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IGNORIERT

Einer von Milliarden


Empfohlene Beiträge

Vorwort: Das ist eine Geschichte die ich erst vor kurzem zu Schreiben begonnen habe. Sie handelt von der Vergangenheit meines Charakters bei der UEE-Navy. Es ist also KEIN Rollenspiel, sondern einfach eine Geschichte. Dennoch wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen.

 

_____________________________

 

"Frachter TR-α-214. Nennen Sie ihre Fracht und ihren Zielpunkt."

"Hier Frachter TR α-214.Wir haben Nahrungsmittel für Centauri geladen."

"Bestätige Frachter TR-α-214. Sie haben sicher keine Einwände wenn wir ihre Fracht scannen? Es sind in letzter Zeit vermehrt Berichte von Sklavenhändlern in der Gegend aufgekommen."

"Nur zu, wir haben Nichts zu verbergen."

"Danke für ihre Kooperation." Garrit drosselte den Schub und wechselte den Kommkanal. "Hey Kasumi, pass auf meinen Hintern auf. Habe keine Lust eine Kanonenbreitseite einzustecken während ich den Scananflug mache." "Keine Sorge, ich pass schon auf deinen süßen Hintern auf..."

Ein Schmunzeln huschte über seine Züge als er die Hornet ruhig auf Parallelkurs mit dem leichten Frachter der Freelancer-Klasse brachte und die Geschwindigkeit weiter drosselte, bis er nur mit wenigen km/h an dem Schiff vorbeiglitt. Die Sensoren machten sich nach einem einfachen Knopfdruck daran, das Schiff abzutasten, die festgestellte Fracht mit dem Frachtmanifest abzugleichen und nach ungewöhnlichen Signaturen oder Dingen zu suchen, die die Scanner schlicht blockieren.

 

Angespannt beobachtete er den Fortschrittsbalken des Scans. Zur Zeit war er mehr als verwundbar – so nah an dem Freelancer könnten die Schüsse der Bordwaffe seine Schilde und Panzerung leicht zerfetzen und ihn ins Jenseits befördern. Umso erleichterter atmete er auf als er das Cockpit der Freelancer passierte und dem Frachterpiloten salutierte. "Alles sauber. Guten Weiterflug und halten Sie die Augen offen." "Verstanden UEES λ-359. Viel Glück da draußen."

Langsam drückte er den Schubhebel nach vorne und beschleunigte. "Schade. Ich dachte ich könnte noch etwas auf deinen Hintern aufpassen." Garrit drehte seinen Kopf nach rechts und sah wie sich die andere Hornet an seine Flanke begab. "Das hättest du wohl gerne." Auch wenn sie Helme trugen, konnte er vor seinem Inneren Auge sehen, wie Kasumi grinste und ihm die Zunge raus streckte. Widerwillig schüttelte er darüber den Kopf und konnte das verhaltene Lachen am anderen Ende der Komm-Verbindung hören. "Noch ein Wegpunkt, dann gehts zurück zur Basis." "Wird ja auch Zeit. Ich hasse diese langen Patrouillen. Ich brauch was Warmes für meinen Magen und eine ausgedehnte Dusche." "Hör auf so herumzunörgeln du faules Stück. Du wusstest worauf du dich einlässt, als du dich der Navy angeschlossen hast." "Ja ja, ist ja gut du Besserwisser." Schweigen trat ein dann lachten beide, schalteten auf den nächsten Wegpunkt und aktivierten den Autopiloten.

 

Die folgenden Minuten verliefen ruhig – abgesehen von den typischen Geräuschen innerhalb der Hornet: das Piepsen der Anzeigen vor sich und das dumpfe Surren des Reaktors und der Triebwerke hinter ihm. Ein deutlich vehementeres Piepsen kündigte an, dass sie den Wegpunkt bald erreichen würden. Ein kurzer Blick auf die Entfernungsanzeige im Navbildschirm reichte Garrit bereits.

"Erreichen Wegpunkt in drei Minuten. Autopiloten deaktivieren, Sensoren auf Aktivmodus schalten und Augen offenhalten."

"Verstanden." In einem anderen System als Elysium hätte die als 'Kat' bekannte Pilotin sicherlich irgend einen geistreichen Spruch geliefert. Aber so nahe am Gebiet der Vanduul war es ratsam, seine volle Aufmerksamkeit der Umgebung zu widmen. Es gingen düstere Geschichten über die Vanduul umher. Eine dieser Geschichten behauptete, sie würden über Tarntechnologien verfügen. Natürlich waren das nur übertriebene Gerüchte die über das Stille Post Prinzip entstanden waren, aber jeder Pilot mit nur ein wenig Verstand war sich bewusst, dass ein Körnchen Wahrheit darin steckte: die Vanduul waren äußerst geschickt im Legen von Hinterhalten und Überraschungsangriffen. Mit ihrer kleinen Patrouille wären sie leichte Beute für die Räuber der Vanduul. Und es war nicht sonderlich hilfreich, dass jeder Navy Pilot die Geschichten um die berühmt-berüchtigten Primes kannte. Reaper war immer noch da draußen...

 

"Keine Sensorkontakte. Ich glaube wir kö- Moment...ich hatte da einen auffälligen Sensorschatten im Asteroidenfeld."

"Verstanden Kasumi. Gehen wir dem lieber nach. Funkstille halten und Waffen aktivieren." Es war eine unnötige Anweisung für die erfahrene Pilotin, aber das Protokoll verlangte es nun mal. Mit halbem Schub näherten sich die Hornets der Ansammlung von Fels- und Eisbrocken und starrten angespannt in das Wirrwarr, während die Sensoren auf Hochtouren liefen, um aus den Signalen schlau zu werden.

 

Es war nicht unbedingt hilfreich, dass die Asteroiden sich ständig bewegten und damit unzählige Formen umher huschten und Schatten aufeinander warfen. Vorsichtig schlängelten sich die beiden Jäger zwischen den Asteroiden hin und her, doch was auch immer Kasumis Hornet empfangen hatte, entzog sich bisher jedem Versuch des Aufspürens. Der Kollisionsalarm heulte auf, als ein mittelgroßer Asteroid wie aus dem Nichts hinter einem größeren Asteroiden vor ihnen auftauchte. "Ausweichen!" bellte Garrit in den Funk und riss die Maschine nach links und er durch die G-Kräfte in den Sitz gedrückt wurde; im Augenwinkel konnte er noch sehen, wie Kasumi nach rechts zog, ehe der Asteroid die Sicht versperrte. "Verdammt!" hörte er über den Kommkanal und befürchtete schon das Schlimmste. Die Hand ging bereits zum Schubhebel und wollte ihn nach vorne schieben, als der Asteroid vorbei war und er den selben Anblick zu sehen bekam, wie wohl Kasumi vor wenigen Augenblicken. Eine Freelancer schwebte zwischen den Asteroiden. Oder zumindest was davon übrig war. Scheinbar war der Reaktor überlastet worden und explodiert – es ließ sich darauf schließen, wenn man die unzähligen Trümmerstücke in Betracht zog und die nach außen gerichtete Wölbung des vorderen Teils des Schiffs. Allerdings deuteten die geschmolzenen Panzerplatten und Brandspuren entlang des Wracks auf ein äußeres Einwirken hin, das zu dem Ereignis geführt hatte. In einem Umkreis von mehreren Dutzend Metern waren verkohlte oder gefrorene Leichenteile zu finden, die durch die Leere schwebten. Die Rettungskapsel, die im Bug fehlte, schwebte ein Stück weiter voraus – sauber in der Mitte durchtrennt - samt der Passagiere.

 

"Vanduul..." murmelte Garrit und scannte das Wrack nach der Identifikationskennung. Es dauerte einige Weile, während die verschmorte Kennung mit der Datenbank abgeglichen wurde. Während dessen untersuchte Kasumi einige Wrack- und Leichenteile. "Wenn ich raten müsste, würde ich sagen dass es ein Skla-" "venschiff war. Richtig – die Resourceful Venture wurde von der Anwaltschaft in Verbindung mit Entführung, Sklavenhandel und einigen anderen Schwerverbrechen gebracht. Sieht so aus, als ob sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren und an die Vanduul geraten sind. Diese haben jedenfalls ihrem Ruf alle Ehre gemacht und keine Überlebenden zurück gelassen." Kasumi schwieg dazu und er wusste genau warum. "Komm, hier können wir nichts mehr machen. Kehren wir zur Basis zurück und geben unseren Bericht ab." "...Okay..."

 

Auf halbem Wege aus dem Asteroidenfeld erlebten sie eine enorme Überraschung. Eine Vanduul-Scythe trudelte Funkensprühend durch den Raum, nur angetrieben von den Manövriertriebwerken. Dem Loch am Heck nach zu urteilen, hatten sich die Haupttriebwerke in einer kleinen Explosion verabschiedet, der linke Flügel wurde nur noch von wenigen Zentimetern Metall gehalten, der Rechte fehlte komplett. Nun sprühten nur noch zwischen den offenliegenden Kabeln Funken umher und aus einigen Leitungen waberten Flüssigkeiten in sich ständig verändernden Tropfen ins All hinaus. Doch ehe sie die Möglichkeit hatten, dem Jäger auch nur Nahe zu kommen, löste er sich in einer grellen Explosion auf, gefolgt von einer bläulichen Schockwelle. Geblendet wandte Garrit für einen Moment das Gesicht ab. Als er zurückblickte, waren nichtmals aufsammelbare Trümmerteile zurückgeblieben.

