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Kefka

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Blogbeiträge von Kefka

  1. Kefka
    6 Wochen später...
    Die Luft im Innenraum stank nach Ozon, die Lebenserhaltungssysteme arbeiteten im kritischen Bereich. Die Luft war toxisch, ein neu von ihm entwickeltes Biopolymer ist durch zu hohe Temperatur über den kritischen Punkt hinausgelangt und in einer unkontrollierbaren Kettenreaktion verdampft. Terence Skill schwitzte sich das Leben aus dem Leib, die Gasmaske saß zum Glück fest, jedoch konnte das Zeug auf Dauer auch über die Haut ins Körperinnere gelangen. „Fuck, macht, dass Ihr die Sicherheitsprotokolle außer Kraft setzt, mir geht’s hier echt an den Kragen, wenn Ihr nicht hin macht!“ Er hatte die Triebwerke bereits abgeschaltet, das System lief auf Leerlauf, während alle Energie in die lebenserhaltenden Luftfilter gepumpt wurde. Ein ersticktes Husten drang unter der offensichtlich nicht für diese Art von Gas konzipierten Schutzmaske. Terence bedeckte fluchend seine Augen. „Und warum habt Ihr hier nur Schutzmasken der Permeabilitätsstufe 6? Scheiße ey, hier kann man draufgehen!“ Er hetzte vom Pilotensessel durch die kleine Küchensektion zur manuellen Maschinenkontrolle und tippte den Code ein, der ihm soeben von seinem Bruder aufs Display gesendet worden ist. „Der Code ist falsch, falsch falsch, verdammt!“ brüllte er gedämpft gegen die Innenseite seiner Maske, sein Herz raste, Speichel troff ihm aus den Mundwinkel und füllte langsam den Hohlraum der Maske, der zum Atmen gedacht war. Wieder im Pilotensessel, sendete er die Info zurück an seinen Bruder. Die Zeit lief, genauso wie sein Schweiß. Warum waren auf diesem Schiff noch keine Mikrofone installiert. Wertvolle Sekunden glitten ihm unter den tippenden Fingern hinweg, die jeweils noch einen Atemzug gewähren könnten. „Ruhig, ganz ruhig, bloß nicht den Kopf verlieren“ sagte er zu sich selbst und das Blubbern der kleinen Speichelpfütze hörte sich irgendwie nach einem dieser billigen Sciencefiction-Filme an, die goox immer so gern guckt. In diesen Filmen rettete ein genialer Einfall des Helden immer die gesamte Situation. An so ein Glück glaubt Terence allerdings nicht mehr, seit seine Deckung beim Chronos-Netzwerk durch eine genauso schicksalhafte Wendung aufgeflogen war. Nun der Preis dafür war ein Bruder und eine neue Familie. „Verdammt, jetzt behalt endlich eine klaren Kopf!“ Terence wusste, dass es arg um ihn stand, wenn er schon solche Gedanken hatte und sich dann auch noch selbst zureden musste. Er kam sich lächerlich vor, selbst in dieser Lage hatte er noch ein erstaunlich objektives Verständnis für das Wort ´Lächerlich´.
    Sekunden verstrichen...
    Die Antwort von I-Flow: [bruderherz, das war der richtige Code, so wie er im Begleitbuch steht, du musst dich vertippt...]
    „Verdammte Scheiße, ich habe mich nicht vertippt“ Terence las den Text gar nicht erst weiter, er wurde panisch. Das Denken setzte aus, der Überlebensinstinkt meldete sich stärker und stärker und mit steigender Unvernunft zu Wort. Er rannte wieder nach hinten und hämmerte wie wild mit geballten Fäusten auf die Armaturen. Die Kabinentemperatur betrug mittlerweile 64°C, seinen dicken Overall musste er anbehalten, damit die gasoiden Bestandteile des sich zersetzenden Biopolymers nicht zu schnell in die Haut eindrangen.
    „Holt mich hier raus, ich machs nicht mehr lange!“
    Terence war gerade im Begriff Abschiedsworte durch das System zu jagen, doch sein Blick verschwamm, seine Lippen wurden kalt und kribbelten, genauso wie seine Fingerspitzen. Er verlor jegliche Körperspannung und sackte regungslos auf den Boden des Innenraums des Schiffes und blieb dort liegen. Das Feuer an Bord hätte durch Sprenkleranlagen gelöscht werden können. Diese waren noch nicht installiert.
    Sein Hörvermögen stürzte langsam über eine Klippe und landete in einem Morast. Nur dumpf vernahm er die Geräusche seiner Umgebung. Das infernalische Brodeln des Feuers in der Frachtkammer, das Platzen einiger Rohrleitungen, aus denen prompt und unter ständigem Zischen und hohem Druck flüssiger Stickstoff entwich, der beim Auftreffen auf die erhitzten Oberflächen Risse in dieser verursachte. Das Knacken von verzogenem Titan rumpelte durch die Steuerbordseite und ein stetiges Pochen oder Klopfen gesellte sich dazu. All das nahm er wenige Sekunden nach dem Sehverlust noch wie ein Taucher am Meeresboden wahr, bevor sein Hirn auch diesen Sinneskanal abschaltete Dunkelheit ihn umschloss.
    I-Flow, Terence´ Bruder, bebte. Er wusste nicht was er hätte tun können, er war so ohnmächtig gewesen. Er bebte einfach nur. Anspannung unter der Haut, wie ein Orca dicht unter der Meeresoberfläche, bereit zum Sprung.
    Der Sprung war nicht nötig, Terence öffnete gerade zaghaft und flatternd seine Augen und sah erstaunlich gesund aus. Wolfang alias I-Flow atmete endlich aus: „Man, hab ich mir Sorgen gemacht!“ Keine Träne, aber mit Bruderliebe in den Augen und einem so aufrichtigen Lächeln im Gesicht schaute I-Flow auf Terence hinab. Der lag an ein Bett gefesselt unter einem Lumenschirm auf der inoffiziellen Krankenstation.
    „Oh man und ich dachte schon, das war´s...“ Terence sank wieder zurück in sein Bett „Wem hab ich meine Rettung zu verdanken?“
    „Uns allen, kleiner Rennfahrer.“ ,brach Talby die brüderliche Zweisamkeit, „Nachdem wir das passende Werkzeug in goox Hangar gefunden hatten, konnten wir auch die verdammte Notluke des Schiffs aufschweißen. War ne Heidenarbeit sag ich dir und dank in erster Linie goox, dass er nen HS-75er hatte, mit nem Standard-Schweißer wären wir ganz sicher nicht durch ne Schiffshülle gekommen. Das war echt haarscharf, Skiller. Jetzt sollte dir klar sein, warum wir das neue Zeug erstmal im Hangar ausprobieren wollten. Ein Trockenversuch kann Leben retten, wie du selbst spürst."
    „Wo sind die anderen gerade?“ "
    Nun, goox ist immer noch dabei, einige Händler hier im System zu besuchen, seine üblichen Kontakte pflegen. Kefka ist zum Murray Cup, schaut sich ide konkurrenz beim Training an. Er geht im Moment nicht an sein Intercom, hat in der Loge bestimmt wieder ne schicke Lady aufgerissen, der alte Charmeur.“
    „Wenn er dich jetzt hören könnte!“ sagte chueche, der gerade am Hydrospender war und jedem eine Tüte Wasser mitgebracht hatte. „Hier Kleiner, fang, das bringt dich auf Vordermann!" Chueche warf Terence eine Tüte Nährwasser zu. Eine Lösung, hauptsächlich aus recyceltem Wasser, viel Calcium, einem Syntheticum, welches das Knochenwachstum fördert und diversen semi-komplexen Eiweißverbindungen zur Stumulation des Muskelwachstums. Ein typisches Getränk für Stationen, die mit verminderter Schwerkraft arbeiteten.
    „Man, danke dir chueche, das ist genau das Richtige für mich, schmeckt genauso widerlich wie der restliche Krankenhausfraß!“
    „Tja und nun, deine alte 250i kannst du vergessen, dein selbst entwickeltes Polymer hat einen ordentlichen Schaden angerichtet. Vielleicht hättest du ja auf deinen Bruder hören sollen, als er dir den Tipp mit den neuen Kühlleitungen gab.“
    „Egal, es war ein altes Schiff und ich wollte es kostengünstig auf ein renntaugliches Niveau bringen. Mist ist nur, dass unser Plan jetzt natürlich so nicht stattfinden kann.“
    „So sicher wäre ich mir da nicht!“ schmiss goox mit einem belustigten Bariton in den Raum und alle drehten sich um. „Ich hab ein paar Leute abgeklopft, alle direkt oder indirekt finanziell beteiligt am Murray Cup. Die planen ihre Wetten schon seit dem letzten Murray Cup und der ein oder andere hatte sogar Terence´ Kiste auf dem Wettzettel, hehe.“
    „Hey, das ist ein Schmuckstück! Und ich bekomms wieder hin, ich brauch nur genug Zeit.“
    „Ja ich vertrau dir da voll und ganz, ich hoffe doch dass du sie besser wieder hinbekommst, als die Ärzte dich wieder hinbekommen haben. In einen Spiegel hast du nach dem aufwachen noch nicht geblickt oder, Terence? Ich bin ungern derjenige der es dir sagt... es sollte eigentlich dein Bruder machen...“
    goox beobachtete Terence Skills Gesicht sehr genau und sah wie sich eine erschrockene Blässe aufbaute. „Ha, erwischt! Es klappt immer wieder, harrrharrr!“ goox juxte und gluckste vor sich hin, fand dann aber schnell wieder zu seiner leichten Sachlichkeit zurück: „ Jedenfalls bist du den Leuten ein Begriff, die Rennen am Mittwoch und vorletzten Samstag liefen so weit ganz gut und deine Quote hat einen Wettpaten der Xi´An aufmerksam gemacht. Ein ganz dicker Fisch. Einer von der Sorte, deren Schiffe wir zu gern mal kapern würden. Er möchte ein treffen mit dir und ich habe natürlich zugesagt. Nun schau dich an, du bist echt nicht vorzeigbar. Und schon gar nicht in der Lage so ein Rennen zu fliegen. Kefka hat unsere Wette schon platziert. So zumindest seine letzte Meldung vor 3 Standardstunden. Die Wette ist genau über besagten Wettpaten gegangen, Kefka steht dort auch in den Büchern drin. Auffällig, aber wir brauchten die Aufmerksamkeit dieses Schurken. Ich habe ihn ein wenig abgeklopft, seichte Fragen, unauffällige Angelhaken, die gute Antworten an Land ziehen konnten. Er will die Quote nutzen. Die Quote für deinen Sieg ist verdammt hoch Terence, du bist der krasse Außenseiter. Also, kannst du in den nächsten drei Tagen wieder fit sein?“
    „Talby, kann schon sein, frag doch den Doc, der wird’s wissen“
    „Uhhhh, den Doc fragen, Terence du Schwerenöter.“ Das könnte ein typisch kefka´scher Satz sein, doch wieder war goox zur Stelle, um ihm in seiner Abwesenheit alle Ehre zu machen mit allerlei provokanten, aber nett gemeinten Sprüchen.
    Talby ignorierte es und betätigte die grün illuminierte Touchfläche.
