr?"

 

"Wir sind Zuhörer, wirklich. Unser Arbeitgeber schickt uns, um Fragen zu stellen und zuzuhören. Wir sind dann beauftragt, entsprechend zu handeln."

 

"Uh huh", sagte Blind Jack mit einem flüchtigen Blick zu Leedy.

 

"Aber wir sind keine Kopfgeldjäger oder Advokaten, wenn es das ist, was Ihnen Sorgen macht. Betrachten Sie uns eher als Berufskollegen."

 

"Also, was willst Du?"

 

"Nicht viel. Wir haben zwei Fragen an Sie. Die zweite ist wesentlich schwieriger als die erste, aber beide müssen zu unserer Zufriedenheit beantwortet werden oder ...", der Mann zuckte mit den Achseln. "Wir werden entsprechend handeln."

 

Blind Jack brach in Gelächter aus. Sein Lachen hallte in der verlassenen Station wider. Der Mann lächelte. Die Frau rührte sich weiterhin nicht. Das Lachen verstummte schließlich.

 

"Du kommst in unsere Höhle und drohst uns?" Blind Jack hatte sich bereits eine weitere Dose geholt, ließ sie aber dann fallen. "Das ist ein schneller Weg zu einem kurzen Leben, mein Freund."

 

"Ich tue nichts für mich selbst", der Mann stand auf und ging zu Leedy hinüber. Der dürre, tätowierte Gesetzlose stand aufrecht und begegnete dem Blick des Mannes, ohne mit der Wimper zu zucken. "Wie ich bereits erwähnte, sind wir Repräsentanten. Alles, was Sie wissen müssen, ist, daß im Grunde genommen Damien Martel von den Four Points die Fragen stellt.

 

Der blinde Jack Sticha hustete. Leedy blickte zu seinem Chef hinüber, dessen Verhalten sich völlig verändert hatte.

 

Die Four Points waren eines jener Syndikate, die nie zu sterben schienen. Sie haben die kriminelle Hierarchie nie dominiert, aber irgendwie über Jahrzehnte durchgehalten und einen ebenso berechnenden wie skrupellosen Ruf bewahrt. Die Führung repräsentierte jeweils einen Teil des Territoriums und bildete einen Viererrat, der ihren Fußsoldaten die Befehle diktierte. Damien Martel war einer dieser 'vier Punkte'.

 

"Ich sehe, ich brauche keine weitere Erklärung", sagte der Mann nach einem Blick in Blind Jacks Gesicht. "Gut."

 

Der Mann ging zu Jack hinüber und studierte ihn einen Moment lang.

 

"Waren Sie für den Angriff auf Mr. Martels Schiff verantwortlich?"

 

"Wer?"

 

"Möchten Sie, dass ich die Frage wiederhole?"

 

"Was? Nein." Blind Jack blickte die Frau an. Sie war in Leedys toten Winkel gewechselt. "Ich habe nichts von einem Angriff gehört."

 

"Lügst du mich an?" Sagte der Mann, ohne seine Mimik zu verziehen. Seine Stimme war gleichmäßig, ohne jeglichen Tonfall.

 

"Zur Hölle, nein", verneinte Blind Jack sofort. "Meine Leute sind alle hier. Alle sind vollzählig und niemand würde eine solche Aktion durchführen, ohne daß ich davon wüßte."

 

Der Mann betrachtete Jack einige Augenblicke lang. Er bearbeitete ihn. Schließlich:

 

"Ihr Titans habt eine interessante Reihe an Tätowierungen", sagte der Mann, als er seinen Mobi heranzog und begann, die Menüs durchzugehen. "Ich selbst habe den Reiz nie ganz verstanden, aber mehr noch, ich konnte mich nie einfach auf nur ein Design festlegen, mit dem ich den Rest meines Lebens gut leben konnte.“

 

Der Mann fand ein Bild und hielt es hoch, damit Jack es sehen konnte. Es war ein Überwachungsfoto.