"Wahnsinnige..." kommentierte Kasumi das Ganze. "Das kannst du laut sagen. Sprengen sich lieber in die Luft als Gefangen genommen zu werden....Vermutlich sind die Sklavenhändler nicht kampflos untergegangen und haben den Jäger schwer beschädigt. Irgendwie hat er überlebt und versucht nach Hause zu kommen. Bis er von uns entdeckt wurde. Zumindest haben wir nun ein weiteres Indiz für den Hergang des Ganzen. Der CAG wird sich freuen..." Wortlos drehte Kasumi bei und sie erreichten den Rand des Gürtels ohne weitere Zwischenfälle. "Kurs Heimatbasis. Autopiloten aktivieren." "Aye Sir. Ich freue mich schon auf meine Dusche und eine warme Mahlzeit."

 

Endlich kam die Basis in Sicht. Die Idris-Fregatte 'Talon' hielt immer noch seine Position relativ nahe am Sprungpunkt zum Centauri-System, zusammen mit dem Rest der kleinen Taskforce, bestehend aus einer weiteren Fregatte und einem Geleitträger. "Flügel γ-3 an Flugkontrolle. Kehren von unserer Patrouille zurück. Bitten um Landeerlaubnis." "Hier Flugkontrolle. Flügel γ-3, Sie haben Landeerlaubnis. Der CAG erwartet Sie im Besprechungsraum für ihren Bericht." "Flügel γ-3 bestätigt. Setzen zum Landeflug an." Es tat gut das alte Mädchen zu sehen. Es ging doch nichts über die Heimat, selbst wenn es nur ein großer Stahlklotz war, der im Inneren doch sehr beengt war. "Also gut Kasumi, Ladies first." "Oh wie höflich. Wir sehen uns gleich auf dem Deck."

Nachdem Kasumis Hornet gelandet war, konnte Garrit ihr endlich folgen und kletterte kurze Zeit darauf aus dem Cockpit des Kampfjägers. Kasumi wartete bereits ein paar Meter entfernt und hatte den Helm abgenommen und den Reißverschluss des Fliegeroveralls bis zum Bauch geöffnet. Während die wartete, durchwuschelte sie sich ihr kurzes, schwarzes Haar. Ihre grünen Augen fixierten Garrit zwar, aber sie wirkte irgendwie neben der Spur. "Lass uns den Bericht abgeben. Du siehst aus als könntest du ein bisschen Schlaf gebrauchen." Mhh..." war die einzige Reaktion. Im Passieren nickte er den Mechanikern zu, die sich bereits daran machten, die Hornets durch zu checken und zu betanken.

 

Zusammen stiefelten Sie zum Besprechungsraum. Commander Dobovitch wartete bereits an dem Holoprojektor und starrte die beiden aus seinen mausgrauen, durchdringenden Augen an. Noch während des Saluts schossen die Worte Kugeln gleich aus seinem Mund. "Sie liegen hinter dem Zeitplan, Lieutenant Soldner. Ich hoffe für Sie, dass es einen triftigen Grund dafür gibt."

Garrit erwiderte den Salut und nickte. "Aye Sir. Wir trafen auf einen kleinen Frachter und mehrere Erkundungsschiffe, doch alles legal. Allerdings sind wir im Asteroidengürtel am letzten Wegpunkt auf das Wrack einer Freelancer gestoßen. Alles spricht für eine Vanduul-Attacke. Die Kennung des Wracks passt zu einem gesuchten Sklavenhändler-Schiff. Wir sind auch über eine beschädigte Vanduul-Scythe gestolpert." Er warf Kasumi einen kurzen Seitenblick zu, die sich wohlweislich bedeckt hielt. Der CAG war nicht bekannt dafür, Humor zu verstehen. "Die taktische Analyse überlassen Sie bitte mir, Lieutenant" ermahnte er Garrit im scharfen Ton. "Aber dennoch gut gemacht. Die Auswertung ihrer Flugschreiber wird sicherlich hilfreich sein. Wegtreten." Ein knapper Salut erfolgte und die beiden Piloten verließen den Besprechungsraum geschwind, ehe dem CAG noch einfiel, dass er ihnen irgend eine Extraarbeit oder Strafe auf brummen konnte.

 

"Nichts wie in Richtung Qua-" Garrit wurde jäh unterbrochen, als Kasumi seinen Kragen packte und ihn in einen langen Kuss zerrte, die Blicke der anderen Crewmitglieder ignorierend. "Ich brauch jetzt erst mal etwas Entspannung. Du schuldest mir noch eine Rückenmassage, Mister. Also Marsch Marsch, bevor ich mir noch eine Strafe für dich ausdenke." Grinsend salutierte Garrit. "Aye aye Ma'am. Bin schon auf dem Weg." Da draußen war er ihr Vorgesetzter und hatte die Befehlsgewalt. Aber hier war sie die Chefin.

 

TO BE CONTINUED

Bearbeitet von Garrit Soldner
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Part 2


 


Müde öffnete Garrit seine Augen und wischte sich mit der rechten Hand den Schlaf aus den Augen. Angesichts der beengten Verhältnisse musste er vorsichtig sein, um die schlafende Kasumi nicht zu wecken. Es dauerte einige Minuten, bis sich seine Augen an die Dunkelheit in dem kleinen Offiziersquartier gewöhnten. Als er den Kopf zur Seite drehte konnte er die groben Umrisse von Kasumi erkennen. Sie schlief immer noch selig, ihr linker Arm lag quer über seiner Brust, ihr linkes Bein hatte sich ebenso um sein Bein geschlungen und ihr Kopf ruhte auf seinem linken Arm. Er musste grinsen, als er sich bewusst wurde, dass das Hintergrundgeräusch nicht etwa von der Belüftung stammte, sondern von Kasumi. Sie schien ganz leise, kaum hörbar zu schnarchen.


Es half jedoch nichts, dass selbst ihr Schnarchen niedlich war – er musste ins Bad.


Ganz langsam und bedacht begann er sich aus der vielgliedrigen Umarmung zu lösen. Erst der Arm, dann der Kopf und zuletzt das Bein. Für einen Moment sah es aus, als würde sie aufwachen, doch sie murmelte nur etwas und drehte sich dann auf den Rücken. Schmunzelnd streifte er die dünne Decke von sich und schlich auf Zehenspitzen ins kleine Bad, das im Prinzip eine 1x1 Meter große Dusche mit ausfahrbarem Waschbecken und Toilette war. Eine wirklich enge Angelegenheit.


 


Erst nachdem er sich erleichtert hatte, wurde ihm der sauer-salzige Geruch von Schweiß an seinem Körper bewusst. Also nutzte er die Gelegenheit, wo er schon im Bad war, um zu duschen und sich zu waschen. Er ging nochmal sicher, dass die Tür richtig geschlossen war und drehte das Wasser auf.


Einige Minuten später kam er aus dem schwach beleuchteten Bad und musste erstmal Blinzeln. Im Quartier war es hell und Kasumi saß auf der Bettkante, die dünne Decke einer Toga gleich um den dünnen, trainierten Körper geschlungen.


 


„Guten Morgen“ grüßte sie ihn amüsiert, stand auf und ging zu ihm rüber um ihm einen sanften Kuss auf die Lippen zu geben. Lächelnd schlang er seine Arme um sie und küsste ihre Stirn. „Guten Morgen.“ So verharrten sie für einen Moment ehe Kasumi ihn sanft mit den Handflächen wegdrückte. „Ich sollte auch mal duschen, sonst stinkst du gleich auch schon wieder.“ Mit einem Zwinkern ging sie an ihm vorbei und ließ im gehen die Decke fallen, um das Bad zu betreten.


Garrit schmunzelte und über die verspielte Art der Pilotin und machte sich daran die Uniform anzuziehen und das Bett zu machen. Ordnung musste schließlich sein.


 


Er richtete gerade seine Uniform und versuchte so gut es ging die Falten heraus zu streichen, als Kasumi aus dem Bad auftauchte. „Wie ein großes Kind...“ bemerkte sie und schaute ihm mit einem strahlenden Lächeln ins Gesicht. „Halt still“ murmelte sie und richtete seinen Kragen. „So ist es besser, Lieutenant.“ Garrit ging ins Habacht und salutierte übertrieben. „Danke Ma'am.“ Dafür kassierte er einen nicht gerade sanften Hieb aufs Zwerchfell. „Aua...ist ja schon gut...“ erwiderte er grinsend und schaute ihr einfach beim anziehen zu. „Du Perversling...“ kommentierte sie, wenn auch nicht erbost sondern eher amüsiert.