    >Was wünschen Sie?<
    „Hallo Doktor Laitresse, Talby Bowman hier, wir besuchen gerade den Patienten auf Station 10, Zimmer 45-3, ob wir Sie in den nächsten Minuten hier empfangen dürften, Doktor? Es wäre sehr nett, danke schön.“
    Die Krankenstation zog einige Umlaufminuten weiter um den Planeten, die Tür zu Zimmer 45-3 glitt mit einem ganz leisen Zischen auf und da stand sie: lange Beine, länger als der Hals einer Giraffe, mit athletischen Oberschenkeln, die sich in einer enganliegenden, hellblauen Hose abzeichneten, leichte Stilettos umrahmten ihre schmalen Füße und streckten die ohnehin schon langen Beine weiter in die Höhe. Der Blick der versammelten Raumbären glitt weiter empor, ein Körperbetonter, weißer Kittel um-schmiegte eine entzückend schmale Taille und den zarten Ansatz nicht zu klein geratener Brüste. Smaragdgrüne Augen, garantiert genetisch modifiziert, schauten konzentriert auf ein Datentablett und volle, rosa Lippen öffneten sich: „Jungs ich hab euch auch lieb und jetzt hört endlich auf, mich die ganze Zeit Doktor Laitresse zu nennen. Sieht einer von euch hier irgendwo eine Lizenz an der Wand kleben?“
    Armandine Laitresse, eine ehemalige Liebschaft von Kefka, die er noch aus seinen Zeiten als Student auf MacArthur kennt. Eine intelligente Frau, die ihre medizinische Fachkunde gern ohne Steuerabgaben zu Geld macht. Sie hat weder einen Doktortitel, noch eine Lizenz, unterhält jedoch eine kleine „private“ Krankenstation und fragt nicht nach dem ´Warum´. Nachdem Kefka sie den anderen vorgestellt hatte, freundete sie sich schnell mit allen an, ihre kumpelhaftige Art und das verdammt gute Aussehen ergänzten sich einfach gut mit ihrer fachlichen Kompetenz.
    „Nun, ehrenwerte Doctresse, wie geht es denn dem Patienten?“ fragt goox, der heute irgendwie was komisches getrunken zu haben scheint.
    „Augenscheinlich ist er wach, sonst würde er wohl kaum auf meine Brüste starren können.“
    Terence konnte den Blick gar nicht abwenden, so eine schöne Frau hatte er im echten Leben noch nie gesehen. „Ähm... Verzeihung Misses... ähm... Miss... ich meine Frau Doktor“ er verhaspelte sich, die Frau brachte ihn ganz aus der Fassung. „Ich bin kein Doktor, jetzt hab ich hier schon die nächste Matschbirne, die das nicht kapiert...“
    „Ja... ich meine... nein, also entschuldigung Ma´am. Und Kefka hat wirklich schon mit Ihnen...“
    „Ja, ich mit ihm auch, man glaubt es kaum oder? So nun erzählt, warum sollte ich meinen schönen Popo jetzt hier zu euch zwängen Jungs, hm? Außer, dass ich euch natürlich alle fürchterlich gern habe, muss ich mich auch noch um Patienten kümmern, man glaubt es kaum, oder?“
    „Na ja, Armandine, wir brauchen den jungen Frauenhelden hier im Bett schnellstmöglich in einem Rennschiff und zwar in drei Tagen.“
    „Hmmm, okay, dem Tod von der Schippe zu springen, um ihn dann gefesselt auf ein paar Schienen zu legen. Ihr Scherzbolde, der wird mindestens acht Tage hier bleiben. Die Toxine müssen alle raus, die Nanozyten zur Nervenregenration arbeiten noch mindestens sechs Tage lang und das Trauma muss abklingen. Keine Chance Jungs. Ach ja, Kleiner... ich bin Armandine, ich hab dich soweit hochgepäppelt.“
    „Danke Ma´am, ich bin Trence, ähm.. Trerränce, ich meine... ich bin Terrence.“
    „Dein Sprachzentrum ist noch nicht ganz wieder da, hm?“ zwinkerte Armandine ihm zu, die es von einigen Herren durchaus gewohnt war, dass die Artikulation abhanden kam, wenn so eine Schönheit wie sie auftauchte und damit charmant umzugehen wusste.
    „Tja, dann brauchen wir einen Plan, Männer. „Warf chueche ein, der bisher den Anblick der Doctresse stillschweigend und ohne unnötige Aufmerksamkeit genossen hatte. „Wir brauchen dringend nen guten Ersatzmann und wir müssen den Genscanner von der Rennleitung irgendwie austricksen. Vorschläge?“
    „Ich mach´s.“ I-Flow stand auf. „Ich bin sein Bruder. Wir sehen uns ähnlich und mit ein paar oberflächlichen Eingriffen und eines temporären Gencode-Serums sollte es klappen. Ich bin nicht ganz so gut wie er, aber wenn alles nach plan läuft, ist das auch egal. Wir sind mit 20 Punkten qualifiziert, stehen in den Büchern, haben eine Quote und Kefka ist vor Ort in der Loge dieses Xi´An Wett-Patriarchen.“
    „Okay, dann machen wir das so. Armandine du hast mitgehört?“
    „Nein, ich habe gerade darüber nachgedacht, dass Terence schon wieder auf meine Brüste starrt. Gleich sabbert er. Ja aber ich habe auch mitgehört, ich werde euch da helfen, gegen Aufpreis versteht sich.“ Sie zwinkerte Terence erneut zu, die Frau war taff und mit ihr konnte man Späße machen, dachte sich Terence. Das war wie im Himmel – bis aufs Essen.
    Die Genmuster von Terence waren ohnehin frisch eingescannt und Wolfgang stellte seine notgedrungen zur Verfügung. Nicht dass er Armandine nicht vertraute, er war in dieser Hinsicht nur vorsichtig. Mit Genen wurde heutzutage viel Schindluder getrieben.
    Zur Mittagszeit des darauffolgenden Tages war das Serum frisch aus dem Sequenzierer und es war ausreichend Zeit, es einwirken zu lassen. Während der Wirkphase modellierte Armandine das Gesicht um, passte die Körpergröße geringfügig an, injizierte eine leichte Nanitensäure, die die Iris für etwa 48 Stunden umformen konnte und färbte ihm sogar die Haare. Wolfgang genoss das Einmassieren der Haarfarbe.
    „Fertig.“ Wolfgang schaute in den Spiegel. Schaute in den Spiegel, schaute zu seinem im Bett liegenden Bruder. „Jetzt seh ich erst mal beschissen aus.“
    goox ließ es sich nicht nehmen: „Ja, wie die beiden hässlichen Zwillinge aus der Tab-Buster-Show. Nur dass Ihr weniger Haare auf dem Kopf habt! Übrigens, es ist noch keinem von euch in den Sinn gekommen, dass wir ein neues Schiff brauchen, aber ich hab uns gestern eins geborgt. Der Xi´An hat mir gestern ein recht gutes Rennschiff zugesichert, er möchte Wolfgang... hähäm, ich meine er möchte Terence vorher nur gern kennenlernen.“
  2. Kefka
    Zwei Stunden später war Wolfgang in Begleitung von goox und Captain Talby in einem der hier üblichen Transportshuttles unterwegs. Talby hasste es, Taxi zu fahren, die Kontrolle abzugeben: „Diese verdammten, automatisierten Konservenbüchsen!“ Er schlug mit der Faust an die blecherne Decke der Kabine und einige der anderen Fahrgäste, darunter sogar ein paar Banu, die vermutlich wegen des Murray Cups hierhergekommen waren, drehten sich zu ihnen um. In den Gesichtern der Banu war nichts abzulesen, verdammte Fischköpfe. Aber es war natürlich klar, dass einige von denen hier sein würden, schließlich ist ein Banu-Captain namens Bal´en Do´Ash der Favorit auf den Cup. Der wird noch sein blaues Wunder erleben.
    Das Shuttle dockte in Sektion 33-15-Gamma an und entließ seine plaudernden Fahrgäste, die automatische Stimme, die blechern aus dem Kabinenvox drang wünschte einen angenehmen Tag und viel Spaß beim Murray Cup. Menschenskinder, die reißen sich ja den Arsch auf, passen sogar ihre Voxdurchsagen an das Ereignis an.
    Nun ja, sie mussten sich auch alle Mühe geben, denn Spider war nicht gerade als Touristenhochburg bekannt, wurde allerdings in diesem Standardjahr ausgewählt, Gastgeber des Murray Cups zu sein. Das größte, aufregendste und gefährlichste Rennen im ganzen Imperium. Es gab neue Regeln. Der Commissioner, so wurde Marco Verender, der Rennleiter dieses Großevents, im Volksmund und in den Medien genannt, hatte diese Regeln nach monatelangen Debatten durchgesetzt. Der Grund dafür war ein denkbar unglücklicher: Der Champion des letzten Jahres, Zack Hughs kam in einem Unfall ums Leben. In seiner finalen Runde überrundete Zack einen Amateur-Piloten, der genau in dem Moment die Kontrolle über sein Schiff verlor und direkt mit Zacks Maschine kollidierte.
    Die drei Geschäftsmänner gingen direkt zu den High-Level-Appartments des Xi´Ori-Komplexes. Xi´An-Funktionäre, besser gesagt Mafia-Gauner, hatten diesen Laden hochgezogen. Glücksspiel, Drogen, Prostitution, Pomp und Luxus, so weit das Auge reichte.
    „Ich bin Baraksh´Al, ich komme im Auftrag meines Meisters und darf Sie zu seinem Refugium geleiten.“ Gowan „goox“ Terrox erkannte ihn wieder. Einer dieser schmierigen, langgliedrigen Servitoren, die sich stets im Hintergrund ihres Meisters befanden und eigentlich kaum wahrgenommen werden. Die meisten von Ihnen sind darüber hinaus auch sehr effektive Personenschützer. Oder einfach nur Killer, wenn man die höfliche Verpackung weglässt. Gowan hatte sich den hier aber eingeprägt, er hatte seine Umgebung beim letzten Treffen gut beobachtet und auch Personen, die im Schatten verborgen sind, gehen ihm nicht durch die Lappen.
    „Wenn Sie mir nun bitte folgen würden, meine Herrschaften.“
    Sie kamen in das Foyer des „Hotels Xi´Ori", eine Verkörperung der Xi´An-Macht - erbaut, um zu beeindrucken. Zu Recht, denn selbst goox, der den Laden schon mehrfach von innen gesehen hat, war in der Tat aufs Neue beeindruckt. Captain Talby grummelte missmutig vor sich hin, schien aber auch sehr impressiert. Wolfgang alias Terence war ebenso hin und weg von all der Pracht. Sie alle kannten Spider sehr gut, war es doch einer ihrer besten Handelspunkte und einige von ihnen hatten hier sogar ihr Büro. Doch so viel Luxus in dieser Kaschemme von Sternensystem vorzufinden, das war ungewohnt.
