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15. November 2012 - 26. Dezember 2024
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Sorry, aber eigentlich müsste ich jetzt schreiben: "Öhm, eigentlich hat sich nix getan ..." *duck* Wir warten aufs Chris-tkind...3 Punkte
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XII. Planet Aratea Petrov zuckte leicht zusammen und schlug die Augen wieder auf. Er musste für einige Minuten weggenickt sein. Zu seiner Überraschung war alles um ihn herum von einer weißen Schicht bedeckt, er selbst ebenso. Was er im ersten Augenblick noch für Schnee hielt, stellte sich jedoch schnell als Ascheregen heraus. Dennoch kam er nicht umhin, dem treiben gebannt zu zuschauen. Fast wie Schneeflocken, dachte er sich und streckte ein wenig die Hand aus. Alex hatte Schnee geliebt. Hart ließ er seine Faust auf die Tischplatte krachen, als er für einen kurzen Moment erneut vom aufbrandenden Zorn erfüllt wurde. Wäre ich doch nur eher bei ihr gewesen... Bevor er den Gedanken weiterspinnen konnte, hörte er auf einmal Stimmen. Menschliche Stimmen. Stumm starrte er in die ungefähre Richtung, glaubte er zuerst noch daran sie sich einzubilden. Als jedoch eine Gestalt aus dem Schatten trat, stockte ihm der Atem. "...sag doch, ich hab was gehört." "Mich wunderts dass du überhaupt noch was hören kannst, nachdem der Panzer neben dir in die Luft geflogen ist.", sagte jemand heiser. "Was?" - "Tz... Vergiss es." "Labert gefälligst nicht so viel rum und schaut euch lieber um.", wurden sie unterbrochen und danach wurde kein Wort mehr gewechselt. Ingesamt waren es also drei, dachte Petrov sich. Woher auch immer sie kamen, sie waren bewaffnet wie er im spärlichen Licht sehen konnte. Aber er sah kein UEE Abzeichen, was ihn hoffen ließ. "Hey, wer-", wollte er schon anfangen, das stellte sich jedoch schnell als absolute Scheißidee heraus. Einer von denen hob erschrocken seine Waffe und ballerte blindlings los. Das Petrov nicht sofort niedergemäht wurde lag wohl an einer gehörigen Portion Glück, als auch daran, dass der Schütze von dem Rückstoß selbst zu Boden geworfen wurde. Eins der Stuhlbeine wurde dennoch abgesprengt, so dass rücklings im Dreck landete und schmerzhaft mit dem Hinterkopf aufschlug. "Verflucht nocheins, Junge hör auf zu schießen!" Abrupt endete der Krach und bis auch das letzte Echo verklang. "Was ist in dich gefahren?" - "Ich... Ich dachte er wäre einer von denen." - "Achja? Wann hat das letzte mal einer mit dir gesprochen, hm?" Petrov versuchte sich gerade wieder aufzurichten, als er hörte wie sich Schritte näherten. Jemand griff nach seinem Arm und zog ihn wieder hoch. "Scheint ja noch alles an dir dran zu sein... Ich wusste gleich dass das schief geht, aber auf mich wollt ja wieder mal keiner hören." Nachdem Petrov sich den Schmutz aus dem Gesicht gewischt hatte, sah er vor sich einen alten Mann stehen. Mit all den Falten und grauen Haaren erinnerte er ihn sofort an seinen eigenen Großvater. Sein Blick glitt zu den beiden anderen hinnüber, einer mir aschfahlen Gesicht auf dem Boden sitzend, der andere hielt zitternd sein Gewehr fest, wagte es jedoch nicht ihm direkt in die Augen zu sehen. Keiner der beiden war älter als sechzehn. "Soll das ein Witz sein?", rutschte es ihm raus. Nach allem was passiert war, wäre er fast von einem Kind erschossen worden. Absurd. "Glaub es oder nicht, kein Respekt vor dem Alter heute. Naja, mit wem habe ich die Ehre?" "Hm..? Achso, Petrov." "Freut mich Petrov, also ich bin Jakob und das sind-" "Warte, warte! Wo zum Teufel kommt ihr überhaupt her? Wie kann es sein das du mit diesen beiden Stümpern hier, überhaupt noch am Leben bist? Ich dachte ich wäre der letzte hier..." Die freundlich Miene bekam einen Bruch und Jakobs Lippen verwandelten sich zu einem winzigen Strich. "Wir sind von Ilios hergekommen, nachdem sie angegriffen hatten. Wir dachte hier wäre es vielleicht besser..." "Ilios? Das ist zwei Tage entfernt, mindestens. Wie lange ist der Angriff her?" Verdammt, wie lange hab ich da gesessen? "Drei Tage, glaube ich. Wir sind seit gestern in der Stadt... und du bist einer der wenigen die wir in diesem Schlachthaus lebendig gefunden haben." Petrov schluckte. Also doch, dachte er sich. Kalter Schmerz zog sich in seiner Brust zusammen. "Frag ihn ob er weiß, ob sie gelandet sind.", traute sich nun einer der Jungen zu sagen. "Ja, ja, immer mit der Ruhe.", wies Jakob ihn zurecht. "Sag schon, wovon redet er da?" "Vor ein paar Stunden haben wir ein Schiff von der UEE am Himmel gesehen..." "Und von denen erhofft ihr euch nun Hilfe?", er konnte ein trockenes Lachen nicht verhindern. "Die werden keine deut besser sein, dass könnt ihr mir glauben..." "Du hast welche getroffen? Wo sind sie?" Petrov schwieg einen Moment, bevor er bitter weiterredete. "Tot... wenn es nach mir ginge. Haben sich aber aus dem Staub gemacht, nachdem sie einen riesigen Haufen Scheiße hinterlassen haben." Das war eindeutig etwas, was die beiden Jungen nicht hören wollten. Verblendete Bengel... Jakob sah ihn ebenfalls zweifelnd an, stand er wohl mit seiner Meinung allein da. "Mag sein, wir waren nicht dabei... aber wir könnten trotzdem deine Hilfe gebrauchen." "Meine Hilfe? Wenn dir jemand beim gehen helfen soll, frag einen der beiden da." Verärgert blinzelte Jakob ihn an. "Wir sind nicht alleine hergekommen. Vor der Stadt sammeln sich langsam immer mehr, es sind inzwischen bestimmt ein paar Hundert. Jede helfende Hand ist gern gesehen." "Hundert, was?", Petrov grinste ironisch. "Um dann zurück in die Geborgenheit der UEE zu flüchten, ja? Ich sehs schon vor mir wie das ganze System zu kreuze kriecht und seine Unabhängigkeit einfach im Dreck zum verrecken zurücklässt. Wirklich ein toller Plan." Er bemerkte, dass er sich immer unbeliebter bei dem Alterchen machte, doch scherrte ihn das nicht. Er hatte genug von solchen Leuten, die sich immer den einfachsten Weg aussuchten. "Wie siehts in Ilios aus, steht da noch was um vom Planeten zu kommen?" Für einen Moment glaubte er, man würde ihm gar nicht mehr antworten. "Möglich. Als wir von dort weg sind, standen noch einige Maschinen unbeschädigt an ihren Plätzen." Mit nicht mehr als einem Nicken, bedankte er sich stumm und stapfte auf die beiden Jungen zu. Neugierig schaute sie ihm zu, wie er anfing zwischen dem Schutt herumzuwühlen und etwas hervorzog. Einen kleinen Gegenstand in der Hand haltend, wischte er ihn vorsichtig an seiner Hose ab. "Was hast du jetzt vor?", ließ sich einer der beiden hinreißen. Was ich jetzt vor habe? Oh, eine gute Frage...eine sehr gute Frage... "Weißt du, die letzten Tage hat der Tod versucht mich unzählige Male zuholen. Doch er ist gescheitert und hat dabei einen entscheidenen Fehler gemacht..." Seine Augen wanderten zwischen den Ruinen hin und her, bis sein Blick an dem Jungen hängen blieb. "Er hat sein wahres Gesicht zur Schau gestellt. Etwas das man bekämpfen kann." Ungefragt griff er sich das am Boden liegende Gewehr und machte sich auf in Richtung Ilios. Noch bevor einer der Jungs ihm nachrief, wurden sie von Jakob zurückgepfiffen. "Lasst ihn gehen, es würde nichts nützen." "Was... was genau hat er damit gemeint, etwas das man bekämpfen kann?" Jakob wusste genau was er gemeint hatte. Und es gefiel ihm ganz und gar nicht. "Das würdet ihr nicht verstehen, Jungs."1 Punkt
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V. Begleitet von immer wieder aufbrandeten Gefechtslärm schlug Petrov sich durch die Stadt, oder das was davon noch übrig war. Unablässig kratzten Schutt und Rauch in seiner Lunge und ließen ihn kaum zu Atem kommen. Selbst das notdürftig angelegte Tuch half nur wenig. Etliche Häuser brannten unkontrolliert nieder, da niemand mehr da war um sie zu löschen. Einige waren auch schon unter der Last der Angriffe zusammengebrochen. Wer konnte war geflohen, der Rest hatte sich in kleine Löcher verkrochen in der Hoffnung auf baldige Rettung. Doch die ausgebrannten Raumschiffwracks, die ab und zu seinen Weg kreuzten ließen ihn beträchtlich daran zweifeln. Alles was fliegen konnte, wurde vom Himmel geholt. Als Petrov um eine Ecke bog, flog er plötzlich der Länge nach hin. Angewidert spuckte er den Dreck aus seinen Mund und rappelte sich wieder auf. Er brauchte sich gar nicht erst umzudrehen, um zu wissen worüber er gestolpert war. Überall fanden sich Leichen, hatten die Vanduul doch vor kurzem damit begonnen Jagd auf die Menschen zu machen, als wären sie nichts weiter als Vieh. Ihre Miliz war dabei nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen, hatten sie die Verteidigung doch innerhalb von Minuten überrannt. Einige versprengte Einheiten irrten zwar noch durch die Straßen, wurden aber nach und nach aufgerieben. Ungehindert wütenden die Vanduul nun in der Stadt. Ihm war schnell klar geworden, dass dies nicht einfach nur ein kleines Überfallkommando war. In dieser Größenordnung kam es schon eher einer Invasion gleich. Bisher war es ihm jedoch erspart geblieben zwischen die Fronten zu geraten oder von den Vanduuls aufgespürt zu werden. Nicht mehr lang und er würde seinen Truck erreichen, dann konnte er endlich seine Schwester hier rausholen. Niemals würde er sie in dieser Hölle zurücklassen. Vor sich hörte er auf einmal leise Schritte und Getuschel. Kurzerhand entschied er sich durch einen Vorgarten abzukürzen. Schnell sprang er über den Zaun und schlug herumhängende Wäsche aus dem Weg, als er auf einmal mitten im Lauf gegen eine Wand knallte. Stöhnend landete er auf dem Rücken. Nur das es sich leider nicht um eine Wand handelte, vielmehr um ein Bein. Von einem Vanduul. "Fuck...", langsam kroch er rückwärts, in der Hoffnung nicht bemerkt worden zu sein. Vergeblich. Der Kopf ruckte zu ihm herum und die Augen glitzerten ihn mordlüstern an. Petrov zog eine Pistole hervor, die er zuvor einem toten Soldaten abgenommen hatte und zielte. Zwar hatte er noch nie eine Waffe abgefeuert, aber aus dieser Entfernung konnte er unmöglich verfehlen. Unter lautem Getöse gab er mehrere Schüsse ab. Der gepanzerte Riese ließ sich dadurch aber nicht einen Moment aus der Ruhe bringen. "Verreck endlich, du Mistvieh!" Zu seinem entsetzten musste er aber mit ansehen, wie jede Kugel wirkungslos an der Rüstung abprallte. Höhnisches Lachen erklang unterdessen hinter dem Gesichtsschutz hervor, sofern man das Grunzen denn als solches identifizieren konnte. Verzweifelt suchte er nach einem Weg seinem Schicksal zu entgehen, während der Vanduul sein rituelles Messer zückte und immer näher kam. Verdammt, ich kann hier noch nicht abkratzen, nicht ohne- Eine grelle Explosion stach ihm in die Augen, geblendet musste er sich abwenden. Enorme Hitze flutete über ihn hinweg, während er nur noch ein ohrenbetäubendes piepen hören konnte. Als es jedoch kurz darauf abebbte, brach ein wahres Chaos an Geräuschen über ihn herein. Wütende Schreie von Vanduuls, bruchhaftes Gewehrfeuer und menschliche Flüche vermischten sich miteinander und waren das letzte was er mitbekam, bevor er auch schon von irgendetwas schweren getroffen wurde. Ohne es verhindern zu können, wurde er auch seiner letzten Sinne beraubt. In hohem Bogen segelte die Granate zwischen die überraschten Vanduuls, welche sofort wie ein aufgeschreckter Vogelschwarm auseinander stoben. Dumpf krachte es. "Zwei weniger!", rief Roke spottend und schickte noch ein paar ungezielte Salven hinterher. Logen hatte sich bei einem stehengelassenen Auto in Deckung begeben und blickte über die Karosserie zu ihrem Gegner. Dies war jetzt der letzte Sammelpunkt den sie passierten, in der Hoffnung noch jemanden aus ihrer Einheit zu begegnen. Doch die Rotte Vanduuls die sich dort festgesetzt hatte, ließ nicht viel Raum für Spekulationen. Wären da nicht plötzlich Schüsse aus deren Reihen erklungen, hätten sie wohl einen großen Bogen um diese gemacht. Vielleicht waren sie ja doch nicht die letzten. Klagend sprang die Alarmanlage eines Autos an, als die Geschosse nur knapp an Roke vorbeizogen. "Daneben!", brüllte Roke über den kleinen Platz, "War das etwa schon alles, ihr verdammten Viecher?!" Schon machten sich die ersten daran, wütend aus ihrer Deckung zu stürmen, wurden aber schnell eines besseren belehrt. Mündungsfeuer blitzte über die ungeschützte Flanke auf und riss zwei der Vanduuls ins Verderben. Unordnung brach aus, als Lucy und Roke ihr Feuer verstärkten. Ein animalischer Schrei ausstoßend ging ein weiterer Vanduul zu Boden. Logen nutzte sofort den Moment der Ablenkung um sich ungesehen über die Deckung zu schwingen. Stück für Stück kam er seinem Ziel näher. Sich freiwillig auf einen Nahkampf mit einem Vanduul einlassen? Für die meisten glatter Selbstmord, für ihn jedoch schon eine längst bekannte Herausforderung. Wenn auch nicht ohne Risiken. Wirklich eine große Wahl hatte er aber ohnehin nicht, neigte sich ihre Munition doch langsam aber sicher dem Ende zu. Auf einen einzelnen Attentäter oder eine kleine Gruppe von Angreifern wären sie vorbereitet gewesen, aber das? Hätte er jeden Vanduul erschossen der ihnen bisher begegnet war, hätte er schon nach zehn Minuten keine Kugeln mehr gehabt. Als er nah genug war, stieß sich kraftvoll ab und schlitterte über eine Motorhaube hinweg, den Finger am Abzug. Der erste Vanduul war tot, noch bevor er den Boden berührte. Sein plötzliches auftauchen ließ die übrigen zwei nur für einen Augenblick zögern, doch das reichte bereits aus. Dem nahestehendsten fuhr das Bajonett zwischen die Panzerplatten, bis es zur Gänze darin verschwand. Wutentbrannt brüllte der ihn an, sodass ihm stinkender Speichel entgegen flog. Anscheinend hatte er genau die richtige Stelle getroffen. Als er sah wie der Vanduul sich anschickte seine Waffe zu heben, drehte er das Gewehr leicht gegen den Uhrzeigersinn und drückte ab. Er ließ sich vom Rückstoß tragen und setzte sich mit einer Drehung vor den Vanduul, sodass der zweite Schütze kein freies Schussfeld mehr hatte. Begleitet von einem hässlichen knacken, traf der Kolben seines Gewehrs auf den Unterkiefer. Benommen durch die Wucht des Aufpralls, ließ er seine Deckung sinken. Es dauerte keinen Atemzug, bis Logens Klinge durch die Kehle ins Gehirn eintrat. Ein letztes zucken durchfuhr ihn noch, dann brach er leblos zusammen. "Du tötest niemanden mehr...", sagte Logen leise, während er beobachtete wie langsam das Leben aus seinen Augen wich. Einem inneren Reflex folgend, warf er sich hinter einen Müllcontainer. Zwar verlor er seine Waffe aus den Händen, machte so aber dem Tod erneut einen Strich durch die Rechnung. Logen konnte hören wie die Geschosse hinter ihm an einer der Häuser zerbarsten, bis er das unverkennbare klicken eines leeren Magazins vernahm. Deutlich vernahm er das fluchen des Vanduuls. Ohne lange zu überlegen, stürzte er zu seiner Waffe. So leicht wollte es ihm sein Widersacher jedoch nicht machen und zog blitzschnell sein rituelles Messer hervor. Mit mehr Glück als Verstand riss er im letzten Augenblick noch sein Gewehr hoch um den tödlichen Stoß abzufangen, wurde aber von der rohen Kraft des Vanduuls in die Knie gezwungen. Das Maul zu einem grässlichen Zähnefletschen verzogen, kam dessen Messerspitze immer näher. Lange würde er das nicht durchhalten. Fieberhaft überschlugen sich seine Gedanken, als ihn plötzlich ein Tritt vor die Brust traf. Die Wucht dahinter war enorm und so wurde er über die ganze Straße geschleudert, wo er schließlich in dem kleinen Abwasserkanal landete. Statt aber auf harten Beton zu treffen, war der Grund weich und uneben. Für einen Moment dachte