 


Eine Stunde später saßen sie in der Messe und aßen ihr Frühstück. Nicht unbedingt ansehnlich und appetitlich, aber es erfüllte den täglichen Bedarf und hielt sie bei Kräften. Lustlos stocherte Kasumi in der Paste rum, die angeblich nach Rührei schmecken sollte. Garrit hatte bereits aufgegessen und sie nun einige Minuten beobachtet. Er wusste, dass unter der fröhlichen Fassade etwas brodelte.„Wegen gestern..“ begann er, wurde jedoch von ihr wirsch unterbrochen. „Lass es sein Garrit. Ich komm schon damit klar. Mach dir keine Sorgen.“ Er schwieg. Was hätte er auch sagen sollen? Er wusste um ihre Vergangenheit. Den Tag, an dem sie ihre Familie verloren hatte. Sie stammte von einer Kolonisten-Familie ab, die in den äußeren Kolonien lebte. Bis die Vanduul kamen und die gesamte Siedlung ausradierten – egal ob Greis, Kind, Hund, Katze oder Maus. Sie waren alle tot. Nur Kasumi hatte wie durch ein Wunder überlebt, begraben unter einem Wrack und für tot gehalten. Wäre nicht ein Händler, der die Kolonie regelmäßig belieferte, nicht nach zwei Tagen gekommen und hätte die halb verdurstete, 14-Jährige Kasumi gefunden, wäre sie nun nicht hier. Und er wusste sehr genau, dass sie vor allem ihr Hass gegen die Vanduul angetrieben hatte, der Navy beizutreten.


„Wir sollten wirklich reden. So kann...“


Ein schriller Laut ging durch das Schiff. Dann aktivierten sich die Lautsprecher. „Alle Piloten zu ihren Maschinen. Alarmstart. Alarmstart. Dies ist keine Übung.“ Beide blickten sich von bösen Vorahnungen erfüllt in die Augen, dann sprangen sie auf, ließen alles stehen und liegen und liefen so schnell ihre Beine es vermochten in Richtung Hangar. Dabei passierten sie die Umkleide und zogen sich in einem rasanten, eingeübten Tempo die Piloten-Jumpsuits an. Die Bordcrew war bereits damit beschäftigt die Jäger und Bomber im Hangar zu bewaffnen und in Position für den Start zu bringen.


 


Garrit nickte dem alten Seamus zu, einem Mechaniker, der vermutlich schon solange auf der Talon diente, wie es das Schiff gab. Obwohl seine Haare schon Weiß waren, war er noch immer ein kräftiger Bursche, der, so die Gerüchte, gerne auch mal mit dem Schraubenschlüssel auf ein störrisches Schiffsteil eindrosch und es damit wieder zum funktionieren brachte.


Seamus hievte gerade mit den anderen eine Rakete hoch, um sie in den Raketenwerfer zu laden. Derweil kletterte Garrit die ausgefahrene Leiter zum Cockpit hoch und stieg ein. Seamus folgte kurz darauf. „Pass auf dich auf Junge. Ich spürs in meinen Eingeweiden – da draußen braut sich ein Sturm zusammen“ meinte er, während er seinen dicken Schnauzer zwirbelte. Garrit blickte ihn an und lächelte dankbar. „Ich pass schon auf mich auf Seamus. Versprochen.“ Der alte Mann klopfte ihm mit einer seiner wuchtigen Hände auf die Schulter und kletterte die Leiter hinab, damit sie einfahren konnte.


Ein Knopfdruck seitens Garrits und die Pilotenkanzel schloss sich langsam. Den obligatorischen Systemcheck überflog er nur kurz, dann aktivierte er seinen Komm. Seamus Worte halten in seinem Kopf noch nach und auch er konnte das mulmige Gefühl in seiner Magengrube nicht abschütteln „Hey Kat.“ Es war albern, aber wenn sie nicht alleine waren, sprach er sie nie als Kasumi an, sondern bei ihrem Rufzeichen. Katsu, ein japanisches Wort, das sie während der Ausbildung rege genutzt hatte und ihr seitdem anhaftete. „Was gibt es Fenris?“ antwortete sie. „Bleib an meiner Seite und pass da draußen auf, ja?“ „Alles klar Wingleader.“


 


Umso länger sie auf ihren Start warten mussten, umso unwohler fühlte sich Garrit. „Herhören Falcons“ meldete sich endlich ihre Staffelführerin vom Eskortträger. „Wir haben ein Notsignal von einer Minenanlage empfangen. Die Vanduul haben zugeschlagen, aber scheinbar ist ihr Plan nicht aufgegangen und die Bergarbeiter konnten uns noch warnen. Wir sollen hin, alle Vanduul auf die wir stoßen angreifen und vernichten und den Raum für unsere Marines sichern. Wie immer: keine Einzelgänger und keine Möchtegern-Helden. Gute Jagd.“


„So viel zum Briefing“ kommentierte Kasumi über einen sicheren Kanal zu Garrit. Dieser zuckte nur mit der Schulter und beobachtete, wie ein Jäger nach dem Anderen aus seiner Staffel im Raum erschien. „Lieutenant Soldner, Sie haben Starterlaubnis“ meldete die Flugkontrolle schließlich, als ihre Hornets in Startposition gezerrt wurden. Schubhebel nach vorne und die Triebwerke fuhren hoch. Dann begann er loszurollen und hob schließlich jenseits des Vakuum-Schildes ab. Kasumi folgte kurz darauf und brachte sich an seinen rechten Flügel. „Gut, nun sind alle draußen. Autopiloten ein und höchste Wachsamkeit.“ Nightingale, so lautete das Rufzeichen der Staffelführerin, war normalerweise eine lockere, freundliche Person. Doch sobald sie draußen im All waren, wurde sie ernst und professionell.


 


Selbst bei vollem Schub brauchten sie mehr als eine halbe Stunde, um die Minenanlage auf einem großen Asteroiden zu erreichen, der ein Stück aus einem Asteroidenfeld heraus gezogen worden war, um für die Sicherheit der Operation zu sorgen. Die Kampfspuren waren unübersehbar – schwarzer Qualm stieg auf den Lüftungsschächten. Die Abbauschiffe, die normalerweise ins Asteroidenfeld flogen und kleinere Asteroiden zur Anlage schleppten oder größere Asteroiden vor Ort zerlegten, waren vernichtet worden und schwebten nur noch als Trümmerteile in der Gegend herum. Eine kleine Staffel von Vanduul-Jägern fing die Falcons jedoch ab, ehe sie näher heran fliegen und die Situation erkunden konnten. „Formation lösen und angreifen!“ kam der Befehl und einem Vogelschwarm gleich stoben die Falcons auseinander, um dem Feuer der Vanduul auszuweichen.


 


Laserfeuer ließ die Schilde von Garrits Hornet aufblitzen und die Schildanzeige senkte sich bedenklich schnell.Obwohl Garrit Haken schlug und Schrauben flog, ließ sich der Vanduul nicht abschütteln. „Kat ich-“ „Bin schon dran Fenris“ kam es zurück und tatsächlich ließ das Feuer auf ihn nach und der Vanduul drehte ab, um sich dem neuen Angreifer zu stellen.


Schnell aktivierte Garrit den entkoppelten Modus, um eine 180 Grad Wendung zu machen und seinen Flugvektor bei zu behalten. Der Vanduul war zwar ein guter Pilot aber scheinbar nicht sehr erfahren im Kampf, denn unversehens fand er sich im Kreuzfeuer zwischen Garrit und Kasumi wieder. Natürlich war er deswegen nicht minder gefährlich. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Vanduul sich opferte, um einen Gegner mit in den Tod zu reißen. Darum zögerte Garrit nicht lange, als seine Raketen aufgeschaltet hatten und ließ direkt eine IR-Rakete los. „Abdrehen!“ Kasumi reagierte gerade noch rechtzeitig um dem Rammversuch des Vanduul zu entgehen, der kurz darauf von der Rakete am Heck getroffen wurde. Das Schiff verging in der Feuer- und Druckwelle. Der Rest der Staffel hatte die Vanduul vernichtet oder vertrieben und das keinen Augenblick zu spät für das Eintreffen des Marine-Landungsschiffs in Begleitung von einer schweren Eskorte. Sie waren zwar zu spät, um die Minenanlage zu retten, aber immerhin waren die Vanduul nicht ungeschoren davon gekommen.


 


„Sichert die Umgebung und geht sicher dass nicht noch mehr Vanduul auf der Lauer liegen.“ Garrit und Kasumi flogen die Wracks und Trümmerteile ab und gingen auf Nummer sicher, dass sich kein Vanduul irgendwo angehaftet hatte und auf einen günstigen Zeitpunkt zum Angriff wartete. Währenddessen nahm das Marine-Schiff Kurs auf den Hangar der Station. Keine weiteren Überraschungen warteten auf sie und so nahmen die Falcons Position rund um die Anlage ein.


„Befinden uns im Landeanflug. Halten Sie die Augen offen, das kann einige Zeit dauern. Was zum Teufel? Ausweichen! Ausweichen!“ Garrit sah nur noch wie etwas kleines, schnelles aus dem Hangar der Station schoss und in den das Landungsschiff prallte. Die Zeit stand geradezu still, als zeitgliech ein lauter, grauen- und schmerzerfüllter Schrei durch den Komm ging und beide Schiffe in einem ungewöhnlich großen Feuerball verschwanden, dann war Stille und die Trümmerreste wurden durch den Aufprall zurück ins All getrieben. „Verflucht...verdammter Mist..“ Es war Nightingale, die mit ihrer Fassung rang. „Die Marines sind zerstört...keiner hat die Explosion überlebt...was machen....wir müssen nachsehen ob es noch Überlebende auf der Station gibt. Rucci, Soldner, Wong, Sie folgen mir. Wir landen auf der Station und versuchen zu retten wer noch zu retten ist. Der Rest hilft den Harriers bei der Verteidigung der Station.