    Sie bestiegen einen Turbolift, Baraksh´Al zückte eine goldene Keycard aus seinem Handrücken. Wolfgang drehte sich der Magen um, er hatte das erste Mal direkt mit Xi´An zu tun und wusste nicht, dass zu deren Kultur auch chirurgisch geschaffene Körpertaschen gehörten. Ekelhaft. Das Ding sah aus wie Fotze frühst um Fünf, nur weniger schleimig. Er lächelte innerlich über diesen Vergleich. Ein Xi´An könnte sich buchstäblich ins Knie ficken. Er musste aufpassen, dass er jetzt nicht die Mundwinkel verzog, er spürte, wie der Lachkrampf in ihm tobte. Doch er konnte sich noch beruhigen.
    Stockwerk Dreihundert-dreiunddreißig, das war das Ziel. Hier residierte Pak. Schlicht und ergreifend Pak. Er dachte wohl, dass ein kurzer Name kulturell neutraler wäre und irgendwie ist er das auch. Pak, Baraksh´Al. Definitiv. Das war wie Ahmed Jallal Abdullah und Mark. Talby würde einen Mark auch eher auf eine eiskalte Serveza einladen, als einen Ahmed Schieß-mich-tot.
    Im Turbolift sagte niemand ein Wort, also öffnete sich nach langem Schweigen unter einem kristallenen Ping die Lifttür, glitt nach links und rechts davon und offenbarte... noch mehr Prunk. Noch mehr Erhabenheit. Goldbestickte, karminrote Sepuaseidenteppiche, Tische und Kommoden aus edelstem Vallnorholz, goldene Becher und Karaffen, platinüberzogene Bestecke und Kerzenhalter. Ja Kerzenhalter, wie antiquiert-snobistisch-elitär-.... ach er fand keine Worte, Talby konnte dem Pomp hier einfach nichts Positives abgewinnen. Es sei denn, Pak braucht mal nen "Umzugshelfer". Dann könnte der Überfall auf einen der Transporter durchaus lohnen. Nun, ein Gedanke den Talby einstweilen in einem tiefen Winkel seines Gedächtnisses abspeicherte. Man konnte ja nie wissen.
    „Bitte setzen Sie sich, Meister Pak wird Sie in Kürze empfangen.“ Nach einer merkwürdig verdrehten Verbeugung entfernte sich Baraksh´Al und ließ die drei Menschen allein im Loft.
    „Was für ne Hütte.“ staunte Wolfgang. „Das Zeug kostet mehr, als jeder von uns in seinem ganzen Leben erbeuten kann.“ Gowan war da anderer Meinung: „Genau deshalb sind wir ja hier, um mit Glück am Ende mehr zu erbeuten, als du hier siehst. Du hast Kefkas Ausführungen gehört. Ich habe die Liste selbst durch gecheckt. Was da an Überbleibseln von diesem Goldsteen-Kartendingens wartet, das wird uns alle steinreich machen. Steinreich.“
    „Ruhe Männer, wer weiß, ob die Wände hier nicht Ohren haben.“ gemahnte ein mürrischer Talby Bowman, der am liebsten gar nicht mitgekommen wäre. Doch ein Captain kümmert sich um seine Männer.
    Im hinteren Teil des Lofts kam Bewegung ins Spiel. Zwei hübsche Menschenfrauen kamen durch eine Tür und streuten Rosenblätter auf den Boden, gefolgt von einem großen Xi´An. Pak.
    Wie theatralisch, der hat zu viele alte Filme gesehen. „Verehrter Meister Pak...“ setzte Talby an. „Captain Bowman, Sie sind viel herumgekommen, aber scheinbar ist Ihnen die Etikette der Xi´An so fremd, wie dem Tier die Sprache. Als Gastgeber in diesem Haus, gewähren Sie mir die Ehre, das Gespräch zu eröffnen und das Wort an Sie zu richten. Ich hoffe, das führt jetzt nicht zu Missmut, Mister Bowman.“ Zugeknöpftes Aristokratenarschloch. „Verzeihen, Sie Meister Pak. Mein Freund Talby meinte es mit Sicherheit nicht unhöflich. Unhöflichkeit ist nämlich nicht seine Art.“ Oh man goox, du kannst Blasen quatschen.
    „Ah Gowan, Gowan, Gowan, du alter Gauner, es ist schön, dich zu sehen. Ich hoffe meine Investition ist noch intakt, hm?“
    Pak hatte goox am Abend zuvor, nachdem er erfahren hatte dass sein Pilot das eigene Schiff in einem Antriebstest geschrottet hatte, ein nagelneues Schiff bereitgestellt. Einen M50Mil Interceptor - die Militärversion. Tja, für einige war es schwierig bis unmöglich ein Sturmgewehr der imperialen Army zu beschaffen, für Pak war selbst ein Militärischer Abfangjäger nichts Außergewöhnliches.
    „Ja, dem Baby geht’s sehr gut, wir haben es schon soweit an unseren Piloten angepasst und morgen kann es losgehen.“
    „Unser Pilot, der Schlüssel zu unserem Vorhaben und Kern unseres Treffens. Wo steckt denn unser Glückskind, der berüchtigte Terence Skill, der Aufsteiger der Saison, das Starlett der Quali-Läufe? Terence, gestatten, ich bin Pak. Ihr Finanzier, Ihr Wettpate, Ihr Schirmherr. Ihnen ist bewusst, um was es geht, oder?“
    „Ja, Meister Pak, das ist mir durchaus bewusst. Ich danke Ihnen, auch im Namen meiner beiden Begleiter, des ehrenwerten Gowan Terrox und des nicht minder ehrenwerten Captain Talby Bowman, für ihre Einladung. Ihr Refugium ist sehr beeindruckend und...“ Er spielt seine Rolle wirklich sauber, dachte sich goox, während er sich im Raum umschaute und nach verdächtigen Gerätschaften fahndete. Es ist vielleicht sogar zu unserem Vorteil, wenn I-Flow das hier durchzieht, sein Bruder hätte gegenüber einer solchen Persönlichkeit bestimmt die Muffe bekommen. Er ist zwar ein harter Hund in den Kneipen und dunklen Gassen von Spider, aber das hier hätte ihn sicher überfordert.
    „Ich danke ihnen für Ihr Lob, es freut mich, dass Sie sich wohlfühlen. Nun verraten Sie mir eins, Mister Skill“, Pak schaute I-Flow direkt in die Augen, er starrte ihn regelrecht an, „Trauen Sie sich das wirklich zu? Sind Sie der Mann, den unser gemeinsamer Freund Mister Terrox mir versprochen hat?“ Freund... das ich nicht lache, diese aufgesetzte Höflichkeit, diese Tirade, ein Bühnenstück sondergleichen. Aber so redet man wohl in diesen Kreisen. Gerade noch ein guter Freund und bei Versagen ein toter Freund. Pech gehabt, so läuft das hier. Pah... goox ließ sich seine Gedanken nicht anmerken und lächelte zustimmend bei der Erwähnung seines Namens.
    „Meister Pak, ich bin genau der Richtige für diesen Job. Sie haben meine Rennen gesehen. Mein fliegerisches Talent kann sich mit den besten Rennpiloten messen. Ich bin zwar eher mit größeren Gerätschaften unterwegs, aber ihre M50 werde ich sauber ins Ziel bringen.“ konstatierte Wolfgang, ohne zu zögern, ohne zu zaudern. Seine Worte strahlten Selbstsicherheit aus und sein plastisch verändertes Gesicht zeigte kein Anzeichen von Nervosität. Natürlich ein positiver Nebeneffekt der Operation. Xi´An sind bekannt dafür, in den Gesichtern ihrer Gesprächspartner lesen zu können. Ein Umstand, der in der frühen Phase der Kommunikation einigen Politikern des Imperiums durchaus teuer zu stehen kam.
    Wolfgangs frisch operiertes Gesicht, war oberflächlich bereits sauber verheilt, doch die Gesichtsmuskeln waren noch ziemlich gelähmt und nicht in der Lage, einen Gemütszustand zu äußern. Es lief perfekt.
    „Ich glaube Ihnen, Mister Skill, Sie scheinen mir wirklich meines Vertrauens würdig.“ Pak reichte ihm eine große, kräftige Hand: „Enttäuschen Sie mich ja nicht.“ Ein fester Griff, etwas fester und Knochen würden brechen. „Da Sie drei nun hier sind, möchte ich mit Ihnen nur noch einmal festhalten, worum es hier geht. Ich möchte, dass Sie den Murray Cup gewinnen. Nicht mehr, und nicht weniger. Platz Eins, haben wir uns da verstanden. Für mich und meine Wettpartner zählt kein zweiter Platz. Millionen von Credits und wichtige Beziehungen kann ich entweder gewinnen – das ist dann gut für Sie; oder verlieren – das ist dann schlecht für Sie. Es ist eine seltene Gelegenheit, jetzt wo auch die Banu-Stämme Gelder auf einen der ihren setzen. Die Quoten auf einen Außenseiter-Sieg sind hoch, extrem hoch. Höher als es noch zu Zeiten Zack Hughs der Fall war. Ihr gewinnt das Rennen, ich mache Profit. Ich mache Profit und Ihr bekommt die Codierung für das Xi´An-Territorium. Zumindest eine temporäre Kennung, die meinen Volksleuten an den Grenzposten und innerhalb der grenznahen Zone mitteilt, dass Ihr ein Xi´An-Handelskonvoi des Hauses Pak seid. Ist das in etwa das, was wir ausgemacht hatten, Mister Gowan Terrox?“
    „Ja, das ist exakt das was wir ausgemacht hatten. Eine bescheidene Frage habe ich noch, großzügiger Meister Pak.“
    „Stellt Sie, Terrox.“
    „Wenn wir das Rennen gewinnen und Ihr den gewünschten Profit erhaltet, ist es uns kleinen Geschäftsleuten gestattet, eine ebenso kleine Gefälligkeit zu erhalten?“ Oh man, jetzt bloß Fingerspitzengefühl, goox, nicht verzetteln, nur nicht zu viel wollen. Die Ehre dieses Mannes wird ihn dir in die Arme treiben. goox der alte Feilscher kannte diese Art von Mann, er kannte Xi´An und ihr Ehrgefühl.
    „Jede Gefälligkeit, die ich mir leisten kann und die angemessen erscheint, mein lieber Gowan. Sprich nun und halte mich nicht unnötig lange von meinen Geschäften ab.“
    „Nun... das Schiff. Wir hatten unser eigenes Schiff als Einsatz mit in den Plan gebracht. Terence hat sein Schiff verloren, im Bestreben, es renntauglich zu machen und Ihnen Ihren Profit zu bescheren. Nun setzt er auch noch sein Leben beim Rennen aufs Spiel. Einen Verlust hinzunehmen ist hart. Als Risikoabsicherung und Ersatz für bereits entstandene Schäden... wäre uns die Übernahme des M50Mil eine Ehre.“
    Pak wusste natürlich, dass die zerstörte 250i ein schnelles, aber altes Modell war. Er wusste, dass sie nicht Terence´eigentliches Schiff war und ahnte, dass sie günstig bei einem Gebrauchthändler erstanden worden ist. Er war kein Dummkopf. Er war ein Patriarch. Doch nun zu zaudern, würde seinem Image schaden – und Image war alles in diesem Geschäft: „Nun, so sei es denn, dann ergänzen wir die Abmachung um das Schiff und nun darf ich Euch entlassen. Viel Erfolg, Mister Skill, viel Erfolg.“
    Pak stolzierte langsam und bedächtig den Pfad der Rosenblätter, zurück in seine Gemächer während zwei Bedienstete diese hinter ihm bereits auflasen. Baraksh´Al war lautlos hinter ihnen aufgetaucht und brachte sie wieder hinunter ins Foyer und blieb solange am Eingang stehen, bis er sah, dass Talby, goox und I-Flow wieder in einem der Automatisierten Taxishuttles verschwunden waren.
