Man muss das differenziert betrachten, selbst mit annähernd 70 Jahren Abstand sind die beiden Abwürfe in Japan immer noch emotional aufgeladen und jenseits der sachlichen Debatte.
Nukleare Waffen waren schon immer Waffensysteme von schier Damokles´schen Ausmaß - Wer zuerst schießt, stirbt als zweiter. Jedweder "Raketenschild" oder STI ist vollkommen sinnlos gegen moderne MIRV`s (die Namensähnlichkeit zum Akronym Milf is vollkommen zufällig )der letzten Generation. MIRV sind "Multiple Independent reentry vehicles - Mehrfachsprengköpfe. Eine Rakete, 10 oder mehr eigenständig programmierbare Gefechtsköpfe. Wenn man 10 Raketen abfeuert, hat man 100 nukleare Atomsprengköpfe. Es reicht, wenn auch nur einer durchkommt.
Die sogennaten "taktischen Atomwaffen" wie die Atomic Anny (Atom-Artillerie) hätten die Besatzungen ebenso vernichtet. Es gab eine Zeit lang diese Diskussion um "Mini-Atombomben" zum Bunkerknacken. Aber auch das is obsolet, denn um zb. 90 Fels und Beton zu verdampfen ist schon wieder eine gängige Konstruktion vonnöten - Also 10 KT plus.
Die Abwürfe über Japan waren - entgegen dem populären Halbwissen - weder "unnötig" noch "Feldversuche". Beide Konstruktionen waren ausgereift, lediglich bei der Plutuniombombe Fat Man brauchte man einen Testschuss - Trinity. Tatsächlich haben beide Abwürfe zusammengenommen die japanische Kapitulation erzwungen, zu horrenden Opfern.
ABER
Betrachten wir einmal die Opferzahlen von Hiroshima - 160.000 Verluste sofort, weitere 50.000 in den nächsten Jahren durch die Strahlung. Heute ist die Strahlung über den GroundZero´s nicht mehr höher als die natürliche Hintergrundstrahlung.
1943 äscherten die Amerikaner den Großraum Tokyo mit Brandbomben ein, die selbe Taktik mit der man deutsche Städte getroffen hatte. Im Gegensatz zur "soliden" europäischen Bauweise gab es in Japan jedoch hauptsächlich leicht gebaute Wohnhäuser - Holz und Papier, nur leidliche Stahlbetonkonstruktionen. An nur einem Tag vergingen 200.000 Menschen im Feuersturm.
Konventionell.
Das probten die Alliierten die nächsten zwei Jahre an fast jeder größeren japanischen Stadt.
Wenn man von der reinen Faktenlage ausgeht, waren die konventionellen Bombardierungen bezogen auf die Opferzahlen viel tödlicher als die beiden Atomwaffen.
Wenn man dazu noch den ungebrochenen Kampfeswillen der japanischen kaiserlichen Streitkräfte bedenkt, die verbissenen Kämpfe um die im Vergleich soviel kleineren Inseln Iwo Jima und Okinawa - Dann bekommt einen Eindruck davon, wie lange sich der Pazifikkrieg noch hätte hinziehen können. Chester W. Nimitz sagte nach dem Krieg, dass man alleine für die Landungsinvasion der japanischen Hauptinseln und den darauffolgenden 30 Tagen mit mindestens 150.000 toten GI´s hätte rechnen müssen. Dazu kommen dann noch die japanischen Gefallenen, zuzüglich Kolletaralschäden im zivilen Sektor.
Selbst bei den optimistischsten Prognosen der Amerikaner (und die waren stets zu optimistisch, für Iwo Jima hat man 9 Tage veranschlagt)
Der Einsatz ist selbst unter Verweis auf die Opfer gerechtfertigt.
Gott sei Dank hat sich die Hemmschwelle für den Einsatz dadurch nicht verschoben. Damals wie heute gilt - Wer zuerst schießt, stirbt als zweiter.