 


Garrit schluckte schwer, als sich die vier Hornets dem Hangar näherten. Sie waren zwar alle ausgebildete Soldaten, aber sie hatten nicht mehr als ihre Dienstwaffen dabei. Wenn noch mehr Vanduul auf der Station warteten... Entschlossen schüttelte er den Kopf. Wenn er in dieser Situation gewesen wäre, hätte er auch auf Rettung gehofft. Er konnte es nicht zulassen, dass seine Furcht ihn davon abhielt Leben zu retten. Außerdem war es ohnehin zu spät. Sie passierten gerade den noch intakten Vakuum-Schild und landeten in dem verwüsteten Hangar.


 


TO BE CONTINUED


Bearbeitet von Garrit Soldner
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Okay hier ist Part 3. Eine Warnung vorraus: es ist nichts für Leute mit schwachen Mägen. Ich neige dazu Gewalt in der vollen, gnadenlosen Grausamkeit darzustellen, da ich alles andere für eine verherrlichende Verharmlosung halte.

 

Part 3

 

Der Anblick an Bord der Raumanlage war erschütternd. Explosionen hatten weite Teile des Hangars verwüstet, ausgebrannte Schiffswracks und zerstörte Ausrüstung übersäten den Boden. Immer wieder fanden sich im unsteten Licht der flackernden Deckenbeleuchtung und der Suchscheinwerfer der Hornets zwischen den reinen Sachschäden blutige Leichenteile der Glücklichen, die bei einer Explosion schnell umgekommen waren und die schwarzen, schwelenden Überreste Derjenigen, die nicht so viel Glück hatten wenn man nach den schmerzerfüllten Haltungen und aufgerissenen leeren Höhlen, die einst Münder waren, ging. Die Hornets mussten weit voneinander getrennt landen und der Start würde alles andere als ein Vergnügen werden. Mehrere Türen hatten einst in die verschiedenen Teile der Station geführt, doch geblieben waren nur rußgeschwärzte Krater. Die dahinter liegenden Gänge waren in absolute Finsternis gehüllt, doch der daraus wie zähes, schwarzes Blut heraus quellende Qualm ließ darauf vermuten das zumindest einige Systeme noch liefen, etwa die Lebenserhaltung.

 

Betroffenes Schweigen von allen Seiten. Nachdem die Hornets gelandet und die Maschinen heruntergefahren waren, gab es nur noch das sanfte Summen des auf Minimal-Leistung laufenden Reaktors. Nichts rührte sich, es herrschte die wortwörtliche Totenstille. „Also gut...“ kam es schwach über den Comm. „Die Sensoren sagen dass die Atmosphäre noch atembar und nicht tödlich ist...aber wir sollten kein Risiko eingehen. Dienstwaffen bereithalten und entsichern und nehmt die Atemmasken aus den Notfallkits mit und legt sie an. Nehmt auch die Medikits mit. Falls noch nicht alles verloren ist, müssen wir Erste Hilfe leisten.“ Keiner erwiderte es, aber jeder wusste, dass die Vanduul eigentlich immer ihrem Ruf gerecht wurden. Sorgenvoll blickte er zu Kasumis Hornet herüber, dann folgte Garrit den Anweisungen und bückte sich, um das Notfallkit aus dem Fach des Pilotensitzes zu holen.

 

Der schlichte, rechteckige Metallkoffer war rundum rot angemalt und es stand nur ein einfacher Wort in weißen Lettern auf dem Deckel: EMERGENCY. Kurzerhand klappte er das Kit auf, das er bisher glücklicherweise nur von der Ausbildungszeit zum Navy-Piloten her kannte und betrachtete das verstaute Equipment. Mit dem Öffnen des Koffers war eine kleine Lampe auf der Deckelseite angegangen und ermöglichte so selbst bei der tiefster Nacht das zurechtfinden im Koffer. Da war die Transponder-Antenne, um ein Standard-Notsignal absetzen zu können, das wetterfeste Ein-Mann Zelt, das sich ohne Werkzeug aufstellen ließ, der ultradünne, isolierte Schlafsack, der nicht dem Komfort sondern dem Überleben diente, ein ausklappbares Multitool, ein MobiGlas mit Survival-Anleitungen in verschiedenen Umgebungen und letztlich die beiden gefragten Teile – eine Gesichts-bedeckende Atemmaske mit kleinen Sauerstoffampullen, die für insgesamt Drei Stunden reichten und das kleine Medikit mit Sprühverband, Desinfektionsmittel und generellem Antidot sowie einer kleinen Vorrichtung zur automatischen Diagnose von Flüssigkeiten. Vorsichtig nahm er den Helm ab und stellte ihn auf den Boden des beengten Cockpits, dann setzte er die Maske auf, überprüfte an den Rändern, ob sie dicht saß und nahm sich das Medikit, ehe er die Pilotenkanzel aufklappen ließ.

 

Selbst durch die Luftfilter der Maske konnte er den beißenden Geruch von verbranntem Fleisch und heißem Metall riechen und hatte den widerwärtigen Geschmack von Chemikalien im Mund. Vorsichtig kletterte er aus dem Cockpit und von der Hornet herunter – die Leiter war nicht ausgefahren, da der Boden blockiert war. Mit all den Trümmerstücken in der Gegend war die Verletzungsgefahr nicht gering. Die letzten zwei Meter musste er jedoch herunter springen, ob er wollte oder nicht. Mit einem leichten Hopser landete er auf wackeligen Beinen auf dem Landedeck und blickte sich um. Von hier unten ohne die Scheinwerfer seiner Maschine war die Sicht bedeutend schlechter; der Qualm, der aus den verschiedenen Gängen in den Hangar drang, war wie ein dunkelgrauer Nebel, der die Sicht auf wenige Meter verringerte.

Er stopfte das handliche Medikit in eine der großzügigen Hosentaschen des Jumpsuits und löste seine Dienstwaffe aus dem Halfter an der rechten Seite des Gürtels. „Hier drüben sammeln!“ rief jemand gedämpft irgendwo von Links her. Vorsichtig tastete Garrit sich vor und suchte sich einen Weg durch das Schuttfeld, das mal ein ordentliches Landedeck war. Ein ausgebranntes Minenfahrzeug tauchte wenige Meter vor ihm aus dem dichten Rauch auf. Er ging noch ein, zwei Schritte näher heran, um beurteilen zu können wie er drum herum gehen konnte, ehe ihm ein grausiges Detail an dem schwarzen Wrack auffiel: ein verkohlter Leichnam hing halb aus der Einstiegsluke heraus, den rechten Arm verzweifelt nach Hilfe suchend ausgestreckt. Die Finger der rechten Hand waren am unteren Ende mit den Handschuhen und einander verschmolzen, so dass es aussah wie ein einziges Stück Kohle, die Finger endeten jedoch zur Spitze hin, da sie wohl schlicht zu Asche verbrannt waren. Die leeren Augenhöhlen blickten Garrit geradezu anklagend an, der Unterkiefer hing in einem unmöglichen Winkel weit nach unten herab. Für einen Moment glaubte er sogar den stummen Schmerzensschrei hören zu können, dann schüttelte er sich und wandte bedrückt den Blick ab.

 

„Soldner! Folgen Sie meiner Stimme!“ kam die ersehnte Erlösung aus seiner Starre in Form von Nightingales Stimme. Kurzerhand entschied er sich Rechts um das Wrack herrum zu gehen – einfach nur um die Leiche nicht erneut sehen zu müssen. Gut dass er der schlechten Luft die Schwäche in seinen Knien und die Übelkeit zuschreiben konnte, anderenfalls hätte er fast vermutet, dass er Angst hatte und kurz vorm Übergeben stand. Nach einem gefühlt ewig langen Weg erreichte er den Rest der Gruppe, die vor der rückwärtigen Wand des Hangars stand und misstrauisch in den dunklen Gang vorraus spähte. „Da sind Sie ja endlich. Also gut wir haben vermutlich nicht ewig Zeit bis auch die letzten Systeme ausfallen. Also müssen wir uns aufteilen und schnell vorgehen. Wir teilen uns in Gruppen je Zwei Piloten auf. Jede Gruppe nimmt einen anderen Gang und versucht so weit zu gehen wie möglich. Halten Sie die Augen nach Überlebenden auf oder zumindest nach irgendwelchen Aufzeichnungen, die all diese Tode nicht völlig vergebens sein lassen würden. Soldner, Sie kommen mit mir.“ Garrit blickte einen Moment zu Kasumi und ihre Blicke trafen sich, dann blickte er zurück zu Nightingales dunklen, braunen Augen und nickte. „Aye Ma'am.“

 

Der Gang den Nightingale für sie ausgesucht hatte war der direkt vor ihnen. Schon nach wenigen Schritten war jegliches Licht in dem vielleicht zweieinhalb Meter breiten Gang verschwunden, so dass sie die kleinen Lampen an Dienstwaffe und Atemmaske aktivieren mussten.

