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  1. 6 Wochen später... Die Luft im Innenraum stank nach Ozon, die Lebenserhaltungssysteme arbeiteten im kritischen Bereich. Die Luft war toxisch, ein neu von ihm entwickeltes Biopolymer ist durch zu hohe Temperatur über den kritischen Punkt hinausgelangt und in einer unkontrollierbaren Kettenreaktion verdampft. Terence Skill schwitzte sich das Leben aus dem Leib, die Gasmaske saß zum Glück fest, jedoch konnte das Zeug auf Dauer auch über die Haut ins Körperinnere gelangen. „Fuck, macht, dass Ihr die Sicherheitsprotokolle außer Kraft setzt, mir geht’s hier echt an den Kragen, wenn Ihr nicht hin macht!“ Er hatte die Triebwerke bereits abgeschaltet, das System lief auf Leerlauf, während alle Energie in die lebenserhaltenden Luftfilter gepumpt wurde. Ein ersticktes Husten drang unter der offensichtlich nicht für diese Art von Gas konzipierten Schutzmaske. Terence bedeckte fluchend seine Augen. „Und warum habt Ihr hier nur Schutzmasken der Permeabilitätsstufe 6? Scheiße ey, hier kann man draufgehen!“ Er hetzte vom Pilotensessel durch die kleine Küchensektion zur manuellen Maschinenkontrolle und tippte den Code ein, der ihm soeben von seinem Bruder aufs Display gesendet worden ist. „Der Code ist falsch, falsch falsch, verdammt!“ brüllte er gedämpft gegen die Innenseite seiner Maske, sein Herz raste, Speichel troff ihm aus den Mundwinkel und füllte langsam den Hohlraum der Maske, der zum Atmen gedacht war. Wieder im Pilotensessel, sendete er die Info zurück an seinen Bruder. Die Zeit lief, genauso wie sein Schweiß. Warum waren auf diesem Schiff noch keine Mikrofone installiert. Wertvolle Sekunden glitten ihm unter den tippenden Fingern hinweg, die jeweils noch einen Atemzug gewähren könnten. „Ruhig, ganz ruhig, bloß nicht den Kopf verlieren“ sagte er zu sich selbst und das Blubbern der kleinen Speichelpfütze hörte sich irgendwie nach einem dieser billigen Sciencefiction-Filme an, die goox immer so gern guckt. In diesen Filmen rettete ein genialer Einfall des Helden immer die gesamte Situation. An so ein Glück glaubt Terence allerdings nicht mehr, seit seine Deckung beim Chronos-Netzwerk durch eine genauso schicksalhafte Wendung aufgeflogen war. Nun der Preis dafür war ein Bruder und eine neue Familie. „Verdammt, jetzt behalt endlich eine klaren Kopf!“ Terence wusste, dass es arg um ihn stand, wenn er schon solche Gedanken hatte und sich dann auch noch selbst zureden musste. Er kam sich lächerlich vor, selbst in dieser Lage hatte er noch ein erstaunlich objektives Verständnis für das Wort ´Lächerlich´. Sekunden verstrichen... Die Antwort von I-Flow: [bruderherz, das war der richtige Code, so wie er im Begleitbuch steht, du musst dich vertippt...] „Verdammte Scheiße, ich habe mich nicht vertippt“ Terence las den Text gar nicht erst weiter, er wurde panisch. Das Denken setzte aus, der Überlebensinstinkt meldete sich stärker und stärker und mit steigender Unvernunft zu Wort. Er rannte wieder nach hinten und hämmerte wie wild mit geballten Fäusten auf die Armaturen. Die Kabinentemperatur betrug mittlerweile 64°C, seinen dicken Overall musste er anbehalten, damit die gasoiden Bestandteile des sich zersetzenden Biopolymers nicht zu schnell in die Haut eindrangen. „Holt mich hier raus, ich machs nicht mehr lange!“ Terence war gerade im Begriff Abschiedsworte durch das System zu jagen, doch sein Blick verschwamm, seine Lippen wurden kalt und kribbelten, genauso wie seine Fingerspitzen. Er verlor jegliche Körperspannung und sackte regungslos auf den Boden des Innenraums des Schiffes und blieb dort liegen. Das Feuer an Bord hätte durch Sprenkleranlagen gelöscht werden können. Diese waren noch nicht installiert. Sein Hörvermögen stürzte langsam über eine Klippe und landete in einem Morast. Nur dumpf vernahm er die Geräusche seiner Umgebung. Das infernalische Brodeln des Feuers in der Frachtkammer, das Platzen einiger Rohrleitungen, aus denen prompt und unter ständigem Zischen und hohem Druck flüssiger Stickstoff entwich, der beim Auftreffen auf die erhitzten Oberflächen Risse in dieser verursachte. Das Knacken von verzogenem Titan rumpelte durch die Steuerbordseite und ein stetiges Pochen oder Klopfen gesellte sich dazu. All das nahm er wenige Sekunden nach dem Sehverlust noch wie ein Taucher am Meeresboden wahr, bevor sein Hirn auch diesen Sinneskanal abschaltete Dunkelheit ihn umschloss. I-Flow, Terence´ Bruder, bebte. Er wusste nicht was er hätte tun können, er war so ohnmächtig gewesen. Er bebte einfach nur. Anspannung unter der Haut, wie ein Orca dicht unter der Meeresoberfläche, bereit zum Sprung. Der Sprung war nicht nötig, Terence öffnete gerade zaghaft und flatternd seine Augen und sah erstaunlich gesund aus. Wolfang alias I-Flow atmete endlich aus: „Man, hab ich mir Sorgen gemacht!“ Keine Träne, aber mit Bruderliebe in den Augen und einem so aufrichtigen Lächeln im Gesicht schaute I-Flow auf Terence hinab. Der lag an ein Bett gefesselt unter einem Lumenschirm auf der inoffiziellen Krankenstation. „Oh man und ich dachte schon, das war´s...