er schon er wäre gestorben, das schmerzhafte Brennen auf seiner Brust trieb ihm den Gedanken aber schnell wieder aus. Vorsichtig setzte er sich auf, doch ließ sich in der Dunkelheit des Lochs nichts erkennen. Vom Vanduul fehlte auch jede Spur. Stattdessen hörte er Schüsse und heisere Befehle durch die Nacht hallen, was hieß das Lucy und die anderen noch in Kämpfe verstrickt waren. Immerhin. Mühsam versuchte er sich wieder hochzustemmen, tastete blind nach dem erstbesten Halt. Seine Hand zuckte aber umgehend zurück, als er merkte nach was er da gegriffen hatte. Irgendein armes Schwein war wohl schon vor ihm hier hineingerutscht und er hatte ihm ausgerechnet ins Gesicht fassen müssen. Angewidert wischte er sich die Hand an der Hose ab. In der Ferne flammte plötzlich eine Explosion auf und erhellte für einige Sekunden die Szenerie. Logen erstarrte. Leichen. Überall. Der ganze Kanal war voll von ihnen. Soldaten, wie Zivilisten in tödlicher Umarmung vereint. Einige hatten unaussprechliche Verstümmelungen, andere wirkten als wären sie erst vor kurzem dem Tod übergeben worden. Es sah aus als wären sie wie Vieh zur Schlachtbank getrieben worden. Ihm wurde speiübel. Er musste hier raus. Sofort. Die toten Körper versperrten ihm den Weg, es gab keine andere Möglichkeit als über sie hinwegzuklettern. Männer, Frauen... und Kinder. Als er sich schließlich auf die Straße geschleppt hatte, konnte er wieder einigermaßen durchatmen. Doch sobald er die Augen schloss, sah er sie erneut vor sich. Keuchend kamen ihm die Tränen, diese maßlose Gewalt war zuviel. Erst als Logen spürte wie er angestarrt wurde, erhob er sich wieder. Es war der Vanduul, welcher immer noch an derselben Stelle stand wie zuvor. Emotionslos und verständnislos blickten ihn die Augen an, so als wären sie sich keiner Schuld bewusst. War es wirklich Hass der die Vanduuls so handeln ließ? Seine eigene Frage, wurde jedoch sogleich wieder von den Bildern aus dem Kanal überschattet. "Verdammte Monster..." Er würde ihnen zeigen was Hass war. Entschlossen richtete er sich wieder auf, das Bajonett in der Rechten. "Na los.... komm schon!" Schon setzte sich die massige Gestalt in Bewegung, schneller als er gedacht hatte. Logen suchte sich einen festen Stand, um ihn gebührend zu empfangen. Doch kurz bevor er in Reichweite war, durchzog plötzlich ein Knall die Luft. Taumelnd wurde sein Gegner immer langsamer, bis er vor seinen Füßen wie ein nasser Sack auf den Boden klatschte. "Nein..." Ratlos schaute er auf den Toten, dessen Hinterkopf nun ein klaffenden Loch zierte. Ein perfekter Kopfschuss. Woher..? Im selben Moment schälte sich Lucys Gestalt aus der Dunkelheit und kam auf ihn zu. "Wolltest du dich umbringen?", sprach sie ihn verwurfsvoll an. "Ich hätte-" "Ich weiß was du kannst!", schnitt sie ihm das Wort ab, bevor sie etwas ruhiger fortfuhr, "....wieso hast du die nicht gezogen?" Sein Blick wanderte zu seinem Gürtel, an dem seine entsicherte und voll aufgeladene Pistole hing. "Dazu war keine Zeit mehr.", gab er grummelnd zur Antwort. Sie lächelte ihn an während sie näher kam, aber es lag keinerlei Freude darin. "Du machst mir nichts vor...du hättest ihn erwischen können, du bist schnell genug. Was sollte das? Was, wenn er dich erwischt hätte?" Beide standen sie sich nun gegenüber, nur noch die Leiche zwischen ihnen. "Du hast mir was versprochen, schon vergessen?" Das Leder seines Handschuhs knarrte protestierend, als sein Griff um das Bajonett immer fester wurde. "Du hast es nichts gesehen...", brachte er nur mühsam hervor. "Erzähl mir kein Scheiß, ich weiß was ich gesehen hab!", machte Lucy ihren Zorn Luft. "Nicht das! Da unten war-" Etwas schlug plötzlich in der Häuserreihe keine hundert Meter entfernt von ihnen ein und ließ einen wahren Trümmerregen entstehen. Einem Reflex folgend warfen sie sich sofort zu Boden. Schon zischten die ersten Schüsse aus mehreren Richtungen heran. Logen sah sich um, während er aufsprang und mit Lucy zu den anderen rannte. Der Panzer eines Miliztrupps war um eine Häuserecke gebogen und deckte die Straße mit Feuer ein. Vom anderen Ende der Straße, folgte kurz darauf die brachiale Antwort. Vanduuls kamen aus der immer noch anhaltenden Schuttwolke hervor, dahinter konnte er noch die schemenhaften Umrisse eines ihrer Panzer ausmachen. Dessen nächster Schuss ließ den Panzer der Miliz wie eine überreife Frucht platzen. Die armen Schweine hatten keine Chance. Als sie bei Roke ankamen, hatte der sich irgendjemanden über die Schulter gehängt. Einen Moment befürchtete Logen schon, es wäre Viktor, der stand jedoch einige Schritte daneben. "Wer ist das?!", rief er über den Gefechtslärm hinweg. "Keine Ahnung! Lag unter dem toten-" "Schnauze! Wir können auch noch später klären wer das ist. Wir hauen hier erstmal ab!" Keiner beschwerte sich, wollte doch niemand mit den Soldaten eingekesselt werden. Für die war es hoffnungslos. Nicht das sie es nicht versucht hätten. Zuerst hatten sie sogar noch versucht sich den Truppen der Miliz anzuschließen und den Rest ihrer Einheiten wiederzufinden. Aber überall herrschte totales Chaos. Die schiere Größe des Angriffs hatte die ganze Kommandostruktur praktisch kollabieren lassen. Als keine Befehle mehr durchkamen, griff Verwirrung und Panik um sich, die sowieso schon ihren Höhepunkt erreicht hatte. Und so fing jeder nach und nach an, nur noch für sich selbst zu kämpfen. VI. Mit brummendem Schädel erlangte Petrov wieder das Bewusstsein. Er blinzelte ein paar Mal bevor er sich an das schummrige Licht gewöhnt hatte. Ein Plakat vom Murray Cup war das erste was ihm auffiel. Passenderweise musste er an Fred denken, war der doch früher mal dort mitgeflogen, wenn er sich nicht irrte. Ob der es vielleicht rausgeschafft hat? Auch wenn sein Essen der letzte Dreck war, hoffte er es. Als er sich genauer umsah, bemerkte er das er sich in einen kleinen Feinkostladen befand. Während er dort so am Verkaufstresen gelehnt saß, besah er sich des Durcheinanders. Nur wenige Regale standen noch und überall lag Essen auf dem Boden verteilt. Wie war er hier nur hingekommen? Mit schmerzenden Knochen richtete er sich schließlich auf. Ihm war es egal, immerhin konnte er nun weiter nach seiner Schwester suchen. Als Petrov sich in Richtung Ausgang aufmachte, bemerkte er das er nicht alleine war. Vier abgehalfterte Kerle in voller Kampfmontur lungerten genau auf seinem Weg nach draußen herum. Die Abzeichen fielen ihm kurz darauf ins Auge. "Das hatte mir noch gefehlt...", brachte er es halblaut heraus. Einer von denen drehte sich neugierig zu ihm um, ein ruppiger Kraftprotz der ihn aber freundlich anlächelte. "Hey, ich hab doch gesagt der Typ rappelt sich wieder auf.", meinte er gut gelaunt und kam auf ihn zu. Zwar hielten sie die Läufe die ihrer Waffen auf den Boden gerichtet, aber Petrov konnte das Misstrauen der anderen spüren. Verdammte UEE! "Und was jetzt, Roke? Wir können ihn nicht die ganze Zeit mitschleppen. Der verlangsamt uns nur.", murrte einer von denen und bedachte ihn mit feindseligen Blick. "Sollen wir etwa ewig durch die Straßen hier irren, Logen? Mal können wir einen Straßenzug weit sehen, dann wieder nur zehn Meter. Ohne einen der sich hier auskennt sind wir früher oder später Vanduulfutter. Sergeant?" "Vik hat recht, wir kommen so nicht weiter. Der Kerl ist unsere beste Chance." Erst an der Stimme erkannte Petrov das es sich bei dem Sergeant um eine Frau handelte. Das konnte an seiner Meinung aber auch nicht viel ändern. Er würde einen Teufel tun und diesen Idioten helfen. Die diskutierten frohen Mutes weiter, also quatschte er im nächsten Moment auch einfach dazwischen. "Hey Sergeant Wie-auch-immer, ich weiß zwar nicht was euer Problem ist, aber ich will mit eurer UEE Scheiße nichts zutun haben, klar?" Schon steckte er sich einen von den verstreuten Stims an und wollte an den Soldaten vorbeigehen, der Kerl namens Logen versperrte ihm aber den Weg. "Nicht so schnell Kumpel, wir-" "Ich bin nicht dein beschissener Kumpel, Arschloch." Der schaute ihn einen Moment grimmig an, überging jedoch die Beleidigung. "Wir haben dich immerhin gerade davor bewahrt zwischen den Kämpfen zerrissen zu werden, da könnte es nicht schaden wenn du uns..." Er warf ihm aber nur ein trockenes Lachen entgegen. "Oh, die kleinen UEE-Marionetten stecken in der Klemme? Einen feuchten Dreck werd ich tun, wegen euch ist Alex vielleicht schon..." Stumm presste er die Lippen zusammen. An so etwas sollte er gar nicht denken. "Wegen uns? Was willst du damit sagen?" "Na wie erklärt ihr euch wohl, dass die hier nur ein paar Tage nach euch hier einfallen? Zufall?" Logen konnte zuerst nicht glauben was er da von dem zotteligen Penner zu hören bekam. Schmerzhaft musste er wieder an die Bilder aus dem Abwasserkanal zurückdenken. "Wir haben nicht...", grob packte er dessen Kragen und schlug ihn gegen das Regal. "Nicht wir sind auf die blöde Idee gekommen, sich im Vorgarten der Vanduuls breitzumachen! Also gib wem immer du willst die Schuld, aber nicht uns!" Sein Griff spannte sich und er stand kurz davor dem Kerl sein spöttisches Grinsen aus dem Gesicht zu prügeln. Lucy war es die ihn geradeso noch daran hindern konnte. "Lass ihn los Logen, dass bringt uns jetzt auch nicht weiter." "Es ist nicht unsere Schuld..", sagte er noch leise, dann stieß er Petrov von sich und stellte sich etwas abseits in den Schatten. Besorgt schaute Lucy ihm hinterher. "Ich verschwinde, macht ihr doch was ihr wollt." Noch während die Glassplitter der Schiebetür unter seinen Stiefeln zu knirschen begann, legte er sich eine neue Route zurecht. Er kannte diese Straßen wie seine Westentasche, vielleicht müsste er ein paar Umwege machen, aber... "Warte.", vernahm er dann doch noch die Stimme des Sergeants hinter sich. "Hm..?", zwar wusste er nicht wieso er stehen blieb, aber er tat es dennoch. "Du kennst dich hier bestens aus, richtig? Wie wäre es dann mit einem Deal?" Kurz hielt er inne, als würde er es ernsthaft in Erwägung ziehen. "Vergiss es Püppchen... mit euch will ich nichts zutun haben." Als er sah wie sie wütend die Augenbraue verzog, musste er breit grinsen. "Was ist mit Alex?", Petrovs Lächeln gefror umgehend, er wusste er hätte sie nicht erwähnen dürfen, "Mit uns stehen die Chancen wesentlich besser, sie lebendig zu finden." Auch wenn er es sich zuerst nicht eingestehen wollte, sie hatte recht. Es waren zwar nur ein paar Blocks, aber bei den ganzen Vanduuls... "Und was wollt ihr im Gegenzug von mir?" "Einen Weg aus der Stadt, nach Norden." "Nach Norden? Wieso ausgerechnet..." - "Die Details gehen nur mein Team was an, klar? Entweder ja oder nein." Wie bei jedem Male wenn er gezwungenermaßen mit der UEE zusammenarbeiten musste, fuhr ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken. Petrov wusste er würde es bereuen, aber hatte er eine Wahl? "Na schön... aber ich fahre." "Fahren?", fragte Roke verwirrt. Über Ihnen in der Dunkelheit hörte Logen wie die Jäger der Vanduuls vorbeizogen. Ein beunruhigendes Gefühl, wenn er daran dachte das die nächste Staffel Hornets Lichtjahre entfernt war. "Wie siehts aus?", durchbrach Lucy die anhaltende Stille. Ein riesiges Lagertor erhob sich einige Schritte hinter Logen aus dem Boden, welches laut diesem Petrov noch aus der ersten Besiedlungsphase des Planeten stammte. Er konnte nur hoffen das dass gleiche nicht auch für dessen Truck galt. Zurzeit hatten sie jedoch noch ein ganz anderes Problem, wurde das Ganze doch von einem einzigen winzigen Schaltpult aus kontrolliert. Ratlos standen Petrov und Viktor davor, der eine suchte händeringend nach einem Sicherheitscode in seiner Hose, der andere fand keine Möglichkeit das altmodische Modell zu überbrücken. "Ich sags ja nur ungern, aber wenn ihr euch nicht beeilt, sind wir gleich am Arsch." Logen hatte sich mit Lucy und Roke über den Platz verteilt, um nach Ärger ausschau zuhalten, während die beiden an der Öffnung der Tore arbeiteten. Hatte ihr Glück bis eben noch angehalten, kam nun eine ganze Kampftruppe Vanduuls in ihre Richtung marschiert. "Kommt mit wir haben keine Zeit mehr.", gab er den beiden zu verstehen und lief zurück zum Tor. "Vik, geh mal zur Seite." - "Wieso? Bist du auf einmal zum Meistertechniker geworden?" - "Ha, das werden wir gleich sehen." Bevor auch nur jemand Einwände erheben konnte, knatterten mehrere Schüsse mitten in das Schaltpult. Außer einigen Funken die hervorsprühten tat sich zuerst gar nichts, man hörte nur wie die Vanduuls begeistert aufbrüllten, da sich doch noch was zum kämpfen in den Ruinen finden ließ. "Hast du sie nicht mehr alle?!", entfuhr es Viktor. Ohne auf Viktors Worte zu achten, verpasste er dem Schaltpult noch einen Tritt. "Komm schon!" Nach einer gefühlten Ewigkeit setzte sich der Mechanismus dann doch noch quietschend in Bewegung. Als er sich umdrehte, schauten ihn alle nur an, als wären sie in einem schlechten Film geraten. "Was? Es hat doch geklappt. Also wollen wir hier jetzt verschwinden oder nicht?" Ungläubig schüttelte Lucy den Kopf, konnte sich ein Lächeln aber nicht verkneifen. "Alle aufsitzen! Wir hauen ab!" Es dauerte nicht lange, dann konnte Logen hören wie sich die Vanduuls langsam vor der in Dunkelheit gehüllten Öffnung einfanden und sich in ihrer eigenen Sprache unterhielten. Begierig wie sie waren, vernachlässigten sie alle Vorsicht. Ein Fehler wie sich im nächsten Augenblick herausstellen sollte. Der Motor von Petrovs Truck röhrte auf und setzte sich mit einem Ruck in Fahrt. Als er aus dem Durchgang geschossen kam, konnten nur noch wenige Vanduuls rechtzeitig ausweichen. Mit einem reißenden Geräusch verschwanden sie unter den schweren Reifen und verschmolzen mit dem Straßenbelag, oder wurden durch die schiere Wucht weggeschleudert. Zusammen wurden Roke und Logen in der Fahrerkabine umhergewirbelt und fingen lauthals an zu lachen. "Was ist verdammt noch mal so lustig?!", wollte Petrov wissen. Er verstand beim besten Willen nicht, wie man in ihrer aktuellen Situation Witze reißen konnte. "Na, wir schicken grad dutzende Vanduuls zu ihren Göttern und müssen dabei keine einzige Kugel abgeben. Und unser Lachen ist dabei das letzte was sie hören werden!", gab Roke zum besten und grinste ihn an. Petrov schnaubte nur abfällig. Dreckskerle! Es war als würden sich alle seine Vorurteile gegenüber der UEE an einem einzigen Tag manifestieren. Er versuchte die beiden Soldaten neben sich zu ignorieren und konzentrierte sich wieder auf die Straße vor ihm. Wo er normalerweise stundenlang im Stau stand, konnte er jetzt einfach spielend leicht mit seinem Truck die verlassenen Autos zur Seite drücken. Ausweichen musste er nur selten. Währenddessen zuckten in der ganzen Stadt Flammen umher und breiteten sich ungehindert aus. Auch wenn er es ungern sah, aber der Todeskampf der Stadt war zugleich die perfekte Tarnung für ihre Flucht. Eine Explosion rechts neben seinem Truck holte ihn wieder zurück ins hier und jetzt. Wild riss er an dem Lenkrad herum, um den nachfolgenden Geschossen auszuweichen. "Nach rechts! Rechts!", schrie deren Sergeant hinter ihm, während alles um sie herum in die Luft zu gehen schien. Gewehrfeuer raubte ihm kurzerhand das Gehör. Ein Splitter schrammte über sein Gesicht, ehe sie dem Beschuss ausweichen konnten. Sofort trat er das Gaspedal wieder durch, auch wenn der Motor kurz von einem stottern geplagt wurde. Ihm lief die Zeit davon. VII. Logen war gerade dabei seine Weste bequemer zurecht zu zupfen, als der Truck plötzlich eine Vollbremsung hinlegte. Schmerzhaft stieß er sich den Kopf, als