    "Beim Klabautermann, das lief perfekt. Super, I-Flow, das hast du super gemacht." goox konnte sich kaum zurückhalten.
    "Ruhig Männer, wir wissen nicht, ob diese Kabine Ohren hat." typisch Talby. In Gedanken konnten es die drei gar nicht fassen. Wenn das hier sauber über die Bühne ging, dann winkt ein militärischer Abfangjäger. Sehr klein, sehr schnell, sehr wendig, schwer bewaffnet - genau das Richtige, wenn es um kleine Mann-gegen-Mann-Gefechte ging. Der Verlust des Luxus-Fighters wird Pak finanziell nicht wehtun, aber ausschlaggebend war: So eine moderne Militärmaschine wie der M50Mil Interceptor war nicht käuflich. Ein unschätzbarer Vorteil, den andere "Freiberufler" nicht haben.
    Morgen steigt das Rennen. Alles oder nichts...
  3. Kefka
    [...] Sei es wie es sei, folgendes ging mir nicht aus dem Kopf: Gewisse Einträge in den Archiven waren mit Schadcode unleserlich gemacht worden und da wurde ich neugierig."
    I-Flow lehnte sich in seinen schweren, braunen Nappa-Sessel, grinste anzüglich durch seine Zigarre und hustete dann förmlich heraus: "Kefka, du mein lieber, du findest alles interessant. Hättest Gelehrter werden sollen, oder einfach ein Bibliothekar. Aber Scheiße nochmal, trotzdem bist du ein Goldjunge, wenn´s um Geschäfte geht. Egal, jetzt komm aber langsam zum Punkt, okay! Ach ja.... Zigarre gefällig?"
    Kefka lehnte schweigend aber höflich ab, er machte sich nichts aus legalen Drogen. Außer Whisky natürlich: "Vielleicht ist in der Kristall-Karaffe noch ein Tropfen für mich..."
    Talby hatte schon Glas und Karaffe in der Hand und einige Augenblicke später spülte sich Kef die rauchbefallene Kehle. Monsun gegen die Dürre, herrlich.
    "Nun gut... lange rede kurzer Sinn: Was passiert, wenn man ein Kartenhaus zu hoch baut? Richtig, es fällt in sich zusammen. Und so kam es dann auch. Direkt vor dem ersten tevarischen Krieg, in dem die UPE sich das Elysium-System einverleibte, hatte ein tevarischer Kriegsherr den Großteil von Goldsteens illegalen Infrastrukturen übernommen oder zerstört. Es heißt weiter, dass die Überreste des Kartenhauses, die meisten Führungspersonen der Banden und Logistiker, sich von Goldsteen lossagten, sich auf die Flucht vor dem tevarischen Kriegsherrn begaben und in ein anderes System flogen - samt aller Schätze, die noch übrig waren. Ich konnte mir Bestandslisten ansehen. Die UPE konnte nach dem gewonnenen Krieg lückenlos aufzeigen, was alles fehlte. Megatonnenweise Virenbomben. Ich meine die Virenbomben, die ganze Planeten von organischer Materie befreien und deren virale Fracht sich dann rückstandslos zersetzt!"
    Die Augen von Talby, I-Flow und goox wurden größer. Jeder war Geschäftsmann, um die Möglichkeiten zu erkennen. "Kefka... hast du mal darüber nachgedacht, WARUM diese Dinger seit drei langen Jahrhunderten von keinem Volk dieser Galaxie gebaut werden? Das sind Planetenkiller, diese Teufelswerkzeuge löschen Milliarden Leben innerhalb einer Woche aus und wenn jemand infiziertes mit einem Shuttle zum nächsten Planeten des Systems floh, so war auch dieser Planet dem Tod geweiht! Ich weiß nicht, ob ich es moralisch vertreten kann, überhaupt weiter darüber nachzudenken!"
    "Nun ja..." wandte Talby ein, "Sehen wir es mal so: Noch erzählt uns Kefka eine schöne Geschichte, ein Märchen von vor knapp 500 Jahren. Fünfhundert Jahre!!! Alles ist erst mal rein hypothetisch und ich bin einfach auf den Rest gespannt. Meistens wird heißer gekocht, als gegessen. Ich denke gerade an viel Leid, aber auch an viel Geld. Darüber hinaus mag ich Kefkas Märchenstunden" ein kindliches Lächeln flog über seine Lippen.
    Zustimmende Gesten rund um den Pokertisch.
    Kefka fuhr fort: "Ich kann deine Bedenken nur zu gut verstehen. Ich habe bereits Flügelmänner verloren. Familie auch... das brauch ich hier niemandem nochmal erzählen und ich stimme dir zu, goox. Ich komme später nochmal zu den Virenbomben. Des Weiteren stehen in den Listen der Archive 53 Tonnen elaquirianisches Harz, bekannt für seine Supraleitfähigkeit und die vielen Verarbeitungsmöglichkeiten. Ihr wisst genauso gut wie ich, dass man es nur von den Kr´Thak bekommt. Und die siedeln nun mal auf der anderen Seite des Xi´An-Territoriums, also unerreichbar für 99,999% der UEE-Bevölkerung. Es gibt keine bekannten Sprungverbindungen dorthin, die nicht erst über Xi´An-Raum führen. Der Tod für jeden Händler... oder Schlimmeres. Goldsteen aber hat es geschafft, er hatte die Flotte, die Informanten, die Routen. Er war im Krell-System, welches bis heute offiziell als von Menschen unbetreten gilt! Das alles zu einer Zeit, in der die Kr´Thak dort noch keine Vorherrschaft hatten. Das ist einmalige Ware, Männer!" Kefka sang schon fast.
    "Das stimmt und außerdem..."
    "Dazu kommt" unterbrach Kefka, der nun völlig euphorisch wurde und I-Flow unbewusst über den Mund fuhr "dass seltene medizinische Pflanzen - natürlich in Permafrostzellen - raus geschafft wurden, bevor die UPE oder die tevarischen Kriegsherren Zugriff darauf hatten. Sagt einem das Hades-System noch etwas?
    Talby wusste natürlich sofort, was gemeint war: "Natürlich, ein toter Haufen Schutt. Nach einem fürchterlichen Krieg ging das ganze System vor die Hunde. 3 Völlig zerbombte Scheißhaufen von Planet und der vierte ist sogar zerbrochen. Das Ding kreist da immer noch rum. Da lebt nichts, da handelt nichts, da IST nichts!"
    "Talby, wenn ichs nicht zu gut wüsste, dann würde ich fast sagen, dass ein gewisser Talby dort schon Handel getrieben hat!" amüsierte sich goox, der höchstpersönlich den Flügelmann in dieser gottlosen Kanalisation von Planetensystem gespielt hat. "War ein übler Anblick von soviel planetoider Masse auf dem Radar und 0,0 Lebens- oder Energiesignaturen weit und breit. Junge mir lief ein Schauer über den Rücken."
    "Ich soll langsam zum Punkt kommen und ihr zelebriert hier eure Albtraummissionen. Grandios, macht rruhig weiter! Jedenfalls stammen diese Pflanzen von Hades II, dem größten Massengrab der Geschichte. Also auch hier wieder einmalige Ware! Die Liste lässt sich noch fortsetzen, ich habe hier der Kürze halber aber eine Kopie für jeden von euch." Er zog drei Exemplare mit jeweils 13 Seiten Papier hervor.
    "Papier? PAPIER? LEBEN wir jetzt schon in einem Märchen? goox konnte fast nicht mehr vor Lachen, seine Zigarre wackelte bedenklich und drohte fast den letzten Flug anzutreten, bevor er sich wieder fasste und die Tabakröhre geschäftig zurechtrückte.
    "Na ja... Ihr denkt doch nicht, dass ich mir eine Softcopy aus dem Archiv mitnehmen konnte! Das wäre registriert worden, da könnt Ihr euch drauf verlassen. Habe schon genug mit Militärarchiven zu tun gehabt. Außerdem lässt sich Papier leichter verbrennen, als ein Datenknoten und bei weitem nicht so leicht wiederherstellen! Bei dieser Geschichte gehe ich auf Nummer sicher. Auch ein Grund warum ich persönlich und völlig unangemeldet herkomme."
    Die allgemeine Stimmung hatte sich nun wieder etwas beruhigt und die drei Freibeuter, oder auch Freihändler - das legte jeder für sich ein wenig anders aus - studierten mit leuchtenden Augen die Liste, blätterten vor und zurück, weil sie manchmal dachten, sich einfach verlesen zu haben.
    "Und das Zeug lagert noch irgendwo da draußen? Im Ernst? Nach 500 Jahren?" erkundigte sich Talby durchaus skeptisch.
    "Ich habe keinen Bericht gefunden, der das Gegenteil andeutet. Ich habe Missionsbriefings gelesen, in denen es um die Suche und Bergung dieser Güter ging. Es gelang niemandem, da die Spuren nach den Tevarischen Kriegen mühsam rekonstruiert werden mussten. Nur die UPE wusste davon. Die Missionen wurden etwa 20 Jahre nach Kriegsende begonnen, scheiterten aber immer wieder an den instabilen Machtverhältnissen der Region. Die Xi´An weiteten ihr Einflussgebiet aus, Sprungpunkte wurden ein für alle Mal unzugänglich und die Xi´An selbst wussten gar nicht, was sich da auf einem gewissen Planeten unter ihren Füßen befand. Ich sollte wohl lieber sagen: Befindet."
    "Und du meinst jetzt allen Ernstes, diese verdammten Kaltblüter von Xi´An haben diesen Schatz noch nicht gefunden?"
    "Da bin ich mir sogar sehr sicher, denn eines steht fest: Wenn ein Volk wie diese schuppigen Kriegstreiber Virenbomben gefunden hätte, die sie aufgrund ihres mangelnden Verständnisses für transgene Viren einfach mal nicht selbst herstellen können, dann hätten wir es irgendwo mitbekommen. Wenigstens eine Bedrohungsstudie wäre in den verschlüsselten UEE-Datenbanken aufgetaucht! Und ich sag euch was: Da war NICHTS! Kein Eintrag, keine Erwähnung. Das Zeug liegt immer noch dort, wo es vor 500 Jahren versteckt wurde und WIR vier wissen davon. Nicht mal meinem Kontaktmann auf der Eisenstein habe ich davon etwas erzählt, er hat lediglich ein paar Flaschen seltenen Whisky aus meinem Privatbestand erhalten, sowie eine frische Ladung graues Öl, damit er auch wirklich dicht hält.
    "Okay" I-Flow war auf einmal todernst "ich sage mal, wir überprüfen noch ein paar Sachen, ich kenne da jemanden... jeder von euch kennt irgendwo irgendjemanden. Wir behalten alle wichtigen Details zurück. Nur das Nötigste teilt euren Informanten mit. Wir müssen zaghaft unsere Fühler ausstrecken, denn ich rechne fast damit, dass wir nicht die einzigen sind, die diesem Schatz hinterherjagen. Ich hatte es heute morgen schon irgendwie im Urin, dass das ein verdammt interessanter Tag werden wird..."