“ Terence sank wieder zurück in sein Bett „Wem hab ich meine Rettung zu verdanken?“ „Uns allen, kleiner Rennfahrer.“ ,brach Talby die brüderliche Zweisamkeit, „Nachdem wir das passende Werkzeug in goox Hangar gefunden hatten, konnten wir auch die verdammte Notluke des Schiffs aufschweißen. War ne Heidenarbeit sag ich dir und dank in erster Linie goox, dass er nen HS-75er hatte, mit nem Standard-Schweißer wären wir ganz sicher nicht durch ne Schiffshülle gekommen. Das war echt haarscharf, Skiller. Jetzt sollte dir klar sein, warum wir das neue Zeug erstmal im Hangar ausprobieren wollten. Ein Trockenversuch kann Leben retten, wie du selbst spürst." „Wo sind die anderen gerade?“ " Nun, goox ist immer noch dabei, einige Händler hier im System zu besuchen, seine üblichen Kontakte pflegen. Kefka ist zum Murray Cup, schaut sich ide konkurrenz beim Training an. Er geht im Moment nicht an sein Intercom, hat in der Loge bestimmt wieder ne schicke Lady aufgerissen, der alte Charmeur.“ „Wenn er dich jetzt hören könnte!“ sagte chueche, der gerade am Hydrospender war und jedem eine Tüte Wasser mitgebracht hatte. „Hier Kleiner, fang, das bringt dich auf Vordermann!" Chueche warf Terence eine Tüte Nährwasser zu. Eine Lösung, hauptsächlich aus recyceltem Wasser, viel Calcium, einem Syntheticum, welches das Knochenwachstum fördert und diversen semi-komplexen Eiweißverbindungen zur Stumulation des Muskelwachstums. Ein typisches Getränk für Stationen, die mit verminderter Schwerkraft arbeiteten. „Man, danke dir chueche, das ist genau das Richtige für mich, schmeckt genauso widerlich wie der restliche Krankenhausfraß!“ „Tja und nun, deine alte 250i kannst du vergessen, dein selbst entwickeltes Polymer hat einen ordentlichen Schaden angerichtet. Vielleicht hättest du ja auf deinen Bruder hören sollen, als er dir den Tipp mit den neuen Kühlleitungen gab.“ „Egal, es war ein altes Schiff und ich wollte es kostengünstig auf ein renntaugliches Niveau bringen. Mist ist nur, dass unser Plan jetzt natürlich so nicht stattfinden kann.“ „So sicher wäre ich mir da nicht!“ schmiss goox mit einem belustigten Bariton in den Raum und alle drehten sich um. „Ich hab ein paar Leute abgeklopft, alle direkt oder indirekt finanziell beteiligt am Murray Cup. Die planen ihre Wetten schon seit dem letzten Murray Cup und der ein oder andere hatte sogar Terence´ Kiste auf dem Wettzettel, hehe.“ „Hey, das ist ein Schmuckstück! Und ich bekomms wieder hin, ich brauch nur genug Zeit.“ „Ja ich vertrau dir da voll und ganz, ich hoffe doch dass du sie besser wieder hinbekommst, als die Ärzte dich wieder hinbekommen haben. In einen Spiegel hast du nach dem aufwachen noch nicht geblickt oder, Terence? Ich bin ungern derjenige der es dir sagt... es sollte eigentlich dein Bruder machen...“ goox beobachtete Terence Skills Gesicht sehr genau und sah wie sich eine erschrockene Blässe aufbaute. „Ha, erwischt! Es klappt immer wieder, harrrharrr!“ goox juxte und gluckste vor sich hin, fand dann aber schnell wieder zu seiner leichten Sachlichkeit zurück: „ Jedenfalls bist du den Leuten ein Begriff, die Rennen am Mittwoch und vorletzten Samstag liefen so weit ganz gut und deine Quote hat einen Wettpaten der Xi´An aufmerksam gemacht. Ein ganz dicker Fisch. Einer von der Sorte, deren Schiffe wir zu gern mal kapern würden. Er möchte ein treffen mit dir und ich habe natürlich zugesagt. Nun schau dich an, du bist echt nicht vorzeigbar. Und schon gar nicht in der Lage so ein Rennen zu fliegen. Kefka hat unsere Wette schon platziert. So zumindest seine letzte Meldung vor 3 Standardstunden. Die Wette ist genau über besagten Wettpaten gegangen, Kefka steht dort auch in den Büchern drin. Auffällig, aber wir brauchten die Aufmerksamkeit dieses Schurken. Ich habe ihn ein wenig abgeklopft, seichte Fragen, unauffällige Angelhaken, die gute Antworten an Land ziehen konnten. Er will die Quote nutzen. Die Quote für deinen Sieg ist verdammt hoch Terence, du bist der krasse Außenseiter. Also, kannst du in den nächsten drei Tagen wieder fit sein?“ „Talby, kann schon sein, frag doch den Doc, der wird’s wissen“ „Uhhhh, den Doc fragen, Terence du Schwerenöter.“ Das könnte ein typisch kefka´scher Satz sein, doch wieder war goox zur Stelle, um ihm in seiner Abwesenheit alle Ehre zu machen mit allerlei provokanten, aber nett gemeinten Sprüchen. Talby ignorierte es und betätigte die grün illuminierte Touchfläche. >Was wünschen Sie?< „Hallo Doktor Laitresse, Talby Bowman hier, wir besuchen gerade den Patienten auf Station 10, Zimmer 45-3, ob wir Sie in den nächsten Minuten hier empfangen dürften, Doktor? Es wäre sehr nett, danke schön.