er nach vorn geworfen wurde. Brummend wollte er sich sogleich an Petrov wenden. "Was soll der Mist? Wieso halten- Hey!" Der Kerl schien ihm gar nicht zuzuhören, sondern war bereits aus der Tür gestürzt. "Was glaubst du wohl wo wir sind?", meinte Lucy verärgert, "Hier wohnt seine Schwester. Also aussteigen, los." Da fiel es ihm wieder ein, der alberne Deal den sie gemacht hatten. Zwangsläufig griff er nach seiner Waffe und schwang sich raus. Als er den demolierten Wohnblock zu Gesicht bekam, bezweifelte er stark das sie hier noch irgendjemanden lebend finden würden. Ein Schiff der planetaren Sicherheit war mitten in die oberen Geschosse abgestürzt und drohte jeden Moment in sich zusammenzufallen. Ein Stück voraus fing Petrov an nach Alex zurufen und verschwand durch die zerstörte Eingangstür. "Logen du bleibst mit Roke hier. Vik und ich schauen nach ob wir noch was tun können. Gebt uns bescheid, falls sich was tut." Er nickte ihr zu, dass er verstanden hatte und schaute ihnen noch kurz hinterher. Dann drehte er sich zur Straße und ging ein Stück hinunter, um sich umzusehen. War es vor ein paar Stunden noch eine belebte Straße voller Menschen gewesen, zeichnete sich jetzt nur noch das Bild purer Zerstörung ab. Nichts schien verschont geblieben zu sein, der Gestank des Todes überlagerte alles andere. Er wollte sich schon abwenden, da der Rauch in seinen Augen zu brennen begann, doch hielt er inne, als er zwischen den Schwaden etwas ausmachte. Ihm stockte der Atem, als er einen roten Schaal im Wind wehen sah. Fassungslos machte zwei Schritte nach vorn, ehe er auf die Knie sank. Roke kam sofort angelaufen, da er dachte Logen würde einer verheimlichten Verletzung leiden. "Warum hast du nichts-" Den Griff nach seiner Schulter schüttelte Logen jedoch ab und schlug mit der Faust in den Dreck. "Ich... Ich weiß nicht mal mehr ihren Namen...", krächzte er und schaute in den Schatten vor sich. Zusammen mit ihrer Mutter lag dort das kleine Mädchen vom Morgen auf der Straße. Die Augen leer und voller Unverständnis aufgerissen schienen sie ihn direkt anzustarren. Je länger er dem Blick standhielt, desto mehr glaubte er ihren stummen Todesschrei hören zu können. Nur mit größter Mühe konnte er sich abwenden. Hinter ihm schluckte Roke betroffen, versuchte ihn aber sogleich wieder hochzuziehen. Er brauchte nichts zu sagen. Während Roke ein Stück vor ihm ging, bemerkte er wie seine rechte Hand anfing unkontrolliert zu zittern. Schnell legte er sie wieder an die Waffe, damit niemand es mitbekam. "Raus! Los beeilt euch!", hörte er plötzlich Lucy vom Haus aus rufen. Keine zwei Sekunden später trugen Vik und Petrov hastig eine dritte Person zum Truck. Lucy kam gerade herausgestürmt, als das Schiffswrack langsam runterrutschte und die ganze Fassade in Schutt und Asche verwandelte. Doch darauf achtete sie gar nicht weiter sondern, kniete sich sofort zu der schwer verletzten Frau. Notdürftig versuchte sie das Beste für Alex zutun. Voller Verzweiflung saß Petrov daneben und hielt ihren Kopf aufrecht. "Alex, hörst du mich?! Ich werd dich hier rausschaffen, klar? Also bleib gefälligst wach. Halt bitte durch..." Logen und Roke konnten dem ganzen nur schweigend zusehen, während Alex immer mehr an Blut verlor. Egal was Lucy versuchte es führte zu nichts. Die Verletzungen waren zu stark. Alex war nach wenigen Minuten tot. "Shit!", fluchte sie und ließ ihren Frust am Truck aus. Petrov dagegen hatte sich keinen Millimeter gerührt und redete immer noch leise auf seine Schwester ein. Zu ihnen hatte er bisher kein Wort gesagt. Nach einer Weile entschied Logen sich das Schweigen zu durchbrechen. "Hört mal, mir tut es zwar auch leid um seine Schwester, aber hier ist es nicht sicher. Wir sollten besser-" "Ihr wollt verschwinden? Einfach so?", langsam erhob sich Petrov wieder und ging voller Zorn auf Logen zu. "Oh ja, das passt zu euch. Überall wo ihr auftaucht zerstört ihr nur! Und wegen euch ist Alex jetzt tot!" "Nicht wir haben sie umgebracht..." - "Aber wegen euch sind sie doch erst überhaupt hier!", schrie er, während seine Faust heransauste. Doch damit hatte Logen bereits gerechnet und so ließ er den Schlag im Nichts verlaufen. Sein Knie rammte er ihm mitten in die Magengrube. Keuchend ging Petrov zu Boden. "Bastarde...alles...", murmelte er vor sich hin und rappelte sich wieder auf. Logen erkannte zuspät, was er in seiner Rechten hielt. "Wärt ihr nicht gewesen, wäre das alles nicht passiert!", brüllte er sie an und richtete Logens eigene Pistole auf ihn. Verdammt, wie... "Sie wäre noch am leben!" Tränen liefen ihm erneut übers Gesicht, als er zu seiner Schwester deutete. "Das alles nur wegen euch!" Wild schwenkte Petrov mit der Waffe zwischen ihnen hin und her. "Hör auf das Ding auf mich zurichten, wenn du dich nicht zu ihr gesellen möchtest.", knurrte Roke warnend. "Ich frag mich bloß, wie du das mit einem Loch im Kopf anstellen wirst!" "Was er meint, ist das für heute schon genug Menschen gestorben sind.", versuchte Lucy es zu retten. "Also-" "Ach ja? Ich finde für vier weitere ist hier durchaus noch Platz!" Als er wieder auf Lucy zielen wollte, machte Logen einen Satz nach vorn. Petrov bekam es noch mit, aber er konnte seinen Arm zur Seite schlagen. Ob gewollt oder nicht, löste sich ein Schuss und machte ihn für eine kurze Zeit auf dem linken Ohr taub. Das hinderte ihn jedoch nicht daran Petrov mit einem Fausthieb niederzuschlagen. Die Pistole nahm er schnell wieder an sich. "Das reicht jetzt.", gab Logen genervt von sich und drückte ihm sein Knie in den Rücken. "Beweg dich und es wird das letzte sein was du tust." "Achja?", brachte Petrov angestrengt hervor. "Ihr werdet mich doch so oder so abknallen." "Genau das sollten wir verdammt nochmal tun!", sprach Roke es aus, als wäre es schon beschlossene Sache. Lucy reagierte sofort und stellte sich ihm in den Weg. "Das werden wir ganz sicher nicht tun!" - "Was?! Der Scheißkerl hat versucht dich abzuknallen! Wir sollten..." - "Hat er aber nicht! Und ich werde bestimmt nicht zulassen, dass du unter meinem Kommando einen Zivilisten erschießt! Ist das klar, Soldat?!" Ihre letzten Worte waren eiskalt und mit einem Warnton unterlegt, der keinerlei Zweifel daran ließ was sie im Falle des Falles tun würde. Logen sah zwischen den beiden hin und her, spürte wie sich ein Unglück anbahnte. Er sah nur noch eine Möglichkeit es zu verhindern. "Steh auf los!", zischte er und zerrte Petrov hoch. Leicht wankend richtete er sich vor ihm auf und spie einen Blutklumpen in den Schmutz. Die Waffe auf Petrov gerichtet, bemerkten jetzt auch die anderen was vor sich ging. "Logen, ich hab gesagt-" "Beruhig dich, ich werde ihn nicht erschießen." Nur ein kurzes zucken ihrer Wangenmuskeln ließ erkennen, dass sie sich selbst strafte überhaupt auf diesen Gedanken gekommen zu sein. Roke jedoch schien nicht so begeistert. "Du willst ihn doch nicht etwa mitschleppen? Sobald wir ihm den Rücken zuwenden, sticht der uns doch glatt nieder." "Nein, das genauso wenig.", sagte er, die Waffe immer noch auf Petrov gerichtet. "Verstehe... Die Drecksarbeit überlasst ihr lieber euren neuen Freunden, was?", grinste Petrov sie hämisch an. Logen erwiderte nichts darauf, sondern deutete ihm mit seiner Waffe nur sich endlich in Bewegung zu setzen. "Ich hoffe bloß sie finden euch und lassen euch leiden, für das was ihr über uns gebracht habt." Damit mit drehte Petrov sich um und ging humpelnd zurück in Ruinen der toten Stadt. Irgendwie hatte Logen das unangenehme Gefühl, dass das nicht ihre letzte Begegnung bleiben würde. Aber wie sollte er allein aus dieser lebendig gewordenen Hölle herauskommen? Er war so gut wie tot. VIII. Stille... das war das einzigste was sie an den Ausläufern der Stadt empfing. Wo normalerweise hunderte von Menschen ihrem Leben nachgingen, war jetzt nur noch Staub und Asche übrig. Nichts rührte sich. Ihm waren früher einmal Aufzeichnungen aus dem Orion System gezeigt worden, doch hatte er damals den Schrecken nicht richtig begreifen können. Nun fand er sich mitten in der grausamen Realität wieder. Es war schon Nacht, doch sie alle konnten sehen das es nicht nur auf der Straße war, die aus der Stadt führte. Alles schien übersät von schwelenden Fahrzeugwracks, die es nicht geschafft hatten der Zerstörungswut der Vanduuls zu entkommen. Verkohlte Leichen vervollständigten das Bild. Es musste ein wahres Massaker gewesen sein. "Seht...seht ihr das auch?", fragte Roke in einem Flüsterton, "...das...das kann doch nicht... oh fuck, fuck, fuck!" Logens Hand begann wieder zu zittern, doch bekam es keiner mit, da alle nur auf die Ebene vor ihnen starrten. Diesmal wollte es jedoch nicht so schnell verschwinden und seine Gedanken machten sich selbständig. Das soll unsere Schuld sein? ... Nein, das ist einfach absurd. Aber... diese Welt ist vollkommen unbedeutend, wieso sollten sie also- "Hey Logen, ich rede mit dir.", rüttelte Lucy ihn wach. "Wie viele Granaten hast du noch?" Er brauchte einen Moment um den Sinn der Frage zu verstehen, dann murmelte er eine Antwort vor sich hin. "Zwei...nein, drei. Glaube ich." "Gut, dann gib sie Vik." Nickend stimmte er zu und stieg wie in Trance aus. Was wenn es doch unsere Schuld war... Eine Detonation zerriss die Dunkelheit und verschlang sowohl den Truck, als auch die Hälfte eines Wohnhauses. Es dauerte nur Sekunden, dann flog bereits ein Truppentransporter über ihre Köpfe hinweg, gefolgt von einem Scythe Duo. Sie hatten den Köder geschluckt. "Jetzt los, Beeilung!", zischte Lucy und trieb sie voran. Schnellstens verließen sie die trügerische Sicherheit der Häuser und liefen auf die offene Ebene zu. Angesichts der Masse an Vanduuls die sich innerhalb der Atmosphäre rumtrieben, glatter Selbstmord. Sollten sie entdeckt werden, waren sie sowas von am Arsch. Aber es war der einzigste Weg. Neben Logen rannte Roke schnaufend her und schien jeden Teil seiner Ausrüstung gleichzeitig zu verfluchen. Eine, wenn auch ungewöhnliche, Methode nichts von all dem an sich heranzulassen. Ein paar Schritte vor ihm wiederholte Viktor währenddessen immer und immer wieder irgendwelche unverständlichen Phrasen. Es klang fast wie ein Gebet, doch konnte er nichts damit anfangen. So Technik versessen und dann ein Mann des Glaubens? Er musste halluzinieren. Plötzlich kam Logen ins stolpern, als sein Stiefel hängen blieb. "Mist!" Roke war sofort zu Stelle und reichte ihm die Hand. "Alles klar?" - "Ja, ja." Lucy schaute sich kurz um und vergewisserte sich das alles in Ordnung ist, dann ging es auch schon weiter. Nach außen schien sie vollkommen ruhig, als hätte sie alles im Griff. Aber etwas stimmte mit ihr nicht, irgendetwas das sie ihm nicht sagen wollte. Das spürte er einfach. Und er selbst? Der Gestank des Todes war nun überall, er schmeckte es sogar auf der Zunge. Seine Hand zitterte schon seid er aus dem Truck gestiegen war und es war noch nicht besser geworden. Bisher hatte es niemand bemerkt, aber früher oder später würde es auffallen. Dabei kam er sich vor wie ein verdammter Frischling. Nach all der Zeit in der Army hatte er eigentlich gelernt sowas auszublenden. Aber auf einmal...Petrovs Worte fraßen an ihm. Er war nur wütend das wir seine Schwester nicht retten konnten...Wir sind dafür nicht verantwortlich. IX. Im Schatten der ausgebrannten Ruinen tat Petrov einen Schritt vor den anderen, den Blick starr auf den Weg vor sich gerichtet. Zurückzublicken wagte er nicht. Seine Wut war einer verstörenden Leere gewichen, welche ihn an sich selbst zweifeln ließ. Als hätte der Tod persönlich sein Leben an nur einem einzigen Tag in ein blutiges Chaos verwandelt und nur ihn zurückgelassen um sein grausiges Werk zu bewundern. Es kam ihn vor wie ein schlechter Scherz, dass ausgerechnet er all das überlebt hatte. Mit diesen Gedanken gestraft, stapfte Petrov ziellos vor sich hin, bis sich vor ihm ein kleiner Platz zu öffnen begann. Zum ersten Mal blickte er sich richtig um. In der Mitte schmorrte ein zertrümmerter Flieger vor sich hin, welche eine Schneise der Verwüstung hinter sich her gezogen hatte. Der Geruch von verbrannten Menschen hing überall dem, etwas was er nie wieder vergessen würde. Zu seiner rechten war eine ganze Häuserwand weggesprengt worden, doch wundersamerweise waren einige Tische und Stühle zwischen dem Schutt fast unversehrt geblieben. Als wäre all dies nie geschehen. Lange überlegte er nicht, seine Beine schmerzten von der ganzen Tortur und müde war er auch. Dieser Ort wäre genauso gut wie jeder andere. Ein letzter Stim war ihm noch geblieben, stellte er befriedigend fest und kramte sogleich nach seinem Feuerzeug. Die Flamme leuchtete nur schwach auf, doch reichte es um ihn in der Bewegung inne halten zu lassen. Das Feuerzeug war blutverschmiert, und er wusste sofort das es nicht seins war. "Fuck!", schrie er in die Nacht hinaus und schleuderte es angewidert weg. Klappernd landete es mitten auf der Straße. "Wo bleibt ihr?! Ich dachte ihr habt Spaß daran uns abzuschlachten!" Erwartungsvoll schaute er zu den nahen Häusern und Straßen, seine Atmung beschleunigte sich wie von selbst. "Na los, worauf wartet ihr?!" Sekunden verstrichen, dann Minuten, doch es blieb still. "Scheiße!", fluchte er noch ein letztes Mal, dann ließ er sich kraftlos auf einen der Stühle fallen. Es musste Stunden her sein, dass er die letzten Kampfgeräusche oder Schreie gehört hatte. Waren die Vanduuls vielleicht schon längst wieder abgezogen? Ein trauriges Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Wenn er es nüchtern betrachtete, war er auf diesem elendigen Haufen Dreck das sich Planeten schimpfte, vielleicht der letzte lebendige Einwohner. X. Als die vier Soldaten endlich den abgeschiedenen Landeplatz des Shuttles näher kamen, brach bereits ein neuer Morgen an. Angenehm tasteten die Sonnestrahlen über die Haut, war es in der Nacht doch kaum mehr als über 0 Grad gewesen. Zweimal waren sie fast entdeckt worden. Zweimal dem Tod von der Schippe gesprungen. Hauptsächlich mit mehr Glück als Verstand, aber sie hatten es geschafft. "Es ist immer noch hier.", Lucy blickte vom ihrem MobiGlas auf, "Hinter der Kuppe dort." "Der Pilot muss doch total bescheuert sein. Bleibt hier einfach seelenruhig sitzen, während in der Stadt die Hölle losbricht...", murrte Roke. "Wärst du etwa glücklicher, wenn er schon längst weg wäre und wir hier festsitzen würden?" "Was? Nein, so war das nicht gemeint...ich fands halt nur... merkwürdig." "Ach? Glaubst du ich renn dort mit offenen Armen hin?", fragte sie spitz, "Vielleicht ist was faul, vielleicht auch nicht. Passt einfach auf." Langsam krochen sie auf die Anhöhung um sich einen Überblick zu verschaffen. Auf den ersten Blick sah alles gut aus. Keine Vanduuls, keine Jäger. Dort stand nur das Shuttle, provisorisch durch ein Tarnnetz geschützt. "Wie siehts aus?" Logen ging jedoch nicht auf ihre Frage ein. Leise klickte das Fernglas, als er den Zoom veränderte. "Vom Piloten keine Spur... aber da steht ein Speeder aus der Stadt." "Ein Speeder? Hier?", fragte sie zweifelnd, "Zeig her." Schon riss sie ihm das Fernglas aus der Hand, der Trageriemen zog ihn würgend hinterher. "Hey, das..." - "Halt die Klappe... Hm, du hast recht." - "Sag ich doch!" Abrupt ließ sie los und es flog ihm an den Kopf. "Aua!" "Stell dich nicht so an... Wir gehen da jetzt rüber." "Ohne Munition?", fragte Viktor zweifelnd und hielt ihnen sein leeres Magazin hin. Lucy biss sich verärgert auf die Unterlippe, ehe sie zu einer Antwort ansetzte. "Roke gib ihm dein Ersatzmagazin." "Was? Wieso