 

"Zweite Frage", er zeigte auf das Standbild des Überwachungsvideos. Irgendein Schrottplatz, auf dem Blind Jack in der Vergangenheit Schrott abgeladen hatte. Wardlow Rec oder so ähnlich. Der Mann zeigte auf eine Frau im Bild; es sah aus, als ob sie mit Titanium-Tinte tätowiert war. "Wissen Sie, wer das ist?"

 

Blind Jack brauchte eine Sekunde, um sie zu erkennen.

 

"Ich will verdammt sein", sagte er mit einem zärtlichen Lächeln. "Ihr Name ist Trin Liska. Es ist eine Weile her, daß wir mit ihr unterwegs waren. Was hat sie getan?"

 

"Etwas von Wert mitgenommen."

 

Blind Jack nickte und legte den kleinen Schnappschuß für zukünftige Betrachtung auf seinem Mobi ab. Er nahm noch einen Drink aus seiner Dose.

 

"Soweit ich weiß, hat sie auf Reza Malcolms Schiff angeheuert. Ein wiederlicher Schrotthaufen namens Harlequin."

 

"Ich will dieses Schiff."

 

Blind Jack ließ sich Zeit, darüber nachzudenken. Er ging an dem Mann vorbei und setzte sich in seinen kaputten Ledersessel.

 

"Sicher, ich kann helfen", sagte er mit einem zufriedenen Grinsen.

 

Dreißig Minuten später gingen die beiden Auftragskiller des Syndikats ohne Zwischenfall und voll beladen mit den vielen Registrierungsnummern der Harlequin und allem, was die Southers über Trin wußten.

 

"Was zur Hölle sollte das, Jack?"

 

"Sag, was du denkst, Leedy."

 

"Trin war eine von uns."

 

"War, Junge, war." Der blinde Jack setzte sich wieder auf seinen Platz und warf sich noch eine Dose ein. "Sie ging weg. Ich habe Dir schon mal gesagt, daß wir keine Loyalität für Drückeberger haben, und außerdem übersiehst Du das große Ganze."

 

"Und das wäre?"

 

"Wenn die Four Points auf sie aufmerksam wurden", es breitete sich ein Grinsen hinter Blind Jacks Bart aus, "dann geht es um sehr viel Geld."

 

Die Titans sahen sich an. Die Aussicht auf ein Vermögen entfachte das vertraute Feuer hinter ihren Augen.

 

"Nehmt eure Schiffe aus und reist mit leichtem Gepäck", sagte Blind Jack, als er die nächste Dose aufriß. "Gehen wir uns unser Geld."

 

 

 

 

 

Die Harlequin verließ den Sprungpunkt Bremen-Kallis in der Nähe einer Gruppe von Frachtversorgungsschiffen, die auf dem Weg aus dem System waren. Kürzlich installierte CommRelais schwebten nun in der Nähe des Absprungpunktes, und die Armeestation wurde mit dem Schutz dieses sich entwickelnden Systems beauftragt.

 

Die gesamte Besatzung hatte sich auf der Brücke des Schiffes versammelt. Mags und Trin waren ganz auf den Armeestützpunkt konzentriert und suchten nach Anzeichen dafür, dass das Militär ihnen die gleiche Aufmerksamkeit schenkte. Ozzy flog mit seiner üblichen mürrischen Gleichgültigkeit. Yaos Hand zitterte, als er an einem Nagel kaute. Den anderen schien es wie das übliche Begleiterscheinung, wenn man eine so lange Strecke ohne eine Art chemisches Gleichgewicht zurücklegt. Sie wussten nicht, dass es etwas anderes war.

 

Kel war der einzige, der ganze Aussicht genoß. Draußen, vor dem Schiff war eine umwerfend schöne Darstellung von Zerstörung und Schöpfung. Kallis war die wahre Definition eines sich entwickelnden Systems. Es wurde entdeckt, als die Planetenkörper noch im Entstehen begriffen waren, und war zu einem Knotenpunkt für Astronomen und Wissenschaftler geworden, die diese einzigartige Gelegenheit zur Beobachtung eines Sonnensystems in seinen Anfängen nutzen wollten. Das System hatte sogar einen beachtlichen Anteil an Philosophen und Spiritualisten angezogen, die gekommen waren, um Zeugen zu werden und über alle möglichen Fragen der Existenz nachzudenken.