    "Tja, du sagst ja immer, Mittelstrahl birgt Wahrheit, hehe! Könnte sein, dass du ausnahmsweise mal keinen Bockmist erzählt hast, I-Flow" Talby griente sich regelrecht einen ab. "Fangen wir mal ganz nüchtern an. Grundlegendes gilt es zu klären: Wir brauchen die genauen Koordinaten des Planeten."
    "Nun ich weiß schonmal, dass es einer der beiden geheimgehaltenen Bioreservatplaneten im Eealus-System sein muss. Ich werde nach dem Lunch einen Sprung machen und mich mit jemandem treffen, der mir vielleicht helfen kann. Ein Historiker und Xi´An-Kenner" steuerte Kef hinzu.
    "goox, ich weiß, dass du hier der beste Logistiker von uns bist, auch wenn ich mich ungern unter den Scheffel stelle" Talby kam gar nicht mehr raus aus dem Grimassen-schneiden, dieses kleine Märchen schien ihn regelrecht zu beflügeln, "kannst du mal einen fachkundigen Blick auf die Stückzahlen und Güterarten werfen?"
    "Klaro, das versteht sich doch von ganz alleine. Ich werd erstmal schauen, was wir von dem ganzen Zeug auch wirklich los werden, rechne mal unsere Schiffe zusammen und schau ob am Ende noch Kapazitäten übrig sind oder ob wir mehrere Flüge machen müssen. Wir kommen zwar mit unserer Tarntechnologie heutzutage relativ leicht in die Territorien rein, aber mit DER Ladung wieder heil rauszukommen... Ich check das einfach alles mal durch..."
    "Alles klar, Logistik, Koordinaten... Talby und ich werden uns mal ganz leise umhören, ob da jemand etwas ähnliches planen könnte. Ach ja und nochwas Leute, das brennt mir schon seit Kefkas Auftauchen auf der Seele, wie billiger Fusel in der Kehle: STRAIGHT FLUSH, HARRR HARRR HARRRR!"
    Süß-saure Mienen drehten sich erst zu I-Flow, dann zu Kefka und wieder zu I-Flow. "Ihr beiden... das war doch alles ein abgekartetes Ding!!!" donnerte goox in herzlich-rauhem Tonfall. in Anbetracht des baldigen Gewinns, konnte er den Verlust dieser Runde leicht verschmerzen.
    So setzte Kefka sich mit dem halbvollen Whiskyglas zu den anderen Schlitzohren, ließ sich träge in einen der antiken Sessel fallen und das Pläne-schmieden begann.
    ---wird fortgesetzt---
    (Anmerkung: ein Erstversuch, einige Elemente aus verschiedenen Stories hier im SC-HQ zu verflechten, Meinungen, Anregungen und vor allem Ideen sind sehr willkommen!)
  4. Kefka
    Die Tür knarzte und ein paar kaum erkennbare, glühende Zigarren drehten sich synchron Richtung Tür und starrten in die verquarzte Leere hinter dem Rauchschleier.
    "Nabend meine Herren, ich habe Neuigkeiten." Kefka, der Jungspund nahm den Hut vom Kopf, denn hier wurden keine Hüte getragen. Er legte ihn neben die anderen Kopfbedeckungen und hängte seinen schiefergrauen Trenchcoat an den letzten freien Haken. "Mir ist etwas zu Ohren gekommen, es hatt etwas mit goox letztem Kontakt mit Seveneyes zu tun"
    Unruhiges Murmeln und das schmatzen einiger Münder, die die Zigarren paffend zum aufglühen brachten, waren zu vernehmen. "Erzähl schon, wir sind gerade bei einer fantastischen Partie Krypt-Poker"
    goox schaltete sich mit seinem lauten Organ ein: "Ach I-Flow, jetzt mach mal halblang, du ziehst uns das letzte Hemd aus und Kef ist dir nur eine willkommene Ablenkung, um uns nochmal heimlich ins Blatt zu schauen, vergiss es man! Aber Recht hat er trotzdem, was hat das alte Siebenauge jetzt schon wieder ausgeheckt??? Ich dachte es wäre alles geregelt, verdammt!"
    "Ach jetzt entspannt euch mal, Ihr alten Männer, das war doch nur ein kleiner Scherz, wie soll ich denn sonst eure Aufmerksamkeit erregen. Ich meine, jedesmal wenn ich diese Tür öffne und mir eine tabakgeschwängerte Suppe aus Schweiß, gutem Whiskey und guten terranischen Lungentorpedos die Sicht versperrt, dann sehe ich euch stoisch und fast geistesabwesend in eure Blätter starren und jeder von euch könnte glatt als der Möchtegern-King des Monats durchgehen, wenns ums Pokerface machen geht." Ein Whiskeyglas knallte schwer auf die Eichentischplatte "Meine Güte Kefka, du bist der Witzbold des Tages, weißt du wie mir die Lunte geht, wenn ich zur Zeit ´habe Neuigkeiten von Seveneyes´ höre, hmm???" ertönte goox´ Barriton.
    Kefka blieb unbeeindruckt, er kannte den Raumbären nun schon eine wenig und wusste, wie er damit umzugehen hatte. "Also passt auf, wir sollten uns doch einen hübschen Beinamen für unsere kleine... "Unternehmung" überlegen, stimmts!? Irgendetwas... stilsicheres, einfaches, aber prägnantes, wars nicht so? Ich habe durch einen guten Bekannten aus meiner Zeit auf der USS Eisenstein die Möglichkeit bekommen, mir ein paar UEE Militär-Archive anzuschauen. Ich bin da auf ein paar Interessante Dinge gestoßen. Unter anderem ging es da um Beziehungen, die ein gewisser Admiral Goldsteen - im Ahnenbuch auch als Goldstein bekannt - vor einigen Jahrhunderten mit irregulären Verbänden pflegte. Sagt euch das "Goldsteen-Kartenhaus" etwas?"
    "Nein"
    "Kein Plan" "Nie gehört"
    "Was für ein Vertrag?"
    "...erzähls schon"
    "Nun, es war noch vor den beiden Tevarischen Kriegen, als einer dieser Goldsteens - dessen familiären Clan ja jeder kennen sollte, der UEE-Geschichte für wichtig hält - als betagter Admiral kurz vor Dienstzeitende anfing, mit verschiedensten lokalen Piraten-Banden und Freihändlern aus mehreren zu der Zeit noch beinahe unbekannten Systemen zu verkehren. Diese Systeme waren zur damaligen Zeit nur wenigen Militärs für Ersterkundungen und vorsichtige Diplomatie zugänglich. Dieser Goldsteen nutzte seinen mlitärischen Einfluss abseits der überwachten Systeme, um Kontakte aufzubauen. Kontakte zu einheimischen Händlern, Piratenbanden und anderen Freischaffenden. Mit der Zeit entwickelte er Querverbindungen durch ganze 6 Systeme, etablierte getarnte Handelsposten und Depots, sicherte mit seiner kleinen, aber modernen Flotte wichtige Knotenpunkte gegen Konkurrenten, engagierte Fremdenführer und machte sich das Know-How der Einheimischen zu Nutze, um wertvolle und seltene Ressourcen zu erbeuten. Später wurde dieses "Netzwerk" bei der UPE bekannt als das "Goldsteen-Kartenhaus". Natürlich ist diese Akte bis heute streng geheim, da die Reputation einer bis heute einflussreichen und historisch wichtigen Familie auf dem Spiel steht. Kein Imperium beschmutzt freiwillig die eigenen Helden. Sei es wie es sei, folgendes ging mir nicht aus dem Kopf..."
    ---wird fortgesetzt---
    (Anmerkung: ein Erstversuch, einige Elemente aus verschiedenen Stories hier im SC-HQ zu verflechten, Meinungen, Anregungen und vor allem Ideen sind sehr willkommen!)
  5. Kefka
    Das All wurde langsam zu einem gut besuchten Ort. Schiffe aller Art, ob von der Regierung, von Unternehmen, oder private Schiffe, erkundeten die Randgebiete unseres Sonnensystems.
    Im August 2262 machte die Goodman, ein Typ-IV Transportraumer (8 Besatzungsmitglieder), einen Routine-Versorgungsflug zu einer Orbitalplattform am Neptun. Schätzungsweise drei Stunden von den Zielkoordinaten entfernt schlug ein auftreffendes Trümmerstück in den Steuerbordantrieb und brachte das Schiff weit vom Kurs ab.
    Die Goodman driftete einige Stunden, bevor das Schiff soweit repariert und in „Schrittgeschwindigkeit“ weitergeflogen werden konnte. Was als nächstes geschah, wurde von den klügsten Köpfen des Planeten untersucht und begutachtet. Dies ist die letzte Übertragung der Goodman, eine Unterhaltung mit einem Operator der nächstgelegenen CommStation.
    http://robertsspaceindustries.com/wp-content/uploads/2012/09/time_capsule22626.mp3
    Untersuchungen ihrer letzten bekannten Position zu Folge, gab es kein Wrack, nichts. Die Goodman hatte sich einfach in Luft aufgelöst.
    Während der nächsten paar Monate verschwanden zwei weitere Schiffe im selben Gebiet unter den gleichen Anzeichen. Weitere Nachforschungen wurden gestartet, konnten aber nicht feststellen, was dort geschehen ist.
    Letztendlich wurde das Gebiet zur Flugverbotszone erklärt.
  6. Kefka
    Die Artemis war die Manifestation eines Traumes. Als die Ankündigung kam, dass sich ein Schiff in der Konstruktion befände, um zum nächstgelegenen, potentiell bewohnbaren Planeten vorzustoßen, flippte die Öffentlichkeit aus. Alienwelten und Erstkontakt waren nicht mehr länger der Zuständigkeitsbereich der Sci-Fi, sie wurden zur verlockenden Realität.
    Das Schiff würde mit Stasis-Couchen (bekannt als „Kapseln“), Ausrüstung und Vorräte für Terraforming und einem KI-Kern für die Steueranlage ausgerüstet werden. Maximale Kapazität: Fünftausend.
    Es erfolgte ein Aufruf nach Freiwilligen.
    Niemand spielte die Risiken herunter, von denen es jede Menge gab. Bei stetigem Schub mit den modernsten Triebwerken wird die Artemis über zweihundert Jahre benötigen, um ihre Zielkoordinaten zu erreichen. Vieles kann in dieser Zeit passieren. Dessen ungeachtet gab es über eine Million Freiwillige. Komitees brachen die Listen herunter, in dem Versuch, die beste Kombination aus Fertigkeiten, Branchen und Fachgebieten zu finden.
    Im Folgenden handelt es sich um Auszüge der Chariot of Stars, dem offiziellen Begleitbeitrag zum Start, basierend auf den zusammengetragenen Fluglogs, persönlichen Tagebüchern und Zeugenaussagen zur Artemis und ihrem Start.