ich?" - "Na, weil du der einzige bist der überhaupt noch zwei Magazine hat..." Ein bedrücktes Schweigen setzte ein, als Lucy dies aussprach. Schließlich reichte er Viktor das Magazin. "Aber verballer nicht alles auf einmal, ja? ... Also, wie geht’s weiter Sergeant?" "Ich sag dir, der Plan ist scheiße.", grummelte Roke neben ihm her. - "Als wäre dir was besseres eingefallen." Beide rückten langsam aber bestimmt mit ihren Waffen im Anschlag auf das Shuttle vor. Man würde sie schon von weitem kommen sehen, gab es doch ringsum nichts mehr als vertrocknete Erde. Währenddessen konnte Logen beobachten wie sich Viktor und Lucy über die toten Winkel anschlichen. "Grmpf...trotzdem, warum mussten wir schon wieder die Arschkarte ziehen?" Eine Antwort darauf sparte er sich, kamen sie dem Shuttle doch jetzt immer näher. Die Sonne stand noch schräg am Himmel und hüllte den Innenraum in Dunkelheit. Wenn jemand dort drinnen saß wäre es ihm ein leichtes sie nun aufs Korn zu nehmen. Die Stille war erdrückend. Als Logen auf Höhe des Speeders ankam, fand er schließlich den Piloten. Leider mit zwei Kugeln in der Brust. "Jetzt haben wir ein Problem.", meinte er an Roke gewandt und suchte nach Anzeichen für den Verbleib des Mörders. Der riskierte einen kurzen Blick zur Leiche. "Ich habs doch gesagt...Hey, was hält der da in der Hand?" Erst jetzt bemerkte Logen den unscheinbaren Gegenstand der aus dessen Umklammerung hervorlugte. Als plötzlich ein rotes blinken einsetzte, wurde ihm klar was gleich passieren würde. "Verdammt, weg hier!" Beide spurteten sie unvermittelt los, als wenige Sekunden später Pilot und Speeder von einer flammenden Explosion verschluckt wurden. Er spürte die Hitze in seinem Nacken, als sie auch schon der Druckwelle erfasst wurden. Hart wurden sie zu Boden geschleudert. Unter größter Anstrengung versuchte er sich auf den Rücken zu drehen, jeder Muskel schien zu brennen. Benommen blickte er zurück. Er sah noch wie Lucy und Viktor von unsichtbaren Schüssen niedergestreckt wurden, dann versperrte ihm ein breiter Schatten die Sicht. Ein dunkles Lachen war des letzte was er hörte, als ihn ein wuchtiger Schlag gegen die Schläfe ins Traumland schickte. XI. "...versteckt habt. Wem habt ihr noch davon erzählt?", forderte eine ungeduldige Stimme. Nur langsam besann Logen sich wieder seiner Umwelt, sein Schädel dröhnte schlimmer als nach einer Sauftour mit Roke. Und das sollte schon was bedeuten. Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg ihm in die Nase und ließ ihn aufblicken. Kleine Flammen zuckten immer noch auf den Überresten des Piloten umher, es konnte also nicht viel Zeit vergangen sein. Weitere Tote sah er zum Glück nicht. "Red gefälligst Süße, oder ich werde ungemütlich!", kam es diesmal eindringlicher. Er meinte die Stimme zu kennen. Neugierig drehte er den Kopf zu Seite und erschrak. Keine fünf Schritte von ihm saß Lucy gegen die Außenhülle des Shuttles gelehnt, während ihr eine Klinge an die Kehle gehalten wurde. Seine Klinge! Vor ihr hockte ein Mann in der Uniform des Navy-Personals. Die Kleidung war ihm jedoch etwas zu klein und seine Statur glich eher einem grimmigen Soldaten, denn einem harmlosen Techniker. Es war offensichtlich das sie gestohlen war. Lucy blickte ihren Gegenüber stur an und weigerte sich auch nur irgendetwas zu sagen. Auf einmal spannten sich jedoch ihre Züge und sie schien einen Hauch blasser zu werden. "Was ist? Spucks endlich aus." Sicherlich hatte er es nicht wortwörtlich gemeint, dennoch ließ es sich nicht mehr verhindern. Mit einem Mal erbrach sie sich und versaute ihm Hose und Hemd. Sie grinste noch, doch eine Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. "Fuck, verdammte Schlampe!", brüllte er und schlug ihr gleichzeitig den Knauf ins Gesicht. Hustend blieb sie im Staub liegen. Logen hatte genug gesehen. Einen abscheulichen Fluch auf den Lippen wollte er aufspringen und sich auf ihn stürzen. Dass er noch gefesselt war interessierte ihn nicht. Doch soweit kam es gar nicht, kaum hatte er sich aufgerichtet, wurde er auch schon wieder mit einem Schlag in die Seite zu Boden geschickt. Ein weiterer unbekannter Widersacher hatte sich die ganze Zeit hinter ihm befunden. "Oh, sieh an wer da genau rechtzeitig aufgewacht ist.", meinte der mit dem Messer sarkastisch und versuchte sich etwas ungeschickt von dem Erbrochenen zu befreien. Als er noch zwei Schritte näher kam, wusste Logen wo er die Stimme schon einmal gehört hatte. "Überrascht? Oh, wenn du dein Gesicht jetzt sehen könntest!", lachte Colonel Calendorn ihn an. "Aber...aber...das ist nicht möglich. Der Frachter..." Logen traute seinen Augen nicht mehr, war es wirklich der Colonel der da vor ihm stand oder litt er unter Wahnvorstellungen? "Glaubst du ich wäre so blöd mich mitten in meine eigene Falle zu setzen?", sagte er abfällig, während sich in sein Gesicht zu unbekannter Härte verzog. "Aber genug davon, sag mir lieber mit wem ihr noch über die Daten gesprochen habt oder ob es noch mehr Kopien gibt. Dann werde ich vielleicht davon absehen deine Kleine," er richtete die Messerspitze auf Lucy, " vor deinen Augen in Scheibchen zu schneiden..." Schwer schluckte Logen. Das konnte alles nicht stimmen, nichts von dem ergab einen Sinn. "Warum...?" Der Colonel folgte seinem Blick zu der rauchenden Stadt. Immer noch blitzen hin und wieder kleinere Explosionen auf. "Ach das?", sagte er schon fast gelangweilt. "Sagen wir es bot sich einen passende Gelegenheit einen Schlussstrich zu ziehen. Schließlich würde niemand etwas hinter meinen oder eurem Verschwinden vermuten. Wahrscheinlich würde man uns sogar auszeichnen. Post Mortem versteht sich." Das teuflische Grinsen das er ihm zuwarf, war das krasse Gegenteil zu dem Colonel den er kennengelernt hatte. Es musste ein Alptraum sein aus den er jeden Moment aufwachen würde, dachte Logen. Ganz sicher. Doch nichts geschah und insgeheim wusste er bereits, dass dies niemals geschehen würde. Er versuchte seine Gedanken neu zuordnen und überlegte sich seine nächste Frage genauer. Je länger Calendorn redete, desto mehr Zeit hatten sie einen Ausweg zufinden. Auch wenn er noch nicht so recht wusste wie. "Arbeitet ihr mit den Vanduuls zusammen? Ist es das? Seid ihr irgendwelche kranken Vanduulanbeter?!" Logen glaubte seinen eigenen Worten nicht, aber seine List ging auf. "Mit diesem Abschaum? Niemals.", verärgert schaute er Richtung Himmel. "Wir haben ihnen lediglich einen kleinen... Anreiz gegeben, woraufhin sie sich wie die Motten auf das Licht stürzten. Besser hätte es wirklich nicht laufen können." Mit einer Drehung wandte er sich ihnen wieder zu. Seine Augen funkelten belustigt. "Wegen euch wurde eine ganze Stadt dem Untergang übergeben und ihr habt nicht einmal den leisesten Schimmer wieso.", er grinste verschlagen. "Wie fühlt sich das an?" Keine Antwort drang aus Logens Mund, stattdessen starrte auf den Boden unter sich. Kleine Blutstropfen versickerten in der ausgedörrten Erde. All diese Menschen...ist das alles meine Schuld? Wenn ich die anderen nicht dazu überredet hätte die Daten zu behalten, wäre es vielleicht nie dazu gekommen! "Ich seh schon, es war Zeitverschwendung sich mit euch aufzuhalten." Während er sich wieder erhob, ließ er das Bajonett achtlos fallen und zog stattdessen seinen schweren Revolver aus dem Holster. Klickend fuhr das Magazin heraus, er prüfte es kurz und ließ es dann wieder einrasten. "Warte.", unterbrach ihn plötzlich sein Kamerad, der bisher nur stillschweigend daneben gestanden hatte. "Was ist mit der Frau? Wäre sie nicht ideal?" "Vielleicht...", nachdenklich kratzte er sich am Kinn. "Nein, sie würde die Prozedur wahrscheinlich nicht überleben. Das Risiko ist es nicht wert." "Zu Schade...", sagte er fast schon wehleidig. Ideal wofür? Doch um noch weiter darüber nachzudenken war es zu spät. Den Lauf auf Logens Stirn gerichtet, würde Calendorn jeden Augenblick abdrücken. Er wartete auf den Knall und auf das Ende, in welcher Form auch immer. Aber ob nun Zufall oder Fügung, es sollte nie dazu kommen. Das verräterische Summen kündigte den Scythe-Aufklärer an, noch bevor er in Sicht kam. Verstecken war sinnlos, sie saßen wie auf dem Präsentierteller. "Verflucht, ihr habt sie hergeführt!", zischte Calendorn und schaute dem Jäger nach, als er im Tiefflug vorbeizog. Dieser kurze Moment der Unachtsamkeit genügte Lucy. Mit einem Satz sprang sie auf den Colonel zu, in der rechten ein scharfes Stück Metall haltend. Zwar bemerkte er die nahende Gefahr noch, doch da war es schon zu spät. Knirschend drang die Spitze zwischen Hals und Schulterblatt ein. Schreiend riss er den Revolver hoch, während sich sein Finger um den Abzug verkrampfte. Die Kugel die Logen gelten sollte, ging fehl und verteilte stattdessen das Gehirn seines Kameraden über den Boden. Logen zögerte nicht länger, schnell griff er nach dem herrenlosen Bajonett und befreite sich von seinen Fesseln. Mit einem Tritt beförderte er es schnell zu Roke und Viktor hinüber, damit sie sich selbst befreien konnten. Notgedrungen nahm er die Waffe des Toten an sich. Inzwischen hatte Calendorn es geschafft Lucy von seinem Rücken abzuwerfen und versuchte sich den Splitter aus seinem Fleisch zuziehen. Die Wunde war tief und Blut lief in rauhen Mengen herunter, aber er schien sich nicht groß daran zu stören. Den Revolver hatte er bereits wieder auf Lucy gerichtet. "Habt ihr wirklich geglaubt mich so einfach töten zu können?!", warf er ihnen spöttisch entgegen. Das Visier auf des Colonels Körpermitte gerichtet, wollte Logen abdrücken. Aber nichts tat sich. Auf der Munitionsanzeige flammte lediglich das Wort "Gesperrt" auf. Calendorn hatte ihn inzwischen bemerkt und schwenkte höhnisch grinsend zu ihm herum. "Erbärmlich." Logen starrte in die Mündung, unfähig sich zu bewegen. Versagt... Doch statt eines lauten Knalls, erfolgte nur ein dumpfes klatschen. Erst dann hallte ein entfernter Schuss nach. Calendorn senkte den Revolver und schaute überrascht an sich herab. Wo eigentlich mehrere Orden an seiner Brust steckten, klaffte jetzt ein faustgroßes Loch. Er wollte lachen, aber es kam nur ein Schwall Blut heraus. Dann brach er auch schon tot zusammen. Ein, zwei Sekunden schaute Logen noch ungläubig zu der Leiche, ehe er realisierte was gerade passiert war und sich nach dem Schützen umschaute. Schnell war er gefunden. Auf dem gleichen Weg den sie genommen hatten, stapfte nun eine Truppe Vanduuls heran. Einer von ihnen war stehen geblieben und zielte mit einem übergroßen Scharfschützengewehr auf sie. Ein Schauder erfasste ihn. Er lädt nach! "Ins Shuttle, sofort!", sprach Lucy aus was er dachte. Keiner widersprach. Logen hatte sich in den Pilotensitz geschwungen und warf die Maschinen ohne Rücksicht auf die Checkliste an. Jetzt zählte nur schnellstmöglich abzuheben. Der Antrieb kreischte auf und mit einem Ruck setzten sie sich in Bewegung. Der Vanduul Jäger war bereits dabei umzudrehen und würde sich jederzeit hinter sie setzen. Mehrmals wurden sie durchgeschüttelt, als die Schilde erste Treffer abbekamen. Hastig wich Logen mit einer Seitwärtsrolle weiteren Beschuss aus und ging zu einem Zickzackkurs über. "Verdamm, der ist zäh!" Warnend blinkte die Schildanzeige auf, nur noch dreißig Prozent. Lange würde es nicht mehr halten. "Ich hätte da vielleicht eine Idee, aber ich glaub das wird euch nicht gefallen." Hinter ihm hatten Viktor und Lucy alle Mühe sich festzuhalten, während Roke sich auf den Copilotensitz gerettet hatte. "Völlig egal, machs einfach!", rief Lucy ihm zu. "Also gut... Roke, wenn ichs sage ziehst du den Hebel dort runter." Skeptisch sah Roke zu dem roten Hebel direkt über seinen Kopf auf. Etliche Warnungen prangten um dessen Rand. "Nur im äußersten Notfall betätigen.", las er den Text laut vor. "Damit sprengst du unser Triebwerk ab." "Das...was?! Spinnst du?!", schaute er ihn verdattert an. "Ohne sitzen wir hier doch fest!" "Entweder das, oder das hier war unser letzter Landgang." Zweifelnd sah Roke ihn an. Doch dann zerbröckelte seine ernste Miene. "Wegen dir gehen wir noch eines Tages drauf, weißt du das?", scherzte er und griff nach dem Hebel. "Scheiß drauf, lass es uns durchziehen!" Logen widmete sich wieder den Instrumenten, sie standen kurz davor die Atmosphäre zu verlassen. Schnell begann er alle übrige Energie in die Triebwerke umzuleiten. Zwar gewannen sie ein wenig an Geschwindigkeit, doch mit dem Scythe Jäger konnten sie es nicht aufnehmen. Unerbittlich kam er näher. Langsam aber sicher erreichten die Triebwerke ihre Grenze der Belastbarkeit. "Komm schon, noch ein bisschen...", murmelte er vor sich hin. Im gleichen Moment flammte die Warnleuchte für Raketen auf. Sie waren erfasst worden! "Jetzt!", brüllte er und Roke tat wie ihm aufgetragen. Auf halber Strecke zum Shuttle traf die Rakete auf das heißgelaufene Triebwerk, der Aufschlag erfolgte unmittelbar. Hell wie tausend Sonnen breitete sich die Explosion rasant aus und fraß sich über den Himmel. Der Vanduulpilot versuchte zwar noch auszuweichen, aber da war es bereits zuspät. Verschluckt von der Explosion, blieben nur rauchende Trümmer übrig. Von all dem bekam ihr Squad nichts mehr mit. Von der Druckwelle aus der Anziehungskraft des Planeten geschleudert, trudelte das Shuttle durch das All. XII. Das Innere des Shuttles war nur noch spärlich beleuchtet, viel mehr als das Lebenserhaltungssystem war nicht aktiv. Zwischen den Instrumenten blinkte nur noch eine kleine Lampe auf. Ihr Notsignal. Die Nachwirkung der Explosion hatte für einige Sekunden alle Sensoren in der Umgebung gestört. Logen hatte die Zeit dafür genutzt um alles herunterzufahren, damit es so wirkte als wären sie ebenfalls dabei umgekommen. Nur ein weiteres Wrackstück, welches langsam vom Planeten wegtrieb. Keinen Mucks hatten sie von sich gegeben, da sie nicht wussten welche Reichweite oder wie stark die Scanner der Vanduuls waren. Mithilfe der verbliebenen Steuerdüsen hatte Logen sie schließlich auf einen entfernten Sprungpunkt zugelotst. Niemand hatte ihre Flucht verhindert. Sie trieben jetzt schon eine ganze Weile durch die Gegend und warteten auf Hilfe. Von alleine würden sie nirgendswo mehr hinfliegen können. Während die anderen vor Erschöpfung im Schlaf versunken waren, hatte Logen sich in seinem Sitz zurückgelehnt und starrte grübelnd auf die Projektion seines MobiGlas. Rot leuchtete die verschlüsselte Datei auf. So nah und doch so fern. "Ob es stimmt?", sagte Logen nach einiger Zeit, da er es in der Stille nicht mehr aushielt. "Eine ganze Stadt... zerissen von Vanduuls, nur wegen dem hier...?", flüsterte er und hielt sein MobiGlas hoch. "Und das alles nur weil ich-" "Red nicht so einen Unsinn.", unterbrach ihn die warme Stimme Lucys. Leise war sie an ihn herangetreten, ihre Arme von hinten um seinen Hals geschlungen. Allein ihre Nähe verjagte für einen Moment die dunklen Gedanken. "Nicht wir haben sie auf die Stadt gehetzt, oder?" - "Nein...aber trotzdem, hätte ich euch nicht-" Schnell hüpfte sie auf seinen Schoß und legte ihm einen Finger auf die Lippen. "Es ist nicht deine Schuld, von keinem von uns, kapiert? Ich will davon also nichts mehr hören. Und diskutier bloß nicht mit mir, verstanden?" Ihre Augen beobachteten ihn wachsam, ohne eine Zustimmung würde sie ihn nicht gehen lassen. Niemals. Lucy.. Er sah es immer noch vor sich... wie er zwischen all den Toten lag... das kleine Mädchen... aber sie hatte recht, dass sah er jetzt ein. Auch wenn er das Gesehene nie wieder loswerden würde, dafür war er nicht verantwortlich. Mit einem