 

"Hübsch . . . ." war alles, was Kel heraus brachte.

 

"Bist du da wirklich sicher, Doc?" fragte Mags, ihre Augen richteten sich immer noch auf die vorüberziehende Militärstation.

 

"Ja... Ich glaube schon", antwortete Yao. Er merkte, daß er an seinen Nägeln kaute und hörte damit auf. "Nein, wird alles gut."

 

"Dieser Typ ist also Arzt?" fragte Trin, während sie auf einem Stück Pökelfleisch kaute.

 

"Ein Kumpel von mir hat Medizin studiert, bis er das Studium abbrach und sich der Physik und Geologie zuwandte. Aber er ist cool."

 

"Äh hä", antwortete Trin und nahm einen weiteren Bissen.

 

Yao machte sich auf den Weg zu einem der Stühle und aktivierte den Commlink. Er isolierte die OB-Station Gryphon und schickte eine Comm. Es dauerte einige Augenblicke, bis ein triefäugiger Verwalter antwortete.

 

“Vermittlung.“

 

"Ja, hallo, Lev Dennis, bitte..."

 

Der Verwalter hatte ihn bereits getrennt und neu verbunden. Nach einigen Sekunden des Wartens, in denen ihn der Rest der Harlequin-Crew anstarrte, nahm jemand Neues an. Lev antwortete auf die Comm, ohne wirklich hinzusehen. Aufgrund des rapiden tippens war er noch deutlich mehr daran interessiert, etwas zu schreiben.

 

"Ja?"

 

"Was gibt's, Mann? Hier ist Honan."

 

Lev hörte auf zu tippen und drehte sich um, um auf das Comm zu schauen. Sein Gesicht wurde heller.

 

"Heilige Scheiße", rieb er sich die Augen und sah genauer hin. "Was zur Hölle machst du hier?"

 

"Eigentlich brauchte ich etwas von deinem Fachwissen."

 

"Ja, klar."

 

Yao zuckte die Achseln und nickte.

 

"Wirklich?" Lev klang echt schockiert. "Oh, verdammt, ja, okay. Komm vorbei. Ich reserviere die ein Landepad."

 

Zwanzig Minuten später setzte die Harlequin auf dem Landepad der Beobachtungsstation auf. Die Tür der Landebucht öffnete sich, als Lev Dennis in die Bucht stürmte.

 

"Yaooooooo-" Beim Anblick des Rests der Harlequin-Crew blieb er kurz stehen. Lev war etwa so alt wie Yao, aber da er nahe der Isolation von der Zivilisation lebte, hatte er offensichtlich nicht viel für seine persönliche Hygiene getan. Er ging rückwärts in Richtung Tür.

 

"Was ist los, Mann?" Yao trat schnell nach vorne und schüttelte ihm die Hand. Lev blieb auf halber Strecke stehen. Yao blickte nach unten und sah die WiDoW-Spuren unter seinem Ärmel hervorschauen.

 

"Was machst du, Mann?" sagte Lev im Flüsterton. "Das sieht echt übel aus."

 

"Nein, ist schon okay, Maan."

 

"Scheiße sieht nicht gut aus."

 

"Machen Dir nichts draus", sagte Yao und lächelte so viel es ging, aber er erkannte, wie sehr er sich wahrscheinlich seit dem letzten Mal, als er seinen Freund sah, verändert hatte. Es war so viel passiert ... aber darüber wollte er jetzt nicht mehr nachdenken. "Komm, ich stelle Dir meine Crew vor."

 

Lev zwang sich ein Lächeln auf und schaute an Yao vorbei. Obwohl Trin und Ozzy nicht (sichtbar) bewaffnet waren, waren sie für den Wissenschaftler mehr als einschüchternd. Kel kam schnell näher.