“ Die Krankenstation zog einige Umlaufminuten weiter um den Planeten, die Tür zu Zimmer 45-3 glitt mit einem ganz leisen Zischen auf und da stand sie: lange Beine, länger als der Hals einer Giraffe, mit athletischen Oberschenkeln, die sich in einer enganliegenden, hellblauen Hose abzeichneten, leichte Stilettos umrahmten ihre schmalen Füße und streckten die ohnehin schon langen Beine weiter in die Höhe. Der Blick der versammelten Raumbären glitt weiter empor, ein Körperbetonter, weißer Kittel um-schmiegte eine entzückend schmale Taille und den zarten Ansatz nicht zu klein geratener Brüste. Smaragdgrüne Augen, garantiert genetisch modifiziert, schauten konzentriert auf ein Datentablett und volle, rosa Lippen öffneten sich: „Jungs ich hab euch auch lieb und jetzt hört endlich auf, mich die ganze Zeit Doktor Laitresse zu nennen. Sieht einer von euch hier irgendwo eine Lizenz an der Wand kleben?“ Armandine Laitresse, eine ehemalige Liebschaft von Kefka, die er noch aus seinen Zeiten als Student auf MacArthur kennt. Eine intelligente Frau, die ihre medizinische Fachkunde gern ohne Steuerabgaben zu Geld macht. Sie hat weder einen Doktortitel, noch eine Lizenz, unterhält jedoch eine kleine „private“ Krankenstation und fragt nicht nach dem ´Warum´. Nachdem Kefka sie den anderen vorgestellt hatte, freundete sie sich schnell mit allen an, ihre kumpelhaftige Art und das verdammt gute Aussehen ergänzten sich einfach gut mit ihrer fachlichen Kompetenz. „Nun, ehrenwerte Doctresse, wie geht es denn dem Patienten?“ fragt goox, der heute irgendwie was komisches getrunken zu haben scheint. „Augenscheinlich ist er wach, sonst würde er wohl kaum auf meine Brüste starren können.“ Terence konnte den Blick gar nicht abwenden, so eine schöne Frau hatte er im echten Leben noch nie gesehen. „Ähm... Verzeihung Misses... ähm... Miss... ich meine Frau Doktor“ er verhaspelte sich, die Frau brachte ihn ganz aus der Fassung. „Ich bin kein Doktor, jetzt hab ich hier schon die nächste Matschbirne, die das nicht kapiert...“ „Ja... ich meine... nein, also entschuldigung Ma´am. Und Kefka hat wirklich schon mit Ihnen...“ „Ja, ich mit ihm auch, man glaubt es kaum oder? So nun erzählt, warum sollte ich meinen schönen Popo jetzt hier zu euch zwängen Jungs, hm? Außer, dass ich euch natürlich alle fürchterlich gern habe, muss ich mich auch noch um Patienten kümmern, man glaubt es kaum, oder?“ „Na ja, Armandine, wir brauchen den jungen Frauenhelden hier im Bett schnellstmöglich in einem Rennschiff und zwar in drei Tagen.“ „Hmmm, okay, dem Tod von der Schippe zu springen, um ihn dann gefesselt auf ein paar Schienen zu legen. Ihr Scherzbolde, der wird mindestens acht Tage hier bleiben. Die Toxine müssen alle raus, die Nanozyten zur Nervenregenration arbeiten noch mindestens sechs Tage lang und das Trauma muss abklingen. Keine Chance Jungs. Ach ja, Kleiner... ich bin Armandine, ich hab dich soweit hochgepäppelt.“ „Danke Ma´am, ich bin Trence, ähm.. Trerränce, ich meine... ich bin Terrence.“ „Dein Sprachzentrum ist noch nicht ganz wieder da, hm?“ zwinkerte Armandine ihm zu, die es von einigen Herren durchaus gewohnt war, dass die Artikulation abhanden kam, wenn so eine Schönheit wie sie auftauchte und damit charmant umzugehen wusste. „Tja, dann brauchen wir einen Plan, Männer. „Warf chueche ein, der bisher den Anblick der Doctresse stillschweigend und ohne unnötige Aufmerksamkeit genossen hatte. „Wir brauchen dringend nen guten Ersatzmann und wir müssen den Genscanner von der Rennleitung irgendwie austricksen. Vorschläge?“ „Ich mach´s.“ I-Flow stand auf. „Ich bin sein Bruder. Wir sehen uns ähnlich und mit ein paar oberflächlichen Eingriffen und eines temporären Gencode-Serums sollte es klappen. Ich bin nicht ganz so gut wie er, aber wenn alles nach plan läuft, ist das auch egal. Wir sind mit 20 Punkten qualifiziert, stehen in den Büchern, haben eine Quote und Kefka ist vor Ort in der Loge dieses Xi´An Wett-Patriarchen.“ „Okay, dann machen wir das so. Armandine du hast mitgehört?“ „Nein, ich habe gerade darüber nachgedacht, dass Terence schon wieder auf meine Brüste starrt. Gleich sabbert er. Ja aber ich habe auch mitgehört, ich werde euch da helfen, gegen Aufpreis versteht sich.“ Sie zwinkerte Terence erneut zu, die Frau war taff und mit ihr konnte man Späße machen, dachte sich Terence. Das war wie im Himmel – bis aufs Essen. Die Genmuster von Terence waren ohnehin frisch eingescannt und Wolfgang stellte seine notgedrungen zur Verfügung. Nicht dass er Armandine nicht vertraute, er war in dieser Hinsicht nur vorsichtig. Mit Genen wurde heutzutage viel Schindluder getrieben. Zur Mittagszeit des darauffolgenden Tages war das Serum frisch aus dem Sequenzierer und es war ausreichend Zeit, es einwirken zu lassen. Während der Wirkphase modellierte Armandine das Gesicht um, passte die Körpergröße geringfügig an, injizierte eine leichte Nanitensäure, die die Iris für etwa 48 Stunden umformen konnte und färbte ihm sogar die Haare. Wolfgang genoss das Einmassieren der Haarfarbe. „Fertig.“ Wolfgang schaute in den Spiegel. Schaute in den Spiegel, schaute zu seinem im Bett liegenden Bruder. „Jetzt seh ich erst mal beschissen aus.“ goox ließ es sich nicht nehmen: „Ja, wie die beiden hässlichen Zwillinge aus der Tab-Buster-Show. Nur dass Ihr weniger Haare auf dem Kopf habt! Übrigens, es ist noch keinem von euch in den Sinn gekommen, dass wir ein neues Schiff brauchen, aber ich hab uns gestern eins geborgt. Der Xi´An hat mir gestern ein recht gutes Rennschiff zugesichert, er möchte Wolfgang... hähäm, ich meine er möchte Terence vorher nur gern kennenlernen.“