    TIME STAMP: Start = -0d4h38m13s
    Am Abend des Artemis-starts überprüfte Captain Lisa Danvers die Schaltplatinen unterhalb der Kommunikationsstation auf der Brücke... zum dritten Mal.
    Arthur Kenlo, Technik, saß auf der Armlehne des Kapitänsstuhls. Er hat es aufgegeben, herauszufinden, nach was der Captain suchte.
    Lisa hatte ein Problem mit großen Schiffen. Sicherlich, sie hatte vorher schon Transporter geflogen, aber das hier war etwas anderes. Hier gab es tausend Dinge die schief gehen konnten, die, im Falle eines Versagens eine ungeheure Vielzahl verschiedener Funktionen beeinträchtigen könnten.
    Es trieb einen in den Wahnsinn und wahrscheinlich machte sie sich selbst verrückt eben weil sie jeder Sache so auf den Grund ging.
    „Sind Sie sicher, dass ich Ihnen nicht helfen kann, Captain?“ sagte eine körperlose Stimme aus dutzenden, verborgenen Lautsprechern summend, die über die Brücke verteilt waren. Es war die KI, hilfsbereit, wie immer.
    „Nein, es geht mir gut.“ antwortete sie, Kenlo staunte über diese Worte, die ganz klar einen vertrauten Umgang ausdrückten. Lisa konnte nichts Ungewöhnliches entdecken, nichts Fehlendes oder Verdächtiges in den Myriaden der Schaltkreise. Sie hasste diese Prä-Flugangst. Egal, was sie auch machte, es erwischte sie immer schwer. Also traf sie eine endgültige Entscheidung, sich nicht weiter damit zu beschäftigen und einfach das komplette Panel zu wechseln. Kenlo wurde munter.
    „Alles klar mit Ihnen?“
    „Ja, ich denk schon. Hey Janus?“
    „Ja Captain?“ antwortete die körperlose Stimme.
    „Erstelle eine neue Reihe von Eventualitätsmaßnahmen für die Stasis-Kapseln.“
    „Haben sie irgendwelche spezifischen Parameter?“
    „Nein, nutze einfach dein Vorstellungsvermögen.“
    „Das ist ein Konzept, für das ich nur ein begrenztes Verständnis habe.“
    „Schau über den Tellerrand. Denk an etwas, an das wir noch nicht gedacht haben.“
    „Ich werde es versuchen, Captain.“
    In dieser Nacht versuchte Janus, der KI-Kern, sich etwas vorzustellen.
    TIME STAMP: Start= -0d0h4m21s
    Der nächste Morgen, die Welt wartete. Die freiwillige Schiffsbevölkerung befand sich bereits auf einer orbitalen Plattform. Die Ingenieure meinten, auf diese Weise wäre einfacher, da sie sich den Ärger ersparten, fünftausend Startsitze zu entwerfen, wenn sie es nicht unbedingt müssten. So sind sie während der letzten paar Wochen grüppchenweise nach oben übergesetzt worden.
    Heute stand der Start der Artemis bevor. Danvers und ihre Kernmannschaft würden sie hochbringen, dann an die Plattform andocken, um die Zivilisten und einige Last-Minute-Vorräte an Bord zu nehmen. Nachrichtenagenturen aus der ganzen Welt haben sich versammelt, bereit diesen Moment in jedem erdenklichen Format einzufangen und ihn auf alles zu schmeißen, was einen Bildschirm hatte.
    Lisa war bereits angeschnallt, die Nervosität und der Bammel der vergangenen paar Tage schmolz mit jeder weiteren Sekunde dahin. Sie starrte auf den Hauptbildschirm, auf welchem die Frontansicht des Schiffs dargestellt wurde. Jetzt im Moment war es lediglich eine versiegelte Start-Röhre. Sie sinnierte über das, was dahinter liegt, den Himmel. Den Himmel, den sie liebte. Er wartete auf ihre Rückkehr.
    Danvers überflog ihre Prä-Flight-Checks. Sie war gründlich und professionell, konnte sie aber nicht schnell genug hinter sich bringen. Mannschaftsabteilungen meldeten ihr „Ok“, grünes Licht auf dem gesamten Panel. Ein letzter Check-In mit der Flugkontrolle. Sie waren soweit.
    Es war Zeit.
    Sirenen außerhalb des Schiffs begannen zu heulen. Die massiven Metalltore der Flugröhre wurden mit schweren, dumpfen Schlägen entriegelt.
    „Captain Danvers, soll ich die Flugkontrolle übernehmen?“ sagte Janus.
    „Nein, das mache ich.“
    „Sind Sie sicher, Captain?“
    „Ich bin sicher.“
    „Aber Captain, es gibt einen Fehlerquotienten von 0,002, dass...“
    „Zeig mir einfach den Himmel. Ich bring uns da hoch.“
    TIME STAMP: Start: +9d5h12m57s
    Janus übernahm die Kontrolle und umkreiste die Erde für eine Woche, als die Mannschaft und die Zivilisten erst einmal in Stasis waren, um nach irgendwelchen Störungen oder Anomalien zu suchen.
    Sozusagen als Trockenübung, wie das Schiff sich verhält, wenn es erst mal seinen Vorstoß begann. Würden irgendwelche Probleme auftreten, könnte die Flugkontrolle noch alles abbrechen und die Artemis sogar ferngesteuert wieder zurückbringen, wenn nötig.
    Die Flugkontrolle beendete die abschließende Einschätzung der Überprüfungen. Alles sah gut aus. Justin Cobb, der Missionsleiter schaute in die Reihen der Techniker, Wissenschaftler und Analysten.
    „Alle bereit?“
    Alle nickten.
    „Das ist unsere letzte Chance. Wenn einer auch nur die geringste Bedenken oder Zweifel hat, egal wie es sich anhören mag, oder wie sehr die Leute in den oberen Etagen ausflippen würden, dann sagen Sie es besser jetzt.“
    Schweigen. Cobb ließ einige Momente verstreichen und nickte, um Kontakt mit der Artemis herzustellen.
    „Guten Abend.“
    „Wie geht es dir Janus?“
    „Ich habe einige Simulationen durchlaufen lassen. Zufalls-Szenarien. Beispielsweise; zufällige Energiefluktuationen, Einschläge von Fremdkörpern, Zusammentreffen mit unbekannten Gasen oder Elementen, Kontakt mit feindlichen Organismen, etc.“
    „Irgendwelche Schlussfolgerungen?“
    „Ich denke, wir werden Sie zufriedenstellen.“
    Cobb blickte zum nächsten Techniker, etwas verwirrt über die Ausdrucksweise der KI. „Du denkst?“
    „Ich stelle mir vor, dass mit uns alles hinhaut, Mr. Cobb.“
    Zweiundzwanzig Minuten später zündete die Artemis ihre Triebwerke bei maximalem Schub für geplante siebzehn Minuten. Sie passierte den Rand unseres Sonnensystems und flog in das große Meer des Weltraums, in die stille Schwärze, die uns umgibt.
    Und so warten wir, von den Dingen träumend, die sie finden werden, hoffend, dass wir eines Tages von den tapferen Männern und Frauen hören werden, die an Bord der Artemis gingen, im Triumphwagen zu den Sternen und als die ersten Botschafter dieser vereinigten Erde ins All hinauszogen.
  7. Kefka
    Als RSI die nächste Generation der Fusionsantriebe ankündigte, eröffneten sich neue und aufregende Aussichten für das Reisen im All, doch nicht jeder war so begeistert:
    Bailey konnte es nicht glauben. Bereits zwanzig Minuten im Physikunterricht und sein Blatt bekam gerade jetzt einen neuen Download. Eine neue Triebwerkstechnologie oder so etwas kam heute raus. Er hatte es heute Morgen nur flüchtig mitbekommen, als er sich gerade aufmachte, das Haus zu verlassen, aber diese verlotterten Arbeitsblätter der öffentlichen Schulen bekamen das Lehrbuch-Update erst jetzt.
    Mister Caro hat bereits angekündigt, dass wir darüber abgefragt werden und das beschissene Blatt zieht sich erst jetzt das neue Update? Es ist unmöglich. Einfach unmöglich. Das ist so bescheuert. Wie zum Teufel soll ich das jetzt noch lernen?
    Drauf geschissen. Ich werde durchfallen. Scheiss auf diese Klasse. Scheiss auf die Bürgerschaft. Scheiss auf dieses ganze System. Ich brauch das nicht...
    Mister Caro sagte, der Test würde in zehn Minuten beginnen. Bailey sank in seinen Stuhl und fing an zu lernen.



  8. Kefka
    Nach fast vierzig Jahren von Versuch und Tragödie, ist der Mars nun offiziell als dauerhaft sauerstoffhaltige Umwelt eingestuft worden. Eine Gedenkstätte die an jene erinnert, die in der großen Tragödie von ´25 ihre Leben gaben, wird direkt nach der offiziellen Erklärung enthüllt, die von Senator Stephen Nguyen als Sprecher gegeben wird.
    Dies ist eine Abschrift seiner Rede:
    Mein Bruder Sean liebte es zu erschaffen. Als wir Kinder waren war ich der Sportler, der, der die Studenten-Kongresse besucht hat, er hat immer irgendwelche Dinge gebastelt. In unserem Haus war es keineswegs außergewöhnlich, wenn man plötzlich nach Hause kam und die DistroBox auseinandergenommen und auf dem Wohnzimmerboden verteilt vorfand oder Sean wieder in den Lüftungsschächten herumkrabbelte, nur weil er dort etwas klicken gehört hat. Und einmal, ich könnte es schwören, da hat er sogar unseren Hund auseinandergenommen. Er war Zehn, stellen Sie sich das vor, zehn Jahre alt und schon so talentiert. Vielleicht ist talentiert nicht das richtige Wort, weil es nicht nur einfach sein Talent war, es war seine Wissbegierde und die absolute Freude, die es ihm bereitete, wenn er etwas auseinandernahm um zu sehen, was all die einzelnen Teile bedeuteten.
    Als die Jahre vergingen, lebten wir uns auseinander. Er war einfach mein verrückter, streberhafter kleiner Bruder der meine Sachen auseinandernahm. Wir sind auf der jeweils entgegengesetzten Seite der Erde zur Schule gegangen. Er hat Maschinenbau und Physik studiert, was niemanden überraschte. Ich zog mein Ding durch.
    Als Erwachsene haben wir uns von Zeit zu Zeit besucht, aber ich würde nicht behaupten, dass wir uns auch nur teilweise nahe standen. Eher wie Bekannte, denn wie Brüder. Wir waren einfach zu verschieden. Ich war Fan der Phoenix Five, er dachte, dass es sich um irgendwelche mathematischen Ableitungen handelte. Ich dachte das neue Bürgerschafts-Programm wäre richtungsweisend, um die Menschen zu belohnen, die sich aktiv am Aufbau einer starken Nation beteiligten. Er dachte es wäre elitär. Und so ging es weiter.