 

"Hallo, Lev Dennis. Es ist mir ein Vergnügen, Euch kennenzulernen. „Ich Kel." Er klopfte Lev auf die Stirn und umarmte ihn dann. "Schöner Station hier. Solide Konstruktion."

 

"Hey..." Lev antwortete schüchtern. Yao merkte, dass Lev nervös wurde, also hielt er den Ball am Rollen.

 

"Können wir irgendwo ungestört reden?" Er zog Lev Richtung Hallen und brachte sie in Bewegung. Lev schien sich zu beruhigen, je weiter sie kamen, und begann bald, die verschiedenen Forschungsunternehmen und gemeinnützigen Organisationen zu erklären, die in den Jahren, in denen er dort gewesen war, um verschiedene Facetten des wachsenden Systems zu studieren, gekommen und gegangen waren.

 

Als sie in seinem Labor ankamen, schien er mit der Gruppe entspannt zu genug sein einige Fragen von Trin zu den Sicherheitsprotokollen der Station zu beantworten. Im Inneren befanden sich mehrere Scanfelder, die um ein massives, vom Boden bis zur Decke reichendes Fenster herum positioniert waren und den Wirbel von Flammen und Trümmern draußen übersahen. Im Inneren befanden sich mehrere Scanfelder, die um ein massives, vom Boden bis zur Decke reichendes Fenster herum positioniert waren und den Wirbel von Flammen und Trümmern draußen überlagerten.

 

"Also, warum wolltet Ihr mich sehen?" fragte Lev schließlich.

 

Yao nickte Mags zu, die die Schließfachbox trug. Sie stellte sie auf einen Tisch und öffnete sie, wobei sie den massiven Klumpen Eriesium darin zum Vorschein brachte.

 

Lev warf Yao einen Blick zu, bevor er in die Kiste schaute. Zuerst bemerkte er nicht wirklich etwas Besonderes. Als er versuchte, näher heranzukommen, und das Licht die violetten Schimmer direkt unter der Oberfläche des Erzes auffing, hielt er inne und schaute ungläubig in die Gesichter um ihn herum.

 

"Ist das . . ."

 

Yao grinste. Lev bewegte sich auf das Eriesium zu.

 

"Darf ich?"

 

"Darum sind wir hier, Mann."

 

Lev schnappte sich aufgeregt ein paar Handschuhe und hob das Erz auf. Er verlagerte es zwischen den Händen, testete sein Gewicht und warf dann einen genaueren Blick darauf.

 

"Wo hast du das gefunden?", fragte er und ließ das kostbare Mineral nicht aus den Augen.

 

"Das ist eine lange Geschichte", antwortete Mags, während sie ihm dabei zusah, wie er es studierte. "Aber es ist Eriesium, richtig?“

 

"Ja, ich denke schon", Lev stellte das Erz unter eine Tischlampe, um es näher zu untersuchen. "Man darf nicht vergessen, daß sie in der UEE nur vier oder fünf Mal Eriesium gefunden haben. Jemals. Und ich glaube nicht, dass einer von ihnen so groß war wie dieser. Es ist also nicht so, als gäbe es ein Reichhaltiges Fachwissen über das Zeug."

 

"Kennst Du jemanden, der es kaufen würde?" murmelte Trin von hinten rein, offensichtlich gelangweilt. Yao warf ihr einen Blick zu. Sie zuckte die Achseln und nahm eine kleine Statue aus einem Regal. Lev sackte auf einem Hocker in der Nähe zusammen.

 

"Reichlich, aber sie wollen lieber nichts damit zu tun haben. Die Regierung hat jede Art von offenem Markt unterdrückend reguliert. Bis sie mehr darüber wissen, müssen alle Entdeckungen und Verkäufe gemeldet werden. Man muss angeben, wo man es gefunden hat, wie es gewonnen wurde, Grabungsgenehmigungen vorlegen. Es ist also nicht so einfach, wie in eine TDD zu gehen und etwas Erz abzuladen.“

 

"Sekunde!" Trin stellte die Statue zurück auf das Regal und begann, den Raum in Richtung Lev zu durchqueren: "Du willst mir sagen, daß wir das wertvollste Mineral im Universum haben und es nicht verkaufen können?

