Zum Inhalt springen

Spectrum Dispatch

  • Beiträge
    36
  • Kommentare
    11
  • Aufrufe
    29.996

Mitwirkende

Drifters (Part One)


Picollo

1.324 Aufrufe

Anmerkung vom Verfasser des Originals David Haddock: Drifters: Teil Eins wurde ursprünglich in Jump Point 5.1 veröffentlicht.

https://robertsspaceindustries.com/comm-link/serialized-fiction/17794-Drifters-Part-One

 

 

 

Vor etwa fünf Minuten riß ein EMP seine Retaliator, die Echo-Calling, aus dem Quantum Flug. Fünf Schiffe, eine Freelancer und vier Raumjäger, die wie mit Klebeband, Klebstoff und bösen Absichten zusammengeflickt, in Angriffsformation warteten. Der Hinterhalt hatte ihn überrascht. Sie hatten diese Route wochenlang ausgekundschaftet, um eben genau das vermeiden. Was aber die Angreifer überraschte, war, daß die Echo noch immer Waffen und Schilde hatte. Nickels hatte sich endlich einmal dazu durchgerungen, einen Backup-Reaktor zu installieren, sodaß die Triebwerke der Echo, obwohl vom EMP betroffen, immernoch mehr als fähig waren sie aufzumischen. Diese kleine Tatsache ließ ihre Angreifer innehalten.

"Cap! Zwei weitere Kontakte Achtern, driften um dreißig Grad nach unten.", rief Nickels von seinem Terminal aus.

 

"Deaktiviere Deine Waffen, werfe die Ladung aus und lasse Dich dann abtreiben", sagte der Sprecher der Angreifer über Funk. Von der Erscheinung im Hintergrund des Cockpits ausgehend, schien er die ramponierte Freelancer zu fliegen. Wahrscheinlich ihr Anführer ... oder derjenige, der die Gemeinschaftsbälle dieser Woche austrägt. Reynolds erkannte ihn nicht, aber wer auch immer das war, wußte alles Wichtige über die Echo, insbesondere was sie transportierte.

 

"Hören Sie mir zu", Reynolds richtete seinen Blick direkt in die Kamera. “Sagen wir, Du nimmst uns auf die schnelle hoch und Du weißt wen Du hier bestiehlst. Wirklich? Du handelst dir eine Menge Ärger ein.

 

Der Sprecher zögerte. Es war nur ein Moment, in dem die Fassade aus Mut und Stärke nachließ. Nur ein Funken, aber Reynolds überlebte nur deswegen, weil er genau diese Dinge bemerkte.

 

"Gebe die Ladung frei und vierziehe Dich." Die Fassade war wieder in voll da.

 

"Das wird nicht passieren." Reynolds blickte auf seine Bildschirme. Vielleicht eine Minute, bis die Triebwerke wieder online waren. Er schaltete auf das interne Kommunikationsnetz der Echo um. "Wie sieht's aus, Leute?"

 

 

 

 

Im obersten Geschützturm starrte O'Neil entsetzt auf die kreisenden Schiffe. Es dauerte eine Sekunde, bis ihm klar wurde, dass Reynolds' Frage ihn mit einschloss.

 

“Oberes Geschütztürm geladen und entsichert” schaffte er hinauszustottern. Der Schweiß rollte an seinem Gesicht herunter und in seine Augen. Instinktiv versuchte er, ihn wegzuwischen, aber seine Hand schlug immer wieder auf das Visier seines Anzugs. Er blinzelte heftig, als er hörte, wie Reynolds sich mit demjenigen stritt, der sich auf der anderen Seite der auf ihn ausgerichteten Geschütze befand.

 

"Sei nicht bescheuert, Mann. Du musst hier heute nicht sterben", sagte der Captain der Freelancer.

 

"Mit dem, was du hast?" erwiederte Reynolds.

 

"Flieg weg. Fliege einfach weg . . ." O'Neil murmelte vor sich hin. Seine Hände begannen zu zittern.

 

 

 

 

“Unterer Geschützturm bereit, Cap. Wann immer Sie diese Bitches hochgehen lassen wollen", antwortete Frears über das Funkgerät, während er seinen Blick ruhig durch die Schiffe in seinem Schussfeld schweifte.

 

"Was ich habe, sind fünf Raumschiffe gegen Deines. Rechne es Dir aus", antwortete der Captain der Freelancer. Dieser Kerl gab nicht auf.

 

"Was Sie haben, ist ein aufgeblasener Abschlepper und ein Haufen unfähiger Piloten".

 

Frears kicherte. Wer auch immer diese Idioten waren, sie waren Schwächlinge gewohnt, die ihre Ladung beim ersten Anzeichen von Ärger abwerfen würden. Diesmal haben sie sich die falsche Crew ausgesucht.

 

Da bemerkte er einen Fleck auf der Rückseite seines Helms, der an seinen Füßen verstaut war. Er nahm seine Augen von den Idioten draußen ab, um genauer hinzusehen. Ein Fleck aus Motoröl. Der Hurensohn, dachte er. Nickels muss ihn anprobiert haben. Seit er seine Credits für den neuen CDS-Anzug rausgeworfen hatte, kreiste die Besatzung wie Geier darüber.

 

 

 

 

Zurück im Cockpit der Echo, Reynolds erhielt Berichte von den übrigen Stationen. Die Antriebe fuhren hoch und sollten in dreißig Sekunden einsatzbereit sein. Dieser Freelancer-Kapitän wollte offensichtlich keinen Kampf, sonst hätte er schon das Feuer eröffnet. Reynolds brauchte nur genug Zeit, um mobil zu werden. Sobald sie in Bewegung waren, konnten sie alles, was der Gegner gegen sie aufbrachte , lange genug wegstecken, um von dort wegzukommen.

 

"Das ist das letzte Mal, dass ich frage. Du weißt, was wir wollen." Der Captain der Freelancer wirkte so bedrohlich wie er konnte.

 

"Sie wiederholen sich", antwortete Reynolds. Seine Augen waren auf seine Anzeige gerichtet, er beobachtete den Anstieg des Leistungsmessers der Maschinen und wartete darauf, dass gerade genug Leistung vorhanden war, um sich in Bewegung zu setzen.

 

"Sie machen ihre Raketen scharf!" rief Nickels plötzlich.

 

O'Neils Geschützturm schwang bereits auf ihn zu.

 

"Warte", forderte der Captain der Freelancer.

 

Da platzte alles heraus.

 

 

 

 

Der Raum erhellte sich durch den Austausch von Laserstrahlen und Kugeln. Der erste Schußwechel war verheerend. Die Echo wurde durch den Sturm des eintreffenden Feuers beschädigt, aber seine Schilde und seine dicke Panzerung hielten den tödlichen Schlägen des ersten Angriffs stand. Mit dem Gegenfeuer der Retaliator ging die 300 als erste hoch, zerfetzt von O'Neils Turmfeuer.