Nicken gab er ihr zu verstehen, dass er es nun verstand. Erleichtert neigte sie den Kopf etwas und lächelte. "Was ist mit dir?" "Wieso? Was soll mit mir sein?", fragte sie unsicher. "Gehts dir wieder besser? Da draußen hast du..." "Das war nichts, mir... mir gehts prima.", sagte sie abweisend. Was ist denn jetzt los? Sie stand bereits wieder auf und fuhr sich unruhig durch die Haare. "Wir sollten uns überlegen was wir als nächstes tun. Hey Roke, Vik, aufwachen." Mit leichten Tritten riss sie die beiden aus dem Schlaf. Kurz darauf gesellten sie sich dazu. "Was wir jetzt machen? Ganz einfach, wir...", Roke schnippste mit den Fingern, "...lösen uns in Luft auf.", meinte er als wäre es schon beschlossene Sache. "Kommt nicht in Frage. Wir müssen der Flotte bescheid geben.", hielt Lucy dagegen. "Was? Dann können wir uns doch auch gleich selbst erschießen. Noch weiß keiner das wir überlebt haben, oder? Außerdem werden wir wohl nicht die einzigen sein, die-" "Ach, und das weißt du mit Gewissheit?", mischte sich nun auch Logen ein. "Natürlich nicht, aber-" "Dann wird das morden weitergehen, bis sie jeden getötet haben. Willst du das?", herrschte er ihn an. "Ja, ja, ist gut. Hast mich überredet.", winkte er ab. "Ich habs nicht so gemeint, sorry..." "Und was machen wir dann?", wollte Viktor wissen. "Ich mein, allzu lange werden die uns bestimmt nicht in Ruhe lassen. Auch wenn uns das 83. Rückendeckung gibt." "Ich weiß, ich weiß... Wenn selbst Calendorn da mit drin hing...Scheiße!", fluchte ihr Sergeant. "Wir setzen uns ab sobald es geht, was anderes bleibt uns nicht übrig." "Und was ist mit den Daten? Denn ich glaub als Druckmittel hat sich das erledigt.", sagte Roke. "Wir haben erstmal ganz andere Probleme und zurzeit kommen wir da sowieso nicht ran, oder Vik?" - "Sehr unwahrscheinlich, ja", gestand er reumütig. "Da hörst du es. Wir kümmern uns drum, wenn wir die Möglichkeit haben. Vik, wie siehts aktuell mit dem Kom aus, kannst du irgendwie das Signal verstärken? Vik?" "Ich glaub, dass wird nicht mehr nötig sein.", murmelte er als Antwort und schaute durch die Cockpitscheiben nach draußen. Vor dem Shuttle zog eine Hornet vorbei, eine zweite war gerade im Begriff ihre Lichtkegel ins innere zu lenken. Logen erkannte noch das Banner United Empire of Earth, bevor er auch schon geblendet die Augen zukneifen musste. Hier gehts weiter --> http://www.star-citizens.de/blog/48/entry-258-teil-5-eine-frage-der-schuld-3/1 Punkt
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I. Das Getöse der Großstadt drang in Petrovs Fahrerkabine, während er mit seinen Transporter durch die vollgestopften Straßen tuckerte. Geblendet von den ersten Sonnenstrahlen des Tages, klemmte ein Stim seiner Lieblingssorte zwischen seinen Lippen, während er sein altes Mädchen so gut wie möglich durch den Verkehr manövrierte. Im Radio nuschelte leise ein Nachrichtensprecher vor sich hin, verstummte aber als Petrov ein Schlagloch erwischte und kräftig durchgerüttelt wurde. Fluchend zog er an dem Stim. Komfort war etwas anderes, aber eigentlich wollte Petrov es auch gar nicht anders. Als er auf dem Planeten Aratea mit einem Schwung Siedler hier angekommen war, hatte es zwar viel Schrott gegeben den man ihn andrehen wollte, doch nach einer Weile hatte er genau die richtige Maschine gefunden. Mehrere Jahre fuhr er jetzt schon die verschiedensten Aufträge damit, ohne sich jemals Gedanken über den neumodischen Schnickschnack gemacht zuhaben, der sich inzwischen wie ein Virus in der Kolonie ausgebreitet hatte. Und mit seinem mickrigen Lohn, wäre er sowieso an nichts besseres gekommen. Doch je näher er nun dem Stadtzentrum kam, so wuchs auch die Anzahl an Schwebern und Raumschiffen. Seit der Antrag auf den Status einer repräsentierten Welt draußen war, ging es hier weitaus geschäftiger zu als gewöhnlich. Durch den Zuwachs der großen Firmen, wurden aber auch zunehmend kleinere Betriebe verdrängt, dessen Konditionen ihm normalerweise wesentlich mehr zusagten. Das schlimmste war für ihn aber immer noch, dass ihm die Leute Tag für Tag suspekter wurden. Alle schwärmten nur noch von der UEE und von den Vorteilen, welche der Anschluss bringen würde. Seiner Meinung nach wurde das alles viel zu sehr aufgebauscht. Für ihn hatte sich nicht viel verändert, immer noch fuhr er Waren zwischen den drei großen Städten hin und her. Vor ihm schraubten sich die Bürokomplexe in die Höhe, verziert mit den nun überall herumhängenden Bannern der UEE. Ihnen wurde gepredigt, dass sie Sicherheit und Wohlstand brachten. Ihre Leben verbesserten. "Ohne euch sind wir auch zurecht gekommen...", brummte er verächtlich in seinen Bart und schnippste den Stim aus dem Seitenfenster. Obwohl sie nicht allzu weit vom Vanduulgebiet entfernt waren, hielten sich ihre Übergriffe in Grenzen. Selbst die Piraten hatten Ruhe gegeben, nachdem sie sich ein paar Mal blutige Nasen holten. Kontrolle und Credits. Petrov war sich sicher das war der einzige Grund. Eigentlich hatte er gehofft die UEE würde ihre Welt in Ruhe lassen, aber offensichtlich hatten sie etwas gefunden, dass sie haben wollten. Und was einmal im Griff der UEE war, würde so schnell nicht wieder frei kommen. Fast hätte er seine Ausfahrt verpasst, lenkte aber noch rechtzeitig ein. Er musste einen Umweg nehmen, da die Hauptstraße komplett gesperrt war. So drängte er sich noch eine ganze Weile durch die verwinkelten Straßenschluchten und kam sogar an dem Haus seiner Schwester vorbei. Kurz überlegte er sie zu besuchen, verwarf den Gedanken aber wieder. Zuviel war zwischen ihnen vorgefallen, unterstütze Sie doch aus ganzen Herzen die UEE Propaganda. Er hingegen wurde schon einige Male fast eingebuchtet, nur weil er ein wenig Kritik geübt hatte. Aber Sie hatte ihn immer wieder rausgeholt, ohne je etwas dafür zu verlangen. Familie halt. Er lieferte seine Ladung wie besprochen ab und machte sich danach noch auf den Weg zu seiner Stammkneipe. Klein und schäbig, aber ein besseres Bier konnte man nirgends finden. "Hey Fred, das gleiche wie immer...", sprach er den Wirt an. "Klar, kommt sofort." Nachdem Petrov sich auf einen der Barhocker niederließ und einen weiteren Stim hervor holte, schaute er sich um. So wie es aussah war er der einzige Gast. Fred schob ihm ein Bier und einen Teller mit Essen rüber. Zwar sah es aus wie vorgekaut und ausgespuckt, was ihn aber nicht weiter wunderte bei den billigen Preisen. "Hast du mit deinem Fraß jetzt auch den letzte Kunden verschreckt, oder wieso ist es hier so leer?" "Hey, beleidige nie die Kochkünste eines Wirts klar? Die sind sich wahrscheinlich alle die Parade anschauen, haben ja ganz schön was aufmarschieren lassen." "Der Scheiß läuft heute? Ich dacht das wär nächste Woche..." Soweit er es mitbekommen hatte, wurde erstmal spontan eine Parade der Miliz abgehalten. Eine Parade für ihre neuen Freunde. Lächerlich. Er wusste, wenn er mit seiner nächsten Ladung nicht im Verkehrschaos stecken bleiben wollte, musste er schon bald wieder los. Aber bis dahin blieb ihm noch etwas Zeit, also nippte er entspannt an seinem Bier, zog genüsslich an seinem Stim und lehnte sich zurück. [08:02 AM, einige Wochen zuvor in den Mannschaftsquatieren des 83. Army Infanterieregiments] Langsam wurde Logen wieder wach und rieb sich verschlafen die Augen. Seine Narbe am Oberschenkel hatte wieder angefangen zu jucken. Zwar war die Wunde gut verheilt, doch dieses kribbeln, es wollte einfach nicht verschwinden. Neben sich bemerkte er Lucy, welche sich an ihn geschmiegt hatte und ihn mit ihren blauen Augen verträumt beobachtete. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. "Gut geschlafen?" Behutsam strich er ihr durchs Haar. "Sehr gut sogar." Eine Weile lagen sie einfach nur so da, lauschten den Geräuschen des Schiffes und genossen den friedlichen Moment. "Sag mal, was willst du machen? ... Also nach dem Militär." Mit der Frage hatte er jetzt am allerwenigsten gerechnet. Schließlich waren sie beide noch für mehrere Jahre verpflichtet. "Danach...Ich weiß nicht, vielleicht würde ich mir ein Schiff kaufen und ein paar einfache Jobs übernehmen." Ein leises Lachen entfuhr ihr. "Nachdem was du mit der Freelancer angestellt hast? Das kann ja was werden." "So schlimm war es nun auch nicht, schließlich hab ich uns heil in den Hangar gebracht." "Was man von dem Schiff aber nicht unbedingt behaupten kann...", nachdenklich knabberte sie an ihrer Unterlippe, "...aber möglicherweise brauchst du ja bloß eine gut aussehende Co-Pilotin..." "Kennst du denn zufällig eine?" Schon verfinsterte ihr Gesicht sich wieder und sie boxte ihm leicht in die Seite. "Hey, ist ja gut. Und du meinst du kriegst das hin?" "Deine brachialen Flugkünste zu übertreffen? Das sollte nicht allzu schwer sein." Da konnte er ihr kaum widersprechen. "Also ist es abgemacht?" "Ich suche das Schiff aus.", sagte sie bestimmend, bevor sie ihm einen kurzen, schnellen Kuss schenkte. "Auch noch Ansprüche stellen? Na warte..." Als hätte eine höhere Macht praktisch nur darauf gewartet um ihnen dazwischen zufunken, plärrten auch schon fast gleichzeitig ihre beiden MobiGläser los. "Ernsthaft?", stieß sie verärgert aus. Seufzend ließ Lucy sich zurück ins Kissen sinken und schaute frustriert zu ihm auf. "Weißt du, wir müssen ja nicht rangehen...", meinte er hoffnungsvoll, auch wenn er schon wusste wie ihre Antwort lauten würde. "Und wenn es ein Befehl ist? Das wäre dann Befehlsverweigerung, Private.", sagte sie mehr im Spaß, als das sie es ernst meinte. "Achja? Wenn ich dadurch etwas mehr Zeit mit dir verbringen kann, nehm ich das nur zu gern in Kauf." Sie tat es allerdings nur mit einem vergnügten Lächeln ab. "Der furchtlose Rebell Konarski, hmm? Hör mal ich würde auch viel lieber mit dir hier im Bett liegen bleiben, aber wenn es was wichtiges ist..." "Ja, versteh schon.", sagte er ein wenig schroffer, als er es beabsichtig hatte und schwang sich aus dem Bett. Schnell schnappte er sich die MobiGläser von dem kleinen Tisch und warf Lucy ihres rüber. Als er die Nachricht las, stutze er umgehend. Das waren eindeutig keine Einsatzbefehle. Zeitgleich schauten sie zueinander auf. "Viktor?" "Viktor." Die Nachricht war eilig geschrieben worden und sehr knapp gehalten. Aber sie vermittelte eins, nämlich das er richtig tief in der Scheiße stecken musste. "Oh, ich glaubs nicht! Wenn das wieder um verdammte Spielschulden geht, werde ich ihm so tief in den Arsch treten, dass er nie wieder an einem Spieltisch sitzen kann!" Logen beschlich eine ungute Vermutung, was wirklich dahinter stecken mochte. Er konnte nur hoffen das er falsch lag. Während sie sich eiligst anzogen, tippte er Viktors ID ein um ihn ausfindig zu machen. "Hab ihn gefunden...irgendwo in der Nähe des Maschinendecks." "Was macht er ausgerechnet da?" "Finden wirs raus." Einen Moment später, stürmten sie auch schon zur Tür hinaus. Die Bodengitter klapperten unter ihren Stiefeln, während sie durch die Decks rannten. Nur wenig Personal kam ihnen auf den unteren Ebene in die Quere und wenn doch mussten sie den beiden hastig ausweichen, wollten sie nicht unvermittelt umgerannt werden. Ein beherzter Sprung zur Seite war das einzigste was da noch half. Nach kurzer Zeit waren die Gänge jedoch wie ausgestorben. "Gleich müssten wir da sein." Als sie um die nächste Ecke bogen erblickten sie Viktor. Und er war nicht allein. Mit einer Magnetschelle hatte man seine Armprothese an die Wand geheftet, ansonsten wäre er wohl schon längst zusammengebrochen. Blut klebte ihm im Gesicht, er hatte also bereits einige Schläge einstecken müssen. Umringt war er von mehreren Navysoldaten, zwischen denen Logen sofort eine drahtige Gestalt wieder erkannte. Es war Lukos Ryant, der Adjutant vom Admiral, der vor Viktor stand und ihn anbrüllte. Wild fuchtelte er mit Viktors MobiGlas vor dessen Gesicht herum. "Wo sind die verdammten Daten?!" "Glaubt ihr wirklich ich bin so blöd und lauf damit rum? Haha! Wich-" Die Beleidigung kam Viktor nicht mehr über Lippen, ein weiterer Schlag ließ ihn verstummen. "Wertloser Schrott!" Mit einem dumpfen Aufschlag prallte das MobiGlas an der Wand ab. Sofort trat Lukos nach, bis es in tausend Stücke zersplitterte. "Ich hab keine Zeit für Spielchen, klar? Wenn du nicht genauso wie dein Kumpel enden willst, dann-" "Wir haben Besuch.", unterbrach ihn einer seiner Männer. "Was? Wie...fuck.", grimmig schaute Lukos zu Lucy, "Sergeant, was wollen sie hier? Wir...führen gerade eine Festnahme durch." Während er das sagte und sich etwas vor seinen Männern postierte, versuchten die ihnen die Sicht auf Viktor zu versperren. Stände es nicht so ernst um Viktor, wäre Logen angesichts dieser Farce in schallendes Gelächter ausgebrochen. "Eine Festnahme? Diese Scheiße hier?!", schnauzte Lucy ihn an. "Es herrschen nunmal...besondere Umstände. Zumal geht Sie das hier überhaupt nichts an. Also verschwindet einfach wieder." "Das geht mich nichts an?! Das ist mein Private den ihr da zusammenschlagt! Und seit wann macht überhaupt der Laufbursche vom Admiral die Drecksarbeit von den MP´s? Was zur Hölle läuft hier ab?" Logen bemerkte wie Lukos anfing nervös an seiner Dienstwaffe herumzuspielen, offensichtlich schien ihm die Lust am reden vergangen zu sein. Gleichzeitig machte sich ein überheblichen Grinsen bei ihm breit. Das konnte nichts gutes bedeuten. "Ihr gehört alle zur gleichen Einheit? Heute muss ja echt mein Glückstag sein..." Im nächsten Moment zog Lukos auch schon seine Dienstwaffe aus dem Holster und gab mehrere krachende Schüsse auf sie ab. Geistesgegenwertig riss er Lucy im letzten Augenblick hinter eine der auf den Gang herausragenden Streben. Zischend zerteilten die Kugeln die Luft neben ihnen. Logen spürte wie Lucy ihn fragend und wütend zugleich musterte. Er konnte das sich anbahnende Donnerwetter schon riechen, wogegen diese kleine Schießerei ihm nur wie ein laues Lüftchen vorkommen würde. Was ihn im Moment aber mehr beschäftigte war, wieso der verdammte Alarm ausblieb. "Keine Sorge, wir bleiben hier ungestört. Niemand wird kommen um euch zu helfen. Und selbst wenn, wem würden man wohl eher glauben?" "Scheiße..." Lukos Männer zogen nun auch ihre Waffen, blieben aber im Gegensatz zu ihm vollkommen ruhig. "Ihr kommt jetzt also besser aus eurem Versteck gekrochen, oder Hays wird eurem Freund gleich den Schädel wegpusten!" Einer von Lukos Männer trat auf Viktor zu und legte ihm die Pistole an den Kopf, wobei eine hässliche Brandnarbe auf dessen Handrücken zum Vorschein kam. Logen kochte innerlich vor Wut. Als wenn er dem Typen noch irgendetwas glauben würde. Flucht oder Angriff, das waren die einzigen Optionen die ihnen noch blieben. Es war die einfachste Entscheidung, die er jemals treffen musste. Mag sein, dass es Selbstmord wäre, schließlich hatte er nur sein Messer zur Verfügung, aber er würde einen Teufel tun und weglaufen. Ein kurzer Blick zu Lucy genügte, sie dachte genauso. Also gut... Ohne eine weitere Warnung erklang da plötzlich der Knall eines Schusses und ließ sie zusammenfahren. Logen hatte mit dem schlimmsten gerechnet, doch was er nun vor sich sah machte ihn sprachlos. Am Ende des Ganges hatte sich gut ein halbes Dutzend Soldaten ihres Regiments aufgestellt, die Waffen im Anschlag. "Was zum...", war er im Begriff zu sagen, als er jemanden in deren Reihen erkannte. Es war Roke! "Ho, da bin ich genau richtig gekommen, was?", winkte er ihm freudestrahlend zu. Angeführt von Joe, begleitete ihn ein Trupp der Logen nur allzu gut bekannt war, waren sie doch zuletzt gemeinsam auf Piratenjagd gewesen. Zwar