 

"Ähm ... ja?" sagte Lev, als er vor Trin wegschrumpfte. Sie blieb direkt vor ihm stehen und starrte ihn an, bevor sie Mags böse anstarrte und wegging. "Ich meine, vielleicht könnt Ihr es an irgendeinen Xi'an verkaufen. Die würden es wahrscheinlich kaufen, aber das wäre Verrat . . ."

 

"Was hast du gesagt?" fragte Mags ganz aufgeregt.

 

"Das wäre Hochverrat?"

 

"Ach was, davor!"

 

"Anscheinend ist Eriesium im Xi'an-Reich etwas verbreiteter. Sie haben ein bisschen mehr damit gearbeitet."

 

Mags wandte sich an die Gruppe.

 

"Ich glaube, ich weiß einen Käufer."

 

 

 

 

 

Die Suche nach der Harlequin ging ins Leere. Seit Tagen hatte Arno Maas seinen ganzen Katalog von Spitzeln, korrupten Zollbeamten, lokalen Milizionären und sonstigen Abschaum mit den Registrierungsnummern überschwemmt, aber bisher nichts. Blind Jack war offen und umfassend mit dem umgegangen, was er über Trin Liska wusste, aber Arno blieb offen für die Möglichkeit, daß der alte Bandit einige Schlüsseltatsachen zurückhalten würde, um ihre Suche zu behindern.

 

Er schaltete sein Terminal ab und machte sich auf den Weg zum Cockpit, wo Osane flog.

 

"Hatten Sie Glück?" fragte er, als er sich näherte.

 

"Ich warte auf Nachricht von Masterson. Er durchsucht die Advocacy-Archive nach bekannten Komplizen von diesem Malcolm."

 

Arno saß für einige Augenblicke still da.

 

"Ich frage mich, ob wir ein oder zwei Titans hätten killen sollen. Sie wissen schon, unseren Standpunkt unterstreichen."

 

"Blind Jack ist von der alten Schule." Osane stellte das Schiff auf Autopilot und drehte sich zu ihm um. "Es hätte verzweifelt ausgesehen, wenn wir ihn eingeschüchtert hätten."

 

Ein eingehender Funkspruch ertönte auf beiden Terminals. Arno aktivierte sofort die Verschlüsselungsprotokolle und antwortete darauf.

 

"Mr. Martel."

 

Es dauerte einen Moment, bis das Bild erschien. Ein Mann in den späten Fünfzigern mit stark eckigen Zügen flackerte herein. Die Verschlüsselung der Kommunikation verursachte einige Synchronisierungsprobleme, so dass sein Gesicht manchmal sprang, um seine Worte einzuholen. Damien Martel blickte mit völlig emotionslosen Augen in die Kommunikation.

 

"Status". Ein Sync-Sprung ließ es so aussehen, als hätten sich seine Lippen nicht einmal bewegt.

 

"Wir haben jeden Hinweis auf den Echoruf von diesem Schrottplatz entfernt und das Ding so inszeniert, daß es wie Sklavenhändler aussah, also ist das erledigt. Wir haben nur ein Schiff und einen Namen bekommen, der das Ding jetzt hat, aber wir glauben, dass die Titans ihre Antworten gefälscht haben könnten.“ Arno überprüfte seinen Mobi doppelt, um zu sehen, ob er irgendwelche eingehenden Nachrichten erhalten hatte. "Wir haben die Nachricht verbreitet und warten auf Antwort."

 

Martel starrte sie schweigend an, sein Gesichtsausdruck undurchschaubar.

 

"Wir haben ein Vermögen an Four Points Eigentum auf Abwegen und Sie warten darauf, daß die Leute Sie zurückrufen?"

 

Arno warf einen Blick auf Osane.

 

"Ich weiß nicht, was..."