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  2. Zwei Stunden später war Wolfgang in Begleitung von goox und Captain Talby in einem der hier üblichen Transportshuttles unterwegs. Talby hasste es, Taxi zu fahren, die Kontrolle abzugeben: „Diese verdammten, automatisierten Konservenbüchsen!“ Er schlug mit der Faust an die blecherne Decke der Kabine und einige der anderen Fahrgäste, darunter sogar ein paar Banu, die vermutlich wegen des Murray Cups hierhergekommen waren, drehten sich zu ihnen um. In den Gesichtern der Banu war nichts abzulesen, verdammte Fischköpfe. Aber es war natürlich klar, dass einige von denen hier sein würden, schließlich ist ein Banu-Captain namens Bal´en Do´Ash der Favorit auf den Cup. Der wird noch sein blaues Wunder erleben. Das Shuttle dockte in Sektion 33-15-Gamma an und entließ seine plaudernden Fahrgäste, die automatische Stimme, die blechern aus dem Kabinenvox drang wünschte einen angenehmen Tag und viel Spaß beim Murray Cup. Menschenskinder, die reißen sich ja den Arsch auf, passen sogar ihre Voxdurchsagen an das Ereignis an. Nun ja, sie mussten sich auch alle Mühe geben, denn Spider war nicht gerade als Touristenhochburg bekannt, wurde allerdings in diesem Standardjahr ausgewählt, Gastgeber des Murray Cups zu sein. Das größte, aufregendste und gefährlichste Rennen im ganzen Imperium. Es gab neue Regeln. Der Commissioner, so wurde Marco Verender, der Rennleiter dieses Großevents, im Volksmund und in den Medien genannt, hatte diese Regeln nach monatelangen Debatten durchgesetzt. Der Grund dafür war ein denkbar unglücklicher: Der Champion des letzten Jahres, Zack Hughs kam in einem Unfall ums Leben. In seiner finalen Runde überrundete Zack einen Amateur-Piloten, der genau in dem Moment die Kontrolle über sein Schiff verlor und direkt mit Zacks Maschine kollidierte. Die drei Geschäftsmänner gingen direkt zu den High-Level-Appartments des Xi´Ori-Komplexes. Xi´An-Funktionäre, besser gesagt Mafia-Gauner, hatten diesen Laden hochgezogen. Glücksspiel, Drogen, Prostitution, Pomp und Luxus, so weit das Auge reichte. „Ich bin Baraksh´Al, ich komme im Auftrag meines Meisters und darf Sie zu seinem Refugium geleiten.“ Gowan „goox“ Terrox erkannte ihn wieder. Einer dieser schmierigen, langgliedrigen Servitoren, die sich stets im Hintergrund ihres Meisters befanden und eigentlich kaum wahrgenommen werden. Die meisten von Ihnen sind darüber hinaus auch sehr effektive Personenschützer. Oder einfach nur Killer, wenn man die höfliche Verpackung weglässt. Gowan hatte sich den hier aber eingeprägt, er hatte seine Umgebung beim letzten Treffen gut beobachtet und auch Personen, die im Schatten verborgen sind, gehen ihm nicht durch die Lappen. „Wenn Sie mir nun bitte folgen würden, meine Herrschaften.“ Sie kamen in das Foyer des „Hotels Xi´Ori", eine Verkörperung der Xi´An-Macht - erbaut, um zu beeindrucken. Zu Recht, denn selbst goox, der den Laden schon mehrfach von innen gesehen hat, war in der Tat aufs Neue beeindruckt. Captain Talby grummelte missmutig vor sich hin, schien aber auch sehr impressiert. Wolfgang alias Terence war ebenso hin und weg von all der Pracht. Sie alle kannten Spider sehr gut, war es doch einer ihrer besten Handelspunkte und einige von ihnen hatten hier sogar ihr Büro. Doch so viel Luxus in dieser Kaschemme von Sternensystem vorzufinden, das war ungewohnt. Sie bestiegen einen Turbolift, Baraksh´Al zückte eine goldene Keycard aus seinem Handrücken. Wolfgang drehte sich der Magen um, er hatte das erste Mal direkt mit Xi´An zu tun und wusste nicht, dass zu deren Kultur auch chirurgisch geschaffene Körpertaschen gehörten. Ekelhaft. Das Ding sah aus wie Fotze frühst um Fünf, nur weniger schleimig. Er lächelte innerlich über diesen Vergleich. Ein Xi´An könnte sich buchstäblich ins Knie ficken. Er musste aufpassen, dass er jetzt nicht die Mundwinkel verzog, er spürte, wie der Lachkrampf in ihm tobte. Doch er konnte sich noch beruhigen. Stockwerk Dreihundert-dreiunddreißig, das war das Ziel. Hier residierte Pak. Schlicht und ergreifend Pak. Er dachte wohl, dass ein kurzer Name kulturell neutraler wäre und irgendwie ist er das auch. Pak, Baraksh´Al. Definitiv. Das war wie Ahmed Jallal Abdullah und Mark. Talby würde einen Mark auch eher auf eine eiskalte Serveza einladen, als einen Ahmed Schieß-mich-tot. Im Turbolift sagte niemand ein Wort, also öffnete sich nach langem Schweigen unter einem kristallenen Ping die Lifttür, glitt nach links und rechts davon und offenbarte... noch mehr Prunk. Noch mehr Erhabenheit. Goldbestickte, karminrote Sepuaseidenteppiche, Tische und Kommoden aus edelstem Vallnorholz, goldene Becher und Karaffen, platinüberzogene Bestecke und Kerzenhalter. Ja Kerzenhalter, wie antiquiert-snobistisch-elitär-.... ach er fand keine Worte, Talby konnte dem Pomp hier einfach nichts Positives abgewinnen. Es sei denn, Pak braucht mal nen "Umzugshelfer". Dann könnte der Überfall auf einen der Transporter durchaus lohnen. Nun, ein Gedanke den Talby einstweilen in einem tiefen Winkel seines Gedächtnisses abspeicherte. Man konnte ja nie wissen. „Bitte setzen Sie sich, Meister Pak wird Sie in Kürze empfangen.