    Viele Jahre später, als ich meinen ersten Sitz im Bezirk gewonnen hatte, zeigte sich Sean auf meiner Siegesfeier. Ich schätze ein Wahlhelfer musste ihn eingeladen haben. Um ehrlich zu sein, mir kam es nicht mal in den Sinn, das überhaupt zu versuchen. Einige meiner Mitarbeiter machten mich darauf aufmerksam, dass sie ihn in einer Ecke gesehen hätten, offensichtlich bereitete ihm die Menschenmenge Unbehagen. Er ist nicht einmal zu mir gekommen, um mit mir zu reden, er schrieb einfach eine Notiz und bat jemanden, sie mir zu geben. Hört was er schrieb:
    „Hey Stephen, es sah so aus, als wärst du in eine Menge wichtiger Gespräche verwickelt, also wollte ich Dich nicht unterbrechen. Aber ich wollte Dir einfach sagen, du bist echt großartig, Mann. Ich weiß wir hatten unsere kleinen und großen Kämpfe aber es macht mir Hoffnung zu sehen, dass jemand in die Regierung geht, der wirklich an ihre Überzeugungen glaubt. Es ist wirklich aufregend und ich freue mich sehr für Dich. Vergiss niemals, egal von welcher Dunkelheit du auch Umgeben sein wirst, sei tapfer, sei Du selbst und alles wird gut werden.“
    Mein Bruder Sean. Sean der Zerstörer. Sean der Wieder-Erschaffer. Sean war einer der vielen Verluste in der Tragödie von 2125. Seitdem konnte ich mir nie wieder eine seiner lästigen Monologe über Politik, sein hirnrissiges, dumpfes Geschwafel über Legierungen und Belastungspunkte anhören. Es ist ein Trost, dass das Projekt, welches das Leben meines Bruders gefordert hat nun vollendet ist. Dieses Monument, eine Kleinigkeit, verglichen mit dem Verlust dieser Menschen, wird letztendlich ihre Namen dem Rest der Menschheit für alle Zeiten in lebendiger Erinnerung halten.
    Wissen Sie was? Vergeben Sie mir meine Stumpfheit, aber scheiß drauf. Ich möchte nicht, dass Leute auf diese Gedenkstätte schauen und ruhig und in sich gekehrt sind. Ich möchte, dass die in diesen Fels gehauenen Namen Funken schlagen und ein Feuer in ihnen entfachen, ein Feuer sich selbst herauszufordern, die Menschheit herauszufordern. Ich will, dass diese Namen auf diesem Fels zu einem Schlachten-ruf für uns alle werden uns zu übertreffen, aus uns hervorzubrechen ins Universum und unsere Bestimmung zu finden.
    Um die Worte meines beknackten Bruders zu nutzen, seid alle tapfer. Seid alle ihr-selbst. Und alles wird gut werden.
  9. Kefka
    Während die Anwendung des RSI Quantenantriebs unser Sonnensystem zugänglicher gemacht hat, war es bisher dennoch den Regierungen, den wachsenden Unternehmensflotten und den Superreichen vorbehalten.
    Doch auch das änderte sich...

  10. Kefka
    Quelle: Sentinel NewsOrg
    Hochgeladen: Mid-Atlantic Servers @ 7:53EST
    Verfasser: Kelsey Forset
    STARTE DATEI...
    Heute ist ein schwarzer Tag. Im Streben nach menschlichem Fortschritt neigen die Geschichtsbücher dazu, die tapferen Männer und Frauen zu rühmen, die erfolgreich waren. Die Gebrüder Wright, die John Glenns, die Edwin Pierces definierten sich selbst, weil sie diejenigen gewesen sind, die es geschafft haben, die es durchgestanden haben. Aber um den Monolith jeder Errungenschaft liegen die Körper derjenigen, die es versuchten und gescheitert sind. Heute ist ein schwarzer Tag und heute werden wir die tapferen Männer und Frauen feiern, die ihr Leben gaben in der Tragödie, die sich heute Morgen um 04:38 EST auf dem Mars abspielte.
    Während die Öffentlichkeit auf eine offizielle Stellungsnahme bezüglich der Vorfälle wartet, haben unsere Quellen angedeutet, dass eine chemische Fehlkalkulation im planetaren Atmosphärenumwandler die neue Atmosphäre instabil hat werden lassen. „Die Atmosphäre verflog“, teilte ein Regierungsbeauftragter, der darum bat, nicht namentlich genannt zu werden. Der Planet befand sich im Endstadium des Terraformingprozesses. Eine sauerstoffhaltige Umgebung war für die vergangenen zwei Wochen etabliert. Die wissenschaftliche Gemeinschaft auf dem Planeten machte noch Sicherheitsüberprüfungen am System, war jedoch nur noch zwei Tage davon entfernt, den Planeten offiziell als sicher einzustufen.
    Dieses Vertrauen in die Atmosphäre führte dazu, dass niemand aus den Mannschaften die entsprechenden Atmungsgeräte getragen hat. Solange es sich technisch nur um eine Verletzung des Bedienprotokolls handelte, so wurde uns mitgeteilt, bestand für die Bodencrews kein Grund zur Annahme, dass die Atmosphäre auch nur in irgendeiner Art und Weise instabil sein könnte.
    Was auch immer letzten Endes dafür verantwortlich war, es geschah so schnell, dass niemand in der Lage gewesen ist, einen Alarm auszulösen oder die Belüftungsanlagen der verschiedenen Einrichtungen überall auf dem Planeten zu versiegeln.
    Die Tragödie wird zweifelsohne die Diskussion über das Terraforming neu entfachen. In einer Stellungnahme im Blog des Präsidenten heute morgen, erwog sie die Möglichkeit eines internationales Komitees, um festzustellen, wie es von nun an weitergehen soll. „Da ich verstehe, dass die Idee des Terraforming für beiderlei Emotionen – dafür und dagegen – sorgt, 4876 Seelen starben um die Menschheit voranzubringen, müssen wir sicherstellen, dass, zu welcher Entscheidung wir auch immer kommen mögen, wir voranschreiten und das Opfer in Ehren halten, welches die Helden des Mars gebracht haben.“


    ...BEENDE DATEI

  11. Kefka
    Nach jahrelangen Simulationen und Tests bündeln die Regierungen der Welt ihr Wissen und ihre Ressourcen um die erste planetare Umwandlung in Angriff zu nehmen.
    Das Testsubjekt: Mars.
    Ein Überwachungsteam wurde zur Erstellung topografischer Karten auf die Planetenoberfläche entsandt, um über den Standort des Atmosphärenumwandlers zu entscheiden und um Bodenproben hinsichtlich der möglichen Verunreinigungen der neuen Sauerstoffumgebung zu testen.
    Es war unsere erste grundlegende Erkundung unseren Nachbarplaneten und die Regierungen der Welt wollten nichts dem Zufall überlassen...
  12. Kefka
    Editorial aus dem United Times Archiv
    Herausgegeben am 21 August 2113
    STARTE DATEI...
    „Wann gehen wir zu weit?“
    von Hannigan Terrell
    Selbst wenn Sie sich in der letzten Woche unter einem Felsen versteckt haben, haben Sie ohne Zweifel von RSIs letzter „Errungenschaft“ gehört. Lassen Sie es mich trotzdem noch einmal für all die Felsbewohner rekapitulieren, die behaupten eine Maschine entworfen zu haben, die „die Atmosphäre eines Planeten verarbeiten kann, um sie in eine andauernde sauerstoffhaltige und für Menschen bewohnbare Umgebung umzuwandeln.“ Kurz gesagt, reden die über Terraforming. Ja, ganz richtig, dieser Science-Fiction-Kram. Mir ist klar, dass jeder von den sich bietenden Möglichkeiten regelrecht hingerissen ist, aber scheinbar hält niemand auch nur einen Moment inne, um darüber nachzudenken, was das tatsächlich bedeutet.
    So ist es wieder einmal an mir, die Stimme der Vernunft inmitten dieser Technik-Hysterie zu sein. So ist es, liebe Leser, ich werde nun die Frage stellen, die sonst niemand stellt. Sind Sie bereit?
    Wenn wir einen Planeten terraformen können, warum sollten wir?
    Ich gebe Ihnen eine Sekunde. Denken Sie darüber nach. Ich sage es nochmal, nur weil wir etwas tun können, müssen wir es tun? Mir ist bewusst, dass die Experten von SSNtv gern ihre Späße über mich machen, mich als einen technophoben hinzustellen, aber ich sag Euch eins, ich hatte kein Problem mit den Cloning-Initiativen. Ich habe nicht einmal ein Problem mit Genkodierung, um vererbte Missbildungen und Krankheiten zu minimieren. Diese Dinge waren Errungenschaften, die halfen ein besseres Leben zu schaffen. Doch wofür ist dies nun? Wem hilft es? An welchem Punkt gehen wir zu weit? Ernsthaft, wir reden davon, die Atmosphäre eines Planeten komplett umzuwandeln. Die Planeten von denen hier die Rede ist, wurden aus einem Grund so geformt, wie sie sind. Wer sind wir, anzunehmen, das Universum würde wollen, dass wir Planeten zu unserem Vorteil modellieren? Wir sind keine Götter und mit den grundlegenden Bausubstanzen eines Planeten herumzuspielen ist arrogant und gefährlich.
    Ich weiß dies wird wahrscheinlich auf taube Ohren stoßen. Die Welt ist zu weit emporgestiegen, sich in ihrer eigenen Pracht aalend, aber eins verspreche ich Euch: Nichts Gutes wird hieraus entstehen.


    ...BEENDE DATEI

  13. Kefka
    Der Morgen des 03.Mai 2075 begann wie kein anderer. Rebecca Childress saß gerade malend am Esstisch, während ihre Mutter die Morgennachrichten sah. Es waren diese Momente, erzählte Rebecca viele Jahre später, die sie am meisten geliebt hat. Wie auch immer, dieser Tag würde ihr im Gedächtnis bleiben, genauso wie jedem anderen Menschen auf dem Planeten.
    Auszug aus Rebecca Childress´ Tagebuch:
    „Mammi machte heute schon wieder Omelett (ohne Mist!). Ich habe gemalt als ich Papi im Holo sah. Ich schrie nach Mutti. Danny begann zu schreien und rannte um den Tisch. Wie ätzend. Dort stand er, direkt neben dem Präsidenten! Sie redeten über den Weltraum und Kram, der cool war, doch er sah so bedeutend aus, wie er da stand. Wir hatten ihn schon so lange nicht mehr gesehen. Er hatte nun einen Bart. Mammi mochte es nicht, aber finde es lustig.
    Immer wenn Papi dabei war, abzureisen, fragte ich ihn, warum er immerzu arbeiten müsse und jedes mal antwortete er mir dasselbe:
    Er versuchte mir die Sterne zu schenken.“
    Dr. Scott Childress und sein Team stellten den ersten autarken quantenbetriebenen Antrieb fertig, der in der Lage war 1/100stel Lichtgeschwindigkeit zu erreichen. Zum ersten Mal konnte die Menschheit das Sonnensystem mit noch nie dagewesener Geschwindigkeit erkunden.
  14. Kefka
    Die Jahre auf der Eisenstein vergingen wie im Flug. Unzählige Gigaparsec Raum hatte der schwere Zerstörer im Auftrag der UEE erkundet und befriedet. Ein altes Schiff. Ein zuverlässiges Schiff. Und jetzt, wenn auch noch ziemlich kampftauglich - ein ausgemustertes Schiff.