 

Die Freelancer feuerte eine volle Ladung Raketen ab. Die Triebwerke der Echo erwachten plötzlich zum Leben, und der massive Bomber erwachte und setzte Gegenmaßnahmen ein. Die Geschütztürme konzentrierten das Feuer auf die Freelancer, zerstückelten die Schilde und feuerten eine Reihe von Schüssen durch dessen Cockpit, bevor es reagieren konnte.

 

Die Echo taumelte und drehte sich, von Jägern umschwärmt, vom Verlust ihres furchtlosen Anführers nicht abgeschreckt. Laserfeuer sprühte aus seinen Türmen, drehte wunderschöne Pirouetten durch den Raum, bis eine durchschlagende Rakete die Schilde schwächte und das Cockpit der Echo vernichtete. Die wunderschönen Ausweichmanöver der Retaliator verwandelten sich in eine Todesspirale, und die Jägerpiloten stürzten sich auf ihr Ziel. Der letzte verbliebene Geschützturm zerstörte den letzten Jäger kurz bevor eine Explosion die Echo in zwei Hälften riss.

 

Dann, Stille. Die massiven Raumschifffragmente drifteten leise an ihren Platz. Gelegentliche sekundäre Explosionen aus Bereichen der Schiffe, die noch unter Druck standen, platzten und schleuderten die letzten Sauerstoff- und Flammenmengen in den Weltraum.

 

Und dann war es wieder ruhig im Weltraum.

 

 

 

 

Ein Lichtpunkt, der zunächst nicht von einem Stern zu unterscheiden war, wuchs langsam und näherte sich schließlich so weit, daß er als Schiff erkennbar war. Kritiker hatten die Constellation 2918 bekanntlich als "den einen Fehltritt in der stolzen Abstammungslinie von RSI" bezeichnet, und es war für viele schwer dagegen zu argumentieren. Die Rumpfbeplankung der Gondeln war oft falsch dimensioniert, wodurch seltsame Lücken entstanden, aus denen das Glühen des Motors schien. Irgendwie flog diese 2918 Connie immernoch, obwohl sie so aussah, als hätte das Universum nicht zumindest verucht, sie zu beseitigen.

 

Das Schiff trieb langsam auf das sich ausbreitende Schlachtfeld zu. Retro-Triebwerke pulsierten sanft, um es zum Stillstand zu bringen.

 

Magdalena "Mags" McCann entfernte sich von der Navigationsstation auf dem Deck und trat an die Vorderseite des Beobachtungsfensters. Gekleidet in Pyjama, Bademantel und Raumschiffstiefel (sie hasste kalte Füße), schwenkte sie ihren Löffel um ihre Schüssel und jagte einige verbliebene RumblePops-Getreide, die sich in den trüben Tiefen zuckerhaltiger Milch versteckten. Kennelworths "Where We Go" dröhnte über die blechernen Lautsprecher der Brücke.

 

Mags blickte über die gewaltige Zerstörung, zermalmte den letzten RumblePop in ihren Mund und grinste.

 

"Ach, wie süß."

 

 

 

 

Im Inneren der Harlequin war Kennelworths einzigartige Marke von Gutbucket Rock nicht auf die Brücke beschränkt; es wurde zum Nutzen aller das ganze Schiff beschallt. Während die Außenseite der angeschlagenen Connie rau aussah, sah die Innenseite noch noch viel schlimmer aus. Zufällig ausgefranste Drähte baumelten an freiliegenden Verkleidungen, die mit Kaugummi und Klebeband zusammengeklebt waren. Um ein besonders klaffendes Loch in der Wand war ein Kreis gezeichnet, um den in der Nähe hilfreich "Don't Touch" geschrieben stand. Im Inneren des Lochs funkte sporadisch etwas.

 

Die Musik verschwand abrupt aus der Sprechanlage. Mags räusperte sich.

 

"Hallo, alle zusammen. Tut mir leid, euch zu stören. . .”

 

In einer der Schlafkojen durchwühlte Honan Yao einen Beutel mit weggeworfenen Ampullen und suchte nach einem, das noch ein bisschen flüssiges in sich hatte. Er steckte alle potenziellen Kandidaten in seinen Hypo, um den Füllstand zu überprüfen, aber nichts.

 

"Ich weiß, dass die Dinge seit meiner Übernahme etwas schwierig waren." Mags' Stimme hallte aus dem winzigen Wandlautsprecher. Yao war aber zu sehr auf seine Suche konzentriert, um sich darum zu kümmern. Seine Gedanken begannen zu alternativen Injektionsmethoden abzudriften, für den Fall, dass dies am Ende ein Reinfall werden würde. Keine der Lösungen war ideal, aber verzweifelte Zeiten …

 

Schließlich warf er die Tüte beiseite. Er überlegte in die Technik zu gehen, aber aufstehen mußte er- Dann traf es ihn …

 

Yao ging in ein anderes Abteil und holte seine alte medizinische Feldtasche heraus.

 

Ein Erfolg. Zumindest für einen Schuß. Sein Adrenalinspiegel begann zu steigen, als er die kleine Ampulle mit der tintenschwarzen Flüssigkeit schnell in das Hypo steckte.

 

"In den letzten Wochen haben wir -" Yao schaltete den Lautsprecher aus und lehnte sich zurück. Als das WiDoW seinen Kreislauf eintrat, war es, als ob er in einen Abgrund aus warmen Kissen gefallen wäre.

 

Und er begrüßte es, weil er jetzt vergessen konnte.

 

 

 

 

Wie der Rest des Schiffes hatte auch der Frachtraum schon bessere Tage gesehen. Die weite offene Fläche war genau das, weit und offen. Nur ein einziger Container enthielt tatsächlich Bergungsgut, aber selbst für die Bergung war es nur Schrott.

 

Kel hat ihn trotzdem durchsucht. Er bewegte sich methodisch durch jedes Stück und untersuchte jeden Millimeter auf strukturelle Integrität, Potenzial für Ersatzteile und elementare Zusammensetzungen. Der Banu war an einer der besten Bergbau Soulis (Gilde) im Protektorat ausgebildet worden. Der Essosouli (Zunftmeister) selbst hatte sich sogar zu Kels scharfsinnigen Beobachtungsfähigkeiten geäußert und behauptet, Kel habe das Potenzial, innerhalb der Gilde zum Meister aufzusteigen.

 

Als der frühere Kapitän der Harlekin ihn von den Souli angworben hatte, war er ein wenig enttäuscht, seine fortgeschrittenen Studien zu unterbrechen, aber er wollte nicht darauf verzichten, mit echten Menschen zu reisen.

 

Er holte eine zerbrochene Lampe aus dem Behälter und betrachtete die ausgefransten Drähte, die heraustraten.

 

"...jedenfalls habe ich etwas, das alles verbessern könnte. Kommt auf die Brücke."