Alle paar Meter ging eine Tür auf einer Seite des Gangs ab, doch ein kurzer Blick genügte um jede Hoffnung schwinden zu lassen. Verschüttet oder völlig ausgebrannt, hätte es nichts gegeben, was auch nur Ansatzweise nützlich gewesen wäre. Schweigend passierten sie so einige Dutzend Meter, bevor sie eine Kreuzung erreichten. Vorsichtig spähten sie um die Ecken zu beiden Seiten, dann gingen sie mit weiterhin gezogenen Waffen weiter.

„Wie geht es Kat?“ fragte ihn Nightingale plötzlich. Garrit blickte sie einen Moment lang fragend an, ehe sich ihm die unausgesprochene Bedeutung der Frage offenbarte. „Gemessen an den Umständen würde ich sagen recht gut. Woher wissen Sie-“ „Machen Sie sich nicht lächerlich Soldner. Ich bin Ihr Staffelführer. Ich kenne alle Ihre Akten bis zu einem gewissen Autorisationslevel.“ Das war irgendwie...zu erwarten. Und dennoch hatte es ihn überrascht. Viel eher war es der Moment an dem es die Veteranin ansprach, als der Umstand dass sie es tat. „...ich hoffe Sie denken nicht darüber nach Sie sicherheitshalber vom Dienst abzuziehen. Sie würde das nicht gut verkraften. Der Dienst ist alles für sie.“ Doch es gab keine Antwort. Vermutlich wusste Nightingale selbst nicht wie sie damit umgehen sollte. Es war ja auch eine schwierige Situation.

 

Unvermittelt war ihr Weg durch eine intakte Tür versperrte, die sich aus der Dunkelheit löste wieaus einer völlig anderen Welt. Verdutzt blickten sich die Kampfpiloten an, dann nahmen sie Position zu den beiden Seiten der Tür ein, mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Nightingale blickte auf das Bedienfeld und nickte. Dann zählte sie mit der linken Hand von Fünf herrab. Als sie 1 erreichte senkte sie die Hand und schlug auf das Bedienfeld um die Tür zu öffnen. Leise zischend glitt die Tür bei Seite und ließ den Blick in die Messe oder zumindest eine der Messen zu. Das Licht drinnen war zwar schwach, aber es war welches da. Lange Tischreihen zogen sich von einer Seite des großen Raumes zur anderen, schlichte Bänke aus Hartplastik dienten bis vor kurzem als Sitzplätze für die Minenarbeiter. Doch nun...wenn der Anblick der verbrannten Leiche schon verstörend war, dann war dies ein wahrgewordener Albtraum.

Blutgetränkte Kleidung lag achtlos in einer Ecke des Raumes auf einem Haufen. Auf den Tischen fanden sich unzählige Leichen – erstochen, erschossen, erwürgt und viele andere Formen eines gewaltsamen Todes ließen sich erkennen. Und nicht nur das – sie waren zum Großteil verstümmelt. Frauen, Kinder, Männer – egal welchen Geschlechts, Alters oder sogar welcher Spezies, denn auch einige Tevarin ließen sich ausmachen, vermissten Gliedmaßen, Ohren, Nasen, ihren Skalp oder gar den ganzen Kopf. „Trophäen...“ stieß Garrit fassungslos aus. Sein emotionaler Zustand schwankte zwischen äußerster, an Tobsucht grenzender Rage und Übelkeit am Rande des Erbrechens. Wenn Nightingale etwas anmerken wollte, so schluckte sie es herunter, als ihnen bewusst wurde, dass ein großer Schatten sich weiter hinten im Bereich der Essensausgabe bewegte. Beide gingen umgehend in die Hocke und schlichen in die Deckung der blutüberströmten Tischreihen. Über verstümmelte Leichen hinweg spähten sie zur Essensausgabe. Ihre Befürchtungen bewahrheiteten sich, als ein Vanduul einen reglosen Mann grob hinter sich her schleifte und auf einen freien Fleck auf einem Tisch hievte. „Wir müssen handeln“ raunte Nightingale und deutete Garrit nach Rechts zu gehen, währen sie von links näher kam.

 

Vorsichtig näherten Sie sich dem Vanduul, der sich daran machte die Taschen seines Opfers mit seinen drei furchtbaren Klauen zu durchsuchen. Mehr als einmal verletzte das Wesen sein Opfer dabei. Es war klar, sobald er damit fertig war, würde er den Mann entkleiden und ihn umbringen – vermutlich sogar indem er ihn für eine Trophäe verstümmelte.

Der Vanduul zog bereits seine furchtbar gezackte Klinge, als sie nahe genug für einen effektiven Überraschungsangriff waren. Diesmal gab es jedoch kein Anzählen – Nightingale sprang auf und schoss dem Vanduul eine ganze Salve von Laserschüssen in den Oberkörper. Woraus auch immer die Rüstung gemacht war, die der Vanduul trug – es hielt die Treffer aus. Doch bevor Garrit ebenso aufspringen und feuern konnte, hatte das Wesen, das sein ganzes Leben wohl dem Kampf widmete, die Gefahr erkannt und stürmte mit dem Messer auf ihn zu. Garrit konnte dem Angriff mit dem Messer, der seinem rechten Auge gegolten hatte gerade so noch entgehen , dennoch durchdrang die Klinge die Atemmaske, hinterließ die eine tiefe blutende Wunde über dem rechten Auge und schrabte über den Knochen, ehe sich Klinge und Fleisch trennten. Auf einem Auge vom Blut geblendet, versuchte Garrit dem Geschöpf mit einem Sprung zu entgehen, doch er hatte die Reichweite und die Reflexe des Vanduul gehörig unterschätzt. Mit einem gewaltigen Rückhandschlag traf ihn das Wesen am Oberkörper und schleuderte ihn damit Meterweit durch die Luft. Er stieß hart mit dem Hinterkopf gegen die Wand, dann landete er Bäuchlings auf dem Boden. All seine Willenskraft aufbietend versuchte Garrit sich zu erheben, doch alles was ihm gelang war es den Kopf leicht zu heben, ehe sein Blick unscharf wurde und seine Umwelt im absoluten Schwarz der Bewusstlosigkeit verschwand. Das letzte was er sah war Nightingale, die einer mächtigen Walküre gleich dem monsterhaften Außerirdischen die Stirn bot mit nicht mehr als einer leichten Laserpistole in der Hand.

 

TO BE CONTINUED

Bearbeitet von Garrit Soldner
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Okay hier ist Part 3. Eine Warnung vorraus: es ist nichts für Leute mit schwachen Mägen. Ich neige dazu Gewalt in der vollen, gnadenlosen Grausamkeit darzustellen, da ich alles andere für eine verherrlichende Verharmlosung halte.

 

So ist´s recht Soldner :devil: Wir wollen hier ja keine Gute-Nacht-Geschichten schreiben! Auch wenn ich mich jetzt nach diesem Kommentar ins Bett hauen werde, aber ich mag deine Art zu schreiben ;-)

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  • 1 Monat später...

PART 4


 


Träge, als würde alles in Zeitlupe ablaufen, schlug Garrit die Augen auf. Dabei fühlten sich seine Lieder merkwürdig schwer an. Sein Kopf wurde im Takt seines Pulses von pochenden Schmerzen durchzuckt.


Blendendes Licht ließ ihn Blinzeln und er schloss die Augen wieder. Scheinbar war das für denjenigen, der über ihn gebeugt stand, nicht gut genug, denn er bekam eine schellende Ohrfeige, die die Benommenheit durch kribbelnden, warmen Schmerz ersetzte. Aber das war gut...es bedeutete dass er lebte. „Aufwachen Soldat!“ kam die laute Stimme von Nightingale und er war in seinem Leben nie so froh gewesen, die harten Züge seiner Vorgesetzten zu sehen. Er versuchte aufzustehen, doch glühend heißer Schmerz durchzuckte seinen gesamten Brustkorb und ihm blieb die Luft weg. „Vorsichtig...langsam...“ Er blickte Nightingale fragend an und erst jetzt fiel ihm auf, dass ihre linke Gesichtshälfte von Blut überströmt war. Ein grässlicher Schnitt zog sich über ihren Kopf, ihr langes, eigentlich immer streng zum Pferdeschwanz gebundenes Haar war wild zerzaust und von weiterem Blut verklebt. Ihre rechte Wange war geschwollen und das Auge blau und aufgedunsen, als wäre sie der Faust eines Profi-Boxers begegnet. Dennoch verzog sie keine Miene, als sie Garrit beim linken Arm packte, sich diesen über die Schulter legte und ihm vorsichtig beim aufstehen zu helfen. „Sie hatten Glück, Soldner. Ich dachte schon er hätte ihnen das Rückgrat gebrochen mit dem Hieb. Scheinbar hat sie der Jumpsuit davor bewahrt, aber ich habe mehrere gebrochene Rippen ertastet...“ Sie sprach ruhig und gefasst. Garrit konnte nicht umher sich nach dem Vanduul umzusehen. Die große Gestalt des Außerirdischen lag in einer Ecke des Saals. Blut war aus vielen Wunden geströmt, die Röhren und Kabel, die der Lebenserhaltung galten, waren mit bloßen Händen herraus gerissen worden – fleischige Klumpen hingen an den Enden und fehlten entsprechend an den Stellen, an denen sie in den Körper übergegangen waren. Selbst jetzt, wo die Augen erstarrt und kalt waren, sprühten sie geradezu vor Hass.