“ Nach einer merkwürdig verdrehten Verbeugung entfernte sich Baraksh´Al und ließ die drei Menschen allein im Loft. „Was für ne Hütte.“ staunte Wolfgang. „Das Zeug kostet mehr, als jeder von uns in seinem ganzen Leben erbeuten kann.“ Gowan war da anderer Meinung: „Genau deshalb sind wir ja hier, um mit Glück am Ende mehr zu erbeuten, als du hier siehst. Du hast Kefkas Ausführungen gehört. Ich habe die Liste selbst durch gecheckt. Was da an Überbleibseln von diesem Goldsteen-Kartendingens wartet, das wird uns alle steinreich machen. Steinreich.“ „Ruhe Männer, wer weiß, ob die Wände hier nicht Ohren haben.“ gemahnte ein mürrischer Talby Bowman, der am liebsten gar nicht mitgekommen wäre. Doch ein Captain kümmert sich um seine Männer. Im hinteren Teil des Lofts kam Bewegung ins Spiel. Zwei hübsche Menschenfrauen kamen durch eine Tür und streuten Rosenblätter auf den Boden, gefolgt von einem großen Xi´An. Pak. Wie theatralisch, der hat zu viele alte Filme gesehen. „Verehrter Meister Pak...“ setzte Talby an. „Captain Bowman, Sie sind viel herumgekommen, aber scheinbar ist Ihnen die Etikette der Xi´An so fremd, wie dem Tier die Sprache. Als Gastgeber in diesem Haus, gewähren Sie mir die Ehre, das Gespräch zu eröffnen und das Wort an Sie zu richten. Ich hoffe, das führt jetzt nicht zu Missmut, Mister Bowman.“ Zugeknöpftes Aristokratenarschloch. „Verzeihen, Sie Meister Pak. Mein Freund Talby meinte es mit Sicherheit nicht unhöflich. Unhöflichkeit ist nämlich nicht seine Art.“ Oh man goox, du kannst Blasen quatschen. „Ah Gowan, Gowan, Gowan, du alter Gauner, es ist schön, dich zu sehen. Ich hoffe meine Investition ist noch intakt, hm?“ Pak hatte goox am Abend zuvor, nachdem er erfahren hatte dass sein Pilot das eigene Schiff in einem Antriebstest geschrottet hatte, ein nagelneues Schiff bereitgestellt. Einen M50Mil Interceptor - die Militärversion. Tja, für einige war es schwierig bis unmöglich ein Sturmgewehr der imperialen Army zu beschaffen, für Pak war selbst ein Militärischer Abfangjäger nichts Außergewöhnliches. „Ja, dem Baby geht’s sehr gut, wir haben es schon soweit an unseren Piloten angepasst und morgen kann es losgehen.“ „Unser Pilot, der Schlüssel zu unserem Vorhaben und Kern unseres Treffens. Wo steckt denn unser Glückskind, der berüchtigte Terence Skill, der Aufsteiger der Saison, das Starlett der Quali-Läufe? Terence, gestatten, ich bin Pak. Ihr Finanzier, Ihr Wettpate, Ihr Schirmherr. Ihnen ist bewusst, um was es geht, oder?“ „Ja, Meister Pak, das ist mir durchaus bewusst. Ich danke Ihnen, auch im Namen meiner beiden Begleiter, des ehrenwerten Gowan Terrox und des nicht minder ehrenwerten Captain Talby Bowman, für ihre Einladung. Ihr Refugium ist sehr beeindruckend und...“ Er spielt seine Rolle wirklich sauber, dachte sich goox, während er sich im Raum umschaute und nach verdächtigen Gerätschaften fahndete. Es ist vielleicht sogar zu unserem Vorteil, wenn I-Flow das hier durchzieht, sein Bruder hätte gegenüber einer solchen Persönlichkeit bestimmt die Muffe bekommen. Er ist zwar ein harter Hund in den Kneipen und dunklen Gassen von Spider, aber das hier hätte ihn sicher überfordert. „Ich danke ihnen für Ihr Lob, es freut mich, dass Sie sich wohlfühlen. Nun verraten Sie mir eins, Mister Skill“, Pak schaute I-Flow direkt in die Augen, er starrte ihn regelrecht an, „Trauen Sie sich das wirklich zu? Sind Sie der Mann, den unser gemeinsamer Freund Mister Terrox mir versprochen hat?“ Freund... das ich nicht lache, diese aufgesetzte Höflichkeit, diese Tirade, ein Bühnenstück sondergleichen. Aber so redet man wohl in diesen Kreisen. Gerade noch ein guter Freund und bei Versagen ein toter Freund. Pech gehabt, so läuft das hier. Pah... goox ließ sich seine Gedanken nicht anmerken und lächelte zustimmend bei der Erwähnung seines Namens. „Meister Pak, ich bin genau der Richtige für diesen Job. Sie haben meine Rennen gesehen. Mein fliegerisches Talent kann sich mit den besten Rennpiloten messen. Ich bin zwar eher mit größeren Gerätschaften unterwegs, aber ihre M50 werde ich sauber ins Ziel bringen.“ konstatierte Wolfgang, ohne zu zögern, ohne zu zaudern. Seine Worte strahlten Selbstsicherheit aus und sein plastisch verändertes Gesicht zeigte kein Anzeichen von Nervosität. Natürlich ein positiver Nebeneffekt der Operation. Xi´An sind bekannt dafür, in den Gesichtern ihrer Gesprächspartner lesen zu können. Ein Umstand, der in der frühen Phase der Kommunikation einigen Politikern des Imperiums durchaus teuer zu stehen kam. Wolfgangs frisch operiertes Gesicht, war oberflächlich bereits sauber verheilt, doch die Gesichtsmuskeln waren noch ziemlich gelähmt und nicht in der Lage, einen Gemütszustand zu äußern. Es lief perfekt. „Ich glaube Ihnen, Mister Skill, Sie scheinen mir wirklich meines Vertrauens würdig.