 

Kels Augen haben geleuchtet. Er legte die Lampe sanft hin ‘müsste innen komplett neu aufgebaut werden, aber die Struktur war zumindest ästhetisch ansprechend’ und hüpfte zur Brücke hinauf.

 

 

 

 

Eine Batterie klappte in eine kleine Handfeuerwaffe. Der Handgriff brummte kurz, als die Waffe Energie bekam und Munitionszähler anstieg. Trin "Dropshot" Liska steckte die Pistole in ihren Hosenbund und ging hinüber zu ihrem Spind. Als kleine, gedrungene Frau Anfang dreißig, war jeder Augenblick des Kampfes in ihrem Leben in jeden finsteren Gesichtsausdruck und in jede Tätowierung auf ihrem Körper eingebrannt. Selbst auf den ersten Blick war es also offensichtlich, dass sie einfach viel Scheiße durchgemacht hatte.

 

Sie zog die schwere ballistische Kanone aus dem obersten Regal heraus. Das Wort "Diplomatie" war in den Lauf geritzt worden. Sie überprüfte den Lauf und durchwühlte dann die Magazine auf dem Regal, bis sie ein vollgeladenes fand, rammte es rein und lud einmal durch.

 

Ihr Bruder Ozzy beobachtete sie von seinem Platz an der Reling im Maschinenraum aus. Sein Bein hüpfte schnell auf und ab, das einzige äußerliche Anzeichen für irgendwelche Emotionen. Ebenso leer und wütend teilte er die gleiche Litanei von Narben und Tätowierungen wie seine Schwester. Beide teilten sich Rudel-Tattoos der Souther Titans, einer zerlumpten Bande, die angeblich als Ableger der "Tooth & Nails on Spider" angefangen haben soll, aber für viele klang das wie Bockmist. Ozzy hatte nur drei blutende Narbentattoos, was auf drei Jahre "Rauben und Herumlungern" hinweist, während Trin ganze Acht hatte.

 

Zu seinem Unglück hatte er Tätowirungen von QuarterDeck (Knastanlage), die seine Schwester nicht hat.

 

Die Stimme von Mags überwältigte kaum das laute Wimmern des massiven Antriebs des Schiffes.

 

"Ja, so aufregende Zeiten. Ich sehe euch Jungs hier oben."

 

Trin sah ihren Bruder an. Er sprang von der Reling, als sie ihm eine weitere Pistole zuwarf, und sie machten sich auf den Weg nach oben.

 

 

 

 

Mags untersuchte die Anzeige auf dem Terminal, wobei die Trümmerfragmente sorgfältig markiert und nach Priorität geordnet wurden. Kel stand am vorderen Fenster auf und rief aufgeregt, was er sah.

 

Die Tür zur Brücke zischte auf. Mit einem kurzen Blick zurück sah Mags Trin an der Wand sitzen.

 

"Hey Trin, ist der Doc auf dem Weg nach oben?" fragte sie, während sie ein paar Markierungen anbrachte.

 

"Da! Dort!" rief Kel und wies auf einige Trümmer hin. "Energiezellen. Sehr geringer Verschleiß. Ganz frisch. Sehr frisch."

 

Trin warf einen Blick auf das vordere Fenster. Die zerstörte 300er befand sich in dem Moment genau davor.

 

"Was geht hier vor?", fragte sie.

 

"Heute ist unser Zahltag." Mags konnte ihre Aufregung kaum zügeln, als sie einige weitere Fragmente auf ihrem Terminal markierte. Trin schielte auf ihren Hinterkopf. Ozzy ging auf die andere Seite der Brücke, die Pistole locker an seiner Seite gehalten.

 

"Ja? So wie der letzte?" erwiderte Trin.

 

"Hör zu, ich habe mich dafür entschuldigt, okay?"

 

"Entschuldigungen füllen mein Konto nicht auf."

 

"Mein Hehler hat geschworen, er ..." Mags drehte den Kapitänsstuhl, um sich ihr zuzuwenden während sie sprach. Ihre Sprache verging allerdings, als sie Trin und Ozzy sich in Stellung bringen sah. Sie schaute zwischen den beiden hin und her. Ozzy hielt die Pistole außer Sichtweite, aber seine Hand zu verstecken war ebenso offensichtlich.

 

"Was geht hier vor, Trin?"

 

"Wonach sieht es denn aus?" erwiderte Trin.

 

"Sieht aus, als wärst du am selben Ort, an dem du gestanden hast, bevor wir Malcolm aus der Luftschleuse geworfen haben."

 

"Tolles Gedächtnis", sagte Trin und kicherte. Sie kratzte sich mit der Hand, die die Diplomatie hielt, ein Jucken an der Lippe.

 

"Jungs, im Ernst. Ich bin erst seit etwa zwei Monaten verantwortlich." Mags setzte sich in den Stuhl zurück und blickte beiläufig auf einen Bildschirm. Innerlich rang ihr Verstand nach einer Art Ausweg. Das Letzte, was sie tun wollte, war, die Situation unnötig eskalieren zu lassen; sie hatte gesehen, wie Dropshot viele Leute umbrachte. Kel war leider zu sehr damit beschäftigt, aus dem Fenster zu klaffen, um eine große Hilfe zu sein. "Du musst mir eine Chance geben."

 

"Bevor Malcolm die Leere berührte, sagtest Du, es würde anders werden." Trin trat vor, während sie sprach. "Das ist es, was Du uns gesagt hast. Weniger Aufsehen, mehr Erfolg."

 

"Sei still und smart, das hat sie gesagt, Schwesterchen." Ozzy beschloss schließlich, sich einzumischen.

 

"Danke, Oz. Du weißt, wie mein Gedächtnis reagiert, wenn ich verärgert bin." Sie wandte sich wieder Mags zu. "Der Punkt ist, die Scheiße hat sich nicht geändert." Es herrschte eine hässliche, angespannte Stille ... außer:

 

"XT-20-Rumpf. Nein. Schlechter Zustand. Sehen Sie sich die Versenkungen an. Unbrauchbar." brüllte Kel im Hintergrund, bevor er sich schließlich umdrehte. "Ich würde nicht . . ."

 

Da wurde ihm endlich klar, was los war. Ozzy brachte die Pistole in Sichtweite, so daß der Banu nicht auf dumme Gedanken kam. Trin räusperte sich.

 

"Wie auch immer, hier sind wir nun und vegetieren immer noch rum, ohne etwas vorzuweisen zu haben."

 

 

 

 

”Der Doc kriegt mich nicht mal mehr richtig high.” murmelte Ozzy. Trin schüttelte enttäuscht den Kopf.

 

"Okay. In Ordnung." Mags erhob sich langsam mit erhobenen Händen. "Wir können Deine Probleme lösen und weitermachen."

 

Trin lächelte.

 

"Ja . . ." Sie trat vor und hob ihre Waffe.