 


Nightingale bemerkte den Blick und grinste ihn an. „Zäher Mistkerl...aber er ist eben ein Kerl gewesen...ein guter Hieb mit einem Feuerlöscher in den Schritt und er lag winselnd am Boden...der Rest war dann recht einfach...Männer scheinen bei allen Spezies furchtbare Weicheier zu sein...“


Für einen Moment blickten sie sich ernst an, dann grinsten beide und gingen ein paar Schritte, ehe Nightingale ihn losließ. „Wir müssen den Überlebenden mitnehmen. Geben Sie mir Deckung, ich stütze ihn.“ Dabei nahm sie die verloren gegangene Laserpistole von ihrem Gürtel und drückte sie ihm in die Hand. Garrit humpelte unter Qualen weiter, die Pistole in der rechten Hand erhoben, der linke Arm um die eigene untere Brust geschlungen, um die verletzten Rippen zu schützen. Jeder Schritt sandte eine Welle heißen Schmerzes durch seinen Körper, doch dort bleiben war keine Option. Der Qualm hatte zugenommen und zu allem Überfluss war seine Atemmaske beschädigt. Wenigstens hatte das Blut, das aus der Wunde über dem rechten Auge gequollen war, den Riss fürs erste verstopft...aber es würde ihn nicht vor dem Ersticken bewahren. Entsprechend konzentrierte er sich auf das, was man ihm bei der Grundausbildung beigebracht hatte: Schmerz war dein Freund. Es bedeutet, dass man lebt und der Körper noch genug Kraft zum Weiterkämpfen hat.


 


Scheinbar endlose Minuten später erreichten sie den Hangar, an dem die anderen Piloten schon warteten. „Verdammt...was ist denn mit euch passiert?“ kam die verblüffte Frage von Gustav Rucci, einem Mann mit so vielen Wurzeln, dass es schwer war zu beschreiben, woher seine Vorfahren wohl gestammt haben mochten. Er hatte mediterran gebräunte Haut, Mandelaugen und die Gesichtszüge eines Europäers, rotblonde Haare und eine kräftige, knollige Nase.


„Ein Vanduul. Aber statt zu gaffen, können Sie sich mal nützlich machen!“ Nightingale seufzte erleichtert, als ihr die Last genommen wurde. Kasumi Wong, die selbe Kasumi, mit der er eine intime Beziehung führte, kam wie von selbst an seine Seite und stützte ihn mit besorgtem Blick. Er zuckte einfach entschuldigend mit der Schulter, holsterte die Pistole und bereute jede Bewegung im Voraus. Der Gedanke an den Rückflug ließ ihn schon jetzt bleich werden. „Du Idiot...“ murmelte sie vorwurfsvoll und ein Blick zu ihr verdeutlichte ihm, dass sie wirklich wütend war, dass er sich so in Gefahr gebracht hatte. „Tschuldige...“ kam seine gedämpfte Antwort. Er wollte nicht streiten und zur Zeit hatte er auch einfach nicht die Kraft dafür...er wollte nur noch zurück zur Talon und schlafen.


 


Das Einsteigen in die Hornet war kein einfaches Unterfangen. Nur mit der Hilfe von Kasumi und Gustav gelang es ihm vorsichtig einzusteigen und sich nicht weiter zu verletzen. Dann halfen die beiden Nightingale dabei den Überlebenden in einem herbei gefunkten Bomber zu verstauen. Erst als sie aus dem Hangar der Station hinaus in den freien Raum glitten entspannte er sich. Mit der Last der Gravitation, die von seinem Körper ließ, wich auch ein Teil des Schmerzes. Es blieb ihm nur zu hoffen, dass auf dem Heimatflug keine Komplikationen auftraten, denn rasante Flugmanöver waren für ihn schlicht nicht drin. Er wusste ganz genau, dass eine hohe G-Belastung bedeuten würde, dass sich seine eigenen Knochen in seine Organe bohren und ihn töten würden.


 


Niemand unter den ganzen Piloten sprach nur ein Wort. In enger Formation flogen sie einfach heim, um ihre Wunden zu lecken und die verlorenen Leben zu betrauern. Ein ganzer Trupp Marines war fort. Männer und Frauen, mit denen sie seit Wochen und Monaten gedient hatten. Die sie mit Namen kannten und die die Besten der Besten waren.


Die Stille reichte jedoch nur einige Augenblicke, denn die Anzeigen im Schiff heulten auf, als ein enormer Energieanstieg auf Achtern festgestellt wurde. „Weg! Weg von der Station! Sie geht gleich in die Luft!“ rief jemand über den Funk und niemand ließ sich bitten die Nachbrenner zu aktivieren und so viel Abstand zu erhalten wie nur möglich. Auch Garrit nicht, der die Zähne zusammen biss, als die Beschleunigung ihn in den Sitz drückte und seine Brust vor Schmerz zu explodieren schien. Kurz darauf begannen Flammen aus den Öffnungen der Asteroidenbasis zu schießen. Mehrere Dutzend Meter weit reichten sie, bevor das massive Gestein dem Druck nachgab und die Basis in Abertausende, verbrannte Fragmente gesprengt wurde.


„Diese Bestien...“ murmelte Kat. Es war wirklich dringend Zeit, dass sie zurück zum Schiff kamen.


„Befehl bleibt bestehen. Zurück zur Talon“ kam die Anweisung von Nightingale.


 


 


Nach einer für Garrit persönlich viel zu langen Zeit kam die Task Force endlich in Sicht. Ruhig schwebten die drei Schiffe im Weltall, nur ein paar Patrouillen flogen im weiten Umkreis herum, da man lieber Vorsicht walten lassen wollte, während man so nah am Vanduul-Territorium war. „Hier Captain Hallison. Erbitten Landeerlaubnis“ hörte er seine Staffelführerin über Funk. „Hier Flugkontrolle. Willkommen zurück Captain. Sie haben Landeerlaubnis.“ „Danke Flugkontrolle. Soldner, Sie landen auf der Pride, damit wir sie so schnell wie möglich zur Krankenstation bringen können.“ „Aye aye Ma'am.“ Ruhig lenkte er das Schiff in Richtung des Geleitträgers und begann mit dem Landeanflug. Ihm ging es beschissen, da gab es kein vertun. Er fühlte sich schwach, seine Hände waren zittrig und zu allem Überfluss fühlte er sich, als müsste er jeden Moment erbrechen. „Nur noch das Stückchen...“ murmelte er zu sich selbst. Wenn er nur durchhalten würde bis sie gelandet wären, dann wäre alles in Ordnung. „Nur noch das Stückchen...das Stückchen...“ flehte er seinen Körper an, die Reaktion auf seine Verletzungen zu verschieben. Das Landedeck war bereits in Sicht, er konnte sogar die bereitstehenden Techniker erkennen. „Irgendwas stimmt nicht...“ murmelte er schwach in den Funk. Seine Sicht begann zu verschwimmen und sich zu verdunkeln. Er sah immer weniger, als würde er rückwärts in einen schwarzen Tunnel gehen. Er konnte nur noch den Punkt in der Mitte seines Blickfelds erkennen, als er den Schubhebel nach hinten zog und versuchte zu drosseln. Dann verschwand auch das letzte Licht aus seiner Welt und es herrschte absolute Dunkelheit.


 


 


„Lieutenant Soldner, aufwachen.“ Ein Licht huschte über sein Auge hin und her, dann fiel sein Augenlid wieder zu. Er hatte gar nicht gemerkt, dass jemand sein rechtes Auge aufgezwungen hatte. Ein Arm lag sich in seinen Nacken und zog ihn langsam in eine aufrechte Position. „Ganz langsam Soldat. Sie haben da wirklich einen heftigen Schlag eingesteckt.“ Doktor Hansen stand über ihm und betrachtete gerade die Instrumente mit den Vitalzeichen von Garrit. „Sieht gut aus. Sie hatten wirklich Glück, dass ihre Bruchlandung sanft verlaufen ist. Ihre gebrochenen Rippen hätten sich leicht in Herz und Lungen bohren können. Und ihr Kopf hat auch seinen Teil abbekommen. Mehrere Haarrisse der Schädeldecke und eine Gehirnerschütterung. Aber fürs Erste sind Sie außer Gefahr. Nur Flugdienst ist für die nächsten Monate nicht drin, Soldat.“


 


Der aschblonde Mann mit der Halbglatze blickte ihn ernst an, dann hellten sich seine Grau-blauen Augen auf und er lächelte. „Ich denke da ist jemand, der sich freuen würde, Sie wohlauf zu sehen.“ Mit dem rechten Daumen deutete er auf einen Stuhl neben dem Krankenbett, auf dem jemand saß. Kasumi saß dort, der Kopf herab gesunken und schlafend. „Sie ist in jeder freien Minute hergekommen und hat Ihre Hand gehalten“ erklärte Hansen. „Ich komme später wieder, um noch ein Tests zu machen. Ruhen Sie sich aus.“ Beim Gehen zog Hansen den Vorhang zu, der die einzelnen Betten von der Krankenstation trennten und ein Gefühl von Privatsphäre gab.