hatten sie deren Einheit aus einer ziemlich präkeren Lage heraushauen müssen, doch hatten sie sich schon mehrmals revanchiert. Dankend nickte er Joe für ein weiteres Mal zu. Im selben Moment kam über den Boden etwas auf ihn zugeschlittert und als er sah was es war konnte er nicht anders als zu grinsen. Einer von ihnen hatte es tatsächlich geschafft Hays die Waffe aus der Hand zu schießen. Verrückt. Schnell griff er danach und richtete den Lauf auf Lukos. "Tja so schnell kann sich Blatt wenden...und jetzt weg mit den Waffen!" Lukos sah aus als würde er gleich vor Zorn platzen, irritierte ihn das plötzliche auftauchen doch sichtbar. Dennoch senkte keiner von ihnen die Waffe. "Nein, nein, nein...fuck! Na schön, wie wäre es mit einem Deal? Wir haben Credits-" "Oh sicher und danach ist alles vergeben und vergessen? Scheiß auf deine Credits! Ihr verschwindet, jetzt." "Ihr macht einen riesigen Fehler.", knurrte Lukos sie an. "Stimmt, eigentlich sollte ich dir hier und jetzt eine Kugel in den Kopf jagen...aber ich würde dem Admiral nur ungern die Sauerei erklären müssen." Mit einem verächtlichen Schnauben wandte Lukos sich um und zog sich, gefolgt von seinen Handlangern, durch einen der freien Gänge zurück. "Glaubt bloß nicht, dass das hier schon vorbei ist. Das wird noch Folgen haben, für alle von euch!" Erst als die Gruppe außer Sicht war, senkte Logen die Waffe wieder und wandte sich den anderen zu. Nachdem Lucy Viktor einigermaßen wieder zusammengeflickt und von der Magnetschelle befreit hatte, schaute der mit leicht ramponierten Gesicht zu ihnen auf. "Danke für die Hilfe, Leute. Ohne euch wärs wohl nicht so glimpflich ausgegangen." "In was für ein Mist bist du diesmal reingeraten? Wenn wir nicht..." Während Lucy sich um Viktor kümmerte, gesellte Logen sich derweil zu Joe und Roke die etwas abseits standen. Seine Leute behielten immer noch alle Gänge im Auge. "Ich will ja nicht beschweren, aber...wo seid ihr so plötzlich hergekommen?" "Das wüsstest du gerne, was? Erstmal waren-" "Wir waren gerade auf dem Schießstand, als er Viks Nachricht bekommen hatte.", fiel Joe ihm ins Wort, da er nicht die geringste Lust auf eine von Rokes ausschweifenden Erzählungen hatte. "Hey, verrat doch nicht gleich alles!" Wie sich herausstellte, hatte Roke sie in aller Eile eingesammelt und war auf die gleiche Idee wie Logen gekommen. Zum Schluss mussten sie nur noch den Schüssen folgen. "Da hattet ihr ja Glück, dass wir noch rechtzeitig kamen. Wollten die doch tatsächlich ernst machen..." "Also was das angeht..." "Nein, ich wills gar nicht wissen wo ihr da reingerutscht seid. Außerdem schulden wir euch sowieso noch was." "Tja, dann Danke ... ach und nebenbei, wem von euch ist eigentlich dieses Kunststück gelungen?" Die Pistole hochhaltend, tippte er auf die zerfurchte Einkerbung. "Oh, das war Tosaka. Hey Tosaka, komm mal her." Der Name sagte ihm jetzt nichts, musste wohl einer der Neuen sein. Logen wollte gerade zu reden anfangen, als er bemerkte, dass sich unter der Militärkappi das zierliche Gesicht einer Frau versteckte. Unbewusst stutzte er. "Yoko Tosaka, ist sozusagen unser neues Scharfschützen-Ass. Logen wollte mal deine Präzision loben.", beendete Joe die Vorstellung. "Achja?" Zweifelnd musterten ihn ihre gelben Augen, halb verdeckt durch das tiefschwarze Haar, welches ihr nur bis kurz unter die Ohren reichte. "Sonderlich beeindruckt sieht er mir nicht aus. Glaubt er etwa eine Frau hätte das nicht hinbekommen?", fragte sie Joe mit einem lauernden Unterton. "Was?! Nein...das war nur...dein Name...", versuchte Logen sich ungeschickt zu erklären. Das spitzbübische Lächeln, welches sich kurz darauf bei ihr einstellte ließ ihn erneut inne halten. "Lass gut sein Süßer, ich hab nur einen Scherz gemacht. Aber ich komm darauf zurück... vielleicht gibst du mir ja mal einen aus." Logen wusste nun gar nichts mehr zu sagen, schaue sie einfach nur baff an. "Logen...", erklang plötzlich Lucys Stimme hinter ihm, das es ihm eiskalt den Rücken hinunterlief. Wie lange sie da schon stand konnte er nicht sagen, an ihrem Gesichtsausdruck sah er aber, dass sie zumindest Yokos letzte Worte mit bekommen hatte. "Ähm...ich wollte nur..." Logen wollte auf Yoko deuten, die war aber bereits wieder verschwunden. Hilfesuchend schaute er zu Joe, der sich aber auch schon davonmachte. Fuck. Ich bin sowas von Tod. II. Mit einer Zornesfalte im Gesicht trat Lukos in seine weitläufige Kabine und ging zu seinem Schreibtisch hinnüber. Kurz darauf folgte Hays, der sich lässig in einen der gepolsterten Sessel sinken ließ. "Der Plan hat ja wirklich super funktioniert. Hätten wir gleich..." "Von Ihnen brauch ich keine verdammten Ratschläge!", schnitt Lukos ihm gereizt das Wort ab und holte aus einer Schublade einen Flachmann hervor. "Sicher? Nach ihrem rumgeballere dort, wird sich uns so eine Gelegenheit bestimmt nicht noch einmal bieten." "Ein unbedeutendes...Missgeschick, nichts weiter." "Nur ein Missgeschick? Nachdem was ich bisher gehört habe, wird uns beim nächsten Mal vermutlich das ganze Regiment in die Quere kommen." Lukos wollte noch etwas erwidern, als plötzlich Leben in sein MobiGlas kam. "Bin mal gespannt wie sie denen das erklären..." "Seien Sie still!" Mit einem selbstgefälligen Lächeln lehnte Hays sich zurück, während Lukos sich an seinen Schreibtisch setzte. Er hatte seine Hand bereits ausgestreckt, griff dann aber noch einmal nach dem Flachmann. Nach einem kurzem zögern, klappte er schließlich sein Mobiglas auf. "Haben Sie was wir benötigen?", schnarrte eine ungeduldige Stimme hervor. Sein Auftraggeber musste seine Nervösität bemerkt haben, wurde doch ein gestochen scharfes Bild von ihm übertragen. Lukos konnte dagegen nur auf eine simple Audioübertragung starren. "Nun...nicht direkt..." Das darauf keine Antwort kam, verhieß nichts gutes. "Es gab gewisse Komplikationen müssen Sie wissen. Wir wurden in ein Falle gelockt und die von Ihnen bereitgestellten Männer-" "Verschonen Sie uns mit ihren Ausreden. Wenn lag es an Ihrer Inkompetenz den Trupp von Herrn Hays entsprechend sinnvoll einzusetzen. Also, können wir immer noch mit der Sicherstellung der Daten rechnen?" "Das könnte-" "Nur wenn Sie es auf ein Blutbad in den Mannschaftsquatieren anlegen wollen.", dröhnte plötzlich Hays Stimme in seinem Rücken hervor und ließ ihn unwillkürlich zusammmenzucken. Es folgte eine längere Pause, wobei jede Sekunde Lukos nur noch mehr ins Schwitzen brachte. Nicht das er sich auch nur den kleinsten Gedanken um die Soldaten machte, nein. Vielmehr sah er mit jedem Wort von Hays, seine einzustreichende Summe an Credits schwinden. "Nein, wir befinden uns noch immer im Anfangsstadium. Eine Entdeckung zu diesem Zeitpunkt können wir uns auf keinen Fall leisten. Zwar hatten wir gehofft das Problem mit Hilfe von Mister Ryant schnell und leise aus der Welt zu schaffen, aber da er dazu anscheinend nicht in der Lage ist...Von nun an übernehmen Sie das Kommando Hays, verstanden?" "Diesem grobschlächtigen Schläger wollen sie allen ernstes-" "Mister Ryant, wir haben Sie wegen der ihnen zur Verfügung stehenden Kontakte und Berechtigungen angeheuert, nicht wegen der bei Ihnen kaum vorhandenen Führungsqualitäten. In diesem Falle sind wir aber nunmal auf Sie angewiesen, ob es uns gefällt oder nicht. Es sei denn Sie wollen unbedingt das wir uns nach einem Ersatz für Sie umsehen." Innerlich erschauderte Lukos, blieb ihm die unterschwellige Botschaft nicht verborgen. Bei solchen Leuten kündigte man nicht einfach so. "Nein, natürlich nicht. Alles wird so geschehen wie Sie verlangen." "Freut uns das zu hören. Vielleicht sind sie ja doch zu etwas nutze. Dann werden wir wohl auf eine radikalere Alternative zurückgreifen müssen. Das wir aufgrund Ihres Fehlverhaltens keinen Zugriff mehr auf die Daten erhalten ist zwar bedauerlich, aber nur von zweitrangiger Bedeutung. Vielmehr kommt es darauf an, dass niemand diese zu Gesicht bekommt." EIn leises Piepen zeugte von einer abgeschlossen Datenübertragung, welche sich kurz darauf von selbst öffnete. Zum Vorschein kam die Projektion eines Planeten, umgeben von den verschiedensten Informationen. Hays beugte sich nach vorn und schien sofort zu wissen worum es sich handelte. "Sind Sie sich ganz sicher, Sir? Bei der Nähe...die Ausmaße wären unvorhersehbar." "Genau das ist der Punkt. Wir können es uns einfach nicht leisten, dass irgendetwas davon nach oben durchsickert. Aber denken sie doch nur einmal an die Vorteile welche sich ergeben würden. Den Aufschrei der verursacht würde...sie bekämen erheblichen Zuspruch für ihre Sache, nicht wahr?" "Unsere Sache...", grummelte Hays. "Aber ja, natürlich doch...mein Fehler. Wie dem auch sei, in Kürze wird sich einer unserer Kontakte bei ihnen melden. Stellen Sie sicher, dass er alles notwendige erhält und geben Sie ihm einen ihrer Männer mit. Je weniger an dieser Sache direkt beteiligt sind, desto besser." "Sicher, ich werde es in die Wege leiten." "Sehr schön, dann lassen sie uns jetzt-" "Ähm...Ich...Ich verstehe nicht ganz, was soll das werden?", mischte Lukos sich vorsichtig wieder ein. "Sie haben ihm nichts erzählt, Hays?" Als Lukos den genervten Unterton in dessen Stimme vernahm, wünschte er sich er hätte den Mund gehalten. Was interessierten ihn auch schon die schmutzigen Geschäfte seines Auftragsgebers? Er wollte eigentlich nur endlich sein Geld kassieren und sich dann irgendwohin absetzen, stattdessen ritt er sich immer weiter in die Scheiße hinein. "Nein, Sir. Ich hielt es für besser-" "Ja, ja, sicher doch. Diesen Umstand sollten wir jetzt aber schnellstmöglich ändern. Es wird Zeit ihnen unsere Art der Problemlösung vorzustellen..." Als Lukos mit anhören musste wie ihr nächster Schritt aussah, kam ihm die Idee die Mannschaftsquartiere zu stürmen, geradezu lächerlich einfach vor. Was diese Typen aber vorhatten, war verdammt nochmal wahnsinnig. Zurück in ihrer Kabine angelangt, lauschte Lucy schweigend ihren Ausführungen. Wohl oder übel erzählten sie ihr alles was sie wussten, eine Lüge hätte sie sofort durchschaut, da war Logen sich sicher. "Damit ich das richtig verstehe, ihr beklaut einen Konzern, wisst noch nicht einmal was ihr da überhaupt klaut und dazu noch mitten in einem Rettungseinsatz?!" Aufgebracht ging Lucy immer wieder in der Kabine auf und ab, war sie doch alles andere als begeistert. "Verdammt Logen, das ist Plünderung! Normalerweise müsste ich euch sofort melden!", sagte sie gereitzt, wobei sie ihn vorwurfsvoll anschaute. Es folgte ein Fluch nach dem anderen, während sie sich wütend durch die Haare fuhr. "Dann versucht dieses Arschloch auch noch uns abzuknallen. Hier, auf diesen gottverdammten Träger! Ihr seid doch...ohh, ich fass es einfach nicht!" Keiner traute sich etwas zu erwidern, denn das Resultat wäre wohl nur eine gebrochen Nase gewesen. Selbst Rokes Belustigung, dass er diesmal nicht involviert war hielt nicht lang an. "Und was ist jetzt mit den Daten, hinter den diese Typen her waren? Ich dachte ihr habt die gelöscht?", herausfordernd sah sie Viktor und Logen an. "Das...ähm...stimmt nicht so ganz.", kam es leise von Viktor. "Du und deine verdammte Neugier, ich hätte es wissen müssen.", sagte Logen leicht verägert. "Aber egal... was hast du damit gemacht?" "Also... ich hatte zwar die Daten auf dem MobiGlas gelöscht, aber sie vorher noch auf einem externen Chip gespeichert... nur zur Sicherheit." Unnachgiebig starrte Lucy ihn an. "Wo ist er?" Wortlos gab Viktor sich geschlagen und verschob den Tisch unter den Lüftungsschacht. Mit schnellen Handgriffen hatte er das Gitter entfernt und fummelte im Inneren herum. Es zischte leise und er verzog noch das Gesicht, aber schließlich hielt er etwas in der Hand das eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Datenspeicher aufwieß. "Das hast du als Versteck benutzt? Ernsthaft?", fragte Logen ungläubig. "Hat funktioniert oder nicht? Hier, steck den in dein MobiGlas." Logen tat wie ihm geheißen und warte die Übertragung ab. Währenddessen fing Viktor an zu erklären. "Ich sags euch gleich, allzu viel kann ich euch nicht verraten. aber was ich zwischen den ganzen Datenmüll über Pflanzen und Tiere gefunden hab, interessiert euch bestimmt. Das Rückverfolgungssystem konnte ich aushebeln-" "Das hat ja großartig geklappt..." "Ja, gefunden haben sie mich trotzdem, aber ich glaub das lag eher daran das der alte Bastard geredet hat. Jedenfalls-" Ein lautes Klopfen an der Kabinentür unterbrach ihn und verleitet nicht nur Logen dazu, seine Pistole zu entsichern. Zwar hatten Joe und seine Leute dafür gesorgt, dass jeder informiert war das sie vielleicht noch unangemeldeten Besuch bekämen, aber man konnte ja nie wissen. Logen war immer noch etwas verwundert, dass es für die anderen keine große Rolle zu spielen schien, worum es dabei überhaupt ging. Der Zuspruch durch Joe und seine Einheit hatte alle Zweifel wie weggeblasen. Das 83. hielt zusammen, komme was da wolle. Als Lucy die Tür gewaltsam aufriss, ließ er seine Gedanken hinter sich. "Was ist?!", blaffte sie den Störenfried an. Die Hand noch erhoben um ein weiteres Mal anzuklopfen, stand unerwarteterweise Colonel Calendorn vor ihr. Die wohl einzige Person im Regiment, die noch nichts von ihrer aktuellen Lage wusste. "Komme ich ungelegen...Sergeant?" "Äh...Sie...