 

"Warten!" rief Kel, als er vorwärts taumelte, wobei er auch die Hände ausstreckte. Trin blieb stehen. Mags erhob langsam die Augen und sah sich um, angenehm überrascht, dass das Paar tatsächlich auf den Banu gehört hatte. Kel wartete ein paar Augenblicke und überlegte seine Worte sorgfältig, bevor er sprach. Schließlich:

 

"Ich weiß, ich nur Schiffssklave."

 

Mags sackt zusammen.

 

“Du bist nicht unser Skalve, Kel” sagte sie mit einem Seufzer.

 

“Ja, ja", winkte Kel sie ab und fuhr fort. "Captain Mag viel besser als der alte Captain. Sie will Geld wie wir. Der alte Captain mag auch Geld und wir mögen Geld."

 

"Häh?" murmelte Ozzy, als er Trin ansah.

 

"Aber Captain Mag hört zu. Der alte Captain nie spricht mit uns. Schreit nur." Kel ging vorwärts, als er sprach, und flehte Trin fast an. "Captain Mag hilft Trin Liska. Der alte Kapitän geht nicht durch Hölle, um Ozzy Liska zu holen. Captain Mag tut."

 

Mags nickte ein wenig zustimmend. Sie hätte beinahe Kels kleine Rede verpasst, als sie versuchte, herauszufinden, ob sie immer noch eine Pistole auf der Brücke versteckt hatte. Damals, als Malcolm die Show leitete, fühlte sie sich nie sicher, wenn sie mehr als drei Schritte von einer Waffe entfernt war.

 

"Wir müssen Captain vertrauen", sagte Kel schließlich. Er ging zu Mags hinüber. "Wir vertrauen, und gute Dinge kommen."

 

Dann klopfte er ihr auf die Stirn. Mags weichte aus. Vor drei Wochen hatte Kel bei einer Transferstation gesehen, wie ein Vater seine Tochter sanft auf den Kopf klopfte, bevor er sie zum Spielen wegrennen ließ, seitdem macht er das immer.

 

Es war süß . . . aber irgendwie nervig.

 

Das Wichtigste war, dass es bei Trin zu funktionieren schien. Sie hatte Mags nicht erschossen, also war das schon ein Sieg. Ozzy warf einen Blick auf Trin und suchte nach dem Startschuss für das Schießen. Trin blickte aus dem vorderen Fenster auf die zerstörte 300er.

 

"Das ist also die große Neuigkeit? Ein Kampfjet?"

 

Mags machte eine große Show, während sie ihre Hände offen zeigend nach dem Steuerknüppel griff. Sie zog das Schiff sanft nach unten und enthüllte das Wrackmeer: die Retaliator, die Freelancer und den Rest der Raumschiffe.

 

Dieser Anblick ließ Trin und Ozzy innehalten, als sie die gewaltige Zerstörung bestaunten. Sie starrten für einige Augenblicke schweigend, senkten aber ihre Waffen nicht.

 

"Also . . ." sagte Mags schließlich. "Können wir an die Arbeit gehen?"

 

 

 

 

Der Innenraum der Harlequin berstete vor Aktivität. Der Boden quietschte auf und gab den Blick auf das darunter liegende Cockpit des Merlin frei. Trin führte einige abschließende Systemprüfungen an dem Snub durch und füllte den Treibstoff nach. Ozzy begann, die letzten Teile seines Flight Suits anzuziehen, als er sich dem offenen Cockpit näherte. Er setzte seinen Helm auf und schlüpfte ins Cockpit.

 

"Auf geht's, auf geht's. Wir müssen anfangen zu schneiden, bevor noch jemand hierüber stolpert", übertrug Mags' Stimme die blecherne Gegensprechanlage.

 

Ozzy schlug zweimal auf das Armaturenbrett des Cockpits, um zu signalisieren, dass er bereit war. Die Raumvertäfelungen krächzten, bis die Merlin außer Sichtweite war. Trin schaltete die Comm ein.

 

"Der Vogel fliegt."

 

Sie machte sich mit den anderen EVA-Anzügen auf den Weg zum Lagerraum. Kel war bereits angezogen und überprüfte seine Werkzeuge sorgfältig und dreifach.

 

Trin zog ihren Anzug aus dem Behälter und knallte ihn auf den Boden. Sie überprüfte ihn noch einmal kurz auf Risse oder Einstiche, bevor sie anfing, ihn anzuziehen.

 

"Wie siehts aus, Kel?"

 

"Gut vorbereitet, Trin Liska." Kel wechselte sorgfältig und fachmännisch jedes Werkzeug im Feldkasten. "Werkzeuge bereit sind."

 

Trin versiegelte ihren Anzug und warf sich eine Schrotflinte über.

 

"Meins auch."

 

 

 

 

Auf der Brücke saß Mags immer noch auf dem Captains-Chair. Seit der unterbrochenen Meuterei war sie damit beschäftigt, die Harlekin für den einfachen Einsatz und die Bergungder Wrackteile zu positionieren. Sie sah zu, wie Ozzy's Schiff gemächlich an den Rand des Wrackfeldes flog und eine weiträumige Suche begann.

 

Ohne Vorwarnung kippte ihr Magen um. Dieser Moment des Innehaltens beim Blick auf die weit entfernte Merlin reichte aus, um die Anspannung der Situation, der sie knapp entgangen war, schwinden zu lassen.

 

Sie klappte auf dem Stuhl ein und versuchte zu verschnaufen. Es war bei weitem nicht das erste Mal, dass sie eine Pistole im Gesicht hatte, aber da war etwas in diesem Moment ... es gab eine Endgültigkeit, als wäre ihr das Glück endlich ausgegangen, die sie erschaudern ließ.

 

Vielleicht könnte sie flüchten. Warten Sie, bis Trin sich abgesetzt hat, dann einfach davon. Ozzy war ein großartiger Pilot, aber er konnte es wahrscheinlich nicht mit der Harlequin aufnehmen und überleben. Im schlimmsten Fall konnte sie ihn so weit schlagen, dass sie ihm entkommen konnte. Das würde bedeuten, dass sie Kel wahrscheinlich verlassen müsste, was unfair erschien. Doc... Sie war sich nicht sicher, wie er reagieren würde…

 

"Hey", sagte eine schläfrige Stimme.

 

Mags riss sich zusammen und drehte sich wieder zur Schalttafel um, als Yao auf die Brücke schlurfte und in einen der Sitze kippte.

 

"Doc . . ." Sie öffnete ein weiteres Scan-Fenster an ihrem Terminal und versuchte, beschäftigt auszusehen. "Sie haben eine interessante Diskussion verpasst."

 

"Wann war das?" fragte Yao mit einem Gähnen.

 

"Vor ein paar Stunden", blickte Mags ihn an, unsicher, ob er sich mit ihr angelegt hatte. Er sah wirklich ignorant aus. "Ich habe dich angerufen, habe alle angerufen."

 

"Richtig . . ." Er schnippte mit den Fingern und nickte. "Das war heute?"

 

"Ja . . ."