    Captain Tyler Goldsteen, einer der erfahrensten Schiffskommandeure, ein Veteran durch und durch und nun, wie sein Schiff, in die Jahre gekommen, beendete soeben den letzten Logbucheintrag nach dem Sprung.
    Goldsteen hatte die Raumfahrt im Blut, wahrscheinlich geerbt, so mokierten sich viele, doch in solchen Sätzen schwang immer ein unterschwelliger Respekt mit. Zu viele hatten ihr Leben, oder das Leben ihrer Familien diesem Mann und seiner strategischen Weitsicht zu verdanken.
    Die Familie Goldsteen war berüchtigt dafür, gute Strategen hervorzubringen, der berühmteste war ohne Zweifel James H. Goldsteen, im 1. Tevarischen Krieg wurde er 2542 eingezogen, 1 Jahr nach dem Erstkontakt mit den Tevarin. Ein junger, ambitionierter Kampfpilot aus einer renommierten Soldatenfamilie. Zahlreiche Abschüsse gingen auf sein Konto, zahlreiche prominente Hände wurden geschüttelt. Die Politik begeisterte sich für ihn. Stabsgeneral Messer machte ihn zum "Gesicht des Krieges" und im Alter von 36 Jahren, kurz vor dem Ende des 1.Tevarischen Krieges, bekam er sein erstes Kommando. Ein kleines Schiff, eine Corvette neuester Bauart namens Lunaris Pax. Goldsteen stieg in der Kommandohierarchie schnell und rücksichtslos auf.
    Im Jahr 2610 brachten die Streitkräfte der UPE dem neuen tevarischen Kriegsherrn, Corath´Thal eine schwere Niederlage bei. Dieser plante mit einer neu aufgestellten Flotte einen Großangriff auf Elysium IV mit dem Ziel der Eroberung.
    Aus der Asche dieses Konfliktes erhob sich James H. Goldsteen, mittlerweile Admiral, der einen Teil seiner Flotte ungeachtet der Befehle der UPE aus dem Ellis-System abzog und persönlich nach Elysium IV aufbrach. Seine Kontakte reichten weit in die Politik und noch weiter in die Reihen der Militärs. Durch einen bis dato unbekannten Informanten erlangte Goldsteen Einsicht in die Pläne der UPE und brachte in Erfahrung, dass das berüchtigte 42.Schwadron den geheimen Auftrag erhielt, Elysium IV vor der tevarischen Angriffsmacht zu beschützen. Seine guten Beziehungen ermöglichten es ihm und dem mobilisierten Teil seiner Flotte Flügel an Flügel mit der 42.Schwadron zu fliegen, deren Kommandant diese fähige Unterstützung willkommen hieß.
    Es war Goldsteens strategischem Kalkül zu verdanken, dass die berühmte Schlacht von Centauri mit einem Sieg der UPE endete und der Großteil der 42.Schwadron, sowie Goldsteens Flotte ohne größere Verluste im Jahr 2613 die Rückkehr antreten konnte.
    Nach 87 Lebensjahren, davon 71 Jahre im Dienst der Flotte wurde Admiral a.D. James Hubert Goldsteen beigesetzt.
    Der Kommandant der 42.Schwadron hat im Einvernehmen mit Captain William J. Goldsteen, dem Sohn des verstorbenen Admirals, die Teilnahme Goldsteens an der Schlacht von Centauri veröffentlicht. Bis dato wusste nämlich niemand, wo Goldsteen mit dem Teil seiner Flotte tatsächlich gewesen ist.
    Post Mortum wurde er zum Ehren-Sternenbürger der Galaxis erklärt und ging somit in die Militärgeschichte ein.
    Captain Tyler Goldsteen sah aus dem Fenster der Eisenstein, der Zerstörer kreiste das letzte mal in einem Orbit. Es war der Orbit von Elysium IV. Viele gute Männer werden nun auf andere Posten, auf andere Schiffe, in andere Systeme versetzt. Er selbst wird in die Generalstabsebene wechseln und bevor die heutigen Abschiedsfeierlichkeiten starten, wird er noch die letzten Versetzungsgesuche unterschreiben.
    Zudem muss er morgen Nachmittag als Kapitän des Schiffes aus rein zeremoniellen Gründen anwesend sein, um mit Vertretern der UEE als Schiffseigner in die Kameras zu lächeln und das Schiff händeschüttelnd und öffentlichkeitswirksam an die Vertreter der Deutschen Space Cargo Holding zu übergeben.
    Seine Gedanken schweifen ab, während die Oberfläche von Elysium ein prächtiges Bild vor dem Bullauge seiner Kajüte zeichnet. Er hatte kürzlich noch ein Memo erhalten. Ein gewisser Ensign Kefka hat um ein Empfehlungsschreiben ersucht, nun da auch sein Dienst nach so kurzer Zeit auf der Eisenstein ein Ende findet."Ensign Kefka" sagte er in den Raum, der seine Stimme sanft widerhallen ließ und der leise Chor der Antriebsaggregate stimmte mit ein, "Blutjunger Bursche, noch etwas grün hinter den Ohren aber gute Noten in Mathematik, Nautik und mit einem feinen Gespür für gute Gelegenheiten..."Er unterschrieb das Empfehlungsschreiben - mit etwas Glück wird Ensign Kefka schon bald im 42.Schwadron seinen Dienst aufnehmen, wer weiß, was noch aus ihm wird...
    P.S.: Dem geneigten Schreiber ist es gern gestattet, Daten, Personen, Schiffe und Schauplätze zu nutzen, sofern dies keine Logikfehler nach sich zieht - greift zu! Ich selbst lese gern Geschichten, in denen Hauptakteure anderer Geschichten einen kleinen oder großen Cameoauftritt haben. Hier habe ich was Daten und Schauplätze angeht in der TimeCapsule bedient. Wer ein wenig in die Vergangenheit des Imperiums abschweifen möchte, kann ich diese nur empfehlen, um sich ein chronologisches Grundgerüst zu schaffen.
  15. Kefka
    Expansion und Erforschung, wie wir sie heutzutage kennen, wäre schlichtweg nicht möglich ohne die Entdeckung von „Sprung-Punkten“ oder Lücken in der Raum-Zeit. Für jeden Punkt gibt es einen Gegenpunkt oder Ausgang in einem anderen Sternensystem. Während die Reise durch einen Sprung-Punkt vielleicht fünf Minuten oder eine halbe Stunde dauert, kann die zurückgelegte Strecke tausende von Lichtjahren betragen.
    Im Jahr 2771, wurde Nick Croshaw der erste Pilot, der erfolgreich einen Sprung-Punkt durchquerte. Seine Entdeckung führte zur Aufnahme des Croshaw-Systems und begründete eine neue Ära der menschlichen Expansion im Universum, die es uns erlaubt gewaltige Distanzen im Universum ohne die Notwendigkeit von FTL-Antrieben zurückzulegen.
    Q: Woran erkenne ich, dass ich einen Sprung-Punkt gefunden habe?
    A: Visuell kann ein Sprung-Punkt wie flimmernde Luft an einem heißen Tag aussehen. In der Dunkelheit des Alls ist es beinahe unmöglich dies zu erkennen, so dass er für gewöhnlich durch sehr präzise Scans aufgespürt wird. Nicht jeder Sprung-Punkt gleicht dem anderen, so können sie durchaus unterschiedliche Energiesignaturen haben. Zum Beispiel wurde das Croshaw-System entdeckt, als Croshaw einen Neutronenfluss bemerkte der im „Nichts“ verschwand, wie ein Luftzug durch einen Türspalt.
    Q: Ich habe einen Sprung-Punkt entdeckt. Was soll ich tun?
    A: Machen Sie Aufzeichnungen. Stellen Sie sicher, dass Sie genau dokumentieren, wie Sie den Sprung-Punkt entdeckt haben. Welche Scans haben Sie genutzt? Wie war der Winkel und die Position Ihres Schiffes, als er auftauchte. All diese Daten sind für die Wiederherstellung dieser Konditionen unerlässlich, um den Sprung-Punkt beständig für allgemeines Reisen offen zu halten.
    Q: Ich habe detaillierte Aufzeichnungen der Sprung-Punkt-Koordinaten gemacht, werde ich jetzt dafür bezahlt?
    A: Nein, die Entdeckung eines neuen Sprung-Punktes allein genügt nicht, um sich eine Belohnung zu sichern. Man muss erfolgreich hindurch- und über die genutzte Route auch wieder zurückgeflogen sein.
    Q: Klingt einfach, kann ich einfach hindurch fliegen?
    A: Die Technologie ist seit den Tagen Croshaws ein ziemliches Stück vorangekommen. Neben der Kombination von Geschwindigkeit und Annäherungswinkel, fand Croshaw heraus, dass der Schlüssel, erfolgreich in einen Sprung-Punkt zu fliegen, in den Emissionen einer ungeschützten Kernfusion lag. Die heutigen Sprungmodule, wie beispielsweise das RSI Frontier oder das MISC Traveller simulieren dieses Emissionsmuster, um so einen Sprungpunkt auszudehnen oder zu „öffnen“, der Beständig genug ist, um eine Reise zu ermöglichen.
    Einen nicht verzeichneten Sprung-Punkt zu durchfliegen ist wie eine Schlittenfahrt. Stellen Sie sicher, dass Sie über ein UEE-geprüftes NavDrive verfügen, um die Flugroute durch den Sprungpunkt aufzuzeichnen (gegenwärtig akzeptierte NavData-Formate sind PRE, R2F, TJ, VCE).
    Die Strecke zwischen Ein- und Ausgang, bekannt als Interspace, ist am Besten als ein Verwischen von Sicht und Tönen zu beschreiben. Bewegungen sind beides – schnell und langsam. Da Wissenschaftler die Vorgänge zwischen zwei Sprung-Punkten immer noch genau untersuchen, ist es eine weithin akzeptierte Annahme, dass, einmal im Interspace, die fremde Materie (Sie) in Richtung Ausgang gezogen wird. Es gibt Körper nicht identifizierter Masse im Interspace, die Ihr Schiff beschädigen oder gar zerstören können, daher sind gute Reflexe und schnelle Scanner unabdingbar.
    HAFTUNGSAUSCHLUSS: Durch einen nicht verzeichneten Sprung-Punkt zu navigieren ist extrem gefährlich und kann zu Verletzungen oder dem Tode führen. Die UEE unterstützt solche Handlungen nicht und ist nicht für Schäden verantwortlich, die Piloten oder ihrer Ladung entstehen. Durchquerung auf eigenes Risiko.
    Q: Ich hab es geschafft! Ich habe erfolgreich in den Sprung-Punkt navigiert, die Flugroute aufgezeichnet und bin zurückgekehrt. Was nun?
    A: Glückwunsch. Bitte teilen Sie Ihrer lokalen Bürgeradministration mit, Ihren Sprung-Punkt für eine Überprüfung an die Behörde für Transport & Navigation zu übermitteln. Bei mehreren Meldungen eines Sprung-Punktes wird nur die Meldung anerkannt, die zuerst eingegangen ist.
    Hier finden Sie ein Musterformular:



    (Zur Kenntnis: Formulare/Anträge können ohne Benachrichtigung geändert/aktualisiert werden. Bitte schlagen Sie für die aktuellsten Informationen in der UEE Datenbank nach.)
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