“ Pak reichte ihm eine große, kräftige Hand: „Enttäuschen Sie mich ja nicht.“ Ein fester Griff, etwas fester und Knochen würden brechen. „Da Sie drei nun hier sind, möchte ich mit Ihnen nur noch einmal festhalten, worum es hier geht. Ich möchte, dass Sie den Murray Cup gewinnen. Nicht mehr, und nicht weniger. Platz Eins, haben wir uns da verstanden. Für mich und meine Wettpartner zählt kein zweiter Platz. Millionen von Credits und wichtige Beziehungen kann ich entweder gewinnen – das ist dann gut für Sie; oder verlieren – das ist dann schlecht für Sie. Es ist eine seltene Gelegenheit, jetzt wo auch die Banu-Stämme Gelder auf einen der ihren setzen. Die Quoten auf einen Außenseiter-Sieg sind hoch, extrem hoch. Höher als es noch zu Zeiten Zack Hughs der Fall war. Ihr gewinnt das Rennen, ich mache Profit. Ich mache Profit und Ihr bekommt die Codierung für das Xi´An-Territorium. Zumindest eine temporäre Kennung, die meinen Volksleuten an den Grenzposten und innerhalb der grenznahen Zone mitteilt, dass Ihr ein Xi´An-Handelskonvoi des Hauses Pak seid. Ist das in etwa das, was wir ausgemacht hatten, Mister Gowan Terrox?“ „Ja, das ist exakt das was wir ausgemacht hatten. Eine bescheidene Frage habe ich noch, großzügiger Meister Pak.“ „Stellt Sie, Terrox.“ „Wenn wir das Rennen gewinnen und Ihr den gewünschten Profit erhaltet, ist es uns kleinen Geschäftsleuten gestattet, eine ebenso kleine Gefälligkeit zu erhalten?“ Oh man, jetzt bloß Fingerspitzengefühl, goox, nicht verzetteln, nur nicht zu viel wollen. Die Ehre dieses Mannes wird ihn dir in die Arme treiben. goox der alte Feilscher kannte diese Art von Mann, er kannte Xi´An und ihr Ehrgefühl. „Jede Gefälligkeit, die ich mir leisten kann und die angemessen erscheint, mein lieber Gowan. Sprich nun und halte mich nicht unnötig lange von meinen Geschäften ab.“ „Nun... das Schiff. Wir hatten unser eigenes Schiff als Einsatz mit in den Plan gebracht. Terence hat sein Schiff verloren, im Bestreben, es renntauglich zu machen und Ihnen Ihren Profit zu bescheren. Nun setzt er auch noch sein Leben beim Rennen aufs Spiel. Einen Verlust hinzunehmen ist hart. Als Risikoabsicherung und Ersatz für bereits entstandene Schäden... wäre uns die Übernahme des M50Mil eine Ehre.“ Pak wusste natürlich, dass die zerstörte 250i ein schnelles, aber altes Modell war. Er wusste, dass sie nicht Terence´eigentliches Schiff war und ahnte, dass sie günstig bei einem Gebrauchthändler erstanden worden ist. Er war kein Dummkopf. Er war ein Patriarch. Doch nun zu zaudern, würde seinem Image schaden – und Image war alles in diesem Geschäft: „Nun, so sei es denn, dann ergänzen wir die Abmachung um das Schiff und nun darf ich Euch entlassen. Viel Erfolg, Mister Skill, viel Erfolg.“ Pak stolzierte langsam und bedächtig den Pfad der Rosenblätter, zurück in seine Gemächer während zwei Bedienstete diese hinter ihm bereits auflasen. Baraksh´Al war lautlos hinter ihnen aufgetaucht und brachte sie wieder hinunter ins Foyer und blieb solange am Eingang stehen, bis er sah, dass Talby, goox und I-Flow wieder in einem der Automatisierten Taxishuttles verschwunden waren. "Beim Klabautermann, das lief perfekt. Super, I-Flow, das hast du super gemacht." goox konnte sich kaum zurückhalten. "Ruhig Männer, wir wissen nicht, ob diese Kabine Ohren hat." typisch Talby. In Gedanken konnten es die drei gar nicht fassen. Wenn das hier sauber über die Bühne ging, dann winkt ein militärischer Abfangjäger. Sehr klein, sehr schnell, sehr wendig, schwer bewaffnet - genau das Richtige, wenn es um kleine Mann-gegen-Mann-Gefechte ging. Der Verlust des Luxus-Fighters wird Pak finanziell nicht wehtun, aber ausschlaggebend war: So eine moderne Militärmaschine wie der M50Mil Interceptor war nicht käuflich. Ein unschätzbarer Vorteil, den andere "Freiberufler" nicht haben. Morgen steigt das Rennen. Alles oder nichts...
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  3. [...] Sei es wie es sei, folgendes ging mir nicht aus dem Kopf: Gewisse Einträge in den Archiven waren mit Schadcode unleserlich gemacht worden und da wurde ich neugierig." I-Flow lehnte sich in seinen schweren, braunen Nappa-Sessel, grinste anzüglich durch seine Zigarre und hustete dann förmlich heraus: "Kefka, du mein lieber, du findest alles interessant. Hättest Gelehrter werden sollen, oder einfach ein Bibliothekar. Aber Scheiße nochmal, trotzdem bist du ein Goldjunge, wenn´s um Geschäfte geht. Egal, jetzt komm aber langsam zum Punkt, okay! Ach ja.... Zigarre gefällig?" Kefka lehnte schweigend aber höflich ab, er machte sich nichts aus legalen Drogen. Außer Whisky natürlich: "Vielleicht ist in der Kristall-Karaffe noch ein Tropfen für mich..." Talby hatte schon Glas und Karaffe in der Hand und einige Augenblicke später spülte