 

"Das ist cool", Yao tippte mit seinen Fingern auf sein Terminalfenster und weckte es aus dem Schlaf. Sie tanzten über den Bildschirm und wählten geschickt eine Reihe von Ordnern und Programmen aus. Er startet eine Episode von "Lost Squad". "Worüber habt Ihr gesprochen?"

 

"Oh ja. Trin war ziemlich sauer."

 

"Du wusstest es?"

 

"Sicher."

 

"Danke für die Vorwarnung, Doc."

 

"Komm schon, Mags. Trin ist nicht so gut darin, ihre Gefühle zu verbergen." Er setzte sich wieder auf seinen Platz, völlig zufrieden, dass das Problem gelöst war.

 

"Ich habe auch einen Job für uns gefunden", offenbarte sie schließlich.

 

"Cool. Und wo?" sagte er faul. Er war zu sehr auf den Film fixiert.

 

"Hier ..." sie schaute Yao an. Er hatte den Film nicht aus den Augen gelassen. "… Wir machen es."

 

Yao nickte und drückte den Daumen hoch.

 

Die Comm der Luftschleuse quietschte.

 

"Wir verlassen jetzt die Luftschleuse", sagte Trin. Mags konnte Kel im Hintergrund aufgeregt reden hören.

 

"Verstanden. Wir haben Euch verstanden."

 

Mags hat die Verbindung unterbrochen. Trin klang wieder normal, als wäre der Vorfall von vorhin nie passiert. Mags wusste, dass sich dieser Job auszahlen würde und dass sie gleich danach schnell etwas organisieren musste. Sonst wäre sie wieder in der gleichen Situation. In der Zwischenzeit erkannte sie, daß sie wahrscheinlich wieder anfangen sollte, Waffen auf dem Schiff zu verstecken.

 

Yao begann sanft zu schnarchen.

 

 

 

 

Trin und Kel traten in die Leere. Manche Leute verwirrt der Moment, wenn die Schwerkraft wegfällt. Für sie ist die Schwerkraft Sicherheit. Eine Fessel, die sie an Ort und Stelle hielt. Der Mangel hat Trin nie gestört. Sie war immer amüsiert, wenn sie andere darüber jammern hörte. Es war ein Gespräch, das sie immer dann führte, wenn sie auf einem Planeten war. Gerade viel ihr ein, daß sie das Gespräch noch nie auf einer Station geführt hatte. Sobald die Leute festen Boden unter den Füßen, fangen sie an darüber nachzudenken. Sie hat es nie verstanden.

 

Trin hatte nicht diese Art von Angst. Es war nicht aus einer angeborenen Härte heraus, sondern aus dem Bewusstsein heraus, dass der Weltraum ständig versuchte, dich zu töten. Das war nur etwas, das man entweder akzeptierte oder nicht. Trin hatte zu viel Zeit ihres Lebens damit verbracht, herauszufinden, wer noch versucht hatte, sie zu töten. Sogar in ihrer besten Zeit bei den Titanen musste sie sich zu viel mit Kopfgeldjägern, Advokaten, ganz zu schweigen mit ihrer eigenen Crew, auseinandersetzen, um sich überhaupt über den Weltraum Gedanken machen zu können. Darauf konnte sie sich immer verlassen.

 

Die massive Hülle der Retaliator hatte sich selbst in eine ziemlich heftige Drehung versetzt. An Bord zu gehen, geschweige denn sie zu bergen, wäre so gut wie unmöglich, es sei denn, man würde die Drehung verlangsamen.

 

Trin passte ihren Rucksack an und begann, sich der Drehgeschwindigkeit des Wracks anzupassen. Sie pulsierte die EVA-Triebwerke, um sich immer näher und näher an das Wrack heranzudrücken, bis sie in der Lage war, es zu bergen. Trin zog sich an den Rumpf und aktivierte ihre Magnetstiefel zum anzukoppeln. Sie grub eine ihrer speziell angefertigten tragbaren Ferntriebwerke aus ihrem Koffer und aktivierte die magnetische Versiegelung, um sie an dem gesprengten Metall zu befestigen.

 

Kel arbeitete hart am anderen Ende der Trümmerstücks und tat das Gleiche. Als er fertig war, winkte er Trin herunter und drückte enthusiastisch den Daumen nach oben.

 

"Du kannst auch einfach die Comm benutzen, Kel."

 

"Entschuldige, Trin Liska." antwortete er schnell und drückte erneut begeistert den Daumen nach oben.

 

 

Trin aktivierte ihr Mobi und schloss sie an die Schnittstelle an, die die Fernsteuerung der Triebwerke steuerte. Sie hatte diese in ihrem früheren Leben gebaut, und obwohl sie nur eine begrenzte Menge an Treibstoff hatten, hatten sie doch eine gewisse Antriebskraft. Sie neigten jedoch auch dazu, zu explodieren.

 

Sie steuerte die Triebwerke gegen die Rolle und schließlich verlangsamte sich die Tali. Als sie schließlich zum Stillstand kam, holte Kel sein Bergungsgerät heraus und brach es auf.

 

"Alles klar bei dir, Kel?"

 

"Gut, ja, ok."

 

"Ich überprüfe den Laderaum", sagte sie, als sie ihre Schrotflinte auspackte.

 

"Gut, ok."

 

Trin hielt ihre Diplomatie hoch und verschwand durch ein klaffendes Loch in der Seite.

 

Kel sah zu, wie ein Stück eines Geschützturms langsam vorbeischwebte. Ein Paar Hände griffen noch immer nach den Abzugknüppeln. Kel starrte sie einen Moment lang neugierig an, zündete dann den Schneidbrenner an und machte sich an die Arbeit.

 

 

 

 

Die Hallen der Retaliator waren ein zertrümmertes Labyrinth aus verdrehtem Metall. Trin schwebte vorsichtig durch die Gänge und fegte die Schrotflinte hin und her. Aufgrund der Zerstörung war es unmöglich, dass hier drinnen etwas hätte überleben können, aber sie ging kein Risiko ein.

 

Sie bewegte sich vorwärts, Meter für Meter, kontrollierte die Ecken und war auf alles vorbereitet. Sie driftete zurück in ihre Tage bei den Titanen. Während sie allen möglichen Unfug trieben, konzentrierten sie sich in erster Linie darauf, Schiffe zu zerhacken. Als Hauptverantwortliche im Rudel war es ihre Aufgabe, kampfunfähige Schiffe zu entern, alle Überlebenden zu töten und dann genug Reparaturen durchzuführen, um sie zum Fliegen zu bringen.

 

Dieses Schiff flog definitiv nie wieder irgendwo hin. Sie kam an einigen Mannschaftsschränken vorbei und öffnete jeden einzelnen. Nichts als Reserveanzüge.

 

"Natürlich . . ." murmelte sie vor sich hin.