Etwas träge blickte Garrit an sich hinab. Er trug einen typischen Patientenkittel und auch wenn er es nicht sehen konnte, spürte er den straffen Verband um Kopf und Brust. Die Trägheit lag vermutlich an der Flüssigkeit, die langsam in seinen linken Arm floss. Er spürte den dumpfen Puls in den kleinen Schnitten an seiner Brust, die wohl gemacht wurden, um ihn zu operieren.


Seine Muskeln fühlten sich schlaff und gummiartig an, als er den Kopf zu Kasumi wandte, die immer noch selig schlief. Man sah ihr die Erschöpfung an – ihre Haaren waren wild und ungepflegt, ihre Augen von dicken Augenringen umgeben und sie war auch noch etwas blässlich. Vorsichtig nahm er ihre Hand in beide seiner Hände und drückte sie. „Kasumi?“ flüsterte er leise, nicht schlüssig ob er sie aus dem Schlaf reißen sollte oder nicht.


 


Doch scheinbar war ihr Schlaf nicht so tief wie er erwartet hatte, denn sie schlug die großen Mandelaugen auf, blickte ihn an und lächelte. „Du...du...“ begann sie und schien den Tränen nahe. Dann fing sie sich wieder und funkelte ihn böse an, bevor sie ihm einen Boxer auf die Schulter verpasste, den er wegen der Schmerzmittel kaum spürte. „Mach sowas ja nie wieder! Ich bin vor Angst fast umgekommen du Idiot!“ fuhr sie ihn aufgeregt an und fiel ihm dann um den Hals. „Sachte, sachte..der Doktor sagt ich soll mich schonen...“ sagte er mit einem Grinsen und hauchte ihr einen Kuss auf die gerötete Wange. „Und nun, da du dich überzeugen konntest, dass ich noch lebe: schlaf dich mal aus, nimm eine ausgedehnte Dusche und iss mal was. Du siehst schlimmer aus als ich.“ Kasumi löste sich zögerlich von ihm und schaute ihn trotzig an, die Spuren von Tränen auf ihren Wangen. „Baka! Selbst an meinem schlimmsten Tag werde ich besser aussehen als du.“ Garrit grinste nur und zwinkerte ihr zu. „Aber mal im ernst, geh und mach das. Ich bin noch etwas neben der Spur und das Zeug was da in mich rein fließt ist auch ganz schön heftig...vielleicht bin ich später etwas klarer im Kopf und wir können reden.“ Die Pilotin nickte schwach, beugte sich zu ihm herüber und gab ihm einen flüchtigen Kuss. „Ich bin froh dass du noch lebst.“ Dann ging sie in Richtung Ausgang. Bevor sie jedoch hinter dem Vorhang verschwand drehte sie den Kopf zu ihm. „Und werd schnell gesund. Allein in meinem Bett ist es immer so kalt.“ Mit einem betonten Hüftschwung ließ sie ihn dann allein.


Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief Garrit unbemerkt ein, ausgelaugt von der kräftezehrenden Heilung, die in seinem Körper stattfand und betäubt durch das Schmerzmittel.


 


TO BE CONTINUED


Bearbeitet von Garrit Soldner
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  • 1 Monat später...

(Eigentlich wird man an seinem Geburtstag ja beschenkt, aber ich dachte mir dieses Jahr: warum nicht mal Andere beschenken? Also hier der nächste Teil der Geschichte)

 

PART 5
 

„Überanstrengen Sie sich nicht, Lieutenant“ kam es von der Seite. Garrit drehte den Kopf leicht und sah, dass Cheftechniker Adams ihn musterte. Der Mann mit der Figur eines Fasses hatte lichtes, rotblondes Haar, einen dicken Schnauzer und grüne Augen. In der simplen Sportkleidung der Navy wurde sein Bierbauch noch besonders betont. „Keine Sorge, Sir. Ich verausgabe mich schon nicht so sehr, dass ich nachher nicht helfen könnte.“ Der Techniker grinste nur und ging dann zu einem der Laufbänder, ein Stück zur Rechten von Garrit. Also widmete er sich wieder der Hantel und stemmte weiter. Die Wunden waren in den vergangenen Wochen gut und ohne Narbenbildung verheilt. Nur die Narbe über dem rechten Auge war geblieben. Nicht weil es nicht behandelt hätte werden können, sondern weil er der Meinung war, dass von einem harten Kampf sichtbare Narben zurückbleiben müssen, um einen daran zu erinnern nächstes Mal vorsichtiger zu sein und besser zu kämpfen.

 

Nachdem er seine Trainingseinheit zu Ende gebracht hatte, setzte er sich auf und tupfte sich mit dem Handtuch, das er sich bereit gelegt hatte, Gesicht und Stirn ab und trank danach einen Schluck isotonisches Wasser. Erst als sich sein Puls langsam beruhigt hatte, blickte er sich im Raum um. So ungern er gezwungen war am Boden zu bleiben, war es auch eine positive Erfahrung. Damals, vor einigen Jahren, als er zum Ersten Mal seinen Dienst auf einem Schiff der Navy antrat, hatte er noch alles wahrgenommen. Die unzähligen Crewmitglieder, die tagtäglich hart dafür arbeiteten, um die Kolosse aus Stahl am Laufen zu halten. Die vielen, vielen Techniker, Mechaniker, einfachen Spacemen, Spezialisten und Zivilisten, die sich um alle Belange kümmerten, damit die Piloten fit und ihre Maschinen bereit waren zu starten. Das alles, hatte er seit geraumer Zeit nicht mehr wahrgenommen. Es gab nur noch die Missionen, das Fliegen und seine Wingmen. Er war dabei besonders Techiker Adams und Kasumi dankbar – die beiden hatten umgehend ihre Versetzung von der Talon auf die Pride beangtragt, als sie erfuhren, dass Garrit Wochenlang dort bleiben musste.

 

Doch seitdem, musste er sich auch irgendwie auf dem Schiff nützlich machen, während er auf die Heilung seiner Knochen und die Zustimmung des Doktors wartete. Zuerst hatte man ihn mit Büroarbeit abgespeist um ihn zu schonen. Antragsbearbeitung, Missionsberichte kontrollieren und andere Papierarbeit. Dann folgten leichte körperlichen Arbeiten – vor allem das Flugdeck durfte er mehr als einmal schrubben, dafür hatte Commander Dobovitch gesorgt. Nachdem die Heilung gut zu verlaufen schien, gab man ihm vor einer Woche das Okay sich auch endlich etwas anstregendere Arbeiten zu verrichten, so dass er momentan den Technikern und Mechanikern auf dem Flugdeck unter die Arme griff, um die Maschinen am laufen zu halten. Und das war auch nötig geworden, da die Vanduul nicht die einzigen waren, die in diesem Teil des Weltraums für Probleme sorgten. Piraten, Schmuggler und Sklavenhändler trieben in den Randgebieten ihr Unwesen, um ihren kriminellen Machenschaften abseits des Radars der UEE nachzugehen. Natürlich galt dies nur, wenn nicht gerade ein Träger der Navy dort stationiert war. So gesehen, waren die Begegnungen mit den Verbrechern absehbar gewesen und dass sie in Gewalt endeten ebenso. Auch wenn ihre Schiffe nicht mit der Feuerkraft von Militärjägern mithalten konnten, waren sie zahlreich, kannten das Terrain und kämpften oft mit dreckigen Tricks. Zum Glück waren bisher keine Opfer auf der Seite der Navy zu verzeichnen – nur beschädigte Schiffe und langsam schwindende Vorräte an Raketen und Ersatzteilen. Doch es war ein Grund mehr, warum seine Hilfe auf dem Flugdeck wirklich geschätzt wurde.

 

Nachdem er geduscht und seinen Fliegeranzug angelegt hatte, ging er zum Flugdeck. Er hatte noch eine Stunde bis zum Dienstantritt, aber Kasumi dürfte bald von ihrer Patrouille zurückkehren. In der ersten Woche hatten sie sich noch regelmäßig gesehen, doch die Situation da draußen wurde brenzliger, die Piloten hatten immer dichtere Dienstpläne und die Möglichkeiten die Pläne so zu legen, dass man viel gemeinsame Freizeit hatte, wurden immer weniger. Umso wertvoller wurden diese kurzen Momente, in denen sie sich trafen. Als er auf dem Flugdeck eintraf, sog er den Eindruck in sich auf. Die umtriebigen Techniker und Mechaniker, die Teile austauschten, die Systeme überprüften und neue Raketen an den Halterungen der vielen Hornets, Gladiators und sogar einer kleinen Anzahl Retaliators anbrachten. Die Piloten, die in ihren schweren, militärischen Pilotenkombis zu oder von ihren Maschinen kamen und die Geräusche der Maschinen. Triebwerke die aufheulten oder langsam herunterfuhren, Elektrowerkzeuge, die Dinge an oder abschraubten, Pumpen, die Treibstoff in die Tanks beförderten und das dumpfe Brummen der Schiffsmaschinen, die durch die Lüftungsschächte der Talon hallten. Und dann war da natürlich der Geruch...Öl, Schmiermittel, heißes Metall. Klassischer Werkstattgeruch, der an Zeiten erinnerte, als man nicht schon fast ein Studium abgeschlossen haben musste, um sich an seine Maschine zu wagen.