ähm...Sir, Nein, Sir!", versuchte sie es noch zu retten und salutierte schnell. Logen ebenso überrascht, ließ schnellstens die Waffe verschwinden und tat es ihr gleich. Roke und Viktor schlossen sich umgehend an. "Gibt es ein Problem? Sie wissen Sie können jederzeit zu mir kommen." Calendorns Blick blieb an Viktor hängen. "Egal um was es sich handelt." Lucy zögerte, dass konnte Logen ihr anmerken. Sie könnten jetzt alles beichten, aber war das schlau? Wenn es sich doch nur um legalen Firmeneigentum handelte, hätten sie ein ziemlich großes Problem. Bevor Lucy noch etwas sagen konnte ging er dazwischen. "Nein, Sir, alles ist bestens. Er war nur etwas... übereifrig beim Training heute, nicht wahr?" Eifrig nickte Viktor, zu seiner beruhigung spielte er mit. "Weshalb wollten sie uns denn sprechen, Sir?", wechselte er schnell das Thema. "Nun gut... Also in kürze findet eine Besprechung im CIC statt und ich würde ihre Einheit gerne dabeihaben. Es gibt da einen kleinen Sonderauftrag für den mich einige Trupps begleiten müssten.", er musterte sie alle noch einmal sorgfältig, "Worum es auch immer gerade ging, sie haben eine Stunde es zu klären, dann treffen sie mich dort, ja?" "Natürlich, Sir." Nickend verabschiedete er sich und ging wieder. Mit einem erleichterten Seufzer schloss Lucy die Tür. Langsam schien ihre Wut auch nachzulassen. "Ein Sonderauftrag? Was meint ihr was dürfen wir diesmal platt machen?", spielte Roke sich wieder auf. "Das finden schon noch früh genug raus. Im Moment haben wir dringendere Probleme, meinst du nicht? Viktor, was war jetzt mit den Daten?" "Also was das angeht... Ich hab eine verschlüsselte Datei gefunden, aber wenn ich das mit den Programmen versuche zu knacken die ich hier habe, ist die Gefahr recht groß das ich aus versehen alles dabei lösche. Bisher hab ich mich da also nicht rangewagt." "Hast du überhaupt was rausgefunden?" "Sicher, aber das wird euch nicht gefallen.", sagte er und tippte in schneller Reihenfolge etwas in Logens MobiGlas. Verschnörkelte Symbole bildeten sich heraus, was eindeutig eine Schriftart war. Logen war sich sicher soetwas schonmal gesehen zu haben. "Was soll das sein?" Viktor grinste ihn wehmütig an. "Lass mich das mit einer Gegenfrage beantworten. Spricht einer von euch zufällig Vanduul?" Logens Gedanken überschlugen sich, dass hatte er nun am wenigsten erwartet. "Du verarscht uns, oder? Was haben die Dinger damit zutun?", fand Roke als erstes seine Worte wieder. "Glaubt mir das würde ich auch nur zu gerne wissen, aber nachdem ich es durch jeden mir bekannten Übersetzer gejagt hatte, kam bei allen nur das gleiche raus ... Unbekannter Dialekt." "Wir haben also gar nichts, einfach großartig.", sprach Lucy aus was sie alle dachten. Es konnte sich alles möglich darin befinden, schoss es Logen durch den Kopf. Ob es sich nun um neuartige Technologie, Informationen zu Flottenbewegungen oder doch einfach nur um nutzlose Essenspläne von den Viechern handelte, konnten sie aber nur spekulieren. "Was machen wir jetzt damit? Doch dem Colonel geben?" Kaum hatte Roke es ausgesprochen, bekam er von Lucy auch schon einen Schlag auf den Hinterkopf. "Idiot! Was glaubst du was der mit uns machen wird, wenn wir irgendwas von einem gestohlenen Datensatz erzählen, ohne auch nur den leisesten Schimmer was wir da überhaupt gefunden haben? Wahrscheinlich sitzen wir dann erstmal bis zur nächsten Kernwelt in der Brick fest." Während Roke sich über den schmerzenden Schädel rieb, kam Logen plötzlich eine Idee. "Wir machen doch als nächstes halt im Centauri System, da finden wir doch bestimmt alles was du brauchst, oder Vik?" "Hmm...", nachdenklich fasste er sich an die Stirn, "Klar, wenn ich mich ein wenig umhöre..." "Gut, denn was auch immer da drauf ist sie wollens anscheinend unbedingt wieder haben. Sollte Lukos also etwas versuchen, können wir das immer noch als Druckmittel einsetzen. Solange müssen wir uns einfach bedeckt halten. Was meint ihr?" Viktor und Roke stimmten ihm nach kurzem überlegen zu, nur Lucy schaute ihn noch einen Moment abschätzend an. Schließlich nickte sie jedoch zustimmend. "Na gut, dann haben wir fürs erste einen Plan. Als nächstes müssen wir aber erstmal ins CIC, schon vergessen? Vik, Roke bewegt eure Ärsche hier raus, wir treffen uns später dort.", scheuchte Lucy die beiden auch schon aus der Kabine. Klappernd fiel die Tür ins Schloss und bevor er sich versah, fand er sich auch schon mit dem Rücken zur Wand wieder, Lucy nur wenige Zentimeter vor sich. "Also Logen...", wisperte sie ihm verführerisch ins Ohr, während ihre Hand langsam in seinen Schritt glitt. "Was hast-" Schmerzhaft musste er nach Luft schnappen, als sie begann mit ihren Fingern zuzudrücken. "...zuerst wird wegen euch auf mich geschossen, dann erfahr ich das du im Einsatz was mitgehen lässt und dann auch noch diese...Tosaka, was sollte das werden?!", fragte sie jetzt weitaus energischer und einem eisigen Unterton in der Stimme, wobei sie Tosakas Namen geradezu ausspie, als hätte sie in einen verdorbenen Apfel gebissen. "Was das..? Gar nichts, sie hatte damit angefangen. Tosaka sieht zwar nicht schlecht aus, aber-" Das ihr die Antwort nicht gefiel, ließ sie ihn sogleich fühlen, wobei sie noch ein wenig fester zupackte. "Findest du ja?" "So war das nicht gemeint, ich...", erneut musste er aufstöhnen. "Das heißt du wolltest ihr nicht in nächster Zeit bei einem Drink Gesellschaft leisten?" "Nein, nein, das..." Logen stutzte, als sich ihr Griff leicht veränderte und er ihr lüsternes Lächeln bemerkte, welches sie ihm zuwarf. Er war schon wieder drauf reingefallen, dämmerte es ihm. Sie hatte die ganze Zeit nur mit ihm gespielt, wusste er doch eigentlich, wie sehr sie es liebte ihn zappeln zu lassen, kurz bevor... "Du bist ein Biest, weißt du das?", raunte er ihr zu. "Ich weiß eben was dir gefällt..." Ihr Lächeln wurde nur noch breiter und als sie merkte wie sich Logens Erregung zu steigern begann, küsste sie ihn unvermittelt. "Machen wir da weiter, wo wir heute Morgen unterbrochen wurden und treiben dir auch den letzten Gedanken an diese Tusse aus..." "Zu Befehl, Sergeant.", sagte er noch und zog sie zu sich heran. Kurzerhand hob er sie hoch und Lucy schlang ihre Arme und Beine um ihn, so dass sie wie ein Äffchen an ihm klammerte. Mit einem Ruck warf er sie herum und drückte sie mit seinem Gewicht gegen die Wand, was ihr ein leises Stöhnen entlockte. "Gott, ich liebe dich..." Sie schaute ihn daraufhin mit ihren tiefblauen Augen an und es kam ihm so vor, als könne sie direkt in seine Seele blicken. Was würde er nur ohne diese Frau tun? "Ich liebe dich auch.", hauchte Sie ihm zu und erneut versanken sie in einen leidenschaftlichen Kuss. Schließlich stießen sie sich wieder von der Wand ab und stolperten noch ein paar Schritte durch den Raum, bevor sie fest umschlungen in eine der Kojen fielen. In der abgedunkelten Kammer des CIC´s hatten sich die angeforderten Squads des 83. eingefunden. Beleuchtet von den unzähligen Amaturen der Navigationsoffiziere, stand Lucy mit den anderen Truppführern um einen riesigen Holo-Tisch verteilt und wartete auf das Erscheinen des Colonels. Ein Stück dahinter stand Logen und der Rest der Einheiten, während leise miteinander getuschelt wurde, wusste doch keiner so recht weshalb sie eigentlich hier waren. "Was grinst du eigentlich so dämlich?", fragte Roke ihn nach einer Weile. "Hm? Tu ich das? Ist mir gar nicht aufgefallen..." Roke folgte seinem Blick und konnte sich sofort alles zusammenreimen. "Oh verstehe, ihr hattet wohl noch eine kleine Nachbesprechung? Kein Wunder das ihr fast zu spät gekommen seid." "Ein Gentleman genießt und schweigt." "Ja, ja, schon klar. Wie kannst du nur so ein verfluchtes Glück haben ... meinst du ich könnte es mal bei der neuen, Tosaka, versuchen?" "Oh, tu dir da bloß keinen Zwang an.", sagte er noch zu Roke und wandte sich auch schon Viktor zu, "Hey Vik, wie wärs mit einer kleinen Wette ... wann Tosaka ihm zuerst in die Eier tritt?" "Sehr hilfreich, Jungs...", grummelte Roke dazwischen, während die beiden ihr Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekamen. "Achtung!", schallte es vom Eingang her, als der Colonel eintrat. Colonel Calendorn trat ein, gefolgt von einigen seiner niedrigrangigeren Offzieren. Seine schlichte graue Uniform saß ihm wie angegossen, während sich mehrere kleine Orden auf Brusthöhe befanden. Die einfachen Kampfstiefel erzeugten ihren typischen Klang, als er sich an der Spitze des Holo-Tisches einfand und seine Mütze darauf ablegte. In vielerlei Hinsicht wirkte er mehr wie ein einfacher Soldat und nicht wie der Befehlshaber über ein ganzes Regiment. Nur seine Gesicht verriet seinen langjährige Erfahrung und spiegelte eine Selbstsicherheit wieder, welche durch unzählige Einsätze geprägt war. Im Gegensatz zu vielen anderen, mischte er sich gerne unter die Truppe und genoss auch entsprechende Sympathien. Das er ihr Squad zu dieser Besprechung persönlich eingeladen hatte, war nichts ungewöhnliches. Alle nahmen sofort zackig Haltung an und salutierten. Er erwiderte die Geste leicht und deutete ihnen sich wieder zu rühren, bevor er anfing. "Wie sie alle wissen sind wir zurzeit im Anflug auf das Centauri System, um uns dort neu aufzumunitionieren und einige notwendige Wartungen durchzuführen. Dort wird das Regiment auch die Möglichkeit auf Landurlaub haben. Von dort werden wir eine Zeit lang an der Grenze patroullieren, bis wir neue Einsatzparameter erhalten." Bei der Ankündigung hob sich die Stimmung leicht, waren sie doch schon zu lange auf dieser fliegenden Metallbox gefangen. Logen bemerkte aber, dass Calendorn den Enthusiasmus nicht recht teilte, offenbar hielt er noch etwas zurück. "Ich weiß sie können es kaum erwarten sich an Land mal wieder auszutoben, aber vorher habe ich noch einen kleinen Sonderauftrag für sie, wie ich schon erwähnte. Während wir uns also auf Centauri zubewegen, fliegen wir an den Randsystemen vorbei, dort befindet sich eine Kolonie die wohl demnächst den Status einer repräsentanten Welt erhalten wird. Einige Inspektoren vom Subkomitee Expansion und Entwicklung werden sich dort einen letzten Überblick über die dort herrschenden Zustände machen und alles weitere einleiten. Sie werden zugleich für den persönlichen Schutz zuständig sein, als auch unsere geliebte Army zu repräsentieren. Zusätzlich werden sie mit mir die planetare Miliz inspizieren, um eine flüssige Übernahme in die UEE Army zu garantieren." Im nächsten Moment rückte auch schon ein makelos gekleideter Anzugträger an und begab sich an Calendorns Seite. Ein perfekt geübtes Lächeln schlug ihnen entgegen, konnte aber über die unverfrorene Verschlagenheit nicht hinwegtäuschen. "Ich darf mich vorstellen, Calvin Morray, ich bin der Leiter dieser Abteilung." Was folgte war ein endloser Vortrag nach UEE Standardprotokoll, darüber wie wichtig und bedeutsam ihre Rolle hier bei doch war. Doch im Nachhinein lief es für Logen nur darauf hinaus, dass sie für ein paar arrogante Schnösel die Babysitter spielen sollten. Mal abgesehen vom Colonel vielleicht. Es könnte nicht besser werden. III. Zischend drückte Petrov seinen letzten Stim aus und warf ein paar Credits auf den Tresen. "Ich würd ja liebend gern noch bleiben, aber ich hab keine Lust hier noch bis morgen früh festzuhängen." Fred griff sich sofort die Credits und zählte sorgfältig nach. "Kein Trinkgeld?", fragte der mürrisch. "Trinkgeld? Für den...ach vergiss es. Hier, du elender Halsabschneider." Auf den Weg nach draußen, schnappte Petrov sich in einem unbeobachteten Moment noch eine Packung Stims und verschwand dann in Windeseile durch den Vordereingang. Draußen schlängelte Petrov sich durch die Passanten, die ihm hin und wieder ein paar komische Blicke zuwarfen. Sein blauer Arbeitsoverall, überall mit Flicken übersäht, passte nunmal nicht recht ins Stadtbild. Vielleicht brauchte er aber auch bloß mal wieder eine Dusche. Während er weiterhin nach einem der Stims kramte, versuchte er die aufdringliche Werbung von den Videoleinwänden und die vorbeihuschenden Gleiter zu ignorieren. Gerade als er einen gefunden hatte, bog er um die Ecke und lief direkt in irgendjemanden hinein. Fluchend glitt ihm der Stim aus den Händen und landete, was auch sonst, in der einzigen Pfütze weit und breit. "Welches dumme-", war er im Begriff zu sagen, als er eine Gruppe UEE-Soldaten und eine Straßensperre vor sich ausmachte. Eine Straßensperre? "Fuck, ihr wollt mich wohl verarschen. Was soll das hier?", schimpfte er los, dass sich einige Passanten neugierig zu ihnen umdrehten. "Ist gesperrt.", kam die Antwort, als wäre damit alles gesagt. "Das seh ich selbst, Arschloch! Aber einige Leute müssen da auch durch um zu arbeiten." "Dann suchen Sie sich halt einen anderen Weg, hier gehts auf jeden Fall nicht weiter." Petrov hätte diesen Typen am liebsten eine reingehauen, aber dann wäre eine verspätete Lieferung wohl sein geringstes Problem gewesen. "Scheiß UEE...", murmelte er noch vor sich hin, drehte sich dann aber wieder um. Ziellos wanderte er danach noch eine Weile durch die Straßen, ihm fiel aber nichts mehr ein wie er noch rechtzeitig zu seinem Transporter kommen sollte. Irgendwann fand er sich auf einer kleinen Anhöhe in der Stadt wieder, von der man einen idealen Blick auf die Parade haben würde. Da er heute sowieso nirgendswo mehr hinkommen würde, beschloss er kurzerhand sich die Parade anzutun. Wenn denen ein ähnliches Missgeschick wie bei den Proben passierte, könnte es vielleicht noch ganz amüsant werden. Gelangweilt lehnte er sich an das weitläufige Geländer, an dem sich bereits ein paar andere Schaulustige versammelt hatten. Den Stim schon zwischen den Finger, wurde er auf einen gestriegelten Kerl neben sich aufmerksam, der verärgert auf sein MobiGlas einredete. "Joslin? Joslin? Verdammt, warum muss ausgerechnet jetzt die Verbindung abreißen!" Trottel, dachte er sich. Bei den ganzen Leuten hier war es kein Wunder, wenn das Netz überlastet würde. Er nahm noch einen tiefen Zug und schaute auf die Prozession hinunter die soeben seinen Anfang nahm. Zu seiner Entäuschung war der bisherige Ablauf absolut fehlerfrei und so wich sein Blick zu der übergroßen Tribühne aus, wo sich die hohen Tiere versammelt hatten. Zwar konnte er von hier aus nicht viel erkennen, dennoch war er sich sicher das ihre ehrwürdigen Würdenträger schon längst damit begonnen hatten den Abgestellten der UEE in den Arsch zu kriechen. Schließlich würde eine neue Regierung gebildet und jeder wollte ein größtmögliches Stück vom Kuchen abhaben. Zum Glück war seine Schwester nicht zwischen all den unterwürfigen Feiglingen. Plötzlich legte sich ein dunkler Schatten über Petrov und alle Anwesenden, was ihn automatisch dazu veranlasste nach oben zu schauen. Wie sich herausstellte war gerade ein Frachter, gerade noch groß genug um in die Atmosphäre einzudringen, mitten im in den Startvorbereitungen und würde wohl erst vollständig durch das Wolkenmeer entschwinden, wenn es die Parade passiert hatte. "Wenigstens einer der von hier verschwinden kann..." "Scheinen wohl nicht alle glücklich mit unserer Anweseheit zu sein, was?" Roke nickte zu dem Stänkerer hinüber, der gerade wieder in der Menschenmenge verschwand. Grummelnd stimmte Logen zu. Er hätte nichts gegen eine kleine Abwechslung gehabt, standen sie doch nun schon fast eine halbe Ewigkeit an der Absperrung herum. Dazu kam noch die ständige Kälte die auf dem Planeten herrschte und ihm in den Leib fuhr. Die ganze Nichtstuerei zerrte an seinen Nerven. Seit einigen Tagen waren sie nun schon auf Aratea unterwegs, welcher seinen Namen wirklich alle Ehre machte. Hauptsächlich waren sie bei irgendwelchen Inspektionen des Colonel dabei. Das sie dabei eine ziemlich untergeordnete Rolle zu spielen hatten war abzusehen und so gab es für sie meist auch nicht mehr zutun, als daneben zu stehen und stumpf alles abzunicken. Ihre Aufgabe hier stellte nur einen weiteren Tiefpunkt ihrer Reise dar. Über Funk kam nur das aktuelle Geschnatter, einmal ausgenommen von der letzten Meldung. Im Schiff des Colonels schien wohl irgendetwas durchgeschmorrt zu sein, wodurch sich ihre Abreise noch um ein oder zwei Tage verzögern würde. Logen ächzte als er das hörte. Großartig, jetzt hängen wir hier... Fast hätte er ein kleines blondes Mädchen übersehen, dass auf einmal aus der Menge kam und an ihm vorbeilaufen wollte. Sie konnte höchsten acht sein. "Moment mal, hier gehts nicht durch." Schnell stellte er sich ihr in den Weg, wo sie dann plumpsend von seinen Beinen zurückfederte. "Hörst du schlecht? Hau wieder ab.", sagte er barsch, da er keine lust hatte sich allzu lange mit ihr aufzuhalten. Eingeschüchtert schaute sie zu ihm auf, ragte doch sein dunkler Schatten über ihr auf. Wollte sie etwa anfangen zu heulen? Gerade wollte er sie erneut auffordern, da tauchte plötzlich Lucy neben ihm auf. "Hey Kleine, hast du dich verlaufen?", sprach sie das Mädchen freundlich an und hockte sich zu ihr. Unsicher schaute sie zuerst von Lucy zu Logen, nur um dann vorsichtig zu nicken. "Oh, vor dem blöden Grobian hier brauchst du dich nicht zu fürchten.", Lucys strafender Blick dabei entging ihm nicht. "Der ist bloß neidisch auf den schönen Schal den du da hast." Nach kurzem zögern lächelte das Mädchen zurück. "Wie ist denn dein Name, hm?" - "Ta...Talia." - "Wirklich? So heißt meine kleine Schwester auch, weißt du? Sie hat sich auch gerne mal verlaufen, aber ich hab sie immer wieder gefunden. Komm lass uns nach deiner Mutter ausschau halten." Logen seufzte. Frauen und Kinder... Es dauerte nicht lange, dann kam bereits eine verzweifelt aussehende Mutter angelaufen. Erleichtert schloss sie ihre Tochter in die Arme, und bedankte sich überschwänglich bei Lucy. Fröhlich trabte sie zu