 

Vorne beugte sich der Flur nach links. Dort sollte es ein Schott und dann eine Tür zur Frachtabteilung geben. Trin hoffte, dass das, was diesen Kampf auslöste, es wert war. Als sie sich der Kurve näherte, nahm ihre Taschenlampe in der nächsten Abteilung des Schiffes eine Form auf.

 

Sie ließ ihre Waffe darauf gerichtet und richtete eine Schussposition hinter dem Türrahmen ein. Bei näherem Hinsehen war es höchstwahrscheinlich ein Mensch. Der EVA-Anzug, den er trug, war makellos, wie einer dieser neuen CDS-Anzüge. Sie aktivierte die Com ihres Anzugs.

 

"Generalruf. Gibt es Überlebende der Retaliator? Identifizieren Euch."

 

Die Form schwebte einfach da. Keine Bewegung.

 

Trin griff nach einem schwebenden Metallstück und schleuderte es auf den Körper. Es prallte am Bein ab.

 

Immer noch nichts.

 

Sie schoss ihm eine Kugel in den Rücken. Die Druckwelle wirbelte den Körper herum und enthüllte das blasse, gefrorene Gesicht eines der Schützen. Er schien nicht in der Lage zu sein, seinen Helm aufzusetzen, bevor das Vakuum ihn erwischte.

 

"Jemanden gefunden?" rief Mags über die Com.

 

"Nein", antwortete Trin, als sie eine weitere Patrone in ihre Schrotflinte lud und vorrückte. Sie fegte die Leiche zur Seite, um ein kleines Eingangspaneel freizulegen, das in den Frachtraum führte. Interessanterweise war das Panel mit einer Art Notstromversorgung verkabelt.

 

"Oh, hallo." Trin hängt sich die Flinte um und grub sich durch einen Beutel für ein Schnittstellenkabel. Sobald ihr mobiGlas und die Tür verbunden waren, startete sie das Programm Knock², um ein voreingestelltes Hacking-Protokoll auszuführen. Nach einigen Sekunden wurde das Panel grün. Die Tür stieß einen Teil der eingeschlossenen Atmo aus, als sie anfing, aufzugehen.

 

Trin hatte ihre Schrotflinte hochgehalten und sicherte sich ab, bevor sich die Tür öffnete. Sie trat sich vom Boden ab und schwebte in den Frachtraum der Tali. Ein Schwenken der Taschenlampe genügte ihr, um eine sehr unangenehme Wahrheit zu entdecken.

 

Sie war leer.

 

"Denn natürlich ist sie . . ."

 

Trin sicherte ihre Schrotflinte und legte sie sich um, bevor sie ihre Com aktivierte. "Tali ist sauber." Trin drehte sich zum Ausgang, als sie einen Blick auf etwas erhaschte, das in der Dunkelheit taumelte. Sie zog ihre Taschenlampe, um nachzusehen. Es handelte sich um ein Schließfach, wie eines dieser militärischen Schließfächer, die sie auf diesen Fachsendungen gesehen hatte.

 

Sie schnappte ihn sich und überprüfte die Schließung, aber sie konnte es nicht öffnen. Ein kleines Zugangspaneel enthüllte eine weitere digitale Schnittstelle mit einem Tastenfeld. Trin schloss ihr Mobi wieder an und startete einen weiteren Hack. Während sie wartete, untersuchte sie das Schließfach ein wenig genauer. Das Ding sah solide aus, als könnte es einen explosiven Feststoff vertragen. Alles sehr gute Anzeichen dafür, was sich darin befinden könnte.

 

Sie warf einen Blick auf ihr mobiGlas. Das Hacking-Programm versuchte immer noch, das Passwort zu knacken. Plötzlich war ihr Mobi tot.

 

"Verdammte Scheiße."

 

 

 

 

Zurück an Bord der Harlequin waren alle um die geheimnisvolle Kiste versammelt. Der Laderaum war bereits voll mit ausgesuchten Teilen der verschiedenen Schiffe, die von Kel fachmännisch zerlegt und arrangiert worden waren. Trin ordnete ihre Werkzeuge für eine gründliche Untersuchung der Kiste, während Mags im Hintergrund auf und ab ging. Der entschlossene Blick auf Trin's Gesicht ließ erkennen, dass sie die Herausforderung der Kiste eindeutig angenommen hat.

 

"Sage es schon. Es muss etwas Wertvolles sein", sagte Mags nervös, während sie lief. "Ich bin doch nicht verrückt, oder?"

 

"Sehr aufregend, Captain Mags. Ja." sagte Kel, als er Trin zusah, wie sie ein Terminal an die Schalttafel des Schließfachs anschloss.

 

"Um das klarzustellen: Du hast keine Hinweise darauf gesehen, was sich darin befindet?" Mags' Nerven fingen an, sie zu überwältigen. "Ich meine, wir glauben nicht, dass es chemische Waffen sind, oder? Oder wie ein Virus?"

 

"Titangeflecht Koffer ist sehr gut zu schützen, aber nicht geeignet für biologische Eindämmung. Wäre es ein tödlicher Virus, wären wir alle jetzt schon tot", antwortete Kel fröhlich.

 

"Könntet ihr beide die Klappe halten?" rastete Trin aus, als sie den ungefilterten Code auf ihrem Bildschirm durchsah.

 

"Sicher, Entschuldigung", sagte Mags und zwang sich, sich zu setzen.

 

"Ja, entschuldige dich." Kel ging auf Trin zu und klopfte ihr auf die Stirn. Trin machte sich nicht die Mühe, seine Hand wegzuschlagen.

 

Weitere zwanzig Minuten des Wartens vergingen. Trin versuchte jeden Trick in ihrem umfangreichen und bewährten Buch. Jedes Mal rührte sich die Schließung kein Stück.

 

"Scheiß drauf. Kel, nimm deine Bohrer."

 

Der Banu rannten aufgeregt davon.

 

 

 

 

Stunden später, das stand Schließfach auf dem Tisch des Gemeinschaftsraums. Um sie herum waren verschiedene Werkzeuge benutzt und weggeworfen worden. Die Oberfläche des Kastens war wie bei einer Art mechanischer Autopsie zerstückelt worden, um das Schloss zu umgehen, ohne das, was sich darin befand, zu beschädigen. Yao war zu seiner Koje zurückgekehrt und sah sich gelegentlich die Show an.

 

Mags betrat den Laderaum in einem EVA-Anzug. Darin angekommen, nahm sie den Helm ab und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Ozzy war immer noch im Laderaum und ordnete die Kisten, ebenfalls mit EVA-Ausrüstung ausgestattet.

 

"Ich habe noch eine Ladung Schrott drinnen", sagte sie zwischen Wasserspritzern. Sie warf einen Blick auf Yao. "Haben Sie etwas?"

 

"Nein", murmelte er und nippte an seinem Tee.

 

Mags begab sich in den Laderaum und begann, den EVA-Anzug abzuziehen.