 

"Sie treten jede Tür ein, die man eintreten kann, machen Städte dem Erdboden gleich. Das ist mir egal. Finden Sie es, oder wir sind alle tot."

 

Martel hat abgebrochen.

 

Arno und Osane tauschten einen Blick aus. Sie drehte ihren Sitz zurück und deaktivierte de Autopiloten des Schiffes.

 

"Wir hätten wohl doch ein paar Titans killen sollen."

 

Eine Funknachricht hing an Arnos mobiGlas. Er blickte es an und atmete aus.

 

"Nun, das hier ist witzig . . .”

 

 

 

 

 

Die Freigabe zum Srungpunkt Bremen-Nyx brauchte ewig. Die Bremer Miliz, die an ihren besten Tagen schon paranoid war, muß heute die doppelte Dosis ihrer Paranoia-Pille genommen haben. Mags hatte eine alte Registrierungsnummer verschickt, den sie schon lange nicht mehr benutzt hatte und der für "saubere Reisen" reserviert war.

 

Das Gezerre der Milizen machte den angespannten Flug durch den gesetzlosen Raum beinahe noch angenehmer. Mags steuerte die Harlequin, während Ozzy in der P52 als Eskorte flog. Sie passierten das Wrack einer Hull. Mags konnte nicht sagen, um welches Modell es sich handelte, das Ding wurde in hunderte von Teilen gesprengt. Eine Gruppe von Gesetzlosen, vermutlich diejenigen, die die Sprengung vornahmen, durchwühlte den Schutt. Einer von ihnen, ein schwer bewaffnetes Gunship, drehte sich um, um die Passage der Harlequin zu bewachen.

 

Mags war sich ziemlich sicher, daß ein privates Gespräch stattfand, in dem sie abwägte, ob sie an diesem Tag genug Ladung gestohlen hatten oder ob es noch Platz für ein bisschen mehr gab.

 

Sie hielt die Geschwindigkeit gleichmäßig, beschleunigte oder verlangsamte nicht, sondern flog einfach vorbei, und steuerte weiter auf den Glaciem-Ring und ihr Ziel zu: Levski.

 

Mags hatte dort als Kind einige Zeit verbracht. Sie hatte sich mit Frank McGarr's Crew zusammengetan: mit Gaunereien, kleinen Betrügereien und gelegentlichen Raubüberfällen. Sie hatten sich aus dem 'Burnout-Kollektiv' (wie Frank die Bewohner von Levski gern nannte) herausgehalten, schon weil auch sie andere Leute unter dem Vorwand, ihre Privatsphäre zu respektieren, in Ruhe ließen. Für eine Bande von Lügnern und Dieben war das perfekt.

 

Der Rest des Fluges nach Levski verlief ohne Zwischenfälle. Ozzy dockte noch an die Harlequin an, bevor sie den Endanflug einleiteten. Als sie aufsetzten, hatte sich der Rest der Gruppe bereits im Frachtlift versammelt. Trin wartete mit dem Fuß auf dem Schließfach mit dem Eriesium. Yao lehnte an der Wand und kaute geistesabwesend wieder an seinem Nagel. Kel trug all seine "Menschenkleider": eine ungleiche Collage aus Sataball-Team-Swag, einen UEE-Schal und ein Sweatshirt mit dem beliebten Gag-Zitat ("I'm With Mom") aus einer zehn Jahre alten Fernsehserie.

 

Mags zog ihren Mantel an und stieg hinunter, um sich ihnen anzuschließen.

 

"Ich denke, wir sollten uns trennen, mein Kontakt kann sehr nervös sein." Mags griff nach dem Schließfach, aber Trin rührte sich nicht vom Fleck.

 

"Es bleibt bei mir."

 

"Ja, okay", sagte Mags und drückte den Liftknopf. Die Plattform zitterte und begann zu sinken. Sie drehte sich zu Kel um. "Erinnere dich, worüber wir gesprochen haben."

 

"Ich bin ein Freund. Nicht Sklave." Er antwortete mit einer sorgfältig geübten Tonlage.