 

„Hey Lieutenant“ grüßte ihn eine junge Mechanikerin beim Vorbeilaufen, eine Gravplattform mit einigen Panzerplatten vor sich her treibend. „Hi Sandra“ grüßte er die junge Frau mit Ölverschmierten Händen und Gesicht zurück und ging ein paar Schritte zur Seite, wo er Niemandem im Weg stand und beobachtete einfach das Treiben um sich herum. Es war schon erstaunlich, wie schnell und effektiv die Mechaniker hier mit den gewaltigen Kriegsmaschinen umgingen. Geradezu bewundernswert und doch nahm man als Kampfpilot nicht mehr davon wahr, als gerade nötig. Man kannte meistens den Cheftechniker und die Leute, die für die eigene Maschine zuständig waren und den Rest hatte man vielleicht mal gesehen. Aber so war nun mal das Leben. Die Gedanken eines Piloten kreisten eher um Manöver, Waffenkonfigurationen und den Nervenkitzel des Raumkampfs, als um die hart arbeitenden Männer und Frauen, die erst ermöglichten, dass sie da raus konnten, ohne dass ihnen die Maschinen unter dem Hintern in ihre Einzelteile zerfielen.

 

Über all dies dachte er nach, während er sich weiter in Richtung der Maschinen seiner Staffel bewegte und dabei den Kopf hin und her wandern ließ, denn ein Flugdeck war ein gefährlicher Ort, an dem man sich mit Leichtigkeit verletzen konnte, wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort stand. Nach etwa zwei Minuten in denen ihm mindestens ein halbes Dutzend Mal jemand beinahe über die Füße gefahren oder ihm in die Hacken getreten war, erreichte er Adams, der selbst in seiner etwas unterdurchschnittlichen Kondition schneller war, als der angeschlagene Pilot. „Ah da sind sie ja Lieutenant. Dann mal frisch ans Werk mein Junge“ grüßte er und kaute dann weiter auf seinem Kautabak herum. „Hornet #1437 hat eine volle Breitseite bekommen. Hat beinahe den linken Flügel abgerissen. Müssen den Flügel wohl abmontieren, retten was zu retten ist und einen Neuen dran schrauben.“ Neugierig betrachtete er den Schaden an der Hornet und musste beim Anblick leicht zusammenzucken. Eine volle Breitseite...mit einer scheinbar großkalibrigen Waffe. Der linke Flügel war von faustdicken Löchern perforiert worden. Dem Dreck um die Löcher herum sah er an, dass mindestens drei Flüssigkeitsleitungen getroffen worden waren und er sah ebenso dass mehrere Kabel lose heraushingen. Ein Wunder, dass der Pilot es zurück geschafft hatte. „Nummer #1437...das ist Nightingale's Maschine. Ist sie wohl auf?“ Adams nickte mit einem breiten Grinsen. „Dieses Weib ist härter als der Stahl aus dem dieses Baby gebaut worden ist. Wenn man sie nicht gerade mit einem Raketenwerfer trifft, wird sie nichts umbringen.“ Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Wie sehr er damit doch recht hatte – sie hatte immerhin eigenhändig einen Vanduul im Nahkampf besiegt. Von Kasumi fehlte jede Spur, scheinbar war sie bereits gelandet und war duschen gegangen, denn ihre Maschine stand in ihrer Box.

 

„Gib mir mal die Kreissäge“ meinte Adams einige Minuten später, als sie die Waffen und Raketen vom Flügel entfernt und das gesamte Konstrukt abgestützt hatten. Garrit wandte sich dem großen, fahrbaren Werkzeugschrank zu und holte die große Säge raus, die laut Adams mit genügend Zeit sich selbst durch das schwerste Schott der Talon sägen konnte. „Schutzbrillen und Ohrschutz drauf, denn gleich fliegen die Funken!“ Der Blick in den Augen des dicklichen Mannes machte Garrit für einen kurzen Moment Angst und er fragte sich was er wohl mit einem Feind machen würde, wenn er ihn in die Finger kriegen würde. Bevor er weiter drüber nachdenken konnte, setzte Adams bereits das Sägeblatt an und Garrit blieb nichts übrig als eilige dem Hinweis nach zu kommen und seine Augen und Ohren zu schützen – und nicht umsonst. Kaum heulte das Gerät los, flogen bereits Funken in alle Richtungen und der Lärm vibrierte in seinem gesamten Körper. Es war wirklich faszinierend zu sehen, wie ein so vergleichsweise simples Gerät sich durch die fortschrittlichen Legierungen fraß und nach einer guten halben Stunde sich der ruinierte Flügel sich mit einem metallenen Ächzen vom Schiff trennte und nur noch auf den Stützen lastete. „So jetzt vorsichtig die Plattformen drunter, damit wir den Flügel abtransportieren und auseinander nehmen können.“

 

So verging der gesamte Nachmittag und als Garrit Abends seinen Dienst beendet hatte, war er von Kopf bis Fuß mit Dreck in verschiedensten Farben bedeckt und völlig geschafft. Trotz aller Technik, die man sich zur Nutze machte, war es ein schweißtreibender, anstrengender Job – besonders so weit draußen mit begrenzten Mitteln. Müde und ermattet schlurfte er zurück zu seinem Quartier, zwang sich in die winzige Dusche um den Dreck des Tages abzuwaschen und ließ sich dann einfach ins Bett fallen, um umgehend einzuschlafen. Irgendwann spät in der Nacht ging die Tür auf und Kat kam herein, um auf leisen Zehen zum Bett zu schleichen und sich neben ihn zu legen. Fahrig öffnete Garrit seine Augen, legte seine Arme um seine große Liebe und hauchte ihr einen feuchten Schmatzer auf die Stirn. „Hmmgh hafsch....hrmm...“ murmelte er, nicht wirklich wach genug um einen verständlichen Satz zu äußern, doch Kat lächelte nur, legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen, hauchte ein „Schhhh...“ und küsste ihn dann sanft, bevor sie sich an ihn schmiegte und ihm sanft den Rücken streichelte. „Schlaf ruhig weiter...wir können morgen reden.“

Mit dieser Bestärkung brauchte er keine weitere Ermutigung um sofort wieder einzuschlafen.

 

Doch als er Morgens aufwachte und nach Kat fühlte...war sie weg und er lag allein dort, eine Notiz in Kats Handschrift lag auf dem Nachttisch. „Sorry, habe ganz vergessen dass ich einen Termin habe. Mittagessen in der Kantine? xxx Kasumi“. Er schluckte den bitteren Beigeschmack der Enttäuschung herunter, wusste er doch, dass es nur zeitweise so war. Sobald er wieder flugtauglich war, würden sie wieder den selben Dienstplan haben und könnten wieder Zeit miteinander verbringen. Bis dahin musste er sich einfach anstrengen, so viel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen und die ihm aufgetragenen Arbeiten gewissenhaft zu erfüllen. Und da fiel ihm erst auf, dass er vergessen hatte seinen Wecker zu stellen. Er starrte ungläubig auf die 9 vor der 24 und sprang auf, um sich hastig anzuziehen, das Zähneputzen und das Bart-Trimmen zu überspringen und zum Flugdeck zu hetzen. Er hatte noch nie zuvor verschlafen...Selbst wenn Adams ein kumpelhafter Kamerad war, sah das beim CAG ganz anders aus.

 

„Schön dass Sie es einrichten konnten, Soldner. Jetzt setzen Sie sich, damit wir beginnen können zu entscheiden ob sie wieder fliegen dürfen.“ In dem Besprechungsraum saßen Adams, Dobovitch und Hansen und warteten bereits auf ihn. „Wir haben uns bereits ohne sie unterhalten und Cheftechniker Adams versichert mir, dass sie schon kräftig anpacken können. Doktor Hansen hingegen sagt, dass sie noch mindestens zwei Wochen ruhen sollten. Was sagen Sie, Lieutenant Soldner?“ Mit leichter Schamesröte auf den Wangen setzte sich Garrit und dachte nach. „Sir, ich respektiere die Meinung von Doktor Hansen, doch ich will endlich wieder da raus. Wir brauchen hier draußen jeden Piloten, um der Lage Herr bleiben zu können. Ich will fliegen.“ Adams lächelte leicht, Hansen runzelte die Stirn leicht, doch Dobovitch ließ sich seine Meinung nicht ablesen. Er blickte streng auf einige Berichte und dann Garrit an. „Es geht hier nicht darum was Sie wollen, Lieutenant. Ich schicke keinen Piloten dort raus, der nicht voll diensttauglich ist und damit sein und das Leben seiner Kameraden gefährdet. Sie schonen sich noch eine Woche und dann finden wir uns erneut zusammen. Wegtreten.“ „Sir“ sagte Garrit, schluckte den Kloß in seiner Kehle herunter und salutierte, ehe er den Besprechungsraum verließ. Das war nicht das, was er gehofft hatte zu hören.

 

TO BE CONTINUED

Bearbeitet von Garrit Soldner
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Ich finde es gut das du auch mal ganz alltägliche Szenen beleuchtest, das Leben besteht ja nicht nur aus Aktion!

 

Super! :thumbsup:

 

Sorry hatte ich gestern voll verpeilt  :whistling:

 

Alles Gute nachträglich( Freue mich schon auf den nächsten Teil)

Bearbeitet von micderjaeger
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