 

"Alles klar, Kel", murmelte Trin, während sie die Programmierung des Sicherheitspanels durchsah. "Versuch, die Energiezelle wieder anzuschließen."

 

Kel zog eine festverdrahtete Batterie mit einem Paar freiliegender Kabel heraus und platzierte sie chirurgisch neben das bestehende Versorgungssystem.

 

Das Schloss klickte. Trin und Kel sahen einander an. Ein Grinsen breitete sich über Trin's Gesicht aus.

 

"War es das, wofür ich es hielt?" schrie Mags aus dem anderen Raum. Schwere Stiefelschritte kamen näher, bevor sie plötzlich in der Türöffnung auftauchte.

 

Kel begann, seine Werkzeuge zu reinigen und in ihre Koffer zurückzubringen. Trin schloss das Fach auf. Sie warf einen Blick auf die Gesichter im Raum und klappte dann den Deckel auf …

 

Es war ein Stein. Ungefähr so groß wie ein menschlicher Kopf. Einige violett schillernde violette Flecken darin, aber nur ein Stein. Ozzy driftete leise in den Raum, um zu sehen, was es mit der Aufregung auf sich hatte.

 

"Was ist das?" murmelte Yao, während er versuchte, es von seinem Bett aus zu spähen.

 

"Sieht für mich wie ein Stein aus", antwortete Ozzy und ging zu seiner Koje.

 

"Das dachte ich auch." Yao bauschte sein Kissen auf und lehnte sich zurück.

 

Trin sagte nichts, stand einfach auf und ging aus dem Zimmer.

 

"Nein, nein, nein!" Mags eilte nach vorne und ließ sich neben den Kasten fallen. "Für einen gewöhnlichen Stein macht man sich nicht so viel Mühe."

 

Mags hob ihn vorsichtig auf und schaute ihn sich näher an. Im Licht tanzten die violetten Flecken etwas heller.

 

"Kel, hast du deinen Scanner?"

 

Der Banu reichte ihr einen Handscanner aus seiner Ausrüstung. Sie schaltete das Teil an und begann zu scannen. Nach einem Moment keuchte sie.

 

Ozzy schaute rüber.

 

"Was...?"

 

Mags beginnt halb zu lächeln, halb zu lachen, als könne sie sich nicht entscheiden, auf was sie sich festlegen soll, und dreht das Scannerdisplay auf Kel. Sofort begann er zu klatschen.

 

"Sprich!" schrie Ozzy. "Was zum Teufel ist das?"

 

Mags legte den Stein zurück in die Kiste und ging zu ihrem mobiGlas. Ein Galactapedia-Eintrag erschien an jedermanns Handgelenk.

 

"Man nennt es Eriesium. In seinem veredelten Zustand glauben sie, dass es als Energiequelle dienen kann, aber die Menschen waren bisher nicht wirklich in der Lage es zu nutzen."

 

"Was ist es wert?" Die Stimme von Trin kam aus der Tür.

 

"Sehr selten", warf Kel ein.

 

"Beantworte die Frage." Trin starrte weiterhin auf Mags.

 

"Das Letzte, was ich hörte, waren etwa 80.000." Mags konnte die Worte kaum bilden.

 

"Nicht wirklich beeindruckt."

 

"Pro Unze." Mags fuhr mit ihren Fingern über die Umrisse des Steins. "Achtzigtausend pro Unze."

 

Das erregte jedermanns Aufmerksamkeit. Sie sahen sich schweigend an, bis Trin endlich aussprach, was allen durch den Kopf ging.

 

"Wir sind reich."

 

 

 

 

Wardlow Reclamation war ein Dead-End Schrottplatz am Arsch der Welt. Der schäbige Teppich im Wartezimmer war von dem Ungeziefer zerfressen worden, das den Ort befallen hatte, und es gab kein Bild an der Wand, das in diesem Jahrhundert aufgenommen worden war. Interessanterweise hatte es im Jahr 2921 einen Preis für Kundenservice von einer Publikation gewonnen, die wahrscheinlich schon lange nicht mehr im Geschäft war. Die Auszeichnung war gedruckt und in einem selbstgemachten Rahmen in der Nähe der Ladentheke ausgestellt worden.

 

Mags hatte ihn zehn Minuten lang angestarrt, als ihr eine Idee kam.

 

Trin saß ihr gegenüber, ebenso gelangweilt.

 

Sie hatten die Harlequin ein paar Stunden vorher gelandet, um den Schrott von den Schiffen abzuladen. Der Eigner und seine Mannschaft gingen langsam alles durch und stellten ein Gutachten zusammen. Das Eriesium war in die Standard-Schlossbox gebracht worden, die Trin als Fußstütze benutzte.

 

"Ich muss zugeben, Mags", sagte Trin. "Das ist genau der Ruck, den wir brauchen, um die Dinge zum Guten zu wenden. Verkaufe das für ein paar schnelle Credits und wir machen uns auf den Weg."

 

Der Plan war gewesen, das Eriesium bis zur Fertigstellung des Gutachtens zu verstecken, damit es die Schätzung nicht durcheinander bringt. Doch Mags zog nun eine andere Option in Betracht.

 

"Was wäre, wenn wir das nicht täten?"

 

Trin schloss ihre Augen und stöhnte.

 

"Ich meine. Wir warten auf den richtigen Zeitpunkt ab, um den richtigen Käufer zu finden. Schau wo wir hier sind", wies Mags auf die Auszeichnung für den Kundenservice hin. "Glaubst du, wir kriegen nur einen Bruchteil von dem, was er hier wert ist? Die können es sich nicht leisten, und wir betrügen uns selbst, indem wir es in das erste Drecksloch abladen, in das wir kommen."

 

"Tu das nicht... nicht." Trin rieb sich die Schläfen, um die plötzlich auftretende Migräne zu lindern. "Einen Tag lang hatte ich vergessen, dich aus einer Luftschleuse zu werfen zu wollen."

 

"Ja, aber stell dir vor, du könntest mich aus deiner eigenen Luftschleuse werfen", antwortete Mags mit einem Grinsen. "Das ist die Art von Geld, über die wir hier reden."

 

Eine Tür hinter der Theke öffnete sich und der gedrungene, verschwitzte Besitzer stampfte hinein. Er schlug auf eine Ketfliege, die in der Nähe seines Kopfes schwirrte, als er sich am Schalter zum Terminal drehte. Das System begann, sich mit seinem Mobi zu synchronisieren. Der Besitzer sichtete die Liste, als er von einem Anfall nassen Hustens erfasst wurde.

 

Er stöberte einen Inhalator aus seiner Tasche und nahm einen Zug. Der Husten ließ nicht nach. Er schüttelte den Inhalator und versuchte es erneut. Ohne Erfolg. "Bevin", schrie er zwischen den Hustenanfällen die offene Tür hinaus.

 

"Bevin! Schicke jemanden zu Kel-To. Ich brauche mehr Medizin."

 

Der Anfall endete schließlich. Der Besitzer spuckte etwas Dickflüssiges auf den Boden und sah Mags und Trin an.