 

Der Aufzug knallte auf den Boden. Die Gruppe lief auf die Luftschleuse zu, als die massiven Hangartüren begannen, sich kreischten zu schließen. Die Luft hatte einen würzigen Geschmack, wahrscheinlich war es Jahre her, dass sie die Reinigungsanlagen in den Hangars säuberten.

 

Sie gingen an einem Transparent vorbei, auf dem die "Regeln" der People’s Alliance umrissen waren. In jedem der Hangars hing eines davon, aber dieses war mehrfach genäht worden, vermutlich von den Leuten, die vorher Steine oder Flaschen durch das Schild warfen.

 

Yao huschte sofort weg, als sie hineinkamen, und begab sich in die Tunnel. Kel stürzte sich daraufhin auf die grobe Karte der verlassenen Bergbaustation und begann sofort in ein ziemlich einseitiges Gespräch mit einem Einheimischen, der zufällig in der Nähe stand. Mags, Trin und Ozzy fuhren mit dem Aufzug hinunter in das Hauptgeschoss.

 

Der Grand Barter war, wie üblich, lebhaft. Vorbeiziehende Händler schrieen jeden an, der zufällig in ihrer Augenlinie trieb. Bei der geringsten Rückmeldung stürzte sich der Händler auf ihn.

 

Die drei pirschten durch die Stände und wurden von Waren aus allen Ecken der UEE und darüber hinaus überschwemmt. Jeder Satz enthielt die Zusicherung von Qualität und Seltenheit.

 

Schließlich verließen sie ihn auf der andere Seite. Ozzy schubste einen besonders hartnäckigen Händler weg, und sie alle traten auf die Bar zu.

 

Das Café Musain war gesteckt voll. Eine Frachtermannschaft feierte lautstark in einem der Nebenräume und ließ nach einem Großauftrag deutlich Dampf ab. Der Rest des Platzes war voll mit Bergarbeitern, Einheimischen in selbstgemachter Kleidung und Durchreisenden, die für eine Rast und einen Drink Halt gemacht hatten. Die Barkeeper beeilten sich, die Gläser voll zu halten.

 

Mags musterte die Kabinen, die den Raum umgaben. Sie stieß Trin zu einer abgelegenen Kabine in der Ecke, in der ein Xi'an ruhig saß.

 

"Ozzy, meinst du, du könntest dich zurückhalten?" fragte Mags etwas zögerlich. Ozzy warf Trin einen Blick zu, der nickte. Er riß sich los und ging zur Bar.

 

Mags durchbrach die Menge in Richtung Xi'an, während Trin ihm folgte.

 

"Nyasēng's.uo S.oam", sagte Mags, als sie sich näherte.

 

Die Xi'an blickte auf.

 

"xē'sueren, Diebin Magdalena." Soahm lehnte sich zurück und nahm sich einen Moment Zeit, um Trin und das Schließfach zu begutachten. ".axyoa? Ich hoffe, es geht dir gut."

 

"Du weißt schon ... Höhen und Tiefen."

 

"Ich denke, ich kenne die Bedeutung." Soahm hielt seine Augen auf Trin gerichtet. "Was kann ich für Euch tun?"

 

"Ich bin froh, daß Du fragst."

 

Die beiden setzten sich.

 

 

 

 

 

Soweit Ozzy sagen konnte, waren zwar etwa ein Dutzend Personen bewaffnet, aber vielleicht drei von ihnen wirkten durchaus seriös. Zwei saßen allein an der Bar, aber so, wie sie den Raum absuchten, sahen sie wie Geier aus. Der letzte saß in der Nähe eines Hinterzimmers und versuchte, nicht so auszusehen, als würde er es bewachen.

 

Das war eine Angewohnheit, die er sich auf dem Quarterdeck angewöhnt hatte. Eine Angewohnheit, die sich jeder angewöhnt hatte. Man musste jeden Raum und jeden Augenblick beurteilen, um zu wissen, wer eine Bedrohung darstellte und wer nicht. Vielleicht war es ein wertvolles Training. Sicherlich war es nicht wert, dorthin geschickt zu werden, um es zu lernen.