sich Kef die rauchbefallene Kehle. Monsun gegen die Dürre, herrlich. "Nun gut... lange rede kurzer Sinn: Was passiert, wenn man ein Kartenhaus zu hoch baut? Richtig, es fällt in sich zusammen. Und so kam es dann auch. Direkt vor dem ersten tevarischen Krieg, in dem die UPE sich das Elysium-System einverleibte, hatte ein tevarischer Kriegsherr den Großteil von Goldsteens illegalen Infrastrukturen übernommen oder zerstört. Es heißt weiter, dass die Überreste des Kartenhauses, die meisten Führungspersonen der Banden und Logistiker, sich von Goldsteen lossagten, sich auf die Flucht vor dem tevarischen Kriegsherrn begaben und in ein anderes System flogen - samt aller Schätze, die noch übrig waren. Ich konnte mir Bestandslisten ansehen. Die UPE konnte nach dem gewonnenen Krieg lückenlos aufzeigen, was alles fehlte. Megatonnenweise Virenbomben. Ich meine die Virenbomben, die ganze Planeten von organischer Materie befreien und deren virale Fracht sich dann rückstandslos zersetzt!" Die Augen von Talby, I-Flow und goox wurden größer. Jeder war Geschäftsmann, um die Möglichkeiten zu erkennen. "Kefka... hast du mal darüber nachgedacht, WARUM diese Dinger seit drei langen Jahrhunderten von keinem Volk dieser Galaxie gebaut werden? Das sind Planetenkiller, diese Teufelswerkzeuge löschen Milliarden Leben innerhalb einer Woche aus und wenn jemand infiziertes mit einem Shuttle zum nächsten Planeten des Systems floh, so war auch dieser Planet dem Tod geweiht! Ich weiß nicht, ob ich es moralisch vertreten kann, überhaupt weiter darüber nachzudenken!" "Nun ja..." wandte Talby ein, "Sehen wir es mal so: Noch erzählt uns Kefka eine schöne Geschichte, ein Märchen von vor knapp 500 Jahren. Fünfhundert Jahre!!! Alles ist erst mal rein hypothetisch und ich bin einfach auf den Rest gespannt. Meistens wird heißer gekocht, als gegessen. Ich denke gerade an viel Leid, aber auch an viel Geld. Darüber hinaus mag ich Kefkas Märchenstunden" ein kindliches Lächeln flog über seine Lippen. Zustimmende Gesten rund um den Pokertisch. Kefka fuhr fort: "Ich kann deine Bedenken nur zu gut verstehen. Ich habe bereits Flügelmänner verloren. Familie auch... das brauch ich hier niemandem nochmal erzählen und ich stimme dir zu, goox. Ich komme später nochmal zu den Virenbomben. Des Weiteren stehen in den Listen der Archive 53 Tonnen elaquirianisches Harz, bekannt für seine Supraleitfähigkeit und die vielen Verarbeitungsmöglichkeiten. Ihr wisst genauso gut wie ich, dass man es nur von den Kr´Thak bekommt. Und die siedeln nun mal auf der anderen Seite des Xi´An-Territoriums, also unerreichbar für 99,999% der UEE-Bevölkerung. Es gibt keine bekannten Sprungverbindungen dorthin, die nicht erst über Xi´An-Raum führen. Der Tod für jeden Händler... oder Schlimmeres. Goldsteen aber hat es geschafft, er hatte die Flotte, die Informanten, die Routen. Er war im Krell-System, welches bis heute offiziell als von Menschen unbetreten gilt! Das alles zu einer Zeit, in der die Kr´Thak dort noch keine Vorherrschaft hatten. Das ist einmalige Ware, Männer!" Kefka sang schon fast. "Das stimmt und außerdem..." "Dazu kommt" unterbrach Kefka, der nun völlig euphorisch wurde und I-Flow unbewusst über den Mund fuhr "dass seltene medizinische Pflanzen - natürlich in Permafrostzellen - raus geschafft wurden, bevor die UPE oder die tevarischen Kriegsherren Zugriff darauf hatten. Sagt einem das Hades-System noch etwas? Talby wusste natürlich sofort, was gemeint war: "Natürlich, ein toter Haufen Schutt. Nach einem fürchterlichen Krieg ging das ganze System vor die Hunde. 3 Völlig zerbombte Scheißhaufen von Planet und der vierte ist sogar zerbrochen. Das Ding kreist da immer noch rum. Da lebt nichts, da handelt nichts, da IST nichts!" "Talby, wenn ichs nicht zu gut wüsste, dann würde ich fast sagen, dass ein gewisser Talby dort schon Handel getrieben hat!" amüsierte sich goox, der höchstpersönlich den Flügelmann in dieser gottlosen Kanalisation von Planetensystem gespielt hat. "War ein übler Anblick von soviel planetoider Masse auf dem Radar und 0,0 Lebens- oder Energiesignaturen weit und breit. Junge mir lief ein Schauer über den Rücken." "Ich soll langsam zum Punkt kommen und ihr zelebriert hier eure Albtraummissionen. Grandios, macht rruhig weiter! Jedenfalls stammen diese Pflanzen von Hades II, dem größten Massengrab der Geschichte. Also auch hier wieder einmalige Ware! Die Liste lässt sich noch fortsetzen, ich habe hier der Kürze halber aber eine Kopie für jeden von euch." Er zog drei Exemplare mit jeweils 13 Seiten Papier hervor. "Papier? PAPIER? LEBEN wir jetzt schon in einem Märchen? goox konnte fast nicht mehr vor Lachen, seine Zigarre wackelte bedenklich und drohte fast den letzten Flug anzutreten, bevor er sich wieder fasste und die Tabakröhre geschäftig zurechtrückte. "Na ja... Ihr denkt doch nicht, dass ich mir eine Softcopy aus dem Archiv mitnehmen konnte! Das wäre registriert worden, da könnt Ihr euch drauf verlassen. Habe schon genug mit Militärarchiven zu tun