 

"Ja, okay. Habe Ihren Schrott bewertet. Haben Sie sonst noch was?"

 

Mags sah Trin an, die zurückstarrte. Trin gab schließlich nach und sank auf ihren Sitz zurück. Mags sprang auf und ging zur Theke.

 

"Schau auf die Liste, die Auszahlung steht unten", drehte der Besitzer das Terminal zu ihr um. "Drücken Sie Akzeptieren, um zu akzeptieren."

 

"Ja, klar. Sieht gut aus."

 

Der Besitzer sah sie an.

 

"Dann drücken Sie auf Akzeptieren."

 

"Richtig, sorry." Sie drückte den Knopf. Der Besitzer des Schrottplatzes schnüffelte und druckte einen Überweisungsbeleg aus.

 

Trin schnappte sich das Schließfach und machte sich auf den Weg zur Tür. Der Besitzer bemerkte es zum ersten Mal.

 

"Was ist da drin?"

 

"Vier abgebrochene Zähne", antwortete Trin ohne den Rythmus zu verlieren.

 

Mags und Trin traten nach draußen in die pralle Sonne. Der Geruch von Öl und verbranntem Metall erfüllte die Luft. Die Harlequin wartete auf einem der nahegelegenen Pads. Alle Kisten mit Schrott waren ausgeladen und zur Verarbeitung ordentlich gestapelt worden. Als er sah, wie seine Kameraden aus dem Büro kamen, winkte Kel der Besatzung des Landeplatzes die etwas benebelt aussahen zum Abschied.

 

"Ich hasse es, wie glücklich Du bist, vor dem Geld davon zu laufen", murmelte Trin.

 

"Falsch, Trin. Ich bin glücklich, weil wir auf echtes Geld zugehen."

 

"Weißt du überhaupt, wie man das verkauft?"

 

"Nein, aber wir kriegen das schon hin." Mags nahm Trin die Schlosskiste ab, um sie den Rest des Weges zum Schiff zu tragen. Gerade als sie die Rampe erreichten . . .

 

… sagte er: "He!"

 

Mags und Trin drehten sich um, um die Gruppe zu sehen, die Kel gerade verlassen hatte.

 

"Was soll der Scheiß, dass du einen Sklaven besitzt?"

 

Mags und Trin tauschten einen müden Blick aus.

 

"Er ist kein Sklave", war alles, was Mags auftreiben konnte. Die Landungsmannschaft beginnt vorzurücken. "Verdammt . . ."

 

Mags drückte den Knopf für die Rampe. Die Rampe bewegte sich nicht. Die Landungsmannschaft brach in einen Sprint aus, als sie merkten, was sie vorhatte.

 

Sie schlug härter zu, und die Rampe begann plötzlich in das Schiff zu steigen. Die ersten Landungsmannschaften kamen eine Nanosekunde zu spät. Dumpfe Geräusche von Felsen, die auf den Rumpf geschleudert wurden, drangen durch den Laderaum. Kels Kopf tauchte in der Türöffnung auf.

 

"Gut verkaufen?"

 

 

 

 

Der Schrottplatzbesitzer beendete die Buchprüfung für die Transaktionen des Tages. Die Sonne war kurz vor dem Untergehen. So schrecklich der Tag für seine Krankheit war, so schlimm war die Kälte der Nacht. Er spürte ein leichtes Kratzen im hinteren Teil seiner Kehle, das einen weiteren Hustenanfall auslösen würde.

 

"Bevin! Hat jemand meine verdammte Medizin geholt?", schrie er in die Sprechanlage. Es gab keine Reaktion.

 

Der Besitzer stieß sich von seinem Sitz und schlurfte nach draußen. Er schirmte seine Augen vor der untergehenden Sonne ab.

 

"Bevin, glaubst du, dass es tatsächlich möglich wäre, dass jemand etwas tut, wenn ich es dir sage?"

 

Als der Besitzer die Hand senkte, erstarrte er. Seine gesamte Belegschaft, vierzehn Personen, war tot, mit beiläufiger Präzision um den Schrottplatz herum hingerichtet. Er sah Bevin unter ihnen.

 

Der Besitzer stolperte zurück, rannte ins Büro und knallte die Tür zu. Er drehte sich um und lehnte sich schwer gegen die Tür. Sein Herz klopfte und verursachte einen weiteren Hustenanfall.

 

Er bemerkte nicht einmal die beiden Personen, die sich jetzt in seinem Wartezimmer befanden. Ein Mann und eine Frau, die eine makellose, unmarkierte Kampfrüstung trugen und schweigende Waffen in der Hand hielten.

 

"Hi." Der Mann sprach zuerst. Der Besitzer hätte fast die Decke getroffen. Er nahm schwach die Hände hoch und fing an zu weinen.

 

"Sie haben kürzlich eine Retaliator geborgen."

 

Der Besitzer sprach keine Worte, nur Geräusche. Der Mann schoss eine Kugel durch seinen Oberschenkel. Er fiel zu Boden.

 

"Ja! Ja!" Der Besitzer erlangte schließlich die Sprachfähigkeit zurück.

 

"Wer hat sie Ihnen verkauft?", fragte der Mann, als er den Raum durchquerte und den noch heißen Lauf der Pistole an die Schläfe des Eigentümers hielt. "Und seien Sie ganz genau."

 

"Das kam heute früh rein. Irgendein alter Schlag von Raumschiff. Zwei Frauen, ein Mann. Ich habe sie noch nie gesehen." Der Besitzer tippte auf seinem Mobi rum. Die Frau studierte die eingehenden Daten, während der Mann sich weiter auf den Besitzer konzentrierte. "Die beiden hatten nicht zufällig ein Schließfach bei sich, oder?"

 

 

"Ja, ich meine, ja. Doch, das hatten sie", sagte der Besitzer zwischen den Hustenanfällen. "Sie wollten es nicht verkaufen."

 

"Haben diese Frauen einen Namen genannt?"

 

"Nur die Registrierungsnummer des Schiffs."

 

 

"Ja, die sind gefälscht", sagte die Frau, ohne von ihrem Mobi aufzublicken. Der Mann sah den Besitzer an und seufzte.

 

"Warten Sie -"

 

Peng. Der Mann stand auf und wischte die Blutspritzer vom Lauf ab.

 

"Haben wir etwas Handfestes, um fortzufahren?" fragte er.

 

"Nur das hier." Sie zeigte auf ein Video.

 

Im Wartezimmer war noch eine Sicherheitskamera mit Mags und Trin zu sehen. Der Mann sah sie genau an. Er stieß auf eines von Trin's SoutherTitan-Tattoos.

 

"Lass uns gehen."

 

übersetzt von Picollo

Verbesserungsvorschläge ? Nur zu ! :)

0 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Keine Kommentare vorhanden

Gast
Kommentar schreiben...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

×
×
  • Neu erstellen...