 

Er leerte das Glas und winkte den Barkeeper zu einem weiteren.

 

"Ozzy Liska", sagte eine Stimme hinter ihm. Irgendwie kam ihm das bekannt vor.

 

Ozzy blickte zurück, als der blinde Jack Sticha auf den nächsten Hocker stieg.

 

"Hey, Jack, wie geht's?"

 

"Ich bin alt, ansonsten wie immer, weißt du."

 

"Jaja."

 

"Habe schon gehört, daß du wieder rauß bist.", sagte Blind Jack, als er für beide Drinks bezahlte. Wahrscheinlich mit der Kreditkarte eines Toten.

 

"Jupp."

 

"Und wieder mit Trin unterwegs."

 

"Jupp."

 

"Hab gehört, ihr zwei habt einen guten Coup gelandet."

 

Ozzy drehte sich zu Jack um und bereitete sich mental darauf vor, Jack notfalls die Klinge in seinen Hals zu rammen.

 

"Wo hast du das gehört?"

 

"Gerüchte, Junge." Der blinde Jack grinste und nahm einen Schluck. "Gerüchte findet immer den Weg zu mir."

 

"Dann weißt du auch die Antwort."

 

"Ich kann dir helfen." Blind Jack polierte den Rest seines Glases. "Ich helfe dir, es zu versetzen."

 

"Ich glaube, das haben wir im Griff", Ozzy blickte sich um, um zu sehen, ob irgendwo Jack's Leute lauern. Dort, irgendein großer, schlaksiger Drecksack, der an der Vorderseite postiert war.

 

"Schon gut." Der blinde Jack bestellte zwei weitere Gläser. Er stellte sie beide vor Ozzy auf. "Erstaunlich, daß du so erpicht darauf warst, wieder zu Trin einzusteigen, nachdem du rauskamst."

 

"Was soll das heißen?"

 

Der blinde Jack ließ sich vom Hocker fallen, achtete darauf, seine Hände frei zu halten, und lächelte.

 

"Nun, sie war doch diejenige, die dich vor dem Advokaten im Stich gelassen hat."

 

"Aha." Ozzy schaffte es, sich zwischen den zusammengebissenen Zähnen zu sammeln. Die Wut begann sich zu steigern. "Sie hatte also das Sagen bei den Titans? Ich dachte, es wäre deine Crew, Jack."

 

"Das war nicht mein bester Moment, Ozzy, aber du weißt ja, wie sie werden kann", sagte der blinde Jack mit einem Achselzucken. "Sie hat dieses Temperament, das sie wirklich überzeugend macht. Das Angebot steht noch immer offen, wenn Du zurückkommen willst. Familie ist eine Sache, aber das Crew ist eine andere. Denke darüber nach."

 

Blind Jack ging auf den schlaksigen Handlanger in der Ecke zu und sie verzogen sich.

 

Ozzy drehte sich um und sah sich den Stand in der Ecke an, als Trin das Schließfach aufhob. Sie blickte um die Bar herum, bevor sie sie öffnete. Ihre Augen trafen sich mit denen von Ozzy. Sie grinste und blickte dann zurück zum Xi'an.

 

 

 

 

 

Mags hatte Soahm noch nie so beeindruckt gesehen. Als ehemaliger Polizist im Xi'an-Reich arbeitete er nun als Sicherheitsberater für denjenigen, der sein Honorar bezahlen würde, aber er war stolz auf seine Souveränität.

 

"Du hast dich selbst übertroffen, Magdalena", war alles, was er immer wieder wiederholte, während er das Eriesium untersuchte.

 

"Komisch . . ." sagte eine Stimme hinter ihnen. Mags, Trin und Soahm drehten sich um und sahen Arno und Osane an den Tisch treten. "Wir dachten dasselbe."

 

übersetzt von Picollo

Verbesserungsvorschläge ? Nur zu ! :)

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