ihm zurück. "Kinder sind nicht so dein Ding, oder?" "Nein, nicht wirklich. Sie sind so...ach ich weiß auch nicht." Keck lächelte sie ihn an und ging an ihm vorbei. "Hey, die Ablösung ist da." "Das wurde aber auch Zeit.", beschwerte Roke sich. "Ich brauch unbeding was zu futtern!" Nicht weit von der Straßensperre entfernt hatten sie ihr Shuttle abgestellt, wo sich auch ein kleiner Laden mit allerlei Leckereien befand. Natürlich hatte Roke den von Anfang an ins Auge gefasst. Zwar war Lucy zuerst noch dagegen, doch als Logen seinen Arm um ihre Hüfte schlang und sie mit sich zog, hatte sich die Frage erledigt. Qualmend lehnte Petrov immer noch an dem Geländer und versuchte ein paar Kringel aus Rauch zu formen, scheiterte aber kläglich. Unterdessen näherte sich die Parade langsam dem Ende zu und da er von dem ganzen Trubel allmählich genug hatte, wollte er sich auch schon abwenden. Bei dem Geräusch von aufheulenden Triebwerken hielt er jedoch noch einmal an. Mehrere Cutlasses zogen mit Höchstgeschwindigkeit über seinen Kopf hinweg, wobei er bemerkte wie überall in der Stadt verteilt weitere Schiffe starteten. "Auch noch eine Flugshow? Da will wohl einer richtig Eindruck schinden." Gespannt beobachte Petrov die weitere Flugbahn, doch statt wie erwartet an der Tribühne vorbeizuziehen, stießen die Maschinen plötzlich durch die Wolkendecke und verschwanden aus seinem Sichtfeld. "Wie? Das wars?", fragte er sich verwundert, hatte er doch wenigsten ein kleines Künststückchen oder ähnliches erwartet. Aus den Augenwinkel nahm er noch wahr wie Bewegung in die Leute auf der Tribühne kam. Irgendwas schien hier nicht zu stimmen. Seine Aufmerksamkeit wurde wieder auf den Himmel gelenkt, als in den Wolken kleine Lichtpunkte aufflackerten. "Was zur...", weiter brachte er es nicht, blieb ihm doch vor Schreck der Mund offen stehen. Der übergroße Frachter, welcher sich eigentlich schon längst in der Umlaufbahn befinden sollte, brach plötzlich aus den Wolken hervor und stürzte in einer beängstigenden Geschwindigkeit dem Boden entgegen. Flammen hatten sich über die ganze Hülle ausgebreitet und kleinere Explosionen sprengten immer wieder Trümmer ab. Es sah nicht so aus als hätten die Piloten noch Kontrolle über das Schiff, wodurch der Aufschlag wohl mitten in der Parade erfolgen würde. Während Petrov noch nach einer Erklärung für diese Katastrophe suchte, sah er wie mehrere kleine Schiffe um den Frachter herum flitzten. Im ersten Moment dachte er noch sie wären dabei die aufkommenden Brände zu löschen, merkte aber schnell wie falsch er mit dieser Annahme lag. Sie schossen eindeutig auf den Frachter und lieferten sich mit den vereinzelten Cutlasses die noch übrig waren, heftige Feuergefechte. Er konnte einfach nicht fassen was da vor ihm passierte und die ganze Stadt schien in eine unheimliche Stille verfallen zu sein, starrten doch alle ungläubig auf den herabfallenden Frachter. Der Startschuss zur allgemeinen Panik wurde aber erst abgegeben, als sich die düstere Silhoutte eines zweiten Schiffes aus der Wolkenschicht schälte. Die Bauart war unverkennbar. "Nein, nein...Alex!", rief er den Namen seiner Schwester, auch wenn klar war das sie ihn nicht hören konnte. Im gleichen Moment wie er losrannte, schlug der Frachter der Länge nach auf und riss unzählige Gebäude mit sich. Unmengen von Dreck, Staub und Asche erhoben sich in die Luft und würden wohl in Kürze die ganze Stadt eingehüllt haben. Die Erschütterung erreichte ihn nur wenige Sekunden später, doch schaffte er es irgendwie sich aufrecht zu halten. Seine Gedanken kreisten jetzt nur noch um seine Schwester, alles andere war egal. IV. Kaum das sie wieder aus dem Laden kamen, stieß Roke erstmal einen dröhnenden Rülpser hervor. "So gut hab ich schon lange nicht mehr gegessen!" "Du wirst dich auch nie zusammenreißen können oder?" - "Unwahrscheinlich." Sofort wiederholte er das Schauspiel ein zweites Mal. Viktor winkte nur ab und während sie beide schon fast beim Shuttle angekommen waren. Logen hatte Lucy wieder zu sich rangezogen und so schlenderten sie langsam hinterher. "Sagt unser kleiner Vielfraß, wie?", flüsterte er ihr zu, so dass nur sie ihn hören konnte. Dafür das sie zuerst nichts essen wollte, hatte sie aufeinmal reingehauen, als hätte sie Tagelang nichts gegessen. "Hey, pass auf was du sagst, ich bin immer noch deine Vorgesetzte...", versuchte sie ihn mit ihrer strengen Stimme zu maßregeln, er bemerkte aber das ihr das ganze doch etwas peinlich war. "Stimmt, wie konnte ich das nur vergessen.", meinte er neckisch und zwickte sie spielerisch in den Hintern. Er wollte sich schon vor ihren Zorn in Deckung bringen, als plötzlich sein Funkgerät ansprang. Statisches Rauschen unterbrach immer wieder die Funksprüche, ließ ihn nur verzerrte Wortfetzen verstehen, bis die Verbindung ganz abbrach. Während er sich daran machte das Signal wieder zubekommen, drehten sich Roke und Viktor neugierig zu ihnen um. "Was ist los, braucht ihr... ach du Kacke." Rokes Augen weiteten sich vor Schreck und konnte nicht aufhören in den Himmel hinter ihnen zu starren. Viktor erging es ebenso, schüttelte es aber gleich wieder ab. Kurz darauf rief er ihnen irgendetwas zu, aber Logen achtete nicht wirklich darauf, versuchte er doch das Signal wiederzubekommen. Nun hatte sich auch Lucy umgeschaut, nur um dann blitzschnell nach seinem Arm zu greifen. "Weg hier, jetzt!" "Warte kurz, ich glaub ich habs gleich..." "Renn du Idiot!", schrie sie ihn an und wurde auch schon von ihr mitgerissen. Als er losrannte erhaschte er noch eine Blick darauf, was sie so beunruhigte. Einem flammenden Inferno gleich, raste ein riesiger Frachter ungehindert auf die Stadt zu und würde in wenigen Augenblicken aufschlagen. Und sie standen mitten im Weg. Gar nicht gut. "Alle in das Shuttle, das ist unsere einzige Chance!" Die Straße war bereits wie leergefegt, von ihren Leuten war auch niemand mehr zusehen. In höchster Eile quetschten sie sich alle hinein, während Logen sich gleich auf den Pilotensitz gleiten ließ, hatte er doch als einzigster eine Flugausbildung absolviert. Nunja, so halbwegs. "Mal schauen was diese Kiste drauf hat..." "Quatsch nicht soviel und starte einfach!", rief Roke panisch. Er schaute durch die Cockpitscheibe und sah was Roke meinte. Der Frachter krachte keine fünfhundert Meter vor ihnen auf den Planeten, was einem Erbeben gleichkam. Häuser knickten einfach wie Grashalme weg und verschwanden unter dem riesigen Rumpf, während es Menschen und alle Arten von Fahrzeugen geradezu verschluckte. Schnell ließ er seine Finger über die Kontrolltafel fliegen und brachte das Shuttle dazu sich langsam in die Luft zu erheben. Inzwischen hatte der Frachter ihre Position fast erreicht, wobei es ihm so vorkam als würde sich ihr Shuttle in Zeitlupentempo drehen. "Verdammt, das wird knapp!" Gerade wurde der Coffee-Shop von den riesigen Ausmaßen des Schiffes zermalmt, als das Shuttle explosionsartig seine Triebwerke zündete und sie in letzter Sekunde dem bevorstehenden Tod entriss. Erst als sie sich in einiger Höhe über der Stadt befanden, kamen sie wieder zu Atem. "Alle in Ordnung?", erkundigte sich Lucy. Bestätigendes Nicken machte die Runde, niemand schien etwas abbekommen zu haben. "Das war doch eben kein Unfall, oder? Ich mein so ein Teil stürzt doch nicht einfach so ab." "Das sollten wir lieber schleunigst rausfinden. Logen, wie siehst mit dem Funk aus, haben wir eine Verbindung?" "Nein, immer noch-" "Pass auf!", preschte Viktor plötzlich dazwischen. Ohne dessen Warnung hätte ihn die trudelnde Cutlass wohl frontal gerammt, so konnte er noch geradeso ausweichen. Brennend rauschte die Cutlass an ihnen vorbei und verschwand in der Schuttwolke. "Fuck, die wurde abgeschossen oder? Haben die jetzt so kurz vorm Eintritt noch einen Städtekrieg angefangen?", sprudelten die Fragen aus Rokes Mund hervor. "Ich wünschte es wäre so einfach...", meinte er, als er sah was da auf sie zugeflogen kam. Drei Scythes tauchten in solch einer präzisen Formation vor ihnen auf, dass jeder Navypilot neidisch geworden wäre. Sie hatten es eindeutig auf sie abgesehen, steuerten sie doch direkt auf ihr Shuttle zu. Er wusste bereits das die Raketen der Vanduuls sie erfassen würden, lange bevor überhaupt die Warnung dafür ansprang. "Wieviele von den Raketen können wir abwehren?", fragte Lucy leise. "Nicht genügend..." Da das Shuttle auf über keinerlei Bewaffnung verfügte, blieb ihnen nur eins übrig. Flucht. Statt aber wie von der Vanduul Jagdtruppe angenommen, kehrt zu machen, beschleunigte er das Shuttle auf Höchstgeschwindigkeit. Das die damit nicht gerechnet hatte, zeigte sich als er zwischen ihnen hindurch schlüpfen konnte, ehe sie darauf kamen die Hauptwaffen abzufeuern. Doch wendeten die Jäger sofort und nahmen die Verfolgung auf. Raketenwarnungen blickten sogleich wieder auf. Fluchend zündete er die Täuschkörper, wissend das trotzdem welche durchkommen würden. "Logen, flieg da dran vorbei!" Lucy zeigte auf einen Truppentransporter, vollgestopft mit Vanduuls, der gerade zur Landung ansetzen wollte. Wenn sie hierblieben, wurde ihm nun klar, waren sie sowas von am Arsch. Sie mussten von diesem Planeten runter. "Alles klar dann wollen wir dochmal sehen, wie gut eure Zielerkennung wirklich ist..." Er riss das Shuttle herum und ging tiefer, bis sie sich auf Höhe der noch stehenden Häuser befanden. Die G-Käfte zerrten an ihm, während er unter dem Truppentransporter hindurchflog und das Shuttle fast Senkrecht in den Himmel stieß. Mehrere Raketen konnte ihre Flugbahn nicht mehr rechtzeitig korrigieren und jagten in das Vanduulschiff, was durch eine spektakuläre Explosion in Fetzen gerissen wurde. Rauchend stürzten die Reste der Erde entgegen, derweil ihr Shuttle an Abstand gewann. "Verdammt, da haben wir ja echt Schwein gehabt, das die dich nicht in die Navy behalten haben.", meinte Roke beiläufig. Der kurze Moment der Erleichterung verschwand sofort wieder, als sie erneut als Ziel aufgeschaltet wurden. Eine Rakete hing immer noch hinter ihnen. Er versuchte noch den letzten Rest an Beschleunigung aus der Maschine zu holen, hoffte er doch darauf, dass der Rakete bald der Treibstoff ausgehen würde. Diesmal hatten sie jedoch kein Glück. Ihr linkes Triebwerk zerbarst unter der Explosion und warf ihr Shuttle herum. Wenigstens hatten sie mit dem verbleibenden Triebwerk noch genügend Auftrieb, um nicht wie ein Stein zu Boden zu fallen. "Haltet euch an irgendwas fest, wir gehen runter!", brüllte er, während er angestrengt versuchte das Shuttle nicht ausbrechen zulassen. Die Scythes schienen sich im Moment nicht mehr um sie zu kümmern, sollten sie wohl nur dafür sorgen, dass niemand entkam. Ein geringer Trost, aber immerhin etwas. "Scheiße, wir sind sowas von Tod!", schrie Viktor, als er sah wie die Stadt immer näher kam. "Schnauze Privat, hier geht niemand ohne meinen ausdrücklichen Befehl drauf, klar?!" Trotz der ernsten Situation musste Logen schmunzeln, hatte sie doch genau die richtigen Worte gefunden, damit Viktor sich wieder zusammen riss. "Was gibts da zu grinsen?", wand sie sich sogleich an ihn. Er schaute sie einen Moment an, bevor er antwortete. "Ich musste nur gerade daran denken, wie sehr ich dich liebe." Sie stutze, war das nicht wirklich der beste Zeitpunkt dafür. Dann schenkte sie ihm aber ihr wunderschönstes Lächeln und krallte sich noch etwas fester in den Sitz. "Wenn du nicht willst das ich uns noch früher zum abstürzen bringe, hälst du jetzt besser die Klappe." "Nun, runter gehen wir so oder so..." "Leute ernsthaft, muss das sein?! Wir krachen gleich in eine Stadt in der es nur so von Vanduul wimmelt, die uns umbringen wollen!" "Was beschwerst du dich eigentlich, Roke? Dir war es hier doch von Anfang an zu langweilig und kaum passiert mal was..." "Ja, ja. Verdammt, mach einfach keine Bruchlandung wie beim letzten Mal." "Hey, das war-" "Scheiße, schau nach vorne!" Kurz darauf wurden sie auch schon von der aufgewirbelten Schuttwolke verschluckt. Was folgte war ein ohrenbetäubender Lärm, der sich erst nach einer halben Ewigkeit zu legen schien. Schlagartig wurde Logen aus der Bewusstlosigkeit gerissen, als ihn eine schallende Ohrfeige traf. Krächzend schnappte er nach Luft und hustete ein paar Mal schwer, ehe er wieder klar denken konnte. Einen Augenblick orientierungslos, schaute er sich verwirrt um. Er hing immer noch im Pilotensitz fest, während vor ihm die Cockpitscheibe von mehreren Rissen durchsät war, doch schien sie noch zu halten. Dahinter konnte er gerade noch so die Überreste von der Inneneinrichtung einer Wohnung erkennen. Als er neben sich Lucy bemerkte, atmete er erleichtert auf. Ihr ging es gut. Dann sah er jedoch ihren besorgten Blick. "Was ist passiert?", kam es ihm mit rauer Stimme über die Lippen. "Einen riesen Schrecken hast du mir eingejagt, das ist passiert. Schwafelst erst solchen Schwachsinn und dann bewegst du dich nach dem Absturz nicht mehr. Mach sowas nie wieder mit mir!", meckerte sie ihn an, während sie ihn aus den Gurten befreite. "Du machst dir zu viele Sorgen, mir gehts gut.", sagte er leichthin. "Ich meins ernst, Logen. Ich... ich will dich wegen so einer Scheiße nicht verlieren, klar?" Das leichte zittern in Ihrer Stimme fiel ihm erst jetzt auf. Sie war nicht einfach nur vom Crash aufgewühlt, sie schien vielmehr richtig Angst um ihn gehabt zu haben. Kurzerhand stemmte er sich aus dem Sitz und schloss sie in seine Arme. Hämmernde Schläge auf Metall drangen währenddessen aus dem Passagierraum zu ihnen durch, was wohl hieß das Roke und Viktor an der verklemmten Shuttletür herum hantierten. Sie würden also noch einen kurzen Moment für sich allein haben. Anderfalls hätte sie wohl auch kaum ihre Verletzlichkeit so zur Schau gestellt. "Hey...meinst du etwa ich würde es zulassen, dass mir schon bei der erstbesten Gelegenheit das Licht ausgeknipst wird? Da müssen die schon schwerere Geschütze auffahren, wenn die mich loswerden wollen." Zufrieden nahm er wahr, dass sie sich durch seine Worte ihre Anspannung etwas zulegen schien. "Was glaubst du eigentlich ist für mich das wichtigste in dieser riesigen Galaxie, hm?" Mit großen Augen sah Lucy ihn an, fürchtete sie sich womöglich davor etwas falsches zu sagen? Unmöglich. "Na was wohl, du natürlich! Und nichts und niemand wird mich davon abhalten können, bei dir zu sein, verstanden?" Sie schniefte einmal leise und nickte ihm dann zu, nur um ihm darauf zu einem leidenschaftlichen Kuss heranzuziehen, welchen er auch sofort erwiderte. "Danke." "Wofür?" "Für... einfach für alles.", sagte sie zögerlich. Auch wenn es nur für den Bruchteil einer Sekunde dauerte, merkte er das da noch mehr war. Sie schien ihm noch etwas sagen zu wollen, änderte ihre Meinung aber schnell, als das Geräusch der herabfallenden Shuttletür zu hören war. Der Moment dafür war vorbei. Die Rufe von Roke und Viktor holten auch ihn in die Gegenwart zurück und es ließ ihn innerlich schmunzeln, dass sie inmitten einer brennenden Stadt noch Zeit für ein wenig Gefühlsduselei fanden. "Und jetzt brauchen wir wieder unseren unerbittlichen Sergeant zurück, klar? Ohne dich sind wir hier aufgeschmissen, wenn du also das Shuttle verlässt, erwarte...nein, weiß ich das du uns hier rausholen wirst." Flüchtig küsste er sie auf die Stirn, wobei sie sich sogleich etwas straffte und entschlossener denn je aus dem Shuttle kletterte. Hier gehts weiter -> http://www.star-citizens.de/blog/48/entry-256-teil-5-eine-frage-der-schuld-2/1 Punkt
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