gehabt. Außerdem lässt sich Papier leichter verbrennen, als ein Datenknoten und bei weitem nicht so leicht wiederherstellen! Bei dieser Geschichte gehe ich auf Nummer sicher. Auch ein Grund warum ich persönlich und völlig unangemeldet herkomme." Die allgemeine Stimmung hatte sich nun wieder etwas beruhigt und die drei Freibeuter, oder auch Freihändler - das legte jeder für sich ein wenig anders aus - studierten mit leuchtenden Augen die Liste, blätterten vor und zurück, weil sie manchmal dachten, sich einfach verlesen zu haben. "Und das Zeug lagert noch irgendwo da draußen? Im Ernst? Nach 500 Jahren?" erkundigte sich Talby durchaus skeptisch. "Ich habe keinen Bericht gefunden, der das Gegenteil andeutet. Ich habe Missionsbriefings gelesen, in denen es um die Suche und Bergung dieser Güter ging. Es gelang niemandem, da die Spuren nach den Tevarischen Kriegen mühsam rekonstruiert werden mussten. Nur die UPE wusste davon. Die Missionen wurden etwa 20 Jahre nach Kriegsende begonnen, scheiterten aber immer wieder an den instabilen Machtverhältnissen der Region. Die Xi´An weiteten ihr Einflussgebiet aus, Sprungpunkte wurden ein für alle Mal unzugänglich und die Xi´An selbst wussten gar nicht, was sich da auf einem gewissen Planeten unter ihren Füßen befand. Ich sollte wohl lieber sagen: Befindet." "Und du meinst jetzt allen Ernstes, diese verdammten Kaltblüter von Xi´An haben diesen Schatz noch nicht gefunden?" "Da bin ich mir sogar sehr sicher, denn eines steht fest: Wenn ein Volk wie diese schuppigen Kriegstreiber Virenbomben gefunden hätte, die sie aufgrund ihres mangelnden Verständnisses für transgene Viren einfach mal nicht selbst herstellen können, dann hätten wir es irgendwo mitbekommen. Wenigstens eine Bedrohungsstudie wäre in den verschlüsselten UEE-Datenbanken aufgetaucht! Und ich sag euch was: Da war NICHTS! Kein Eintrag, keine Erwähnung. Das Zeug liegt immer noch dort, wo es vor 500 Jahren versteckt wurde und WIR vier wissen davon. Nicht mal meinem Kontaktmann auf der Eisenstein habe ich davon etwas erzählt, er hat lediglich ein paar Flaschen seltenen Whisky aus meinem Privatbestand erhalten, sowie eine frische Ladung graues Öl, damit er auch wirklich dicht hält. "Okay" I-Flow war auf einmal todernst "ich sage mal, wir überprüfen noch ein paar Sachen, ich kenne da jemanden... jeder von euch kennt irgendwo irgendjemanden. Wir behalten alle wichtigen Details zurück. Nur das Nötigste teilt euren Informanten mit. Wir müssen zaghaft unsere Fühler ausstrecken, denn ich rechne fast damit, dass wir nicht die einzigen sind, die diesem Schatz hinterherjagen. Ich hatte es heute morgen schon irgendwie im Urin, dass das ein verdammt interessanter Tag werden wird..." "Tja, du sagst ja immer, Mittelstrahl birgt Wahrheit, hehe! Könnte sein, dass du ausnahmsweise mal keinen Bockmist erzählt hast, I-Flow" Talby griente sich regelrecht einen ab. "Fangen wir mal ganz nüchtern an. Grundlegendes gilt es zu klären: Wir brauchen die genauen Koordinaten des Planeten." "Nun ich weiß schonmal, dass es einer der beiden geheimgehaltenen Bioreservatplaneten im Eealus-System sein muss. Ich werde nach dem Lunch einen Sprung machen und mich mit jemandem treffen, der mir vielleicht helfen kann. Ein Historiker und Xi´An-Kenner" steuerte Kef hinzu. "goox, ich weiß, dass du hier der beste Logistiker von uns bist, auch wenn ich mich ungern unter den Scheffel stelle" Talby kam gar nicht mehr raus aus dem Grimassen-schneiden, dieses kleine Märchen schien ihn regelrecht zu beflügeln, "kannst du mal einen fachkundigen Blick auf die Stückzahlen und Güterarten werfen?" "Klaro, das versteht sich doch von ganz alleine. Ich werd erstmal schauen, was wir von dem ganzen Zeug auch wirklich los werden, rechne mal unsere Schiffe zusammen und schau ob am Ende noch Kapazitäten übrig sind oder ob wir mehrere Flüge machen müssen. Wir kommen zwar mit unserer Tarntechnologie heutzutage relativ leicht in die Territorien rein, aber mit DER Ladung wieder heil rauszukommen... Ich check das einfach alles mal durch..." "Alles klar, Logistik, Koordinaten... Talby und ich werden uns mal ganz leise umhören, ob da jemand etwas ähnliches planen könnte. Ach ja und nochwas Leute, das brennt mir schon seit Kefkas Auftauchen auf der Seele, wie billiger Fusel in der Kehle: STRAIGHT FLUSH, HARRR HARRR HARRRR!" Süß-saure Mienen drehten sich erst zu I-Flow, dann zu Kefka und wieder zu I-Flow. "Ihr beiden... das war doch alles ein abgekartetes Ding!!!" donnerte goox in herzlich-rauhem Tonfall. in Anbetracht des baldigen Gewinns, konnte er den Verlust dieser Runde leicht verschmerzen. So setzte Kefka sich mit dem halbvollen Whiskyglas zu den anderen Schlitzohren, ließ sich träge in einen der antiken Sessel fallen und das Pläne-schmieden begann. ---wird fortgesetzt--- (Anmerkung: ein Erstversuch, einige Elemente aus verschiedenen Stories hier im SC-HQ zu verflechten, Meinungen, Anregungen und vor allem Ideen sind sehr willkommen!)
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